Vor 25 Jahren gegründet, kennen die Fans großkalibriger Pistolen die israelische Firma BUL Transmark vor allem für ihre 45er Government-Ableger des Typs M 5, ausgestattet mit aus Polymer-Werkstoff gefertigtem Widebody-Griffstück für ein zweireihiges Magazin. Ungefähr zur Jahrtausendwende kündigte das Werk mit dem Modell Storm (kein Bezug zu dem gleichnamigen Beretta-Modell) auch einen Ableger der am weitesten kopierten Neun-Para-Pistolenreihe an – der CZ-75. Jedoch kam der Durchbruch auf dem Gebiet erst um 2009, als BUL das Modell Cherokee vorstellte: eine Single-/Double-Action-Pistole mit außenliegendem Hahn und Polymer-Griffstück.
Zum Test der BUL G-Cherokee FS Black:
Im Test erhielt die geprüfte BUL G-Cherokee FS Black keine Abzüge beim Prüfabschnitt Repetierablauf/Sicherheit, da sie mit allen ihr zugedachten Laborierungen anstandslos funktionierte, trotz kleinem Auswurffenster keine Störung à la Stovepipe produzierte und auch das heiße Messing netterweise an der Haut der Tester vorbeilenkte (-0 Punkte). Bei der Präzision schlug sich die BUL Cherokee wacker, aber nicht erstklassig – ihr Best-Streukreis lag bei einem Durchmesser von 68 mm (-14 Punkte). Ihre Abzugscharakteristik war sauber, im Single-Action-Modus löste die Waffe bei harten, aber erträglichen 2050 Gramm aus. Im Double-Action-Betrieb brach der Abzug freilich erst bei einem Wert von 5700 Gramm, das ist zu stramm (-3 Punkte). Zur Bewertung des Abzugs-Griff-Designs: Prinzipiell hatten die Israelis alles richtig gemacht, jedoch missfiel das Fehlen der inzwischen üblichen Verstellmöglichkeit mittels austauschbarer Griffrücken-Einsatzstücke. An denen hätten aber potentielle Kunden mit kleineren Händen ihre Freude, angesichts mächtiger Griffrücken und Griffrillen, die eher für große Finger ausgelegt sind (-2 Punkte).
Bei den Bedienelementen gab es noch mehr zu bemängeln. Zum Ersten waren sie ab Werk nur einseitig auf Rechtshand-Betrieb ausgelegt; immerhin ließ sich der Magazinlöser umstecken. Zum Zweiten war das Sicherungskonzept mit Auto-Schlagbolzen- und manueller Daumensicherung veraltet.A auch missfiel der Umstand, dass das Sichern sich kaum ohne zweite Hand durchführen ließ, weil der Flügel sich nur schwer erreichen ließ – das Spannen des Hahnes war übrigens auch sehr kraftaufwendig wegen einer verhältnismäßig starken Feder (-4 Punkte).
Die Visierung überzeugte prinzipiell durch ihren Stahlaufbau, jedoch nicht durch die ziemlich klein geratenen, zudem unordentlich angebrachten Dämmerungsmarken. Sehr „old school“ auch, dass das Korn aus dem vollen Material des Schlittens gearbeitet war und sich somit weder verstellen noch austauschen ließ. Letzteres hätte wohl mancher in Erwägung gezogen. Denn die zum Zielen unabdingbaren Lichthöfe zwischen Korn und Kimmenausschnitt waren bei der Testwaffe schlicht viel zu klein (-3 Punkte).
Zur Verarbeitung: Da liegt die Cherokee ungefähr auf einem Niveau mit ihrem technischen Ahnvater, der CZ-75. Klapperfrei gepasst, fanden sich im Inneren der Waffe leider ein paar Werkzeugspuren mehr als bei vergleichbarem Gerät deutscher, tschechischer oder österreichischer Abkunft. Das Finish wirkte schlicht, war aber sauber ausgeführt (-4 Punkte). Was auch noch auffiel, war ihr Gewicht: Mit über 900 Gramm geriet die BUL Cherokee deutlich schwerer als vergleichbare Pistolen anderer Hersteller – diese Waffen wiegen selten mehr als 800 Gramm.
Testfazit zur BUL G-Cherokee FS Black in 9mm:
Bei der BUL Cherokee handelt es sich um eine einfache solide Gebrauchspistole in Full-Size-Bauweise, also Dienstpistolen-Größe. Am Preis-Leistungs-Verhältnis lässt sich nicht viel bemängeln. Dennoch dürfte es das israelische Modell schwer haben: Als Abkömmling der CZ-75 steht sie mit dieser im Wettstreit – und damit auch mit deren schier endlos anmutenden Tuning- und Aftermarket-Möglichkeiten.
VISIER-Bewertung der BUL G-Cherokee FS Black in 9mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 36 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 7 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 3 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 6 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 2 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 6 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 70 Punkte |
Testurteil | gut |
Prädikate | 4 von 6 |
Schießtest: BUL G-Cherokee FS Black
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 115 grs GECO JHP | 68 mm | 335 m/s | 418 J |
2. | 124 grs TC Fiocchi FMJ | 126 (66) mm | 345 m/s | 478 J |
3. | 124 grs Remington Golden Saber | 78 mm | 346 m/s | 484 J |
4. | 125 grs Hornady Steel Match JHP | 106 mm | 330 m/s | 441 J |
5. | 140 grs Sellier & Bellot FMJ | 75 (48) mm | 272 m/s | 336 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackauflage, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte.
v2 = Mündungsgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde.
E2 = Mündungsenergie in Joule.
Geschoss-Abkürzungen: FMJ = Full Metal Jacket, JHP = Jacketed Hollow Point.