Die vierzöllige Version der 5906 aus dem Performance Center kam für die Production-Klasse zu früh auf den Markt. Zugleich wurde sie als Ganzstahlpistole in eine Ära hineingeboren, in der für viele große Hersteller wie Smith & Wesson nur Plastikpistolen und 1911er zählten. Gerade hierzulande verkauften sich die langen "Target Champions" und verwandte Sportmodelle der Neun Paras von Smith & Wesson jahrelang ausgezeichnet. Bei Smith & Wesson hatte man um die Jahrtausendwende aber andere Pläne: Polymer-Pistolen regierten den US-Markt und wer in eine hochwertige Ganzstahlpistole investieren wollte, der kaufte eine 1911er. Doch anders als viele ihrer fünf- und sechszölligen Geschwister verkaufte sich auch damals eine Version verblüffend schlecht: Die PC 5906 mit 4"-Lauf. Möglicherweise konnte sie sich in Konzept und Ausstattung zu wenig von einer normalen M 5906 absetzen – was allerdings nicht für ihren gehobenen Preis galt. Das Performance Center lancierte die PC 5906 mit 102 mm langem Rohr 1997; der Unternehmenskenner und -chronist Roy Jinks wird dahingehend zitiert, dass sich die gesamte Stückzahl dieser Version auf lediglich 420 Exemplare beschränkt.
Die 9mm-Pistole PC 5906 von Smith & Wesson im Detail
In der Konstruktion unterscheidet die PC 5906 wenig von einer herkömmlichen M 5906, letztere wiederum ein modernisierter Abkömmling des zu Beginn der 1970er Jahre eingeführten Modells 59. Letztlich handelt es sich nur um die Ganzstahlversion der vierzölligen Dienstmodelle mit traditionellem Double-/Single-Action-Abzug, hier in der komplett aus rostträgem Stahl gefertigten Version. Okay, die Edelversion verließ den hauseigenen Customshop matt glasperlengestrahlt und mit schwarzen Entspannhebeln. Typisch für die gängigste Variante des Basismodells M 5906 waren dagegen polierte Stainless-Oberflächen und Sicherungshebel mit integrierter Entspannfunktion, ebenfalls aus Stainless Steel. Magazin, Novak-Visierung und viele Kleinteile waren baugleich, die einteilige Plastikgriffschale mit geradem Griffrücken wurde regulär aber eher auf dem Modell 4006 in .40 S&W montiert, nicht der M 5906. Im Bereich Sonderausstattung hielt man sich trotz gepfefferter Preise dezent zurück. Möglicherweise zu dezent, daran änderte auch das Checkering der Rahmen-Front anstelle schlichter Längsrillen wie bei der normalen M 5906 nicht genug, um die Waffe von der erheblich günstigeren Basisversion abzuheben.
Alle Details zur PC 5906 von S & W auf einen Blick
Modell: | Smith & Wesson PC 5906 4”-Lauf |
Preis: | nur gebraucht |
Kaliber: | 9x19 mm |
Kapazität: | 15 + 1 Patronen |
Maße (L x B x H): | 192 x 36 x 141 mm |
Lauflänge: | 102 mm |
Visierlänge: | 155 mm |
Abzugsgewicht: | 2.300 g/4.250 g |
Gewicht: | 1.105 g |
Ausstattung: | Stainless Steel, starres Novak-Visier, Briley-Mündungsbuchse, DA-/SA-Abzug, Entspannhebel. |
Der Unterschied zwischen PC 5906 und M 5906
Im Bereich Verarbeitung, Finish und Passungen trennen die PC 5906 und die herkömmliche M 5906 dafür Welten. Schlitten, Lauf und Rahmen der PC stammen nicht aus der Serienfertigung, das sieht man bei der Bearbeitung von Kanten, Radien und dem Finish, die sorgsamer bearbeitet wurden als bei einer M 5906. Außerdem spürt und hört man die exakt abgestimmten, fast saugend engen Passungen zwischen den wesentlichen Baugruppen Griffstück, Schlitten und Lauf. Der zuletzt Genannte besitzt das für die alten Ganzmetall- Pistolen aus dem Performance Center von Smith & Wesson typische Briley-Bushing: In der Mündungsbuchse sitzt ein goldfarben nitrierter und drehbarer Ring, der trotz abkippendem Rohr für eine besonders passgenaue Führung des Laufes im Mündungsbereich sorgt.
Auf dem Schießstand entpuppte sich die vorliegende Waffe als ungewöhnlich mäkelig, was die Präzision betraf. Einzig mit wiedergeladenem Futter, basierend auf Hornady-Match-Projektilen und Treibmittel von Vihtavuori, brachte sie herausragend gute Ergebnisse. Bei den Fabrikpatronen lag die Combat-Patrone Golden Saber aus dem Hause Remington vorn. Störungen gab es wie erwartet keine, auch nicht mit schwachen Sorten. Abseits des reinen Löchlestanzens schoss sich die PC 5906 nicht anders als eine ganz normale M 5906 mit moderat geglättetem Abzug.
Dank des Gewichtes angenehm weich im Schuss, zählen doch die Ganzstahl-Versionen der S&W M 59 zu den schwersten Dienstpistolen der Nachkriegszeit überhaupt. Der kurze Abzugs-Reset half bei schnellen Serien, der kantige und nicht übermäßig rutschfeste Werksgriff eher weniger. Der gerade Griffrücken des für die 40er Modelle eher typischen Plastikgriffes ist Geschmackssache, ähnlich wie bei den 92er Berettas mit geschwungenem Griffrücken kontra den hinten geraden Vertec-Rahmen der Baureihe 92.
Fazit zur PC 5906 von Smith & Wesson
Über 20 Jahre, nachdem S&W die vierzöllige PC 5906 auf Kiel gelegt hat, erscheint das Modell als angenehm hochwertig verarbeitete und bei richtiger Munitionsauswahl hervorragend schießende 9 mm Para-Pistole, die auch heute in ihrer Größen- und Gewichtsklasse nicht zum alten Eisen gehört. Moderne Alternativen für das eher unspektakulär designte Visier und die mittelmäßige Griffschale gibt es heute nach wie vor zu kaufen, Ersatzteile stellen schon eher ein Problem dar. Eigentlich fehlt es der PC 5906 nur an einer Picatinny- Schnittstelle, und selbst das trifft nicht auf den deutschen Markt zu. Es wird Zeit, dass Smith & Wesson die alten Kämpen der Baureihen 39/59 zumindest aus dem Performance Center wieder reaktiviert, die großen Geschwister in .45 und 10 Auto am besten gleich dazu. Konkurrenten wie SIG Sauer haben den Premiumsektor für eigene Ganzmetall-Konstruktionen nie aufgegeben, Beretta und Walther ziehen gerade wieder mit stählernen Sportpistolen zu Felde.
Dieser Artikel ist zuerst in der VISIER 6/2019 erschienen. Das Heft ist noch im VS Medien-Onlineshop verfügbar. Auch in einer digitalen Version.
Auf all4shooters.com haben wir auch weitere Ganzstahl-Pistolen getestet. Zum Beispiel eine aktuelle aus dem Hause Walther, die Q4 SF in 9mm Luger.