2010 kam die Pistole SIG P 210 in Form der SIG P 210 Legend zurück. Diese Version gehört zu der Familie der traditionsreichen, für ihre vorzügliche Qualität bei Sportlern geschätzten, Großkaliber-Pistolen des Typs P 210. Sammler freuen sich über mehr als ein Dutzend seit 1947 gebauter Versionen, wovon einige auch bei deutschen und schweizerischen Behörden sowie dem dänischen Militär in Dienst standen. In der SIG P 210 verrichtet ein modifiziertes Browning-Petter-System seinen Dienst, für das – wie übrigens auch für das gesamte 210-Design – der Schweizer Techniker Max Müller verantwortlich zeichnete: Es gibt zwei Kämme à la Browning, aber statt der Kette nun zwei parallel montierte, geschlossene Steuerkulissen. Auf Müller gehen auch Details wie die Griffstück-langen, innenliegenden Schlittenführungen und die am Lauf zu findende Zuführrampe zurück.
Anders als die älteren Versionen der P 210 kommt die Legend nicht aus der Schweiz, sondern von SIG Sauer aus Eckernförde.
Es gibt auch Unterschiede: So sitzt der Magazindrücker nicht mehr unten hinten am Magazinschacht, sondern Daumen-gerecht hinter dem Abzug links am Griffstück. Dann hat die Legend ein Griffstück mit langem "Beavertail"-Endsporn. Hier ließ sich SIG Sauer von unzähligen Matchpistolen auf Colt-Government-Basis inspirieren. Auch fehlt der Legend die vom Militär lange gewünschte Fangriemenöse links unten am Griff. Änderungen fanden sich auch beim Standard-Finish (nunmehr PVD-beschichtet) und den Griffschalenschrauben (Torx- statt Schlitzversionen). Die neue SIG P 210 hat sich seit 2010 zu einer eigenen Pistolenfamilie entwickelt.
SIG Sauer offeriert aktuell neben der Legend noch die fünf Varianten Target, Supertarget, Silver Legend, Silver Target und Silver Supertarget. Das Wort „Silver“ bezeichnet dabei eine silberfarbene PVD-Beschichtung statt des sonst üblichen mattschwarzen Coatings.
Zum Testergebnis der SIG P 210 Legend:
Im Test hatten wir eine SIG P 210 Legend. Abgesehen von einer scharfen Innenkante im Auswerferfenster war die Verarbeitung top (-1 Punkt). Die Bedienelemente waren sehr gut justiert – ihre Handicaps: Nur für Rechtshänder, auch saß der Schlittenfang für kleine Hände arg weit entfernt (-2 Punkte). Das Zielbild der Visierung erwies sich als spitze. Einziger Kritikpunkt: die fehlende Höhenjustierbarkeit (-1 Punkt) – wer das wünscht, der muss auf die Target-Ausführung zurückgreifen. Bei der Abzugscharakteristik monierten die Prüfer einen zweistufigen, als „matschig“ empfundenen Vorzug und dann ein leichtes Kriechen beim Auslösen (-2 Punkte). Also genauso, wie von diversen älteren 210-Modellen hinlänglich bekannt. Im Schuss bereitete die Waffe aber nur Vergnügen: Dank ihrer Ganzstahlbauweise bot sie gleichsam die ideale Gewicht, das vorzügliche Abzugs-Griff-Design ging auch auf die Holzgriffschalen der Marke Nill zurück (-0 Punkte). Zu Repetierablauf/Sicherheit: Beim warmen Delaborieren der ersten Magazinfüllung gab es eine Zuführstörung (-1 Punkte) – es blieb aber bei diesem einmaligen, kleinen Problem.
Die Präzision: Die Legend lieferte mehrere Trefferbilder unter der 30-mm-Marke, das beste lag bei 22 mm mit der Munition von Magtech.. Kaum eine Waffe des gesamten Aufgebotes schoss besser (-0 Punkte).
Testfazit zur SIG P 210 Legend:
Exquisit gearbeitet und zu herausragender Trefferleistung fähig, empfiehlt sich die wiederbelebte P 210 im Neun-Para-Bereich nach wie vor jedem, der auf Ringejagd geht und der dabei das präzisionsfördernd-angenehme Gewicht von Stahl in der Hand spüren will: Das behutsam heutigen Erfordernissen angepasste Design von Max Müller ist daher in diesem sportlichen Feld nach wie vor das Maß der Dinge.
VISIER-Bewertung der SIG P 210 Legend in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 50 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 5 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 93 Punkte |
Testurteil | ausgezeichnet |
Prädikate | 6 von 6 |
Schießtest: SIG P 210 Legend mit 5 Munitionssorten
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis* | v2 | E2 |
1. | 95 grs Magtech JSP Flat | 51 mm | 393 m/s | 476 J |
2. | 115 grs Magtech JHP | 22 mm | 355 m/s | 470 J |
3. | 115 grs Remington UMC MC | 52 mm | 335 m/s | 418 J |
4. | 124 grs GECO FMJ | 32 mm | 344 m/s | 475 J |
5. | 147 grs Magtech FMJ SUB | 27 mm | 293 m/s | 409 J |
Hinweise: Streukreis = 5-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz aus der *Ransom-Rest-Einschießmaschine, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte.
v2 = Geschossgeschwindigkeit zwei Meter vor der Laufmündung, in Meter pro Sekunde. E2 = Geschossenergie zwei Meter vor der Mündung, in Joule.
Geschoss-Abkürzungen: JSP = Jacketed Soft Point, JHP = Jacketed Hollow Point, MC = Metal Case, FMJ = Full Metal Jacket, SUB = Subsound.
Zusätzlich finden Sie im VISIER SPECIAL 76 noch weitere SIG Sauer-Pistolen im Test:
SIG Sauer P 226 LDC