Mit dem Modell BU9 Nano beteiligte sich Beretta vor drei Jahren am aktuellen Boom der Neun-Para- und Neun-Kurz-Taschenpistolen. Passend dazu wartet die vom Beretta US-Werk in Accokeek gebaute Nano mit so wenig äußeren Bedienelementen wie möglich auf. Auch der Hahn liegt innen: Diese kleine Waffe ist vor allem für verdecktes Tragen und schnelles Ziehen aus dem Holster konzipiert. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes CCP-Modell. CCP steht für Concealed Carry Permit - also die Eignung für das verdeckte Tragen.
Zum Test der Beretta BU9 Nano:
Repetierablauf/Sicherheit: Die Beretta BU9 Nano verschoss Munition von 124 Grains schweren Patronen abwärts bis hin zu Ladungen mit leichten Projektilen von 95 Grains anstandslos - also anders, als mancherorts im Web zu lesen war. Zuführ- oder Auswurfstörungen gab es in unserem Test nicht. Alle Patronenhülsen flogen planmäßig nach rechts hinten weg, am Schützen vorbei (-0 Punkte).
Zur Abzugscharakteristik: Als unangenehm empfanden die Tester den über den gesamten Vorzugsweg von rund 15 mm holpernden Abzug. Der brach bei durchschnittlich 3.450 Gramm, um noch etwa einen Millimeter durchzufallen. So was geht auch bei einer kleinen Polymerpistole wie der Nano bestimmt besser (-5 Punkte). Die nur 26 mm breite und 144 mm lange Pistole liegt in Verbindung mit dem verlängerten Magazin noch recht gut in der Hand und lässt sich auch mit schweren 124-Grains-Geschossen halbwegs angenehm schießen – das führt zum Testabschnitt Abzugs-Griff-Design. Die Griffseiten waren nur so minimal angeraut, dass man auch gleich darauf hätte verzichten können. Und das vordere Checkering bietet bei großen Händen nur einem Finger bedingten Halt. Bei solchen Handgrößen bringen auch die Fingermulden über dem Abzug nichts. Die Pistole ist eher für kleinere Hände ausgelegt. Das gilt aber nicht für den Abzugsbügel. Der ist groß genug, um auch mit Handschuhen gut hinein zu kommen. Auch der Magazinlöser lässt sich sowohl von großen Männerhänden als auch von zarten Damenhänden gut erreichen und bedienen (-1 Punkt). Der Magazin-Release bildet, neben der niedrigen Kimme und dem tiefliegenden Korn, übrigens das einzige Teil an der Waffe, das funktionsbedingt geringfügig hervorsteht, passend zum Zweck. Kritik bei den Bedienelementen gab es wegen des zum Zerlegen nötigen Werkzeugs, das auch zum Betätigen des kleinen Notfall-Entspanndrückers nötig war (-2 Punkte). Minuspunkte bei der Verarbeitung resultierten aus kleineren Gussspuren am Griffstück und Werkzeugspuren im Schlitteninnern (-2 Punkte.).
Abstriche bei der Visierung gab es wegen des niedrigen Zwei-Millimeter-Korns und der nur knapp drei Millimeter hohen Kimme – das ist nicht optimal zum präzisen Zielen. Das ändern auch die weißen Kontrasteinlagen der Drei-Punkt-Visierung nicht (-2 Punkte). Zur Ehrenrettung sei aber angemerkt, das es sich bei der Beretta Nano um eine Backup-Pistole für die Nahdistanz handelt. Solche Waffen werden bevorzugt auf Entfernungen bis zirka sieben Meter eingesetzt. Und im Test der Präzision haben die auf 15 Meter vom Sandsack geschossenen Gruppen durchweg noch gut innerhalb des berühmten „Bierdeckels“ gelegen, für eine Verteidigungspistole ist das gut (-7 Punkte).
Testfazit zur Beretta BU9 Nano:
Die Beretta BU9 Nano erwies sich als zuverlässig und sauber verarbeitet. Sie gefiel durch holsterfreundliches und für eine subkompakte Backup-Pistole ergonomisch gutes Design. In Mitteleuropa empfiehlt sich als ziviler Kunde vor allem der Jäger. Der erhält mit der Nano ein handliches, nur gut ein halbes Kilo schweres Eisen, das ihm die Feuerkraft einer 9 mm Luger Pistole bietet. Sie taugt für Fangschüsse auf nicht allzu wehrhaftes Wild, wie von Beretta als Einsatzzweck beworben. Dafür reicht auch die Präzison völlig aus.
VISIER-Bewertung der Beretta BU9 Nano in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 43 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 5 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 3 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 81 Punkte |
Testurteil | sehr gut |
Prädikate | 5 von 6 |
Schießtest: Beretta BU9 Nano
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 95 grs TopSHOT Vlm. | 48 (27) mm | 346 m/s | 368 J |
2. | 100 grs Sellier & Bellot SP | 52 (38) mm | 362 m/s | 425 J |
3. | 115 Remington UMC JHP | 59 mm | 317 m/s | 374 J |
4. | 124 grs GECO Hexagon | 56 mm | 300 m/s | 361 J |
5. | 124 grs GECO FMJ | 59 mm | 313 m/s | 394 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 15 Meter Distanz von der Sandsackauflage, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte.
v2 = Geschossgeschwindigkeit zwei Meter vor der Laufmündung, in Meter pro Sekunde. E2 = Geschossenergie zwei Meter vor der Mündung, in Joule. Abkürzungen bei den Geschossnamen: Vlm = Vollmantel, FMJ = Full Metal Jacket, SP = Soft Point, JHP = -Jacketed Hollow Point.
Zusätzlich finden Sie im VISIER SPECIAL 76 noch weitere Beretta-Pistolen im Test:
Beretta PX 4 Storm Compact
Beretta PX 4 Storm Inox