Der Superlativ steckt bei diesem Pistolenmodell in der Kapazität:
Mit ihren 19 Patronen im Magazin plus einer im Lauf hat die P-09 des tschechischen Waffenbauers CZ (Ceská Zbrojovka) in puncto Feuerkraft enorm viel zu bieten. Selbst im Feld der für ihr Fassungsvermögen bekannten Neun-Para-Pistolen ist das eine enorme Menge. Rein technisch handelt es sich bei der neuen Hi-Cap-Pistole um eine größere Version der kompakten CZ P-07. Und beide zusammen zählen zu den näheren Verwandten des modernen tschechischen Klassikers CZ-75: Verriegelung à la Browning, traditioneller SA-/DA-Abzug samt außenliegendem Hahn, nach außen gehende Führungsschienen des Verschlusses. Im Unterschied zur CZ-75 kommen P-09 und P-07 mit Plastik-Unterleib, einer unten offenen Steuerkulisse und einem direkt im Auswurffenster verriegelnden Rohr.
Zum Test der CZ P-09:
Um mit der Präzision anzufangen: Ihr bestes Ergebnis lag bei 38 mm – das ergibt 46 Punkte (also minus 4 Punkte). Bei der Kontrolle von Repetierablauf/Sicherheit registrierte man eine Störung (-1 Punkt), wenn auch mit einer impulsschwachen Patronensorte. Ansonsten keine Klagen: Die CZ P-09 schoss, repetierte und schleuderte das heiße Patronenhülsen-Messing rücksichtsvoll an den Testschützen vorbei. Insgesamt ein angenehmes Schießverhalten, vergleichbar einer Ganzstahl-CZ-75 ohne verlängertes Dustcover im Stil einer SP-01. In Sachen Verarbeitung fielen einige kleinere kosmetisch zu bewertende Aspekte auf, etwa ein Lichtspalt unter dem Kimmenblatt und die zum Teil arg prägnante Front-Gussnaht des Griffstücks (-2 Punkte).
Bei dem Abzugs-Griff-Design missfiel uns die sich unangenehm kantig anfühlende Griff-Oberfläche (-1 Punkt). Abzüge gab es auch bei der Charakteristik des „Omega“-Abzugssystems – bei der vorliegenden Waffe war der Abzug schlichtweg lausig. In Single Action wie Double Action kratzte und hakelte es arg, ehe der Abzug brach. Dabei hatte es CZ aber wenigstens geschafft, für recht angenehme Auslösewerte von 1.800 g (SA) und 4.550 g (DA) zu sorgen. Kleiner Trost: Das Omega-System soll sich ähnlich gut veredeln lassen wie das einer mit zwei Abzugsstangen bewehrten CZ-75 (-5 Punkte). Hingegen liefen die Bedienelemente zwar stramm, gaben aber nach knackig-fühlbarem Widerstand nach – prima. Einziges Handicap: Magazin-Release (nur einseitig, aber umsetzbar) und Sicherung waren gut zu erreichen, jedoch taten sich selbst Tester mit langen Fingern schwer, den Schlittenfang ohne Umgreifen zu betätigen (-1 Punkt). Wäre die geriffelte Taste länger und weniger steil gewesen, hätte das geklappt und keinen Abzug gebracht. Apropos Magazine (im Koffer lagen derer zwei): Beim Befüllen brauchte man ab Patrone Nummer 18 kräftige Finger oder eine Ladehilfe. Und sollen die randvollen Magazine dann „zur Arbeit“, muss man nach dem Einführen in den Griff schon feste auf ihren Boden klopfen. Nur dann rasten die Magazine sicher ein.
Die Visierung kam mit den obligatorischen drei weißen Punkten und der ebenfalls gängigen Anordnung von Rechteck-Kimmenausschnitt und starkem Balkenkorn, beides dankenswerterweise aus Stahl: Ein klares Visierbild mit zwar schmalen, aber gut sichtbaren, scharf umrissenen Lichthöfen, behördlich erprobt und erwünscht. Es bleibt als einziger Makel: die aus Sportlersicht fehlende Höhenjustierbarkeit (-1 Punkt).
Testfazit zur CZ P-09:
Angesichts dieses "Geräts" weiß man Begriff wie „Full Size“ und „Hi Cap“ erst richtig zu würdigen. Bei der CZ P-09 handelt es sich um eine große und dabei leichte Pistole mit erstklassigem Preis-Leistungs-Verhältnis, die trotz ihres modernen Unterbaus dank ihres Abzugssystems und des Außenhahnes die Traditionalisten anspricht.
VISIER-Bewertung der CZ P-09 Duty in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 46 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 5 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 85 Punkte |
Testurteil | sehr gut |
Prädikate | 5 von 6 |
Schießtest: CZ P-09
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 123 grs Fiocchi FMJ-TC | 59 mm | 341 m/s | 463 J |
2. | 124 grs GECO Hexagon | 61 mm | 321 m/s | 414 J |
3. | 124 grs Sellier & Bellot nontox FMJ | 40 mm | 340 m/s | 464 J |
4. | 124 grs Speer Gold Dot +p JHP | 38 (39) mm | 378 m/s | 574 J |
5. | 154 grs GECO FMJ-TC | 57 (27) mm | 262 m/s | 343 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackauflage, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte.
v2 = Geschossgeschwindigkeit zwei Meter vor der Laufmündung, in Meter pro Sekunde. E2 = Geschossenergie zwei Meter vor der Mündung, in Joule.
FMJ = Full Metal Jacket, TC = Truncated Cone, JHP = Jacketed Hollow Point, +p = verstärkte Ladung.