Der Markt für Sammlerwaffen hat in den letzten Jahrzehnten eine Revolution erlebt, die sein Wesen tiefgreifend verändert hat: Während bis vor wenigen Jahrzehnten nur Luger- und frühe Mauser-Pistolen als sozusagen moderne Waffen für Sammler angeboten wurden und englische sowie Ferlacher-Edelgewehre das Sagen hatten, hat sich die Situation heute dramatisch verändert. Diejenigen, die uns regelmäßig verfolgen, werden bereits wissen, dass diejenigen, die heute wirklich große Summen für eine Sammlerwaffe ausgeben, auch und vor allem nach modernen (d.h. aus dem Anfang bis Ende des 20. Jahrhunderts stammenden) beziehungsweise zeitgenössischen Waffen suchen. Erinnern wir uns als Beispiel an die Pistole Radom Vis 35 mit der Seriennummer 12, die von Hermann Historica im Jahr 2021 für die beachtliche Summe von 58.000 Euro verkauft wurde. Wenn man bedenkt, dass es sich um eine Militärpistole handelt, die 1935 in Polen hergestellt wurde, zeigt sich: Der heutige Sammler sucht nun auch nach Waffen, bei denen der historische Aspekt mit dem technischen Hand in Hand geht.
Korth und Korriphila, explodierende Preise für zwei moderne Klassiker
Der Beweis für diese Annahme kommt sofort in Gestalt von Los 1228: Das Stück mit dem höchsten Verkaufspreis in der Auktion Nummer Hundert ist eine Korth-Pistole Modell 13E mit der Seriennummer 003, die also nicht nur zur allerersten Produktion gehört, sondern mit Sicherheit vom Gründer des deutschen Unternehmens, Willy Korth, handgefertigt wurde. Diese revolutionäre und äußerst raffinierte halbautomatische Pistole im Kaliber 9 mm Luger hat Griffschalen aus Bruyèreholz und befindet sich in einem fast neuwertigen Zustand, begleitet von der schlichten Originalschachtel aus Karton. Der neue Eigentümer, ein anonymer Sammler, musste die stolze Summe von 42.000,- Euro berappen. Etwas weniger war nötig, um den Zuschlag für Los 1203 zu erhalten. Eine halbautomatische Korriphila Modell HSP 701 mit einem fünf Zoll langen Lauf, ebenfalls im Kaliber 9 mm Luger. Diese halbautomatische Pistole wurde von Edgar Budischowsky in den späten 1970er Jahren entwickelt und in den 1980er Jahren produziert. Die in der 100. Auktion zum Verkauf stehende Korriphila-Pistole Modell HSP 701 hat die Seriennummer 709, ist zu 99 % original erhalten und wird von einem luxuriösen, mit Leder ausgekleideten Etui mit Zahlenschloss begleitet. Der endgültige Verkaufspreis betrug 30.000,- Euro.
Hermann Historica: Heckler & Koch PSP und P7 sind die Stars der Jubiläumsauktion
Vor ein paar Wochen haben wir Ihnen von der interessanten Sammlung von Heckler & Koch P9, PSP, P7 Pistolen und verschiedenen Übergangsmodellen berichtet, die in der neuesten Ausgabe von Hermann Historica zum Verkauf stehen, und vorhergesagt, dass sie in der Auktion zu den Highlights gehören werden und das haben sie auch. Die Heckler & Koch PSP-Pistole (Los 1168) im Kaliber 9 mm Luger mit der Seriennummer 239, die letzte mit dieser Kennzeichnung (ab Seriennummer 240 wird sie P7 genannt), wurde für die stolze Summe von 10.500,- Euro verkauft: Klingt das nach viel? Da hört es noch nicht auf! Das Los 1169, eine H&K PSP im Kaliber 9 mm Luger mit der Seriennummer 008 aus dem Jahr 1979, die H.B. Lockhoven gehörte, erzielte den Endpreis von 22.000,- Euro, mehr als das Doppelte.
Die PSP, die einem der Schützen des Heckler & Koch-Vorführteams gehörte, mit der Seriennummer 053 und mit zwei Wechselsystemen (eines davon mit sportlicher Visierung) und dem Originalholster, wurde ebenfalls für 11.500,- Euro verkauft (Los 1166) und zum gleichen Preis die Version mit der Seriennummer 025 ohne Schlittenfang, die 1977 hergestellt und 1978 an die deutsche Polizei geliefert wurde, wie ein beiliegender Lieferschein belegt (Los 1167). Schließlich wurde eine Heckler & Koch P80 Pistole mit der Seriennummer 40188, die bei der Ausschreibung des österreichischen Bundesheeres eingereicht wurde (Los 1599), für beeindruckende 19.000,- Euro verkauft. Die Pistole im Kaliber 9 mm Luger gehört zu einer Serie von 15 Exemplaren, die für die zweite Testrunde an das Heer in Wien geliefert wurden, die für den deutschen Hersteller nicht den gewünschten Erfolg brachte und zur Einführung der GLOCK 17 als Seitenwaffe führte. Die große Seltenheit ist auch durch die olivgrünen Kunststoffgriffe mit dem Voere-Logo und der Bezeichnung P80 gegeben, während auf den Marken jeglicher Hinweis auf Heckler & Koch fehlt.
Wir bleiben beim Thema Militärpistolen mit einem echten Schmuckstück, das direkt aus einem James-Bond-Film zu stammen scheint: Es handelt sich um die schallgedämpfte Pistole PSS-1 'Vul' im Kaliber 7,62x42SD mit Schulterholster, die 1986 von TOZ in Tula gebaut wurde. Es handelt sich um eine russische Pistole, die speziell für sehr unauffällige Einsätze entwickelt wurde und eine maximale Reichweite von 25 Metern hat.
Sie verschießt eine sehr seltene, versiegelte Patrone, bei der die Gase im Moment des Abfeuerns einen Kolben verschieben, der eine kurze Strecke innerhalb der Patronenhülse zurücklegt und ein zylindrisches 9,3-Gramm-Geschoss aus dem Lauf drückt. Da die Gase und das Mündungsfeuer in der Patronenhülse verbleiben, erzeugt die Waffe beim Abfeuern weder Geräusche noch Mündungsfeuer. Die Waffe wurde mit Verpackung und Zubehör für 10.000,- Euro verkauft.
Mannlicher und Laumann, die Faszination des Ursprünglichen - das sind die Auktionsergebnisse aus dem Mai 2024:
Die besonders schönen und auch komplizierten Pistolen, die zum "Urknall" der Halbautomaten gehören, faszinieren und interessieren die Sammler noch immer. Ein Beweis dafür ist die beachtliche Summe von 26.000,- Euro, die ein anonymer Sammler für ein prächtiges Exemplar der Mannlicher 1894, das für die Schweizer Armee getestet wurde, aufbringen musste. Es handelt sich um eine der frühesten halbautomatischen Pistolen der Geschichte, die mit einem Masseverschluss ausgestattet ist und im Kaliber 6,5 Mannlicher kommt. Produziert wurde die Waffe gegen Ende des 19. Jahrhunderts in nicht mehr als 70 Exemplaren von der "Fabrique d'Armes" in Neuhausen, Schweiz. Diese Pistole trägt die Seriennummer 58 auf dem Rahmen und dem Verschluss und befindet sich mehr als ein Jahrhundert später in einem ausgezeichneten Zustand, mit einer 99,9-prozentigen originalen Oberflächenveredelung (obwohl einige zeitgenössische Eingriffe nicht ausgeschlossen werden können). Auch das äußerst seltene Laumann Modell 1891 im Kaliber 8 mm Schönberger mit der Seriennummer 29 hat einen neuen Besitzer gefunden, der 15.000,- Euro bezahlt hat, um diese Pistole mit nach Hause zu nehmen. Sie gilt, obgleich ein Repetierer, als ein wesentlicher Meilenstein in der Entwicklung halbautomatischer Pistolen. Das von Hermann Historica verkaufte Exemplar weist eine zeitgemäße Nachbrünierung auf und ist mit nicht originalen Griffen ausgestattet, was sich jedoch nicht negativ auf den Wert und die Attraktivität der Pistole ausgewirkt zu haben scheint.
Wir schließen mit einer Langwaffe aus einer anderen Epoche: Los 1977 ist eine Radschlossbüchse aus dem Besitz von Kaiser Ferdinand III. von Österreich (1608-1657). Die raffinierte Büchse hat einen Schaft aus Nussbaumholz, der reich mit geschwärzten Knochen- und Perlmuttintarsien verziert ist. Der Abzug ist mit einem Stecher versehen. Dieser um 1650 in der polnischen Stadt Cieszyn gebaute Karabiner im Kaliber 11,5 verfügt über einen fein verzierten Achtkantlauf, acht Züge und eine Klappkimme. Er ist ein bewundernswertes Beispiel für eine Waffe, die wir heute als Maßanfertigung bezeichnen würden und die für die Jagdausflüge der höchsten Vertreter des Adels bestimmt war. Bedenkt man ihr Alter, ihren ausgezeichneten Erhaltungszustand und die Tatsache, dass sie einer historischen Persönlichkeit gehörte, erscheint auch der Endpreis von 15.000,- Euro nicht zu hoch.
Auf der Website von Hermann Historica finden Sie die kompletten Ergebnisse der letzten Auktionen und weitere Informationen zu den kommenden Veranstaltungen. Das ist nicht nur für potenzielle Käufer interessant, sondern schafft auch Transparenz und Motivation für die Eigentümer von Sammlerwaffen, die sich von ihren Pretiosen trennen möchten. Bei Hermann Historica sind eingelieferte Exemplare in den besten Händen - der Markt läuft gerade gut!
++ Hinweis: Alle hier von uns genannten Auktions-Ergebnisse verstehen sich jeweils zzgl. 29,5 Prozent Aufgeld ++
Die wichtigsten Begriffe aus dem Auktionswesen haben wir für Sie in diesem Artikel erklärt.