Die Nachfrage nach tragbaren, kompakten Polymerpistolen in .45 ACP ist in Europa sicherlich nicht überwältigend, doch das sieht in den USA ganz anders aus. Was in der simplen Tatsache begründet liegt, dass in allen 50 teilsouveränen Bundesstaaten den gesetzestreuen Bürgern das verdeckte Führen einer Waffe ("concealed carry") gesetzlich ermöglicht wird. Die Verteilung der Kaliber in den USA und der Europäischen Union (Stand Oktober 2013) finden Sie in der unteren Tabelle.
Wir haben die GLOCK G30S im Kaliber .45 Auto (Kaliberbezeichnung analog zu .45 ACP) einem ausführlichen Test unterzogen.
GLOCK Pistolen: Prozentuale Kaliberverteilung EU / USA
Kaliber | Europa | USA |
9 x 19 | 94% | 37% |
.40
S&W | 2,5% | 45% |
.357
SIG | 0,5% | 2% |
.45
ACP | 2,5% | 14% |
10 mm
Auto | 0,5% | 2% |
GLOCK G30S: Eine von vier GLOCK Pistolen im Kaliber .45 ACP
Mit dem hier vorgestellten Modell besteht das GLOCK Portfolio aus vier Pistolen im Kaliber .45 ACP. Die 1904 von John Moses Browning entwickelte .45 Automatic COLT Pistol (Maße: 11,43 x 23 mm) wurde erstmals 1991 in Kombination mit der GLOCK G21 angeboten. Die "Full Size"-Dienstpistole mit "Safe-Action"-Abzugssystem besaß ein voluminöses Hi Cap Griffstück für ein Doppelreihermagazin mit einer Kapazität für 13 Patronen sowie einen mächtigen Verschluss.
2007 wurde sie durch das schmalere, handhabungsfreundlichere "Small Frame" (SF) Griffstück aufgewertet und letztendlich gipfelte die Evolution der G21 im Rahmen der Einführung der vierten GLOCK Pistolengeneration "Gen 4" mit ihren auswechselbaren Griffrücken.
Sechs Jahre nach der Markteinführung der GLOCK G21 Urversion, also 1997, erschien die Kompaktpistole G30 (später auch G30 SF) mit Doppelreihertank für 10 Patronen. 1999 erfolgte dann der Auftritt der GLOCK G36 "Slimline" in besonders flacher Bauweise mit einreihigem Magazin für 6 Patronen. Auf der SHOT Show 2013 präsentierte GLOCK die führige Kompaktpistole G30S, die eine Feuerkraft von 10+1 Patronen mit einem schmalen Verschluss verbindet.
GLOCK G30S: Reduziertes Verschlussgewicht
Diskrete Modifikationen, die auf den ersten, flüchtigen Blick kaum auszumachen sind, können große Auswirkungen in der alltäglichen Praxis haben. Im Vergleich mit einer standardmäßigen G30 fällt der Verschluss der G30S mit 25,5 zu 28,5 Millimeter nun drei Millimeter schmaler aus. Hierdurch reduziert sich das Verschlussgewicht fast schon drastisch von 438 auf 352 Gramm. Diese eingesparten 86 Gramm und die schlankeren Dimensionen machen sich nicht nur beim permanenten Führen, sondern auch im Schussverhalten spürbar positiv bemerkbar.
Die neue S-Klasse basiert auf einem SF-Griffstück der dritten Generation ohne auswechselbaren Griffrücken und stellt so etwas wie die Symbiose zwischen einer GLOCK G19 und GLOCK G26 im Kaliber .45 Auto dar. Während die Verschlusslänge annähend der GLOCK G19 entspricht, ähnelt der kurze Stummelgriff, an dem nur Ring- und Mittelfinger Platz finden, der GLOCK G26.
Der kleine Finger findet somit nur bei eingeführtem Magazin am Magazinboden den gewünschten Halt. Trotzdem fasst das kurze Magazin 10 Patronen und kann somit gegenüber den immer mehr auf dem Rückzug befindlichen Taschenrevolvern die doppelte Feuerkraft vorweisen.
Typisch für alle Subkompaktmodelle aus dem Hause GLOCK (mit Ausnahme der G28 in .380 Auto/9 mm kurz) ist die Verwendung einer Teleskopverschlussfeder mit zwei hintereinander geschalteten Verschlussfedern mit unterschiedlicher Federrate. Somit kann man auch bei geringem Einbauraum unter dem 96-mm-Lauf die entsprechende Federkraft realisieren.
Übrigens lässt sich das schmalere G36 Griffstück für das einreihige Magazin für sechs Patronen mit dem GLOCK G30S Verschluss kombinieren, so dass man die kompakte .45er noch einmal führiger gestalten könnte.
In Deutschland ist die Umwandlung waffenrechtlich allerdings nicht ganz einfach, weil ein Wechselgriffstück nicht wie ein Wechselsystem mit gleichem oder kleinerem Kaliber einfach dazugekauft werden kann. Getreu dem Motto. "Andere Länder, andere Sitten" ist diese Möglichkeit unter anderen Gesetzmäßigkeiten vielleicht eine interessante Option.
GLOCK G30S: Verhalten auf dem Schießstand
Weil die GLOCK G30S in erster Linie für das verdeckte Führen sowie den Fangschuss bei der Jagdausübung ist, wurden sieben entsprechende Fabrikmunitionssorten im Geschossgewichtsbereich von 185 bis 230 Grains von uns ausgewählt. Das Laden des doppelreihigen Magazins wird allerdings ab der 9. Patronen zum echten Kraftakt und beim Einführen der mit 10 Patronen schon fast auf Block gesetzten Magazinfeder sollte man auf ein sicheres Einrasten achten. Trotzdem funktionierte die GLOCK G30S auch mit wiederholt geladenen 10+1 Patronen absolut störungsfrei.
Das beste Ergebnis auf der 15-Meter-Distanz erreichte die FEDERAL 230 Grains HST mit 26 Millimetern, was bei der kurzen Visierlinie und rund 3.000 Gramm Abzugsgewicht absolut in Ordnung geht. Danach folgte die SPEER GOLD DOT, ein bewährter Klassiker unter den Verteidigungspatronen mit 32 Millimetern, sowie der "Newcomer" in Form der HORNADY Critical Duty mit dem etwas ungewöhnlichen Geschossgewicht von 220 Grains und einem Streukreis von 35 Millimetern.
Die durchschnittliche Präzision des Kraftzwergs betrug 40 Millimeter, was für die angestrebten Einsatzbereiche vollkommen ausreichend ist. Alle weiteren Ergebnisse haben wir wie üblich in der Ballistiktabelle zusammengefasst, in der wir diesmal auch die Energiewerte gelistet haben.
Gerade die FEDERAL HST und die HORNADY Critical Duty, die beide mit ihren schweren Geschossen Energien von über 550 Joule brachten, kickten doch schon recht ordentlich in der Hand. Somit verlangte die kleine 45er schon ein beherztes Zupacken, was mit dem kurzen Griffstück nicht ganz einfach fällt. Damit muss man halt leben, wenn man solch impulsstarke Kaliber aus kleinen Waffen verschießen will.
Dank des oktogonalen Polygonprofils bei allen GLOCK .45er Modellen sind Geschwindigkeits- und Energieausbeute durchweg als gut zu bezeichnen. Die XDM 45 kann trotz rund 20 Millimeter mehr Lauflänge mit der REMINGTON 230 Grains FMJ gerade einmal 6 m/s und mit der heiß geladenen HORNADY Critical Duty nur etwa 11 m/s mehr generieren.
Testergebnisse: Schussleistung GLOCK 30S
Geschoss-Gewicht-Hersteller-Typ-Form-Dia | Laborierung-Menge
(grs.)-Hersteller-Sorte | OAL in mm | v2 in m/s | v2-Diff. in m/s | Faktor | MIP | Energie
(Joule) | Präzision | Bemerkungen zu den Laborierungen |
185
REMINGTON Golden Saber TC .451“ | Fabrikp. | 31,4 | 314,5 | 53,6 | 190,9 | 377,0 | 593 | 51 | hohe
V2-Schwankung |
220 HORNADY
JHP TC .451“ | HORNADY
Critical Duty Fabrikp. | 31,5 | 287,9 | 16,4 | 207,8 | 410,4 | 591 | 35 | neue
Defensivpatrone, 590 Joule |
230 FEDERAL
JHP TC .451“ | FEDERAL
HST Fabrikp. | 30,8 | 274,7 | 6,5 | 207,3 | 409,4 | 562 | 26 | beste
Präzision im Test |
230 GECO
JHP TC .451“ | GECO
Fabrikp. | 30,4 | 238,7 | 9,3 | 180,1 | 355,8 | 425 | 40 | neue
Hohlspitzpatrone |
230
REMINGTON FMJ RN .451“ | REMINGTON
Fabrikp. | 31,8 | 243,9 | 8,7 | 184,0 | 363,5 | 443 | 52 | Standard
Hardball Patrone |
230
S&B FMJ RN .451“ | S&B
Nontox Fabrikp. | 32,1 | 247,3 | 5,6 | 186,6 | 368,0 | 456 | 41 | schadstofffreie
Standardpatrone |
230
SPEER Gold Dot TC .451“ | SPEER Gold Dot Fabrikp. | 30,4 | 258,7 | 10,4 | 195,2 | 385,6 | 499 | 32 | klassische
Defensivpatrone |
Durchschnitt aller Laborierungen | 40 |
Abkürzungen in CALIBER:
Alle Geschoss- und Pulvergewichte in Grains (zum Umrechnen in Gramm bitte mit 0,0648 multiplizieren).
v2 = Geschossgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde, 2 Meter vor der Mündung gemessen.
OAL = Overall Length = Patronengesamtlänge.
Testaufbau: Die Geschossgeschwindigkeit (v2 in Meter pro Sekunde) wurde mit einer Mehl BMC 18 Anlage gemessen.
FMJ = Full Metal Jacket = Vollmantel.
Gold Dot = galvanisch verkupfertes Pressblei-Hohlspitzgeschoss.
Golden Saber = Messing-Teilmantel-Hohlspitzgeschoss.
HST Tactical = Teilmantel-Hohlspitzgeschoss.
JHP = Jacketed Hollow Point = Teilmantel-Hohlspitzgeschoß.
MC= Medal Case= Mantelgeschoss.
RN = Round Nose = Rundkopf.
TC = Truncated Cone = Kegelstumpf.
Die Präzisionsüberprüfung erfolgte mit je einer 5-Schuss-Gruppe von der Sandsackauflage auf der 15-Meter-Distanz. Die Schussbilder beziehen sich auf die am weitesten auseinanderliegenden Schusslochmitten. Die Klammerwerte geben die Präzision ohne einen Ausreißer an.
CALIBER Fazit zum Test der GLOCK G30S:
Mit der leichteren und schlankeren S-Klasse offeriert der weltweit bekannte, österreichische Hersteller aus Deutsch-Wagram eine feuerstarke, extrem führige .45er Kompaktpistole, die im Vergleich zur G30 mit verbesserten, tragbaren Abmessungen aufwarten kann. Der UVP der GLOCK G30S beträgt 749 Euro.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
GLOCK Ges.m.b.H., POB 9,
A-2232 Deutsch Wagram
Telefon: +43-(0)2247-903000,
Fax+43-(0)2247-90300312,
www.glock.com sowie
Deutschlandvertrieb GLOCK Pistolen:
RUAG Ammotec GmbH
Kronacher Straße 63
90765 Fürth