Der Nachhall des Erfolges, den Hermann Historica mit seiner Auktion feiner antiker und moderner Feuerwaffen Ende November 2021 erzielt hat, ist noch nicht verklungen und es ist bereits an der Zeit, über den neuen Termin nachzudenken. Die nächste Auktion von "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten" findet nämlich am 2. Februar 2022 als reine Online-Auktion statt. Auch bei dieser Veranstaltung wird es nicht an wertvollen antiken und modernen Feuerwaffen mangeln, und beim Durchblättern des virtuellen Katalogs haben wir einige echte Perlen gefunden, auf die wir Sie aufmerksam machen wollen.
Ungewöhnlicher Dreyse Zündnadelrevolver Revolver in 0,39 Kaliber
Unter der Losnummer 9234 finden wir einen Vorläufer der Radpistole, den Dreyse-Zündnadelrevolver von 1865. Es handelt sich um eine sehr ungewöhnliche Waffe, die von dem deutschen Johann Nikolaus von Dreyse erfundenen Perkussionssystem basiert und in vielen Handfeuerwaffen und Gewehren verwendet wurde, darunter das Modell von 1841. Das war dreißig Jahre lang das Dienstgewehr der preußischen Armee war und in dieser Zeit zu den schnellsten und präzisesten Waffen seiner Zeit gehörte. Der Dreyse-Revolver, der bei Hermann Historica zum Verkauf steht, hat das Kaliber 0,39 (preußischer Zoll) und trägt die Seriennummer 5053. Der achteckige Lauf kommt mit einer gezogenen Seele und misst 4,7"/120 Millimeter, die Visierung ist schwalbenschwanzförmig auf einer kleinen Rampe montiert. Die Trommel hat eine Kapazität von sechs Schuss und der Abzug ist doppelwirkend. Der Abzug und der Abzugsbügel sind weiß poliert, während der Rest der Waffe eine erneuerte Brünierung aufweist, sie ist entsprechend nicht Original. Der Griff ist einteilig aus hellem Nussbaumholz mit feinem Fischhautmuster und Fangriemenring. Der Startpreis für diesen Revolver beträgt 1.200,- Euro.
Walther-Manurhin PP Sport Pistole im Kaliber .22 Long Rifle
Bei Los 9428 handelt es sich um eine sehr interessante Pistole, die den Versuch darstellt, eine Waffe, die im Wesentlichen für den Verteidigungsbereich entwickelt wurde, in eine Sportpistole umzuwandeln. Es handelt sich um eine Walther-Manurhin PP Sport. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden deutschen Firmen die Herstellung von Feuerwaffen verboten, und die Firma Walther beauftragte 1952 die französische Manufacture de Machines du Haut-Rhin mit der Produktion des Modells PP. Die Lizenz war bis 1986 gültig und über einen Zeitraum von mehr als dreißig Jahren fertigte das elsässische Unternehmen verschiedene sportliche Varianten der Pistole, die im Kaliber .22 Long Rifle mit einem 150 Millimeter Lauf, einer verstellbaren Visierung und einem überdimensionalen Kunststoff- oder Holzgriff ausgestattet war, der – wie bei der vorliegenden Waffe – oft verstellbar war. Das Niveau der Verarbeitung und des Finishs war dem der Walther ebenbürtig, oft sogar deutlich höher. Das von Hermann Historica zum Verkauf angebotene Exemplar ist in ausgezeichnetem Zustand, hat die Seriennummer 64289 und ein Magazin mit einer Kapazität von 10 Patronen. Insgesamt wurden seit 1955 25.000 dieser Pistolen hergestellt, mit Seriennummern zwischen 50.001 und 75.000. Der Startpreis für diese wirklich interessante Pistole beträgt nur 150 Euro, obwohl es sehr wahrscheinlich ist, dass er im Laufe der Auktion steigen wird.
Miroku Special Police Modell: Seltener Dienst-Revolver aus Japan
Los 9540 ist eine weitere Handfeuerwaffe mit einem niedrigen Startpreis, aber großem Potenzial für Experten und Sammler von Revolvern: Es handelt sich um einen Miroku Special Police Revolver im Kaliber .38 Special mit 6-Schuss-Trommel, der in Japan von 1967 bis 1984 von der Miroku Firearms Manufacturing Co, Kochi, hauptsächlich für die japanische Polizei hergestellt wurde. Die mit Lauflängen von 2,5 und 4 Zoll hergestellten Revolver hatten bei den Polizeikräften nicht den gewünschten Erfolg, und die meisten Waffen wurden in die USA exportiert, wo sie unter dem Markennamen "Liberty Chief" oder "EIG" vertrieben wurden. Bei den Miroku-Revolvern handelte es sich um (sehr gut gemachte) Kopien der Smith & Wesson Chief's Special mit einigen ästhetischen und funktionellen Elementen von Colt-Revolvern, wie zum Beispiel dem Zylinderfreigabeverschluss. Der Miroku-Revolver, der bei Hermann Historica am 2. Februar 2022 zum Verkauf steht, hat einen 4-Zoll-Lauf, die Seriennummer 25028, ist mit braunen Kunststoffgriffen ausgestattet und wird in der originalen Pappschachtel mit gelber Seidenausstattung und einem Ursprungszeugnis geliefert. Das Finish und die innere Verarbeitung dieses Revolvers sind in bester Miroku-Tradition ausgezeichnet. Der Startpreis ist auch in diesem Fall sehr niedrig: 160 Euro.
Militärpistole: Ein Colt Mod. 1911 in .45 ACP "Russland-Kontrakt"
Los 9628 ist ein Klassiker für Militärpistolensammler. Es handelt sich um eine Colt 1911 im Kaliber .45 ACP, die zum so genannten Russland-Kontrakt gehört. In den Jahren 1916-17 bestellte die russische Armee bei Colt etwa 51.000 handelsübliche Colt 1911 Pistolen mit Seriennummern zwischen C23000 und C89000. Der Kauf erfolgte über die britische Regierung, weshalb die Pistolen aus dieser Lieferung auf der linken Seite des Schlittens die kyrillische Aufschrift "АНГЛ. ЗАКАЗЬ" besitzen, was "englische Bestellung" bedeutet. Die zur Versteigerung angebotene Pistole wurde 1916 hergestellt und hat die Seriennummer C84064. Damit gehört sie zu den letzten Pistolen des Loses. Auf der linken Seite des Schlittens sind die Markierungen "PATENTED APR. 20.1897. SEPT.9.1902, DEC. 19. 1905. FEB.14.1911. AUG 19.1913 / COLT'S PT. F.A. MFG. CO./HARTFORD CT. U.S.A." Die Waffe ist in gutem Zustand, mit originalen, Walnussgriffschalen mit scharfer Fischhaut, wurde aber neu brüniert. Das zweifarbige Magazin wurde ebenfalls neu brüniert und hat eine Lanyard-Schlaufe. Der Startpreis für diese russische Vertragspistole Colt 1911 beträgt 2.000,- Euro.
Pistolen Klassiker: P08 mit Mauser-Banner in 9mm Luger von 1940
Ein großer Klassiker: Los 9786 ist eine Mauser P08 "Banner"-Pistole im Kaliber 9 Parabellum mit 4-Zoll-Lauf aus dem Jahr 1940, mit der Seriennummer 1515x und dem Waffenamtscode 655, der auf der rechten Seite zweimal wiederholt wird. Das Herstellungsdatum ist deutlich über dem Hülsenkopf eingraviert, und der Verschluss trägt das Mauser-Warenzeichen ("Mauser-Banner"), von dem diese Version ihren Namen hat. Laut Jan C. Still, Autor des Buches "Third Reich Lugers", Seite 142, gibt es nur 500 Exemplare dieser für die Waffen-SS bestimmten Version. Die Waffe weist einige Gebrauchsspuren an den Metallteilen auf und wird mit einem Holster und einem Demontagewerkzeug geliefert, beides nicht original. Es handelt sich jedoch um ein interessantes Sammlerstück, das sicherlich einen viel höheren Preis als den Startpreis von 1.200,- Euro erzielen wird.
Natürlich konnten wir an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl darstellen. Für einen kompletten Überblick, besuchen Sie die Seiten von Hermann Historica.