Eines muss man gleich vorweg erwähnen: Longslide-Pistolen schießen nicht genauer als baugleiche Pistolen mit kürzerem Lauf von zumeist fünf Zoll Länge (1 Zoll = 2,54 cm). Aber das zusätzliche Gewicht, die für viele Schützen verbesserte Balance und die verlängerte Visierlinie bringen dann in Training und Wettkampf manchen Ring extra. Unsere Kollegen von VISIER haben vier Modelle renommierter Hersteller aus der Vielfalt der sogenannten "Langschlitten"-Pistolen auf Herz und Nieren geprüft. Erfahren Sie nun, was die getesteten Pistolen in .45 ACP ausmacht.
Longslide-Pistolen in .45 ACP – Ceska Zbrojovka CZ 97 Sport
Anders als viele andere CZ-Sportmodelle entsteht die CZ 97 Sport bei Tuningspezialist Kurt Tschofen von Waffen Oschatz. Er fertigt diese Version für CZ-Importeur Frankonia auf Basis eines CZ 97-B-Griffstücks aus tschechischer Produktion. Der Ganzstahlrahmen unterscheidet sich bis auf Details wie einen überarbeiteten Abzug oder die Griffschalen nicht wesentlich von der Werksversion. Zur Sportpistole wird die zehnschüssige Pistole mit traditionellem DA/SA-Abzug durch das sechszöllige Oberteil mit 152 mm langem Polygonlauf von Lothar Walther.
In die Oberseite des Verschlusses lässt der Hersteller eine mittelgroße Mikrometerkimme von LPA ein, die gut mit dem stark hinterschnittenen Matchkorn harmoniert. Bei der CZ 97 B wird das Rohr im Schuss über eine offene Steuerkulisse nach unten geführt, während bei der Longslide-Variante die Steuerkulisse unter dem Patronenlager geschlossen ist. Außerdem verfügt das Basismodell über eine in den Verschluss geschraubte Mündungsbrille.
Bei der CZ 97 Sport wird das Rohr vorn im Schlitten durch eine Mündungsbuchse geführt. Dieses Barrel Bushing sitzt sehr fest, um eine bestmögliche Präzision zu gewährleisten. Die etwas schlichte Verarbeitung des Griffstücks kann nicht so ganz mit dem feineren Finish von Lauf und Verschluss mithalten. Anstelle des bei den meisten Ganzstahl-Sportpistolen üblichen Griffstück-Checkerings sorgen bei der CZ 97 allein einige simple Längsrillen für eine rutschfeste Handlage.
Auf enge Passungen zwischen Rahmen und Verschluss legt der Hersteller allerdings großen Wert; ein fühlbares Spiel zwischen den wesentlichen Teilen gibt es nicht.
Der Single-Action-Abzug beeindruckte durch seine knochentrockene Charakteristik bei niedrigem Auslösegewicht und ab Werk korrekt justierter Triggerstopschraube. Im Bereich Zubehör kann die CZ 97 Sport nicht so recht mithalten. Ein Kaliberwechsel ist nicht möglich. Auch gibt es kaum Tuningteile von der Stange, um die Sportwaffe zu individualisieren.
Modell | CZ 97 Sport |
Preis | 1.899,- Euro (UVP inkl. MwSt.) |
Kaliber | .45 ACP |
Kapazität | 10 + 1 Patronen |
Maße (L x B x H) | 245 mm x 35 mm x 150 mm |
Lauflänge | 152 mm |
Visierlänge | 198 mm |
Kimme | 3,1 mm |
Korn | 3,0 mm |
Abzugsgewicht | 1.250 g/4.750 g |
Gewicht | 1.295 g (inkl. Magazin) |
Longslide-Pistolen in .45 ACP – Heckler & Koch USP Elite
Die von Heckler & Koch offerierte HK USP Elite orientiert sich speziell an den Anforderungen von Sportschützen für statische Schießdisziplinen. Das Modell ist eine Variante der Universal Selbstlade Pistole (USP) mit passgenau eingeschliffenem 6"-Polygonlauf. Sie ist mit einer kompakten Mikrometervisierung des italienischen Visierspezialisten LPA nebst passendem Matchkorn bestückt.
Ansonsten beschränkt sich die sportliche Zusatzausstattung auf das nötigste wie den im Vergleich zu den Standardversionen leichtgängiger auslösenden Abzug. Mit unter 1.700 Gramm dürfte der Abzug zwar noch etwas leichter auslösen, aber "out of the box" ist der Single-Action-Abzug der Elite dennoch sportlich gut brauchbar.
Das Sicherungs- und Entspannsystem entspricht dem der Heckler & Koch USP mit beidseitigem Sicherungshebel. An der mangelnden Modularität des Griffbereiches merkt man der Heckler & Koch USP Elite aber schon an, dass es sich um eine der älteren Basiskonstruktionen im Bereich der Polymerpistolen handelt.
Insgesamt ist die Handlage des Heckler & Koch USP Elite-Rahmens für eine mittelgroße bis große Hand nicht schlecht. Mit rund 30 Millimetern bleibt der Griffbereich trotz der hohen Magazinkapazität relativ schlank. Das Muster auf der Vorder- und Rückseite des Griffbereiches wirkt zwar optisch etwas grob, erfüllt aber seinen Zweck.
Gut gefielen die saubere Oberflächenverarbeitung und die korrosionshemmende QPQ-Vergütung, die genauso ansprechend wirkt wie eine herkömmliche Brünierung und erheblich besser vor Abrieb und Rost schützt. Originale Wechselsysteme in diversen Längen und Kalibern passen ohne Nacharbeiten. Im Vergleich zu den weiteren .45er Longslide-Pistolen im Test würden sich die Heckler & Koch USW Elite wohl am meisten für eine Zweitverwendung als Fangschusswaffe für die Jagd eignen. Die Argumente begründen sich mit dem leichten Griffstück sowie dem bewährten Sicherungssystem der USP.
Modell | HK USP Elite |
Preis | 1.435,- Euro (inkl. MwSt.) |
Kaliber | .45 ACP |
Kapazität | 12 + 1 Patronen |
Maße (L x B x H) | 242 mm x 44 mm x 151 mm |
Lauflänge | 152 mm |
Visierlänge | 211 mm |
Kimme | 3,0 mm |
Korn | 3,5 mm |
Abzugsgewicht | 1.600g/4.550g |
Gewicht | 955 g (inkl. Magazin) |
Longslide-Pistolen in .45 ACP – Les Baer Premier 2
Wie die meisten 1911/2011er Longslide-Pistolen kommt auch die Les Baer Premier 2 ohne eine automatische Schlagbolzensicherung. Zudem setzt das Unternehmen auch im Inneren auf eine traditionelle 1911er-Bauweise: Der rampenlose, konventionell gezogene 45er Lauf wird vorn durch eine spielfrei eingepasste Mündungsbuchse geführt, für deren Demontage sich dringend der Einsatz eines Bushing-Schlüssels empfiehlt.
Mit sportlichen Zutaten hält sich Les Baer vornehm zurück. Die, tief im Verschluss eingelassene Matchkimme darf natürlich nicht fehlen, ebenso wenig die heute bei allen 1911ern obligatorische High-Grip-Handballensicherung. Letztere ermöglicht auch den Einbau eines skelettierten Wettkampfhammers, passend zu dem leichten Abzug mit durchbrochenem Aluminiumzüngel.
Besonders positiv fällt bei Les Baer neben den engen Passungen das hochwertige Finish auf. Die schwarzglänzende Brünierung verdeckt keine kosmetischen Unebenheiten: Kanten verlaufen bei der Les Baer Premier 2 klar definiert. Die Beschriftungen sind sauber und dezent aufgebracht, das Griffstückcheckering sehr sorgfältig geschnitten.
Bei der vorliegenden Les Baer Premier 2 fiel verarbeitungstechnisch allein die Daumensicherung negativ auf. Sie rastete zwar in beiden Positionen sauber und klar definiert. Aber der Widerstand war so heftig, dass man zum Hochdrücken des schmaleren, linken Sicherungsflügels umgreifen musste. Der linksseitig angebrachte, extrabreite Sicherungsflügel ließ sich problemlos in beide Richtungen betätigen. Etwas mehr Kraft benötigt man auch zum Durchladen einer fabrikneuen Les Baer Premier 2.
Modell | Les Baer Premier 2 |
Preis | 2.950,- Euro (UVP inkl. MwSt.) |
Kaliber | .45 ACP |
Kapazität | 8 + 1 Patronen |
Maße (L x B x H) | 244 mm x 38 mm x 148 mm |
Lauflänge | 152 mm |
Visierlänge | 198 mm |
Kimme | 3,0 mm |
Korn | 3,1 mm |
Abzugsgewicht | 1.750 g |
Gewicht | 1.200 g (inkl. Magazin) |
Longslide-Pistolen in .45 ACP – Tanfoglio Gold Match
Die italienische Großkaliberpistole Tanfoglio Gold Match in .45 ACP basiert technisch größtenteils auf der CZ 75. Auf die Spannabzugsfunktion der einfacheren Modelle verzichtet Tanfoglio bei Sportwaffen wie der Gold Match. Auch beim Rohr gibt es Unterschiede: Anstelle eines konventionell gezogenen Laufs aus eigener Fertigung setzt man hier auf einen sehr passgenau eingebauten Polygonlauf von Lothar Walther.
Für zusätzliche Vorderlastigkeit sorgt neben dem langen Verschluss auch das Griffstück mit massiv ausgeführtem Dustcover. Eine gute Rundumausstattung gehört bei den Sportmodellen von Tanfoglio zum Grundkonzept. So gibt es serienmäßig Bohrungen für eine Optikmontage im Rahmen, einen Single-Action-Abzug mit Triggerstop und vergrößerte Bedienelemente. Das sehr scharf geschnittene Checkering an Vorder- und Rückseite des Griffstücks sorgt für einen rutschfesten Halt.
Die neuen, punzierten Holzgriffschalen der Xtreme-Serie sehen ansprechender aus als die schlichteren, mit einer Fischhaut versehenen Paneele der normalen Gold Match. Allerdings bieten sie aber nicht mehr Halt. Neben üblichen Beigaben wie Ersatzmagazin, Schussbild und Putzzeug finden sich in dem Koffer mit Zahlenschloss auch nützliche Kleinigkeiten. Etwa ein Reservekorn und zwei zusätzliche Schließfedern, mit denen sich Funktion und Schussverhalten auf die verwendete Laborierung abstimmen lassen.
Der Zubehörmarkt bietet zudem reichlich Tuningteile für die Sportpistolen von Tanfoglio. Auch ein passendes Oberteil im Kaliber 9 mm Luger offeriert der italienische Hersteller. In der Verarbeitung punktete die Testwaffe durch die klapperfreien Passungen der wesentlichen Teile. Weniger gut gefiel die extensive Verwendung von Lasergravuren. Ab Werk war das Abzugsgewicht für eine Sportpistole zu hart eingestellt. Der Abzug löste zwar trocken aus, aber rund zwei Kilogramm sind in diesem Bereich zu viel. Und nach dem Auslösen fiel das Züngel vergleichsweise weit durch. Das lässt sich über die integrierte Triggerstop-Schraube korrigieren, doch die Verringerung des Widerstandes erfordert etwas mehr Arbeit.
Modell | Tanfoglio Gold Match |
Preis | 1.869,- Euro (UVP inkl. MwSt.) |
Kaliber | .45 ACP |
Kapazität | 10 + 1 Patronen |
Maße (L x B x H) | 253 mm x 40 mm x 143 mm |
Lauflänge | 152 mm |
Visierlänge | 209 mm |
Kimme | 3,1 mm |
Korn | 3,0 mm |
Abzugsgewicht | 2.000 g |
Gewicht | 1.320 g (inkl. Magazin) |
Longslide-Pistolen in .45 ACP – auf dem Schießstand
Eingespannt in die Ransom Rest brachten alle Testwaffen gute Trefferbilder zustande. Funktionsstörungen traten nicht auf, aber mit ihrer Werksfeder warf die CZ 97 Sport die abgefeuerten Hülsen der schwach geladenen Magtech-Laborierung sehr langsam aus – in dieser Konfiguration scheint hier funktionstechnisch nicht mehr viel Luft nach unten zu bleiben.
Bei der Tanfoglio Gold Match rastete das bis zur zehnten Patrone komplett aufmunitionierte Magazin bei geschlossenem Schlitten nur ein, wenn man dem Magazinboden einen kräftigen Klaps versetzte. Das allerdings sollte bei einem Modell nicht groß stören, das regulär meist nur mit fünf Patronen geladen wird.
Freihändig geschossen unterscheiden sich die Ganzstahl-Pistolen in erster Linie durch die unterschiedliche Handlage und die Qualität der Werksabzüge. Beides Faktoren, die über etwas Nacharbeit am Abzug oder einen Wechsel der Griffschalen bei Bedarf leicht individuell zu optimieren wären. Die Heckler & Koch USP Elite fällt da mit ihrem Polymergriffstück deutlicher aus dem Rahmen. Die Balance im Anschlag unterscheidet sich von den anderen Pistolen deutlich und der Hochschlag ist durch das erheblich geringere Waffengewicht stärker ausgeprägt als bei den Pistolen mit massiven Stahlrahmen. Der Rückstoß der Heckler & Koch USP Elite blieb jedoch auch bei härter geladener Munition immer angenehm.
Longslide-Pistolen in .45 ACP – unser Fazit
Je nach Fabrikat, Modell und Detailausstattung können sich die Longslide-Pistolen in .45 ACP in ihrem Preis um mehr als das Doppelte unterscheiden – ganz ohne weitergehende Kundenwünsche für Custom-Teile oder Büchsenmacherarbeit.
Jedoch garantiert der gehobene Preis nicht zwingend eine bessere Trefferausbeute oder höhere Präzision beim Sportschießen. Doch welche der .45 Longslide-Pistolen ist am besten für die persönlichen Ansprüche eines Sportschützen geeignet? Die Entscheidung hängt nicht nur am Geldbeutel, sondern liegt auch in den Wünschen an die Detailausstattung und die gesamte Verarbeitungsqualität begründet.
Entdecken Sie die Longslide-Pistole SIG Sauer P220 X-Six im Kaliber .45 ACP hier bei all4shooters.com im Test.
Noch mehr Informationen zum Test der .45er Longslide-Pistolen mit einer Schusstabelle finden Sie in der VISIER 10/2015. Diese Ausgabe der VISIER können Sie ganz bequem im VS Medien Online-Shop bestellen.
Hier kommen Sie direkt zu digitalen Version der VISIER 10/2015.