Test: Selbstladepistolen von GRAND POWER


Was haben alle Pistolen von GRAND POWER gemeinsam?

Alle Pistolen der Firma GRAND POWER s.r.o. (GP) aus Banská Bystrica in der Slowakei besitzen einen außenliegenden Hahn und ein Polymergriffstück. In dessen Inneren sitzt ein massiver, einteiliger Stahlkäfig, im Kunststoffrahmen von Stiften gehalten. Dieser Käfig dient als Schnittstelle für die Kleinteile der Mechanik. Dazu fräst das Werk im oberen Käfigbereich die Führungsschienen für den Schlitten heraus. Der Lauf verriegelt über einen massiven Kamm vor dem Patronenlager im Schlitten. Die Drehbewegung steuert dabei ein in den Rahmen eingelassener Querbolzen aus Stahl. Bis auf sehr abgezählte Offerten im Bereich Double Action Only und Single Action kommen alle Modelle mit einem traditionellen DA/SA-Abzug. 

Das Sicherungskonzept umfasst bei den aktuellen Varianten der GRAND POWER-Reihe MK12 normalerweise stets eine beidseitige Daumensicherung, einen Hahn mit Sicherheitsrast sowie eine automatische Schlagbolzensicherung. Letztere spart sich der Hersteller bei den reinrassigen "X"-Sportvarianten und allen Kleinkaliber-Pistolen, um Abzugscharakteristik und -gewicht zu optimieren. Diesen Weg beschreitet unter anderen auch die tschechische Firma CESKA ZBROJOVKA bei ihren Sportmodellen. Alle Bedienelemente finden sich auf beiden Seiten des Griffstücks, inklusive der Demontageschieber oberhalb des Abzugsbügels.

Test: Selbstladepistolen von GRAND POWER
Die auswechselbaren Griffschalen nutzte GRAND POWER schon bei älteren Baureihen. Neu bei der MK12: Hier sitzt der Demontagedrücker oberhalb des Abzugsbügels.

In den gefederten Zerlegeschiebern liegt dann auch eine der wichtigsten Neuerungen von GRAND POWERs MK12-Griffstücken: Bei älteren Rahmen bis einschließlich dem der MK7 wurden die Pistolen per Abschwenken des Abzugsbügels demontiert, ähnlich einer WALTHER PP/PPK oder der SMITH & WESSON M 41. Beim aktuellen MK12-Griffstück dagegen bestehen Griffstück und Abzugsbügel aus einem Guss, was für mehr Stabilität sorgen soll. Laut Werk werden alle wesentlichen Teile wie Lauf und Schlitten per Nitrierung (Tenifer/QPQ: Quench Polish Quench) vor Korrosion geschützt. Nicht alle Waffen mit MK12-Rahmen kommen komplett mit Wechsel-Griffschalen, aber GRAND POWER hat vier unterschiedlich große Schalen im Sortiment.

Die K 100-Magazine fassten ursprünglich regulär 17 Patronen. Inzwischen hat GRAND POWER aber wohl Zubringer und Feder modifiziert und beziffert die Kapazität nun mit 15 Schuss. Von den fünf gelieferten Neun-Luger-Magazinen nahmen zwei 15 Patronen auf, zwei fassten 16, eines mit schwarzem Zubringer sogar 17 Schuss. Die brünierten, unbeschrifteten Behälter sehen aus, als kämen sie von der Firma MECGAR. Sie ähneln in Design und Maßen stark den Italo-Magazinen für TANFOGLIO (Small Frame) und CZ-75, sind aber auch abseits des quadratischen Ausschnitts für den Magazinauslöser an der Front nicht völlig baugleich.


GRAND POWER Modellpalette

Neben den normalen K 100 und ähnlichen Versionen im klassischen Dienstpistolenformat fertigt GRAND POWER auch Kompakt- und Sportmodelle. Beim Kaliber konzentriert GRAND POWER sich in erster Linie auf die 9 mm Luger. Man baut aber auch Modelle in .380 ACP, 9 mm Makarow, .40 S & W, .45 ACP, 9 x 21 mm sowie Pistolen für nonletale Munition. An einer Variante in 10 mm Auto wird gerade gebastelt, und der GRAND POWER experimentiert auch mit PVD-Beschichtungen zum Oberflächenschutz. Die Großkalibermodelle finden sich auch auf der Positivliste der Production Division IPSC.

Interessant für viele Sportschützen könnte die K 100 Target sein:
im Prinzip eine normale K 100 mit ELLIASON-Kimme und Lichtsammlerkorn. Die diversen X-Modelle unterscheiden sich neben dem Wegfall der Schlagbolzensicherung vor allem durch die ausgefrästen Schlitten und Sondervisiere von den Basisversionen. Bei der X-Calibur kommt neben dem verlängerten Schlitten noch ein zwecks Gewichtsreduzierung kannelierter Konuslauf hinzu. Eine X-Calibur im Test besaß noch die schmalen Standard-Sicherungsflügel. Künftig sollen aber alle importierten X-Calibur-Modelle die extrabreiten Sicherungen mit Daumenauflage aufweisen.

Test: Selbstladepistolen von GRAND POWER
Bislang offerierte GRAND POWER die breite Sicherung mit Daumenauflage nur als Tuningteil, wahlweise links, rechts oder auf beiden Seiten zu montieren. Zukünftig sollen aber alle importierten X-Calibur damit ausgestattet werden.
Test: Selbstladepistolen von GRAND POWER
GRAND POWER: Eine automatische Schlagbolzensicherung gibt es bei allen slowakischen Dienst- und Verteidigungsmodellen, aber nur bei wenigen Sportversionen.
Test: Selbstladepistolen von GRAND POWER
Die aktuelle Variante des Amadini Stinger kommt mit einer erweiterten Kornrinne. So findet auch die lange GRAND POWER X-Calibur samt ihrem extra hohen Lichtsammlerkorn ausreichend Platz in dem italienischen Sportholster.
Test: Selbstladepistolen von GRAND POWER
Die Ausfräsungen in den Schlitten von GRAND POWER X-Calibur, GRAND POWER K 100 X-Trim 9 mm und GRAND POWER K 22 X-Trim dienen der dynamischen Optik und sollen die bewegte Masse reduzieren. Die GRAND POWER X-Calibur wiegt trotz längerem Lauf und Schlitten kaum mehr als eine normale, vierzöllige GRAND POWER K 100.

Zubehör für GRAND POWER Pistolen

Waffen neuer und / oder weniger bekannter Marken haftet oft das Etikett „exotisch“ an, auch wenn sie nicht aus der Südsee, sondern aus Europa kommen. Jedenfalls mangelt es da häufig an nützlichem Zubehör, das vorhandene muss mühsam importiert werden. Nicht so bei GRAND POWER. Im Bereich „Aftermarket“ fällt die Auswahl zwar ungleich kleiner aus als bei bekannten Größen wie CESKA ZBROJOVKA oder GLOCK, aber die wichtigsten Dinge bekommt man.

Diverse Custom-Holster aus Kydex (Standard-, Innenbund- und verstellbare Sportholster) für die GRAND POWER kann man als Endkunde direkt in Bulgarien bei LHS HOLSTER ordern.

DAWSON PRECISION fertigt hochwertige starre Visierungen (Kimmen und Korne) für die K 100 („STI GP6“) in Schwarz, mit Tritium und als Lichtsammler-Version - nicht aber für die X-Versionen von einer normalen GRAND POWER-Pistole mit ihrer abweichenden Kornhöhe und den ELLIASON-Mikrometervisieren. DAWSONSs GP6-Visiere scheinen aber selbst in den USA durchaus nicht immer direkt lieferbar zu sein. GRAND POWER selbst bietet Teile wie verlängerte Magazinauslöser, diverse Kimmen und Korne in verschiedenen Höhen und Farben sowie griffiger gerillte Schlittenfanghebel als Tuningteile an. Verarbeitung und Handhabung: Was Passungen und Finish betrifft, braucht GRAND POWER den Vergleich mit etablierten Herstellern aus Deutschland und Österreich nicht zu scheuen. 

Test: Selbstladepistolen von GRAND POWER
Links im Bild die aktuelle GRAND POWER X-Calibur mit breiten Sicherungsflügeln samt Daumenauflage und der verstellbaren Elliason-Kimme. Daneben die GRAND POWER K 100 X-Trim 9 mm Luger mit einer niedrigen Sonderkimme aus Stahl, welche in Verbindung mit dem Lichtsammlerkorn ungewöhnlich schmale Lichthöfe aufweist. Rechts die Standardvisierung des Dienstpistolenmodells GRAND POWER K 100.

Unter der QPQ-Oberflächenvergütung steckt rundum sauber überschliffener Stahl. Auch die Polymer-Griffstücke mit 30 Prozent Glasfaseranteil zeigen sich ansprechend verarbeitet. Die Läufe der Großkalibermodelle saßen in verriegeltem Zustand auch an der Mündung fest im Schlitten - bei den KK-Pistolen sind sie sowieso starr montiert. Die Mikrometerkimmen wurden sauber in den Schlitten eingelassen. Die quergerillten Stahlkorne mit Lichtsammlerstab bieten ein kontrastreiches Visierbild. Sie sind freilich auch sehr scharfkantig - für den sportlichen Einsatz genau richtig, nicht aber für Verteidigungswaffen. Die Sportmodelle erhalten nur eine lasergravierte Beschriftung, während eine gewöhnliche K 100 eine dezente, handwerklich saubere Rollgravur trägt. Subjektiv sind Handlage und Balance ausgezeichnet, und die vier Griffgrößen unterscheiden sich tatsächlich wesentlich in Formgebung und Umfang. Leider sind die Griffstücke relativ glatt, von einem nachträglichen Stippling oder zumindest dem Einsatz von etwas Skateboardtape dürften die slowakischen Pistolen profitieren. 

Die GRAND POWER-Abzüge stellen so ziemlich das Optimum dar, was derzeit im Großkaliberbereich an DA/SA-Systemen ab Werk angeboten wird: Glatt und leichtgängig in Double Action, das Überwinden der Sicherheitsrast ist kaum wahrnehmbar. Vorgespannt lösten die Sportversionen bei etwa 1.100 Gramm aus. Viel höher ist der Widerstand aber auch bei einer normalen K 100 nicht, trotz deren automatischer Schlagbolzensicherung. In Single-Action liegt der Ruhepunkt des Züngels angenehm weit hinten und der Rückstellweg (Reset) fällt extra kurz aus, nicht viel anders als etwa bei einer M 1911 oder WALTHER PPQ.


Auf dem Schießstand mit den neuen Modellen von GRAND POWER

Durch die X-Calibur wanderten knapp 500 Patronen diverser Hersteller. Da es sich um ein für die Production-Klasse nahezu maßgeschneidertes Modell handelt, waren davon mehr als die Hälfte extra schwache Spezialladungen (zirka 360 Joule) mit schweren Geschossen von SELLIER & BELLOT und GECO, bevorzugt einhändig geschossen. Störungen gab es aber weder ein- noch beidhändig, egal ob mit schwachen Patronen oder den kräftigen +P-Gold Dot-Ladungen von SPEER. Auch bei absichtlichem „limp wristing“ im Dreifingergriff wollte sich keine Störung einstellen - die X-Calibur blieb hierbei aber nach dem letzten Schuss nicht mehr offen. Bei den drei extra schwachen Munitionssorten kam es wegen des hier etwas müden Auswurfs dazu, dass die leeren Hülsen ab und an über den Arm kullerten; das passierte bei normal starker Munition nie. 

Bei der 22er X-Trim hagelte es Funktionsstörungen, sowohl mit Standard- als auch mit HV-Munition. Wir erhielten eine (baugleiche) Ersatzwaffe, dazu zwei Schachteln extra starke „Viper“ von REMINGTON. Aus der zweiten X-Trim verschossen die Tester rund 300 Patronen. Bei den 100 Viper-Patronen gab es eine Zuführstörung, außerdem jeweils einen Zündversager mit SK High Velocity und CENTURION HV. Präzisionstechnisch setzte sich aus der KK-Pistole die RWS High Velocity mit 30 mm an die Spitze. Die X-Calibur bevorzugte REMINGTONs Premium-Munition Golden Saber (38 mm), gefolgt von MAGTECHs 115 Grains leichten Hollow Points. Nach Abzug eines Ausreißers hätte sich die kräftige Gold Dot +P mit 27 mm Platz eins erobert.

Die kontrastreichen Visierungen mit ihren relativ breiten Lichthöfen und Lichtsammler-Kornen wurden zwar eigentlich auf schnelle Action-Disziplinen abgestimmt, machen aber auch beim gemächlichen Schießen auf 25 Meter eine gute Figur. Rein subjektiv fiel der Hochschlag der Mündung bei der X-Calibur trotz des geringen Gewichts niedrig aus, das Korn findet schnell wieder seinen Platz im Kimmenausschnitt, auch beim Wechsel zwischen mehreren Zielen.


Technische Daten der GRAND POWER Selbstladepistolen

ModellGRAND POWER X-Calibur
Preis
€ 1.099,-

Kaliber

9 mm Luger

Kapazität

15 + 1 Patronen

Maße (L x B x H)

220 mm x 36,5 mm x 142 mm

Lauflänge

127 mm

Visierlänge

175 mm

Kimme

3,5 mm, Elliasson

Korn

3,2 mm, Lichtsammler

Abzugsgewicht

1.100 / 3.800 g (SA/DA)

Gewicht

835 g
Modell
GRAND POWER K100 X-Trim
Preis
€ 849,-
Kaliber
9 mm Luger
Kapazität
15 + 1 Patronen

Maße (L x B x H)

203 mm x 36,5 mm x 140 mm
Lauflänge
108 mm
Visierlänge
159 mm
Kimme
2,5 mm, Stahl
Korn
3,0 mm, Lichtsammler
Abzugsgewicht
1200 / 3850 g (SA/DA)
Gewicht
800 g
Modell
GRAND POWER K22 X-Trim
Preis
€ 690,-
Kaliber
.22 l.r.
Kapazität
10 + 1 Patronen

Maße (L x B x H)

210 mm x 36,5 mm x 142 mm
Lauflänge
114 mm
Visierlänge
151 mm
Kimme
3,5 mm, Elliasson
Korn
3,2 mm, Lichtsammler
Abzugsgewicht
1.200 / 4.000 g (SA/DA)
Gewicht
785 g
Selbstladepistolen von GRAND POWER und GECO Munition
Die GRAND POWER X-Calibur besitzt einen aggressiv ausgefrästen Schlitten mit eingelassenem Elliason-Mikrometervisier. Ihr Markenzeichen ist der kannelierte 5"-Lauf.
Test: Selbstladepistolen von GRAND POWER
Wie alle Varianten in „ausgewachsenen“ Großkalibern verriegelt auch die GRAND POWER K 100 X-Trim in 9 mm Luger via rotierendem Lauf. Die Schließfedern bietet das Werk in unterschiedlichen Versionen an.
Pistole GRAND POWER und Munition von RWS
Bis auf den starren Lauf ist die 22er Version der GRAND POWER X-Trim nahezu baugleich mit der X-Trim in 9 mm Luger. Bei den Sportmodellen verzichtet GP auf die beim Modell K 100 übliche automatische Zündstiftsicherung.

Schießtest Ergebnisse der GRAND POWER X-Calibur & X-Trim Selbstladepistolen

Test: Selbstladepistolen von GRAND POWER
Das Schießtest Ergebniss der GRAND POWER X-Calibur in 9mm Luger
Test: Selbstladepistolen von GRAND POWER
Das Schießtest Ergebniss der GRAND POWER X-Trim in .22 l.r.

Hier noch die Links zur Munition mit den besten Streukreisen aus dem Schießtest:


Remington Golden Saber

RWS High Velocity


Test-Fazit zu GRAND POWER X-Calibur und X-TRIM

Die X-Trim in .22 l.r. ist eine gut verarbeitete KK-Pistole und im direkten Vergleich zu anderen KK-Waffen mit Stahlschlitten vergleichsweise günstig. Präzision und Ausstattung sind in Ordnung, aber die Funktion war auch bei der Ersatzwaffe trotz Verwendung von High Velocity-Patronen nicht hundertprozentig. Die X-Calibur in 9 mm Luger schießt sich sehr angenehm; präzise ist sie obendrein. Durch den ausgefrästen Schlitten und den kannelierten Konuslauf sieht sie auch noch richtig schick aus. Wer eine leichte Wettkampfwaffe mit Vollausstattung „out of the box“ zum kleinen Preis sucht, für den ist GRAND POWERs X-Calibur ein heißer Tipp. Den besten Streukreis erreichten die Tester in 9 mm Luger mit Munition von REMINGTON. Im Kaliber .22 l.r. erwies sich die RWS High Velocity Randfeuerpatrone in 40 grs als die beste Wahl.


Ein Artikel von VISIER.

Weitere Information: 

GRAND POWER

BLUE-GUN-STORE importiert und verkauft die GRAND POWER Pistole