Nachbericht Hermann Historica: Erwartungen übertroffen, aber auch zahlreiche Überraschungen bei der 102. Auktion "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten" − einige Highlights

Das Jahr 2024 der Waffensammler aus aller Welt ist mit der wichtigsten internationalen Veranstaltung für den Kauf von Sammlerwaffen zu Ende gegangen, der letzten Hermann Historica-Auktion in diesem Jahr. Dies war nun die Ausgabe Nr. 102 mit dem Titel "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten", die Ende November 2024 an drei Tagen stattfand. Wir hatten unsere Aussicht auf die Highlights hier bei all4shooters.com bereits besprochen, und nun, nach Abschluss der Live-Auktion, ist es Zeit für unsere übliche Zusammenfassung: Mit Spannung wurde die umfangreiche Herbstauktion des geschichtsträchtigen Unternehmens in Grasbrunn erwartet. Und das Warten hat sich entschieden gelohnt! Das gab es noch nie – ganze drei Tage Auktion von Schusswaffen! Stolze 2.056 Objekte offerierte Hermann Historica ihren zahlreichen Kunden und Sammlern. Diese warteten bereits im Saal, am Telefon und natürlich vor ihren Bildschirmen. Die drei Tage hatten es in sich: eine rege Beteiligung, spannende Bietgefechte und beeindruckende Ergebnisse. Die Versteigerung bot eine Vielzahl unvergesslicher Überraschungen, Gänsehaut-Momenten und jede Menge Nervenkitzel bei den Bietergefechten und wurde zu einem Mega-Erfolg des Auktionshauses:

  • Am Mittwoch, dem 20. November, drehte sich alles um antike Schusswaffen. Gleich zu Beginn kämpften die Bieter für die viel beworbene Losnummer 7078. Zum Aufruf kam ein militärischer Schwammschloss-Karabiner mit vier Wendeläufen. 
  • Der Donnerstag, der 21. November, stand ganz im Zeichen der zivilen Schusswaffen. Die Kunden waren gespannt, denn sie hatten bereits im Vorfeld zahlreiche Raritäten und Sammer-Highlights unter den 850 Pistolen und Zubehören entdeckt. 
  • Am letzten Auktionstag, dem 22. November, wurden etwa 850 Ordonnanzwaffen angeboten. Trotz der vorhergehenden langen Tage und zahlreichen Gefechte zeigten weder Bieter noch Mitarbeiter eine Spur von Erschöpfung. Im Gegenteil – jetzt hieß es: „Das Beste kommt zum Schluss“, zumindest in Anbetracht der Verkaufs- und Bieterzahlen.

Hermann Historica: Die Highlights der Auktion "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten" Nr. 102

Die Mauser C96 "Flatside" aus dem Jahr 1901.
Die Mauser C96 "Flatside" (Los 9581) aus dem Jahr 1901, die zu dem vom deutschen Kriegsministerium zur Begutachtung bestellten 200-Stück-Los gehörte, wurde von Hermann Historica für 21.000,- Euro verkauft.

Wir beginnen gleich mit einem großen Sammelklassiker, einer schönen Mauser C96 "Flatside" im Kaliber 7,63 mm aus dem Jahr 1901, die unter der Losnummer 9581 zum Verkauf stand. Das zur Versteigerung angebotene Exemplar trägt die Seriennummer 192, wodurch es als eine der 200 Mauser-Pistolen identifiziert werden kann, die 1901 vom deutschen Kriegsministerium für Adoptionstests erworben wurden. Diese Pistole mit ihrer faszinierenden militärischen Geschichte wurde komplett mit einem historischen Holster mit der Aufschrift "F Cobau, Berlin" verkauft. Der Startpreis lag bei 9.500,- Euro, aber der anonyme Käufer musste satte 21.000,- Euro hinblättern, um sie mit nach Hause zu nehmen. Das Interesse an großen Sammlerpistolen wurde dann durch den Verkauf einer Borchardt C 93 von DWM für die stolze Summe von 13.500,- Euro bestätigt (Los 8306).

Eine extrem seltene Savage 1907 im Kaliber .45 ACP.
Die extrem seltene Savage 1907 im Kaliber .45 ACP hatte bei Hermann Historica den Startpreis von 11.500,- Euro nicht erreicht und steht weiterhin zum Verkauf (Hermann Historica Los 9390).

Eine der seltensten Pistolen des Katalogs wurde hingegen nicht verkauft und steht nun bis 31.12.2024 zum Nachverkauf (siehe unten). Es ist die Savage 1907 im Kaliber .45 ACP (Los 9390). Diese Pistole mit der Seriennummer 39 war Teil des Loses, das dem dritten Kavallerieregiment der US-Armee während der Tests zur Einführung einer neuen Dienstpistole übergeben wurde, die von März 1909 bis Februar 1910 und von Juli 1910 bis März 1911 stattfanden. Die Savage 1907 wurde nie als Dienstpistole eingeführt, hatte aber einen gewissen Erfolg auf dem zivilen Markt im Kaliber .32 (7,65 mm Browning). Insgesamt wurden etwa 280 Savage 1907 im Kaliber .45 ACP produziert, von denen nur 181 vom Hersteller zurückgekauft und anschließend auf dem zivilen Markt weiterverkauft wurden. Der Startpreis für diese Rarität lag bei 11.500,- Euro, wurde aber nicht erreicht.

Prototyp der Schweizer Pistole W+F 43.
Ebenfalls sehr erfolgreich war in der Hermann Historica-Auktion der Prototyp der Schweizer Pistole W+F 43 im Kaliber 9 mm, der für 17.000,- Euro verkauft wurde (Los 9311).

Eine andere außerordentlich seltene Pistole hingegen hat einen Sammler gefunden, der bereit war, viel Geld auszugeben, um sie mit nach Hause zu nehmen: Die Rede ist von Los 9311, einem Pistolenprototyp im Kaliber 9 Luger, den die Waffenfabrik in Bern (W+F) in den Jahren 1944-45 der Schweizer Armee zur Erprobung vorlegte, die auf der Suche nach einer neuen Seitenwaffe war. Diese Pistole, die gemeinhin als W+F 43 bezeichnet wird, lehnt sich an die Browning HP35 an, die zu jener Zeit sicherlich eine der modernsten und fortschrittlichsten Halbautomaten für den militärischen Einsatz war. Die bei Hermann Historica zum Verkauf stehende Pistole trägt die Seriennummer 2, der Lauf ist 120 Millimeter lang und das zweiteilige Magazin hat eine Kapazität von 16 Patronen, was für die damalige Zeit ein Rekord war. Trotz der hohen Magazinkapazität konnte die W+F 43 die anspruchsvollen Schweizer Kommissare nicht überzeugen. Sie bevorzugten die SIG 210 mit einem einzigen 8-Schuss-Magazin. Der angesetzte Startpreis von 8.500,- Euro wurde weit übertroffen und die Waffe erzielte einen stolzen Preis von 17.000,- Euro.

VIS Radom Modell 35.
Eine wunderschöne VIS Radom Modell 35 von 1936 wurde für 8.600,- Euro verkauft. Das bestätigte sie als eine der aktuell aus Sammlersicht begehrtesten Militärpistolen.

Auch bei dieser Auktion zeigte sich wieder einmal, dass das Interesse an ehemals wenig begehrten Waffen wie der polnischen Pistole Vis 35 exponentiell gestiegen ist. Bei Auktion 102 wurde eine wunderschöne VIS Radom Modell 35 aus dem Jahr 1936 (Los 9230) für 8.600,- Euro verkauft, was sie als eine der begehrtesten Militärpistolen der Gegenwart bestätigt.

Ein extrem beliebtes Los war Losnummer 8366, eine halbautomatische Pistole der Marke Korriphila, Modell HSP 701, mit einem 5-Zoll-Lauf im Kaliber 9 Luger und der Seriennummer 993. Diese wie im Wahn gefertigte halbautomatische Pistole mit proprietärem Rollendrehverschluss wurde Ende der 1970er Jahre von Edgar Budischowsky entworfen und in den 1980er Jahren hergestellt. Die in Auktion Nr. 102 zum Verkauf stehende Korriphila-Pistole Modell HSP 701 ist zu 99 % original erhalten und wird von einer rustikalen Pappschachtel anstelle des üblichen (sozusagen) sehr feinen Lederetuis begleitet. Der endgültige Verkaufspreis lag bei beeindruckenden 21.000,- Euro.

Heckler & Koch PSP aus dem Jahr 1978.
Die Heckler & Koch PSP mit der Seriennummer 074 aus dem Jahr 1978 wurde bei Hermann Historica für die stolze Summe von 10.500,- Euro verkauft (Los 8340).

Zu den aufstrebenden Marken im Sammlermarkt gehört zweifellos Heckler & Koch: Die kürzlich auf den Markt gebrachte Sammlung bemerkenswerter Stücke hat das Interesse der Sammler an diesem Hersteller wieder geweckt, der sich schon immer durch die Originalität des Designs seiner Lang- und Kurzwaffen ausgezeichnet hat. Unter den H&K-Pistolen, hatte Hermann Historica etwa als Losnummer 8340 eine Pistole im Angebot, bei der fiel der Hammer des Auktionators für die stolze Summe von 10.500,- Euro. Es handelte sich um das Modell PSP mit der Seriennummer 074, mit einem 103-Millimeter-Lauf in nahezu tadellosem Zustand und komplett mit Originalbox und Ersatzmagazin. Diese "Übergangspistole" stammt aus dem Jahr 1978 und spiegelt mit ihrer Sicherung am Griffstück und dem Gasdruckbremsensystem eine sehr interessante Experimentierphase wider.

Ungewöhnliche und seltene Walther P38 mit einem 180 Millimeter langen, schweren Lauf.
Die ungewöhnliche und seltene Walther P38  mit einem 180 Millimeter langen, schweren Lauf, ein Stück, das durch seine Verpackung mit spannender Geschichte noch faszinierender ist (bei Hermann Historica Los 8489).

Wir schließen mit einer weiteren Pistole aus Deutschland. Es handelt sich um Los 8489, eine Walther P38 im Kaliber 9 Luger mit der Seriennummer 50 und einem ungewöhnlich langen Lauf von nicht weniger als 180 Millimetern. Die Waffe ist nummerngleich. Die Pistole trägt deutsche Stempel aus dem Jahr 1989 und scheint in perfektem Zustand zu sein, mit makellosen Kunststoffgriffen. Die Schachtel mit dem später hinzugefügten Papieretikett ist die des SD-Modells mit integriertem Schalldämpfer und könnte ein "Werksrecycling" sein. Die Pistole wird von einem Ersatzmagazin, einer Anschussscheibe und einer Gebrauchsanweisung und Werkzeug begleitet. Dies ist ein sehr seltenes Stück, das für 3.800,- Euro verkauft wurde.

Aus Platzgründen können wir Ihnen nicht alle interessanten Stücke vorstellen, die von Hermann Historica verkauft wurden. Auf der Website finden Sie alle Auktionsergebnisse im .pdf-Format sowie alle nützlichen Informationen für den Nachverkauf. Wir überlassen Ihnen das Vergnügen, weitere Leckerbissen im endlosen Katalog von Hermann Historica zu entdecken. 

Alle Informationen zum Nachverkauf an antiken Sammlerwaffen bei Hermann Historica bis zum 31.12.2024 finden Sie hier:

Wer noch etwas Auktionsfeeling spüren und Raritäten erwerben will, kann gerne in der Rubrik Nachverkauf bei Hermann Historica stöbern. Bis zum 31. Dezember können alle unverkauften Lose dieser Auktion zum Startpreis zzgl. Aufgeld gekauft werden. 

Wir werden Sie wie immer über die nächsten Auktionen bei Hermann Historica informieren. Bleiben Sie dran!

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