Nighthawk Custom – dabei handelt es sich um ein 2004 gegründetes US-Unternehmen mit Sitz in Berryville, Arkansas. Vom Fleck weg hat es sich auf die Fertigung hochwertiger und entsprechend kostspieliger Pistolen auf technischer Grundlage der Colt M 1911 spezialisiert. Dazu fanden sich drei ehemalige Angestellte der bekannten Tuning-Firma Wilson Combat und ein ehemaliger Bankier namens Mark Stone zusammen. Elf Jahre später steht das Werk unter Stones Leitung.
Gemeinsames Kennzeichen aller 1911er von Nighthawk Custom: Man verwendet für diese Waffen der Custom-Klasse nur voll maschinengefertigte Teile. Zu den Pistolen zählen auch Neun-Para-Modelle wie die T4. Dabei handelt es sich um ein zum verdeckten Führen bestimmtes Single-Action-Modell im Stil der älteren Nighthawk T3, allerdings bestückt mit einem kürzeren Lauf von 3,8 Zoll Länge. Zudem erhielt die T4 das von Bob Marvel entwickelte Everlast-Recoil-Rückstoßdämpfersystem. Das ist hier kombiniert mit dem Colt-Browning-System, also mit zwei Riegelnocken oben auf dem Lauf, und einem beweglichen Kettenglied darunter. Die Front-Partie des Laufs ist verdickt, damit die beim Schlittenvorlauf notwendige Zentrierung des Laufs auch ohne das bei Full-Size-1911ern übliche Laufbrillenstück (Barrel Bushing) funktioniert. Im Stil guter Scheibenwaffen ist die Mündung trichterförmig angesenkt (crowned). Optional bietet der Hersteller das Griffstück auch aus Aluminium statt des standardäßigen Stahls an. Typisch für die Nighthawk T4 sind die zwecks Gewichtsersparnis stufig abgesetzten Flanken vorn am Schlitten. Da brachte das Werk auch die Modellbezeichnung unter. Auf der Waffe sitzt eine mit geriffelten Rückseiten bestückte Visierung von Heinie Specialty Products aus Illinois. Die Typenbezeichnung lautet "1911 SlantPro Straight Eight Sight Set", wobei sich das "Straight Eight" auf die zwei Tritium-Marken in Kimme und Korn bezieht: Stehen die beim Zielen übereinander, sehen sie aus wie die Ziffer Acht.
Zum Test der Nighthawk T4
Das Testergebnis zusammengefasst: Von 100 möglichen Punkten zogen die Prüfer nur sieben ab. Um mit der Präzision zu beginnen: Die Nighthawk T4 lieferte mehrere erstklassige Schussgruppen um 30 mm Durchmesser, der beste Wert lag bei 29 mm (-1 Punkt). Dann zum Abschnitt Repetierablauf/Sicherheit: Abzüge gab es hier, weil die Nighthawk T4 mit den gemütlichen, aber dicken 154-Grains-Geschossen der GECO-Munition (FMJ, IPSC Approved) nicht immer sicher verriegelte; dann brauchte es einen Klapps, damit der Schlitten ganz nach vorn ging (-2 Punkte). Bei allen übrigen Patronensorten trat das nicht auf. Bei der Verarbeitung fiel den Testern im Inneren einige leichte Werkspuren auf (-1 Punkt), bei den Bedienelementen die 1911er-übliche Einseitigkeit und den Umstand, dass ein Prüfschütze nicht problemlos an den Schlittenfang kam (-2 Punkte). Beim Feuern fiel zwei Beteiligten auf, dass die nach hinten gehende Unterkante der rechten Griffschale sich gut spürbar in die Handfläche presste (-1 Punkt beim Abzugs-Griff-Design).
Abgesehen von der Kleinigkeit war das Schießen mit der edlen Nighthawk T4 die reine Freude: Die Waffe kickte nicht, blieb fast auf der Scheibe stehen und schoss sich butterweich. Und dann bot die Nighthawk T4 mit der Heinie-Zieleinrichtung eine völlig passende Visierung sowie eine spitzenmäßig justierte Abzugscharakteristik (jeweils -0 Punkte). Der Abzug brach bei 2.050 Gramm trocken und vorzugsfrei. Er fiel zwar einen Millimeter durch, hat aber einen Triggerstop, mit dem sich das Problemchen beheben lässt, daher hier keinen Punktabzug.
Testfazit zur Nighthawk T4:
Die Nighthawk T4 ist eine exzellent gearbeitete, vorzüglich schießende, kompakte 1911er der Luxus-Klasse. Der Wermutstropfen findet sich hier im Preis – eine derart hohe Qualität müssen Sie eben auch bezahlen. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 4.450,- Euro.
VISIER-Bewertung der Nighthawk T4 in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 49 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 5 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 93 Punkte |
Testurteil | ausgezeichnet |
Prädikate | 6 von 6 |
Schießtest: Nighthawk T4
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis* | v2 | E2 |
1. | 100 grs Sellier & Bellot | 29 mm | 393 m/s | 500 J |
2. | 115 grs PPU FMJ | 32 mm | 313 m/s | 365 J |
3. | 123 grs Fiocchi FMJ | 65 mm | 311 m/s | 385 J |
4. | 124 grs GECO Hexagon | 42 mm | 318 m/s | 406 J |
5. | 154 grs GECO FMJ IPSC appr. | 53 mm | 276 m/s | 380 J |
Hinweise: Streukreis = 5-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz aus der *Ransom-Rest-Einschießmaschine. Angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte.
v2 = Geschossgeschwindigkeit zwei Meter vor der Laufmündung, in Meter pro Sekunde. E2 = Geschossenergie zwei Meter vor der Mündung, in Joule.
Geschoss-Abkürzungen: SP = Soft Point. JHP = Jacketed Hollow Point. FMJ = Full Metal Jacket. IPSC appr. = IPSC approved (für IPSC zugelassen).