Hermann Historica: Nachbericht Oktober-Auktion 2023 − Sammelfeld moderne Pistolen liegt weiter voll im Trend

Wir hatten Ihnen bereits in einem Artikel die interessantesten Stücke, die bei Hermann Historica in der Oktober-Auktionsrunde zum Verkauf standen, vorgestellt. Und wie immer haben sich unsere Vorhersagen teilweise erfüllt, es gab aber auch mal wieder einige Überraschungen. Die Auktion Nummer 98 bestätigt einen Trend, der sich in den letzten Jahren etabliert hat, nämlich das große Interesse der Sammler an "fast" zeitgenössischen Handfeuerwaffen, die oft Verkaufspreise erzielen, die bis vor kurzem undenkbar waren. Das war bereits bei der letztjährigen Auktion der Fall, bei der eine 9-mm-Pistole Heckler & Koch P7 A13 XM9 aus dem Jahr 1982 für 34.000,- Euro verkauft wurde. Aber der Reihe nach: Die erste Runde der Versteigerung betraf antike Waffen.

Hermann Historica Auktion Oktober 2023: Kunstwerke und Altertümer

Griechischer Helm ca. 500 v. Chr. in Korinth gefertigt.
Ein typischer korinthischer Helm aus der Zeit um 500 v. Chr. wurde für 67.500,- Euro verkauft. Der Startpreis lag bei 49.000,-  Euro.

Am Dienstag, dem 10.10. pünktlich um 10 Uhr begann die Auktion des historischen Auktionshauses endlich wieder als Präsenzauktion, bei die Bieter auch wieder persönlich im Auktionssaal von Herman Historica zugegen sein konnten. Die Bieter waren voller Vorfreude und begannen sofort, um die interessantesten Stücke zu buhlen, indem sie sowohl vor Ort als auch am Telefon oder vor ihren Bildschirmen mitboten.

Enthusiasten aus der ganzen Welt konnten auf fünf verschiedenen Auktionsportalen online mitbieten. Der Auktionator musste nicht lange warten, bis der Hammer fiel und das magische Wort "Verkauft!" ertönte.

Zu den aus Sammlersicht interessantesten Stücken, die am ersten Tag versteigert wurden, gehörte zweifelsohne Los Nummer 7, ein typischer korinthischer Bronzehelm aus der Zeit um 500 v. Chr. Er ist uns gut bekannt, da er häufig auf Skulpturen und Vasenbildern abgebildet ist und als der Inbegriff des griechischen Helms gilt. Bei einem Startpreis von 49.000,- Euro wurde dieses außergewöhnliche Exemplar für 67.500,- Euro verkauft.

Antike Waffen und Rüstungen aus der ganzen Welt: Die Highlights mit Preisen bei der Oktober-Auktion von Hermann Historica 2023

Am folgenden Tag bot Hermann Historica mehr als 200 Lose im Bereich antiker Waffen und Rüstungen aus aller Welt an.

Turkmenischer Dolch des Typs Kard.
Ein Kard, ein typischer turkmenischer Dolch mit einer Klinge mit T-Profil. Dieses schöne Exemplar aus dem 19. Jahrhundert wurde für 8.250,- Euro verkauft.

Apropos Klingenwaffen: Bei Los 1014 gab es den ersten harten Kampf zwischen Sammlern, die um einen turkmenischen Kard aus dem 19. Es ist schwer zu sagen, ob das Interesse an diesem Dolch wegen der Griffschalen aus Walrosselfenbein oder wegen der Gravur "Arbeit des Muhammad" auf der silbermontierten Waffe so groß war. Tatsache ist, dass der Höchstbietende für diesen osmanischen Dolch fast das Dreifache des Startpreises von 2.900,- Euro investieren musste: der Dolch wechselte für 8.250,- Euro den Besitzer.

Das nächste Bietergefecht ließ nicht lange auf sich warten als ein großes Bidenhänder-Schwert des berühmten Klingenmeisters Wolfgang Stantler aus München (Losnummer 1175) zur Versteigerung kam. Schnell entfachte auch hier das der Wettbieten unter den Sammlern. Die Gebote für dieses um 1600 gebaute Meisterwerk eines Zweihandschwertes begannen bei 7.500,- Euro und die Bieter drückten auf allen Plattformen auf die Gebots-Buttons, bis der edle Bidenhänder mit seiner stolzen Länge von 180 cm schließlich für 11.250,- Euro versteigert wurde.

Das Bidenhänderschwert ist für zwei Hände ausgelegt.
Ein prächtiges  Bidenhänderschwert des berühmten Klingenmeisters Wolfgang Stantler aus München, gefertigt um 1600. Das Zweihandschwert wurde für 11.250,- Euro verkauft.

"Bieterfieber" bei schönen antiken und modernen Feuerwaffen: Oktober-Auktion 2023 bei Hermann Historica mit Rekord-Preisen

Ein Tüfek-Gewehr aus dem Osmanischen Reich im Kaliber 15 mm.
15.000,-  Euro kostete dieses osmanische Tüfek-Steinschlossgewehr, das reich verziert und in perfektem Zustand ist. Es stammt aus den frühen 1800er Jahren.

Donnerstag, der 12. Oktober 2023,  sollte der längste Tag dieser Auktionswoche werden. Und das lag nicht nur an der großen Auswahl von mehr als 600 Losen, sondern auch an der von Auktion zu Auktion steigenden Zahl der Bieter.

Eines der interessantesten Stücke war, wie bereits erwartet, zweifellos ein Tüfek der Superlative (Losnummer 2006), d.h. ein Miquelet-Schlossgewehr aus osmanischer Fertigung, das auf den Beginn des 19. Jahrhunderts zurückgeht.  Der Lauf gezogen Lauf im Kaliber 15 Millimeter ist über die gesamte Länge reichhaltig mit Golddamast beschlagen. Lauf und Schaft werden von fünf reich gravierten Silberbändern zusammengehalten. Dieses einzigartige Meisterwerk wurde zu einem Startpreis von 12.000,- Euro angeboten und schließlich für 15.000,- Euro verkauft.

Eine Korth-Pistole im Kaliber 9 mm Luger von der rechten Seite zu sehen.
Die halbautomatische Korth-Pistole mit der Seriennummer P018 aus dem Jahr 1988 wurde für 15.000,-  Euro verkauft, bei einem Startpreis von 4.000,- Euro.

Und wir kommen zu den modernen Waffen, die  mittlerweile unvorstellbare Verkaufspreise erreichen: Den Tageshöchstpreis erzielten zwei halbautomatische Pistolen der deutschen Firma Korth, die unter den Losnummern 2162 und 2163 zu je 4.000,- Euro im Auktions-Katalog zu finden waren. Die beiden Pistolen aus den Jahren 1988 bzw. 1989  im Kaliber 9 mm Luger verfügen jeweils über ein Zehn-Schuss-Magazin und standen komplett mit Originalverpackung und in neuwertigem Zustand zur Auktion. Die erste Pistole hat die Seriennummer P018, die zweite die P067. Die Korth-Pistole gilt als eine der besten und am besten gebauten Pistolen aller Zeiten und gilt unter Sammlern moderner Pistolen bereits als  großer Klassiker. Die etwas niedrigen Startpreise waren ein Anreiz für die Sammler, mitzubieten. Nach einem erbitterten Kampf musste der Höchstbietende für die Losnummer 2162 fast das Vierfache des Startpreises, also 15.000,- Euro, investieren. Und er hatte noch Glück, denn derjenige, der die Korth-Pistole mit der Losnummer 2163 ersteigerte, musste sogar 20.000,- Euro auf den Tisch legen.

Doch das Bieterfieber riss nicht ab. Los 2294 zum Beispiel, ein französisches Fusil Automatique Modèle 1917 (auch bekannt als RSC), ein halbautomatisches Gewehr im Kaliber 8 mm Lebel, wurde mit einem Startpreis von 3.000,- Euro zum Verkauf angeboten. Von diesem Gewehr wurden in den Jahren 1917 und 1918 etwa 86.000 Exemplare hergestellt, von denen jedoch nur noch sehr wenige funktionsfähig sind. Das Besondere an dem bei Hermann Historica zum Verkauf stehenden Exemplar ist gerade, dass es über eine intakte Gasöffnung und auch über eine funktionsfähige Schraube verfügt, die hier nicht wie den meisten Modellen deaktiviert wurden. Das ließ natürlich nicht nur die Herzen der Sammler höher schlagen, sondern führte dazu, dass vor allem ihre Finger noch schneller auf den Biet-Button klickten. Am Ende zahlte der Höchstbietende 14.375,- Euro, um diese echte Rarität im Bereich der Dienstwaffen zu erwerben.

Ein französisches Ordonnanzgewehr Fusil Automatiue Modèle 1917.
Ein in Frankreich hergestelltes Fusil Automatique Modèle 1917. Es handelt sich um eine halbautomatische Feuerwaffe, die extrem selten ist, da sie nicht deaktiviert wurde und sich noch im funktionsfähigen Zustand  befindet. Verkauft für 14.375 Euro.

Mehr zu den Ergebnissen der Oktober-Auktionen und zu kommenden Versteigerungen erhalten Sie hier auf der Webseite von Herman Historica.

 

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