Wie üblich präsentierten wir die seltensten und aus unserer Sicht interessantesten Lose bereits vor der Auktion, aber die Raritäten deckten sich nicht unbedingt mit den Wünschen der Sammler. Das ist das Schöne an Auktionen, es passiert immer wieder etwas unerwartetes und so auch bei der Auktion, die Hermann Historica den antiken und modernen Sammlerwaffen gewidmet hat. Nehmen Sie zum Beispiel Los 7281, einen experimentellen Korth-Revolver im Kaliber .357 Magnum mit einem 150-Millimeter-Lauf aus dem Jahr 1988. Dieser in nur 25 Exemplaren produzierte Revolver mit der Seriennummer 17 war mit einer Triple-Lock-Verriegelung ausgestattet. Dieser Revolver, der sich durch die für Korth-Revolver typische Hochglanzbrünierung und die in die edlen Nussbaumholzgriffe eingelassene beidseitige mexikanische Goldmünze auszeichnet, wurde zu einem Startpreis von 2.500,- Euro angeboten, aber der Hammer des Auktionators blieb erst bei der bedeutenden Zahl von 16.250,- Euro stehen, fast dem Siebenfachen des Startpreises!
Weitere europäische Pistolen bei Hermann Historica gefragt: Lahti, VKT und SIG Sauer
Pistolen aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sind immer eine interessante Angelegenheit bei Hermann Historica. Das Unternehmen bietet stets eine große Auswahl an Losen, und die Sammler scheinen bereit zu sein, auch sehr hohe Summen für außergewöhnliche Exemplare auszugeben. Los 7645 zum Beispiel, eine finnische Lahti L-35 Pistole komplett mit dem extrem seltenen Anschlagschaft/Holster (etwa 50 Stück wurden 1937 hergestellt und nie eingeführt) erzielte einen Endpreis von 10.000,- Euro gegenüber einem Startpreis von 5.000,- Euro. Dieses Ergebnis zeugt von dem erneuten Interesse an diesem Pistolentyp, der nach einer Weile in der Vergessenheit wieder zu einem beliebten Sammelobjekt wird.
Die Vorhersagen erfüllten sich hingegen für Los 7646, einen Prototyp in ausgezeichnetem Zustand der finnischen Pistole VKT M44, eine spartanische halbautomatische Waffe, die während des Zweiten Weltkriegs von Birger Linkomies als kostengünstiger Ersatz für die Lahti L35 entwickelt wurde. Wie viele der gegen Ende des Krieges entworfenen Pistolen war sie darauf ausgelegt, schnell und billig produziert zu werden. Daher wurden sowohl das Griffstück wie auch der Schlitten im Blechprägeverfahren gestanzt. Die Pistole besitzt eine Hahn mit Sicherheitsrast. Schon der Startpreis für diese außergewöhnliche Rarität war mit gut 12.000,- Euro absolut gesehen hoch und entsprach schließlich auch dem Verkaufspreis.
Die prächtige halbautomatische Kongsberg M1914 im Kaliber .45ACP mit Umrüstkit auf .22 l.r. für den zivilen Markt (Los 7316) blieb dagegen unverkauft, und das, obwohl sie sich in perfektem Zustand befand und zu einem sehr attraktiven Startpreis von 3.000,- Euro angeboten wurde. Nun, hier könnte beim nächsten Mal der Hammer fallen.
Eine weitere Pistole, über die wir in unserer Vorschau berichtet haben, ist ein Prototyp der SIG Sauer P220 im Kaliber .45 ACP mit einem Umrüstsatz auf das Kaliber 9 mm Luger (Los 7315) mit von der Serienversion abweichenden Demontagehebel und Abzugsbügelprofil. Der Startpreis lag bei 2.500,- Euro, und wie wir vorausgesagt hatten, wurde ein Endpreis von 7.000,- Euro erzielt, was bestätigt, dass europäische Pistolen auf eine solide Sammlerbasis zählen können.
Rare historische Langwaffen in der Hermann Historica-Auktion: Lee-Enfield und MAS
Nun zu den Langwaffen. Ein bemerkenswertes Ergebnis erzielte das Los 7664, ein Lee-Enfield L 42 A1 Scharfschützengewehr im Originalkoffer, komplett mit Zielfernrohr vom Typ 32. Das Gewehr hat die Seriennummer M30083, einen spiegelblanken Lauf im Kaliber .308 mit einer Länge von 27,6" (70 cm). Es hat ein zehnschüssiges Magazin und einen Holzschaft mit Backe, der den größten Teil des Laufs freilässt. Das Gewehr ist auf der linken Seite des Gehäuses mit "L 42A1D71 T" und auf dem Schaft mit "M 47 C / 1944" markiert und wird zusammen mit einem olivfarbenen Holzkoffer mit leichten Dellen geliefert. Auch hier gingen die Gebote in rasantem Tempo ein, und das Lee-Enfield L 42 A1, das mit einem Preis von 2.700,- Euro gestartet war, wurde für 7.000,- Euro erworben, ein respektables Ergebnis.
In Los 7652 finden wir eine weitere ungewöhnliche Langwaffe, einen französischen halbautomatischen Karabiner MAS Mod. 1949-56 mit APX-Optik und Zubehör. Diese Waffe im Kaliber 7,5x54MAS mit der Seriennummer G48240 war von 1949 bis 1979 in der französischen Armee im Einsatz, bevor sie durch das FAMAS-Sturmgewehr ersetzt wurde. Das Exemplar, das bei Hermann Historica zum Verkauf steht, trägt auf der linken Seite des Gehäuses die Aufschrift "MAS Mle. 1949-56 Cal.7.5" und ist mit der originalen Beriemung, Magazin und NATO-Granatvisier ausgestattet. Auf einer Seitenmontage ist ein ZF APX L 806 Zielfernrohr (mit 3,85-facher Vergrößerung und Absehen 1) mit Gummiokularmuschel montiert. Diese Optik blieb bis 1966 bei der Alpentransitarmee, als sie durch die Einführung des Präzisionsgewehrs FR1 überflüssig wurde. Technisch und optisch ist das Zielfernrohr in einem guten Zustand. Zum Zubehör gehören außerdem eine Ledertasche für das Zielfernrohr mit Bedienungsanleitung, eine Tasche mit Reinigungswerkzeug, eine Nachtvisierung und ein Ersatzmagazin. Dieses Los wurde für 3.800,- Euro verkauft.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich das Waffensammeln in einer sehr guten Verfassung befindet und keinen Unterschied zwischen quasi-zeitgenössischen Waffen, wie dem Korth-Revolver, und historischen Waffen zu machen scheint, solange es sich um Exemplare in ausgezeichnetem Zustand handelt. Natürlich kann man nicht von einem Kaufrausch sprechen, aber in Anbetracht der ungünstigen wirtschaftlichen Lage können wir die Ergebnisse dieser Auktion mit mehr als zufriedenstellend bewerten.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Website von Hermann Historica.