Test: KK-Pistolen Ruger Mark III Target und 22/45 Lite Blue

Rugers Kleinkaliber-Pistolen sind in den USA so etwas wie Dauerbrenner mit dem Status eines Klassikers. Denn die für dortige Verhältnisse recht preiswerten Selbstladepistolen fertigt Sturm, Ruger & Co. Inc. bereits seit 1949.

Die Ruger Mark III Target gilt als bewährt und solide und lässt sich wunderbar mit der sportlichen Ruger 22/45 Lite Blue vergleichen.

Die Ruger Kleinkaliber-Pistolen

Rotpunktvisier der Ruger 22/45 Lite Blue in .22 l.r.
Mit dem mitgelieferten Rotpunktvisier entpuppte sich die Ruger Lite Blue als Fallscheiben-Vollstrecker.

Seit den ersten Firmenjahren gehörte die Ruger MK I dazu. Die Selbstladepistole im Kaliber .22 l.r. wurde von Bill Ruger konstruiert und entwickelte sich zu einem Erfolgsmodell. Sie vereint technische Aspekte der japanischen Nambu-Pistole mit optischen Elementen der Luger Pistole 08.

So findet sich am Standard-Modell ein Masseverschluss ähnlich dem Prinzip der Nambu-Pistole. Besonderes Markenzeichen der Ruger-Pistolen war und ist nach wie vor das markante Griffstück in Form und mit dem Griffwinkel der Parabellum-Pistole.

Je nach Laufkontur und -länge sieht die Ruger einer Luger nämlich zum Verwechseln ähnlich - zumindest auf den ersten Blick. Technisch verbindet die beiden Selbstladepistolen nicht viel miteinander.

Ruger 22/45 Lite Blue in .22 l.r. zerlegt in ihre Einzelteile
Von oben: Verschlussgehäuse, Schlagfedergehäuse mit Verschlussbolzen, Verschlussblock, Polymer-Griffstück, Magazin.

In ihren mittlerweile über 65 Produktionsjahren erhielt die Ruger KK-Pistole viele Modellpflegen und auch neue Varianten kamen in den vergangenen Jahrzehnten auf: beginnend beim ersten Modell über die Mark II, die hier getestete Mark III bis hin zur aktuellen Mark IV.

Die Mark III-Serie unterscheidet sich von der Mark II vor allem durch ihre Magazinsicherung und durch den von den Amerikanern so geliebten seitlichen Magazinknopf.

Ebenfalls heute serienmäßig bei der Ruger Mark III (und auch an dem der weiter unten besprochenen Ruger 22/45er-Familie): Eine Abschließfunktion mittels beiliegendem Schlüssel.

Mit der aktuellen Mark IV Kleinkaliber-Pistole wurde das Mark III-Modell nochmals überarbeitet und verbessert. Der wohl größte Unterschied ist der hinzugekommene Knopf zur einfachen Zerlegung der Pistolen. Damit entfällt das recht umständlich Tool auf der Rückseite des Griffstücks.

Ruger Mark III Target KK-Pistole

Ruger Mark III Target in Vollansicht
Die Ruger Mark III Target KK-Pistole hat bei der Ausstattung etliches zu bieten.

Bei der Testwaffe handelt es sich um eine Ruger Mark III Target in der Standardausführung mit einem 5,5 Zoll-Lauf (140 mm). Technisch seit der Mark I nahezu unverändert, kommt auch die Ruger Mark III mit einem Masseverschluss. Den nach hinten aus dem Verschlussgehäuse herausrepetierenden Verschlussblock hat die Ruger Mark III mit der japanischen Nambu gemein.

Die konstruktiven Unterschiede liegen aber in den Details: So liegt die Verschlussfeder bei der Ruger Mark III Target eingelassen auf der Oberseite des Verschlussblocks und nicht wie bei der Nambu an den kannelierten Flanken des Verschlussblocks. Auch kommt die Ruger Mark III mit einem innenliegenden Hahn. Die Target hat ab Werk ein Matchkorn und eine Mikrometerkimme, die 200 Millimeter auseinander liegen. Die Visierung harmoniert gut mit der Testwaffe, ruht jedoch recht hoch über der Hand.

Ruger Mark III Target zerlegt in ihre Einzelteile
Von oben: Verschlussgehäuse mit Bull-Barrel-Lauf, Verschlussblock, Schlagfedergehäuse mit Verschlussbolzen, Griffstück, Magazin.

Magazin-, Sicherungs- und Verschlusstaste sitzen links am Griffstück und lassen sich problemlos vom Daumen erreichen. Auch verfügt die Target über eine Ladestandsanzeige auf der linken Seite des Verschlussgehäuses.

Der Abzug kriecht etwa 2 mm bis zum Erreichen des Druckpunktes. Auf dem Druckpunkt steht der Trigger nicht vollständig trocken und fällt dann mehrere Millimeter durch. Zwei Zehn-Schuss-Magazine liegen der Waffe bei. 

Die Ruger Mark III Target zeigt sich als solide, zeitlose Ganzstahl-Konstruktion von guter Verarbeitung, jedoch fanden sich auf der Innenseite des Verschlusses wahrnehmbare Werkspuren.

Ruger Mark III 22/45 Lite Blue

 Ruger 22/45 Lite Blue in Vollansicht
Die Ruger 22/45 Lite Blue hat ein Polymer-Griffstück und sportliche Kühlrippen im Aluminium Laufmantel.

1993 erweitere Ruger seine Modellpalette um die Kleinkaliberpistole 22/45. Als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal zur damaligen Ruger Mark II zählte ihr Polymer-Griffstück.

Nicht nur das Material sollte in die Moderne verweisen, sondern Ruger zielte auch auf den US-Klassiker Colt M 1911 alias Government. Denn das Griffstück der Ruger 22/45 lehnt sich vom Design an das berühmte Vorbild an. Mit dem Polymer-Chassis kam so nicht nur die Handlage einer Colt Government in die KK-Welt, sondern auch der linksseitige Magazinknopf. 

Griffstück der Ruger 22/45 Lite Blue
Das Mainspring Housing Assembly der Ruger 22/45 Lite Blue  muss zum Auseinanderbau ausgeklappt und aus der Waffe gezogen werden.

Ab 2004 erhielt die Ruger 22/45 ein überarbeitetes Griffstück. Sie wiegt durch das Polymer-Griffstück und den ventilierte Aluminium-Laufmantel gut 500 Gramm weniger als die Ruger Mark III mit ihrem schweren Bull Barrel. Handlage und Balance der Waffe sind exzellent.

Auch die Ruger Mark III 22/45 Lite Blue kommt mit einer Mikrometerkimme und dem Matchkorn. Allerdings mit einer Visierlinie von 165 Millimetern. Die 110 mm lange Weaver-Schiene ist serienmäßig montiert und erlaubt die schnelle Montage einer favorisierten Zieloptik. Freilich kann die Schiene auch demontiert werden.

Außen ist sie ordentlich verarbeitet, aber zeigt wahrnehmbare Werkspuren im Inneren. Griffstück und Verschlussgehäuse sitzen sehr fest und zeigen nicht das geringste Spiel.

Der Abzug betätigt sich sehr ähnlich zu dem der Ruger Mark III Target. Etwas mehr Kraft ist erforderlich, aber Vorzug- und Druckpunktverhalten scheinen sehr nahe beieinander zu liegen.

Die Ruger-Kleinkaliber-Pistolen auf dem Schießstand

Die Ruger Mark III Target und Ruger 22/45 Lite Blue in .22 l.r. in Vollansicht
Die Bedienelemente befinden sich an nahezu den gleichen Stellen. Das Griffstück der Mark III ist deutlich steiler.

Beide Ruger-Pistolen schossen absolut störungsfrei. Auf 25 Meter aus der Ransom-Rest-Schießmaschine produzierten beide Waffen Streukreise von 24 bis 49 Millimeter.

Die Ruger Mark III Target kommt im Schnitt auf etwas engere Gruppen. Wobei beide Pistolen einen Bestwert von 24 Millimetern erreichten.

Die Ruger Mark III 22/45 Lite Blue liegt im Schuss ruhig, die Ruger Mark III Target ebenfalls, jedoch bei erhöhter Mündungslastigkeit wegen ihres Bull Barrels.

Die Zielerfassung mittels Kimme und Korn gelingt bei beiden Waffen schnell und ist selbst bei montierter Weaver-Schiene möglich. Bedingt durch einen schrägeren Einbauwinkel, sollten die Magazinwechsel mit der Ruger 22/45 Lite Blue geübt sein.

Technische Details der Ruger-Pistolen

Modell:
Ruger Mark III Target
Ruger 22/45 Light Blue
Kaliber:
.22 l.r.
.22 l.r.
Kapazität:
10 + 1 Patronen
10 + 1 Patronen
Maße in mm (LxBxH):
250 x 30 x 142
216 x 30 x 140
Lauflänge:
140 mm
112 mm
Visierlänge:
200 mm
165 mm
Kimme:
3,1 mm, Mikrometerkimme
3,1 mm, Mikrometerkimme
Korn:
3,0 mm, Matchkorn
3,0 mm, Matchkorn
Abzugsgewicht:
1.700 g (Single Action)
1.820 g (Single Action)
Gewicht:
1.163 g (mit leerem Magazin)
677 g (mit leerem Magazin)
Preis:
645,- Euro
745,- Euro
Schraub-Visierung  bei der Ruger 22/45 Lite Blue
Das ventilierte Aluminiumgehäuse für den Lauf bei der Ruger Mark III 22/45 Lite Blue macht die Kleinkaliberpistole leichter.

Ruger Mark III Target und 22/45 Lite Blue: das Fazit

Die beiden Ruger-Pistolen lieferten im Test gute Schießergebnisse und funktionierten tadellos. Lediglich das Auseinanderbauen und Zusammensetzen war schwierig. Im eigenen Anleitungsvideo von Ruger wird gar auf einen Hammer verwiesen, um das Verschlussgehäuse vom Griffstück zu trennen. 

Doch dieses Problem wurde mit der neuen und aktuellen Version der Ruger Mark IV behoben. Es ist ganz einfach mittels einem Knopfdruck erledigt.

Ansonsten bieten die beiden KK-Pistolen viel Kurzwaffe fürs Geld. Interessant könnten beide Pistolen für das Fallscheiben-Schießen und die Kleinkaliber-IPSC-Division sein. Dank ihrer beiliegenden Weaver-Schienen lassen sie sich gegebenenfalls in den BDS-Klassen "Offene Visierung" oder "Beliebige Optik" einsetzen.

Beiden Pistolen liegen jeweils zwei Magazine, eine Weaver-Schiene und ein separates Vorhängeschloss zur Verschlussblockierung bei.

Leider ist die Ruger Mark III 22/45 Lite in der neuen Version der Mark IV nicht mehr in Blau erhältlich. Die aktuelle 22/45 Lite-Version hat ein ventiliertes Aluminiumgehäuse für den Lauf in einem Bronzeton. 


Rückrufaktion der Ruger Mark IV Kleinkaliberpistolen

Das US-Unternehmen hat eine große Rückrufaktion ihrer Mark IV Pistolen gestartet. Die Aktion betrifft Kleinkaliberpistolen aller Mark-IV-Varianten, die vor dem 1. Juni 2017 produziert wurden. Die Pistolen haben die Seriennummer beginnend mit "4" oder "WBR".

Bei den Mark IV Pistolen im Kaliber .22 lfB kann sich unter gewissen Umständen ein ungewollter Schuss lösen. Hier finden Sie weitere Informationen zur Rückrufaktion von Ruger. 


Weitere Informationen zu den Ruger-Pistolen und Produkten finden Sie direkt auf der Webseite des Herstellers.

Den ausführlichen Test zu den Ruger-Pistolen mit allen Schießergebnissen gibt es in der VISIER 2/2016 nachzulesen.

Wir wollen Ihnen hier noch Videos von Ruger zu den neuen Mark IV Modellen zeigen.