Grand Power – unter dem Namen gründete das Team um den slowakischen Techniker Jaroslav Kuracina um 2004 eine neue Pistolenmarke. Kuracina setzte dabei auf eine Drehlauf-Verriegelung. Damit vertraute sein im slowakischen Banská Bystrica ansässiges Werk auf ein Prinzip, an dem sich die Konstrukteure seit der Einführung der Steyr-Pistole M 12 immer wieder versucht haben, das sich in Beretta-Modellen wie Cougar und P x 4 Storm findet und mit dem Modelle wie die Colt All American 2000 von 1991 gescheitert sind. Nun, die Grand Power K 100 ist seit elf Jahren auf dem Markt und hat dank der Mithilfe der texanischen Firma STI auch in den USA Fuß fassen können. Dort gingen Versionen der K 100 zeitweise unter Namen wie STI GP6, GP6C und GP5 über den Ladentisch.
Die wichtigsten Produktmerkmale der Grand Power K 100:
Abgesehen vom Vier-Zoll-Drehlauf wartet die K 100 mit einem Single-/Double-Action-System und einem Außenhahn auf. Vor dem steil abgesetzten, fingerspornbewehrten Abzugsbügel sitzt die obligatorische Picatinny-Schiene. Die Waffe kommt mit rechts wie links vorhandenen Sicherungs- und Schlittenfanghebeln, jedoch erhielt das Modell beim Testabschnitt Bedienelemente Kritik wegen des inzwischen doch antiquierten Sicherungskonzepts ohne Entspannhebel, wegen des hakelig laufenden Magazindrückers und wegen der arg rutschigen Sicherungsflügel, die zudem in aktiviertem Zustand in die Durchladeriffelungen hineinragten (-3 Punkte). Das Abzugs-Griff-Design gefiel gut, zumal sich die Testwaffe mit gleich drei Austausch-Alternativen für den Griffrücken zeigte (-0 Punkte). An der nur seitlich justierbaren Visierung missfielen das von vorn eingeschobene Kunststoffkorn und die zu klein geratenen Dämmerungsmarken (-2 Punkte).
Hinsichtlich der Verarbeitung monierten die Prüfer die auf beiden Vorderseiten zu scharfkantigen Schlittenfanghebel und die wieder einmal bloß brünierten Magazine – hingegen gefiel die trotz ihres angenehm zivilen Preises insgesamt ordentliche Qualität: hübsch anzusehendes, gleichmäßiges Finish und wackelfreie Passungen (-2 Punkte). Dazu passte auch die Abzugscharakteristik: sehr angenehm, zumal bei niedrigen Auslösewerten. Wer Single Action schießt, darf sich über einen weit hinten zu findenden Ruhepunkt des Züngels und einen kurzen Rückstellweg fast à la Colt M 1911 freuen. Der Prüfschritt Repetierablauf/Sicherheit – die bislang ausprobierten Grand Power K 100 leisteten sich alle "Auto Forward": Steht der Schlitten hinten per Schlittenfang arretiert und schiebt man nun mit Elan ein volles Magazin in den Griff, löst sich der Schlitten selbsttätig und geht nach vorn. Hier ist die Bewertung zwiespältig: Was den einen als Handicap erscheint, streben andere an, weil es etwa im Wettkampf nach dem erneuten Aufmunitionieren einen Schritt spart – man muss bei Waffen mit Auto Forward ja nicht am Schlitten ziehen, um ihn aus seinem Fang zu lösen. Daher sei dazu an der Stelle keine positive und keine negative Wertung abgegeben. Jedoch gab es bei der K 100 eine Störung mit der schweren Sellier & Bellot-Patrone (-1 Punkt) – also derselben Sorte, der sie beim Test der Präzision ihr bestes Schussbild von 63 Millimeter Durchmesser verdankte (-12 Punkte).
Testfazit zur Grand Power K 100:
Eine sicher nicht fehlerfreie, aber robust gearbeitete Selbstladepistole, die zudem überraschend gut schießt. Etwas für jeden, der SA/DA in Kombination mit Full Size und niedrigem Gewicht sucht – und im bezahlbaren Rahmen bleiben möchte.
VISIER-Bewertung der Grand Power K 100 in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 38 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 5 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 7 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 3 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 80 Punkte |
Testurteil | sehr gut |
Prädikate | 5 von 6 |
Schießtest: Grand Power K 100
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 115 grs GECO JHP | 101 mm | 331 m/s | 408 J |
2. | 124 grs TC Fiocchi FMJ | 77 (32) mm | 322 m/s | 417 J |
3. | 124 grs Remington Golden Saber | 112 (89) mm | 349 m/s | 489 J |
4. | 125 grs Hornady Steel Match JHP | 78 (59) mm | 321 m/s | 417 J |
5. | 140 grs Sellier & Bellot FMJ | 63 (40) mm | 253 m/s | 290 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackauflage, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte.
v2 = Mündungsgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde
E2 = Mündungsenergie in Joule
Geschoss-Abkürzungen: FMJ = Full Metal Jacket, JHP = Jacketed Hollow Point