Sie gehört einer der ältesten deutschen Pistolenfamilien an, deren Vorläuferin, die P 220, vor 40 Jahren auf den Markt kam. Ein Jahrzehnt danach wurde aus ihr für die XM9-Versuchsreihe des US-Militärs die P 226 entwickelt, die nun mit einem doppelreihigen 15-Schuss-Magazin aufwartete.
Erst für 9 mm Patronen ausgelegt, folgten P 226er in .40 S & W, .357 SIG und .22 l.r., zudem hat der Hersteller Dutzende von Versionen aufgelegt. Auch Modelle wie P 228 und P 224 basieren auf der P 226. Im Jahr 2014 kam mit der SIG Sauer P 226 LDC eine für Sportzwecke ausgelegte Variante. Der Namenszusatz steht für das „Long Dust Cover“ am Schlitten, das bis zur Mündung verlängert worden ist. So, wie in der Production Class des IPSC-Sports üblich. Zudem versah SIG Sauer das lange Cover mit einer Picatinny-Rail. Dann kennzeichnet sich die P 226 LDC durch ein Stahl - anstelle des sonst üblichen Aluminium-Griffstückes. Die Technik folgt dem für P 220 und P 226 üblichen - modifizierten Browning-Prinzip mit unten offener Steuerkulisse und einer Verriegelung per Block im Auswurffenster. Auch das Arrangement der Bedienhebel folgt dem von dieser Reihe Gewohnten. Doch das führt gleich mitten in den Test.
Zum Test der SIG Sauer P226 LDC:
Die Bedienelemente finden nur links und damit nur für Rechtshänder statt, aber wenigstens lässt sich der Magazinauslöser wechseln. Die Bedienhebel ließen sich von großen Händen gut, aber von kleinen nur schwer erreichen. Auf dem abgewinkelten Verschlussfang findet bei beidhändigem Anschlag von Rechtshändern der Schusshand-Daumen einen Ort der Ruhe. Was nach dem letzten Schuss dafür sorgt, dass die Pistole nicht offen bleibt. IPSC-Schützen freilich stört das weniger, da sie ihre Pistolen vorm Nachladen selten komplett leerfeuern (-2 Punkte).
Am Abzugs-Griff-Design ließ sich kaum etwas aussetzen: Ein satt die Hand füllender, dabei dank der auch am Rücken sorgsam angerauten Griffschale (von hinten aufgesteckt) rutschsicher liegender Griff – der aber kurzen Fingern den DA-Betrieb schwer macht (-1 Punkt). Bei der Verarbeitung missfiel die Brünierung der zwei 17-Schuss-Magazine der Italo-Marke Mec-Gar, da gibt es Besseres (-1 Punkt). Aber anerkennend vermerkt seien die Gummiböden der Behälter.
Zur Visierung: Top die Ausstattung der Testwaffe mit reichlich Lichtsammler-Stäben für das Korn. Und gut justierbar dank gleichmäßiger Rastungen und eindeutiger Beschriftung der Kimme - sie stammt wieder aus Italien, dieses Mal von LPA. Jedoch fragt man sich, warum die Waffe mit der TPU-Variante die kleinste Ausführung trägt, Sportschützen schätzen eindeutig größere Kimmenblätter (-1 Punkt.) Klargestellt sei aber, dass das Visierbild nicht schlecht war, nur eben relativ klein. Damit sind die zu Abzügen führenden Kritikpunkte genannt. Sonst ließen sich keine feststellen: Mit einem Spitzen-Schussbild von 27 mm reichte es bei der Präzision fürs 50-Punkte-Maximum (-0 Punkte), beim Repetierablauf/Sicherheit gab es keine Probleme (-0 Punkte), auch wenn die Hülsen von extra auf den IPSC-Minor-Faktor von 125 angepasster Laborierung nur gerade so den Weg ins Freie fand. Ein Lob auf die Abzugscharakteristik, da gleichmäßig auslösend und mit dem werkseigenen Short Reset Trigger (SRT) bewehrt. Der erlaubt nach DA-Schuss Nr. 1 dem Züngel einen sehr kurzen Rückstellweg in SA – bei justierbarem Nachzug (-0 Punkte).
Testfazit zur SIG Sauer P 226 LDC:
Eine 1.230 Gramm schwere auf IPSC-Production-Class ausgelegte Sportpistole, mit der sich auch bei Mehrdistanz und bei gängigen 25-Meter-Disziplinen gewinnen lässt: Super. 95 von 100 erreichbaren Punkten - das sagt alles über die Qualitäten dieser Pistole. Damit ist sie eine klare Kaufempfehlung.
VISIER-Bewertung der SIG Sauer P 226 LDC in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 50 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 95 Punkte |
Testurteil | ausgezeichnet |
Prädikate | 6 von 6 |
Schießtest: SIG Sauer P 226 LDC:
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 115 grs Sellier & Bellot JHP | 52 mm | 336 m/s | 421 J |
2. | 115 grs Magtech FMJ | 55 mm | 347 m/s | 449 J |
3. | 124 grs Sellier & Bellot FMJ | 53 (19) mm | 312 m/s | 391 J |
4. | 124 grs GECO Hexagon | 27 (21) mm | 317 m/s | 404 J |
5. | 139 grs GECO GMJ | 46 mm | 276 m/s | 343 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackau flage, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte. v2 = Geschossgeschwindigkeit zwei Meter vor der Laufmündung, in Meter pro Sekunde. E2 = Geschossenergie zwei Meter vor der Mündung, in Joule. Geschoss-Abkürzungen: FMJ = Full Metal Jacket, JHP = Jacketed Hollow Point.
Zusätzlich finden Sie im VISIER SPECIAL 76 noch weitere SIG Sauer-Pistolen im Test:
SIG Sauer X-Six Match