Schon auf den ersten Blick fällt rein äußerlich der zwischen Korn und Auswurffenster rund zwei Millimeter abgestufte Verschluss auf, der zudem etwa drei Millimeter breiter ist als der Verschluss einer Glock G17/G19. Damit kommen wir auch gleich zum Herzstück und zum wichtigsten der drei Patente der Strike One: dem Verschlusssystem, das eine Verriegelung ohne abkippendem Lauf ermöglicht.
Was ist das Besondere an diesem Patent?
Ein oben offener, vertikal beweglicher Verriegelungsblock umklammert den Lauf hinter dem Patronenlager (in Schussrichtung) und die an der Blockunterseite positionierte, geschlossene Steuerkurve ist über eine Querachse fest mit dem Griffstück verbunden. Im verriegelten Zustand befindet sich der Verschlussblock in seiner oberen Position. Im Moment der Schussabgabe marschieren Lauf und Schlitten gemeinsam nach hinten, hierbei bewegt sich der durch die Steuerkurve zwangsgeführte Riegelblock nach unten und nach etwa 2,5 Millimeter gemeinsamen Rücklaufweg setzt der nun freigegebene Verschluss seine Reise alleine fort.
Dieser minimalistische „Blockverschluss“ soll gleich mehrere Vorteile miteinander vereinen: Im Gegensatz zu Systemen, bei denen der Lauf ebenfalls keine Abkippbewegung vollführt, wie beispielsweise ein Kniegelenk-, Rollen- oder ein konventioneller Schwenkriegelverschluss, ist der Strike One Verschluss genial simpel, kommt mit wenigen Bauteilen aus und ist somit nicht so kostspielig in der Herstellung. Durch den gradlinigen Rohrrücklauf soll sich auch eine bessere Präzision ergeben, da der Lauf nicht abkippt und somit das Geschoss im Abgangswinkel nicht beeinflusst wird. Weil das Gewicht des Laufes nicht am Vorgang der Entriegelung beteiligt ist, verspricht man sich zudem einen sanfteren Rückstoß.
Last but not least gibt der Hersteller an, dass man mit nur zwölf Millimetern über der Handgabel die niedrigste Laufseelenachse aller auf dem Markt befindlichen Dienstpistolen mit Polymerrahmen und Schlagbolzenschloss vorweisen kann. Auch wenn wir das mit unseren bescheidenen Messmethoden nicht verifizieren können, sorgt die tief über der Hand liegende Laufseelenachse auf jeden Fall für einen sehr flachen Zuführwinkel der Patronen aus dem Magazin in das Patronenlager. Dies dürfte mehr Funktionssicherheit bei kurzen Patronenlängen und/oder ungünstigen Geschossformen bedeuten.
Der kalt gehämmerte, 127 Millimeter lange Lauf mit konventionellem Innenprofil mit sechs Feldern/Zügen, Drall-Länge von 1-10“/250 mm und Diameter von .356“ wurde gegenüber frühen Prototypen und Vorserienmodellen etwas gekürzt, so dass einer Zulassung für die populäre IPSC Production Division nichts mehr im Wege stehen dürfte.
Patentierte Konstruktionsmerkmale der Arsenal Firearms Strike One
Die aus 46 Einzelteilen bestehende Pistole Strike One kann auch in anderen Bereichen mit patentierten Konstruktionsmerkmalen aufwarten. Im Rahmen sitzt ein einteiliger Block aus Vergütungsstahl (42 CrMo4), dessen Schienen den Schlitten ununterbrochen auf ihrer ganzen Länge führen. Somit wies unsere Testwaffe im Vergleich zu anderen Polymerdienstpistolen nur ein Minimalspiel zwischen Griffstück und Verschluss auf. Das Stahlblechmagazin fasst 17 Patronen, bei voller Beladung sitzt die Magazinfeder noch nicht auf Block, so dass ein sicheres Einrasten des vollen Magazins auch unter Stress leicht zu bewerkstelligen ist.
Patentiert ist übrigens auch ein beidseitiger Magazinauslöser, allerdings war unsere Testwaffe nur mit einem linksseitigen, großen Magazinauslöseknopf ausgestattet. Im mitgelieferten Kunststoffkoffer lag das Bedienelement für die andere Waffenseite, das wir aber nicht montierten. Der Verschlussfanghebel ist ebenso nur einseitig auf der linken Griffstückseite vorhanden.
Patentiert ist auch noch die spezielle Abzugssicherung der Strike One, die durch eine automatische Zündstiftsicherung (Fallsicherung) komplettiert wird. Im Gegensatz zu anderen Abzugssicherungs-Systemen mit zweigeteiltem Abzug oder Sicherungszunge im Abzug kann der Abzug der Strike One nur dann betätigt werden, wenn der Abzugsfinger auf seiner unteren Hälfte aufliegt. Durch den Druck auf den unteren Part der Abzugszunge wird der Abzug in seine Achse bewegt und gibt über eine Transferstange sowie einen Schieber den Schlagbolzen frei.
Das Griffstück besitzt einen langen, ausladenden Griffsporn, der einen möglichen, schmerzhaften Kontakt zwischen Handgabel und marschierendem Verschluss zuverlässig verhindert.
Um die Handhabungseigenschaften bei feuchten Händen (Anmerkung von uns: gerade im Wettkampf) zu verbessern, wurden unterschiedliche Oberflächenstrukturen in den Griffrahmen eingebracht. An der Unterseite der Schließfederrinne befindet sich die obligatorische Montageschiene zur Aufnahme einer Lichtquelle oder eines Licht-Laser-Moduls.
AUF DER NÄCHSTEN SEITE GEHT'S ZUM PRAXISTEST
Die Arsenal Firearms Strike One im Praxistest:
Das beste Einzelergebnis in der Kombination Waffe-Munition erreichte die neue GECO 124 grs. HEXAGON Matchmunition mit 21 Millimetern. Auf Platz zwei landete dann die Magtech 115 grs. JHP Matchpatrone mit 26 Millimetern. Mit 27 Millimetern lediglich theoretisch schlechter war die Sellier & Bellot Unterschallpatrone mit 140 grs. Geschossgewicht, die zudem auch durch ein sehr angenehmes Schussgefühl glänzte. Schlussendlich blieb es bei einem Schussleistungs-Durchschnitt aller Laborierungen von 36 Millimeter respektive 34 Millimeter ohne Ausreißer. Mit zwei Munitionssorten zogen wir dann auch noch einmal auf die 25 Meter Distanz. Hier erreichte die Strike One mit der schweren S&B Patrone 47 Millimeter und mit der Magtech 147 grains Subsonic sogar nur 30 Millimeter.
Gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass das Abzugsgewicht rund 2.400 Gramm beträgt, auch wenn es einem aufgrund der guten Charakteristik weitaus weniger vorkommt.
Schussleistung der Arsenal Firearms Strike One in 9 mm Luger:
Geschoss-Gewicht-Hersteller-Typ-Form-Dia | Laborierung-Menge (grs.)-Hersteller-Sorte | OAL in mm | v2 in m/s | v2-Diff. in m/s | Faktor | MIP | Präzision in mm | Bemerkungen zu den
Laborier- ungen |
95 Magtech JSP TC .355“ | Magtech Fabrikp. | 26,8 | 402,5 | 12,4 | 125,5 | 247,8 | 51 | nur aus langen
Dralllängen Top |
115
Magtech JHP TC .355“ | Magtech
Fabrikp. | 28,2 | 357,5 | 11,9 | 134,9 | 266,4 | 26 | Caliber
Referenz-patrone |
124
GECO FMJ OG .355“ | GECO Fabrikp. | 29,5 | 339 | 11,4 | 137,9 | 272,4 | 54 | günstige Standard-patrone |
124
GECO Hexagon .355“ | GECO Fabrikp. | 28,7 | 330,1 | 9,6 | 134,3 | 265,2 | 21 | neue
Match-patrone |
124
S&B FMJ OG .355“ | S&B
Fabrikp. | 29,3 | 327,7 | 10,7 | 133,3 | 263,3 | 35 | günstige Standard-patrone |
139 GECO FMJ OG .355“ | GECO Fabrikp. | 29,5 | 297,2 | 4,0 | 135,5 | 267,7 | 37 | schadstoff-freie
Standard-patrone |
140
S&B FMJ TC .355“ | S&B
Fabrikp. | 26,8 | 288,9 | 12,9 | 132,7 | 262,1 | 27 | 47 mm auf 25 Meter |
147 Magtech JHP TC .355“ | Magtech Fabrikp. | 29,1 | 311,2 | 12,9 | 150,1 | 296,4 | 36(18) | 30 mm auf 25 Meter |
Durchschnitt aller Laborier-ungen | 36(34) |
Alle Geschoss- und Pulvergewichte in Grains (zum Umrechnen in Gramm bitte mit 0,0648 multiplizieren). v2 = Geschossgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde, 2 Meter vor der Mündung gemessen.
OAL = Overall Length = Patronengesamtlänge.
Abkürzungen in Caliber: FMJ = Full Metal Jacket = Vollmantel. Hexagon= Mantelgeschoss mit innenliegender Hohlspitze ohne kontrolliertes Deformationsverhalten. JHP = Jacketed Hollow Point = Teilmantel-Hohlspitzgeschoß. OG = Ogive. TC = Truncated Cone = Kegelstumpf.
Testaufbau: Die Geschoßgeschwindigkeit (v2 in Meter pro Sekunde)wurde mit einer Mehl BMC 18 Anlage gemessen. Die Präzisionsüberprüfung erfolgte mit je einer 5- Schuss- Gruppe von der Sandsackauflage auf der 15-Meter-Distanz. Die Schussbilder beziehen sich auf die am weitesten auseinander liegenden Schusslochmitten. Die Klammerwerte geben die Präzision ohne einen Ausreißer an.
Unser Testfazit zur Arsenal Firearms Strike One:
Wer das eigenwillige Design mit dem breiten Verschluss und seiner abgestuften Kontur mag, findet in der „Strike One“ eine innovative, zuverlässige Pistole, die aufgrund ihrer guten Präzision auch auf dem sportlichen Parkett eine gute Figur macht.
Die auch im Handling überzeugende Waffe steht mit einem offiziellen Verkaufspreis von 700 Euro auf jeden Fall in einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Es gibt sie neben 9x 19 auch in den Kalibern 9 x 21, .357 SIG und .40 S&W.
In 9 mm Luger ist vor allem das Ergebnis des Schießtests mit der neuen Munition GECO Hexagon positiv aufgefallen. Waffe und Munition "verstehen sich offenbar besonders gut".
Distributeur der Strike One von Arsenal Firearms für Deutschland:
Waffen Lux Heidelberg,
Reinhold Lux e.K.,
Friedrich-Ebert-Anlage 9,
69117 Heidelberg,
Telefon:+49-(0)6221-22873,
Fax: +49-(0)6221-164858,