Der italienische Waffenhersteller Beretta ist weltweit bekannt und seit langer Zeit im Geschäft. Viele Streitkräfte und Polizei-Einheiten vertrauen auf die hohe Qualität und Zuverlässigkeit der Pistolen aus Italien. Bei der Ausschreibung für eine neue Dienstpistole für das US-Militär schickte Beretta die neue Polymerpistole APX ins Rennen. Sie sollte die bewährte Beretta 92 ablösen.
Wir konnten die brandneue Selbstladepistole im Kaliber 9mm Luger auf der Schießbahn bereits selbst testen. Im Video sehen Sie alle Eigenschaften der Polymer-Rahmen-Pistole, die als Dienstwaffe für Behörden konzipiert wurde aber auch für Sportschützen interessant ist.
Beretta APX: Die Pistole im Detail
Mit der APX passt sich Beretta dem etablierten Standard von Behördenpistolen an: Die APX nutzt eine modifizierte Browning-Verriegelung mit abkippendem Lauf und unten offener Steuerkulisse. Das Patronenlager verriegelt mittels Block im Auswurffenster des Schlittens.
Die Fullsize-Pistole arbeitet nicht wie die Beretta 92 mit einem Hahnspannsystem, sondern mit einem Schlagbolzenschloss. Das Polymer-Griffstück bringt drei austauschbare Griffrückenmodule (in den Größen S, M, L) und eine taktische Picatinny-Schiene unterhalb des Laufs mit. Grundsätzlich ist die Waffe auf eine beidseitige Bedienung getrimmt.
Der Schlittenfanghebel findet sich sowohl rechts als auch links. Die angeraute Magazintaste sitzt zwar nur links, kann aber auf die rechte Rahmenseite ummontiert werden. Dies gilt nicht für den Zerlegehebel, der nur auf der linken Waffenflanke steckt.
Subjektiv liegt die Waffe mit den M-Modulen sehr griffig und gut ausbalanciert in einer mittelgroßen Hand. Die Oberflächenpunzierung der Griffvorderseite und des Rückenmoduls bietet einen sicheren Griff, ohne dabei zu aufdringlich auf die Haut einzuwirken.
Optisch und technisch eine gelungene Pistole: Beretta APX
Das Polymer-Griffstück beheimatet außerdem die Abzugseinheit, die bei der APX ein entnehmbares Chassis darstellt und die Waffennummer trägt. Das Bauteil wird oberhalb der Abzugseinheit durch den Demontagehebel gehalten und ist im Waffenheck durch einen zusätzlichen Metallbolzen verstiftet. Lauf und Stahlverschluss schützt eine Nitrid-Vergütung vor Korrosion und Abnutzung. Die groß dimensionierten Repetierrillen bilden einen optischen Hingucker und lassen das Durchladen oder Überprüfen des Patronenlagers einfach von der Hand gehen. Der Schlitten trägt eine seitlich driftbare Stahlvisierung mit drei weißen Punkteinlagen. Sie ermöglicht eine schnelle Zielaufnahme und ein kontrastreiches Visierbild. Zum 25-Meter-Scheibenschießen eignet sie sich weniger. Der Zubehörmarkt sollte hier aber bald Abhilfe schaffen können.
Der Single-Action-Abzug bricht nach einem klassenüblichen Wert von rund 2,5 Kilogramm. Bei diesem Abzug wird das Schlagbolzenschloss nach jedem Repetiervorgang automatisch gespannt. Die Charakteristik des Abzugs erinnert ebenfalls an aktuelle Glock-, Heckler-&-Koch- oder Walther-Modelle: ein Abzugsweg von rund 5 bis 6 Millimetern und ein sehr kurzer Reset (Rückstellweg). Auf dem Druckpunkt steht der Abzug jedoch nicht trocken.
Die Verarbeitung der APX ist insgesamt auf einem guten Niveau. Das Polymer-Griffstück weist hingegen einige kleinste Spritzgussreste und eine nicht 100 prozentige gerade Picatinny-Rail auf. Dies können Polymer-Vertreter aus dem deutschsprachigen Raum oft besser. Auch der Schlitten zeigt in den Zwischenräumen der Repetierrillen einige Spuren der CNC-Werkzeuge. Trotzdem wirkt die Waffe insgesamt rund und alle Teile sind sehr sauber eingepasst.
Praxistest mit der Beretta APX in 9 mm Luger
Mangels passender Einspannbacken schossen die Tester die neue APX auf 25 Meter vom Sandsack. Hierbei arbeitete das System wunderbar und die Waffe erzeugte keine Störungen. Mit einigen Ladungen waren Streukreise von knapp über sechs Zentimetern möglich. Die leichten Teilmantelpatronen von PPU stanzen mit 61 Millimetern den engsten Streukreis in die Zielscheibe.
Besonders stehend im beidhändigen Anschlag ließen sich mit der APX schnelle und präzise Serien auf kürzeren Entfernungen realisieren. Dank des massiven Schlittens und der niedrigen Laufseelenachse – die das Schlagbolzenschloss ermöglicht – steigt die Mündung der Beretta APX im Schuss kaum. Auch die 570 Joule starken Barnaul-Vollmantelpatronen mit ihren Stahlhülsen brachten die neue Polymer-Pistole aus Italien nicht aus der Ruhe.
Beretta APX: Fazit des Tests
Die neue Beretta APX bringt viele aktuelle Ausstattungspunkte mit, die in der gehobenen Polymer-Behörden-Klasse zum guten Ton gehören. Daneben bringt die Pistole auch eine Abzugszüngelsicherung sowie eine Schlagbolzen-/Fallsicherung mit. Die Handlage und die Zuverlässigkeit der Waffe waren im Test ausgezeichnet. Die Präzision liegt im Mittelfeld. Bei der Verarbeitung bleibt die Waffe etwas hinter den Polymer-Spitzenprodukten zurück, ist insgesamt aber noch durchaus gut.
Neben der Version in 9 x 19 mm baut Beretta auch Exemplare in den Kalibern 9 x 21 mm und .40 S & W. Mit einem Preis von 740,- Euro liegt die APX ungefähr auf dem Preisniveau der etablierten Polymer-Konkurrenz in Fullsize-Bauart. Die APX kommt in einem schwarzen Kunststoffkoffer mit einer mehrsprachigen Bedienungsanleitung, einem Waffenschloss, zwei 17-Schuss-Magazinen, einer Ladehilfe und einem Putzstöckchen.
Den ausführlichen Test finden Sie in der VISIER Ausgabe 08/2017. Im VS Medien Online-Shop können Sie die Ausgabe bequem nachbestellen.
Hier kommen Sie zur digitalen Version der VISIER 08/2017.
Weitere Informationen zu Beretta und der neuen APX finden Sie hier.