Mit ihr kam die erfolgreichste deutsche Kurzwaffe seit der Wiedervereinigung – Heckler & Kochs Universal-Selbstlade-Pistole, kurz USP. Erste Vorarbeiten dazu starteten 1989. Richtig los ging es zu Beginn der 1990er. Denn da kam ein Forschungsauftrag der US-Streitkräfte und als ein Nebenprodukt davon entstand die USP. Ursprünglich lief das Projekt Heckler & Koch-intern unter dem Arbeitstitel „Nahkampfwaffe für Sicherheitsaufgaben“, ehe es zum Kürzel USP kam. Dahinter steckte die Philosophie, die Waffe von vornherein ebenso für behördliche wie zivile Zwecke auszulegen. Dabei wendete sich Heckler & Koch vom bislang werkstypischen Handspannermodell P7 hin zu einer im Grundsatz traditionelleren, aber gründlich überarbeiteten Technik: Sie umfasste einen Außenhahn ebenso wie ein optimiertes Browning-System, eingebettet in ein Griffstück aus einem damals noch für diesen Zweck neuen Polymermaterial. In dem Fall eines, das mit kleinen Glasfaserteilen durchsetzt war und sich an den empfindlichen Stellen mit Blechprägestellen armiert zeigte.
Der Mode der Zeit folgend, präsentierte sich die erste Version der Heckler & Koch USP auf der SHOT Show 1993 im Kaliber .40 S & W. Doch flugs legte Heckler & Koch mit Ausführungen in .45 ACP und Neun-Para nach – und zwar ordentlich: Ab 1996 konnten auch deutsche Kunden unter 21 USP-Varianten wählen. Bereits ab 1994 stieg die Bundeswehr schrittweise von der bislang geführten Ordonnanzpistole Walther P1 auf die aus der USP entwickelte neue Dienstwaffe P8 um. Diese unterscheidet sich von ihrem Ahnen durch einen kombinierten Sicherungs- und Entspannhebel. Und statt eines Polygonlaufs gab es ein Rohr mit sechs rechtsdrehenden Zügen und Feldern. Inzwischen existieren von der USP auch Varianten in Kompaktausführung, welche sich in Thüringen und Sachsen sowie im Saarland als Polizeiwaffe etabliert haben. Ebenfalls auf der USP basieren Heckler & Kochs Modellfamilien P2000 und P30, auch gibt es USP-Sportausführungen wie Elite und Expert – in den Test ging eine normale Neun-Para-USP.
Zum Test der Heckler & Koch USP:
Bei der USP muss man beim Abzugs-Griff-Design Abstriche machen. Sie entstand ja, ehe Walther mit der P 99 die Austausch-Griffrücken in Mode brachte. Somit muss man hier mit der vorgegebenen Griff-Form leben (-1 Punkt), wobei das wegen klug gewählter Konturen und sorgfältig angerauter Flanken nicht die schlechteste ist. Die Visierung: Tadel entzündete sich daran, dass man die Höhe nur mit Teileaustausch oder via Feile beeinflussen kann (-1 Punkt) – keine Kritik am klaren Visierbild mit den drei weißen Punkten.
Da sich Schlittenfang und Sicherung nur vom Schusshand-Daumen eines Rechtshänders bedienen lassen, gab es auch bei den Bedienelementen Abzüge (-2 Punkte), aber Lob dafür, dass sie beide top positioniert waren und scharf und sauber rasteten. Einen Punkt büßte die Heckler & Koch USP bei der Verarbeitung ein, weil doch einiges an Gussnähten am Griffstück stehen geblieben war (-1 Punkt). Für die Abzugscharakteristik hätten sich die Tester einen weicheren DA-Abzug mit etwas glatterem Vorzug gewünscht (-2 Punkte). Den Test der Präzision erledigte die Heckler & Koch USP mit einem Heckler & Koch-gerechten Spitzenwert von 39 mm (-4 Punkte), wobei sie in Sachen Repetierablauf/ Sicherheit absolut störungs- und reibungsfrei arbeitete (-0 Punkte).
Testfazit zur Heckler & Koch USP:
Der Pistolenklassiker des vereinten Deutschland, dessen Karriere voll zum Namen Heckler & Koch USP passt. Sicher, sie ist nicht so üppig ausgestattet, wie es heute Usus ist. Aber die Heckler & Koch USP ist robust, global bewährt und in vielfacher Variation erhältlich. Und sie kostet nicht die Welt – nein, man macht da nichts falsch.
VISIER-Bewertung der Heckler & Koch USP in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 46 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 89 Punkte |
Testurteil | sehr gut |
Prädikate | 5 von 6 |
Schießtest: Heckler & Koch USP
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 115 grs PMC Bronce FMJ | 176 (162) mm | 343 m/s | 438 J |
2. | 124 grs Sellier & Bellot FMJ | 114 (103) mm | 322 m/s | 417 J |
3. | 124 TopShot FMJ | 100 (98) mm | 326 m/s | 427 J |
4. | 139 grs GECO caps. FMJ IPSC appr. | 78 (68) mm | 296 m/s | 395 J |
5. | 154 grs GECO FMJ IPSC approved | 39 mm | 278 m/s | 386 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackauflage angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte.
v2 = Geschossgeschwindigkeit zwei Meter vor der Laufmündung, in Meter pro Sekunde. E2 = Geschossenergie zwei Meter vor der Mündung, in Joule.
FMJ = Full Metal Jacket.
Caps. = capsulated, gekapselt.