Am 24. November 2021 fand im bekannten Münchner Auktionshaus Hermann Historica die 90. Auktion statt. Unter anderem kamen "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten" unter den Hammer. Gleich drei Stücke die dem "Meister der Tierkopfranken" zugeschrieben werden, finden sich im Katalog. all4shooters.com stellt Ihnen diese Waffen und weitere Highlights der Auktion vor. Gut besucht war sie, die Auktion am 24. November 2021. Sowohl in Präsenz im Saal vor Ort, als auch am Telefon und im Internet nahm eine große Zahl von Bietern an der Versteigerung von fast 900 Losen der Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten teil. Und da, wo viele Bieter sind, entbrennt häufig ein regelrechter Wettkampf um manche Lose. So auch bei dieser Auktion. Nachfolgend stellen wir Ihnen einige der spannendsten Stücke aus der Auktion in unserer Nachlese vor:
Luxus-Radschlossbüchse aus der Gewehrkammer der Fürsten von Esterházy
Mit dem Los 2062 kam eine luxuriös gearbeitete Radschlossbüchse für ein Anfangsgebot von 14.000,- Euro zur Auktion. Die Waffe stammt aus der Gewehrkammer des fürstlichen Hauses derer von Esterházy. Gebaut wurde das Gewehr vom Büchsenmacher Matthias Staper (Stoper) um das Jahr 1730 in Wien. Der achtkantige Lauf kommt im Kaliber 14 Millimeter. Die Schlossplatte verfügt über eine Darstellung der Hirschjagd, auffällig ist auch die feuervergoldete Messinggarnitur. Auf der Wange findet sich das Wappen der Esterházy, flankiert von zwei Putti. Die Radschlossbüchse erzielte einen Preis von 52.000,- Euro.
Steinschloss-Repetierpistolen von Emanuel Wetschgin
Ein ebenso gutes Ergebnis konnte ein Paar Steinschloss-Repetierpistolen des Augsburger Büchsenmachers Emanuel Wetschgin (Wetschgi) erzielen: Der Zuschlag wurde bei 28.750,- Euro erteilt. Der neue Eigentümer erhält damit zwei Pistolen mit seltenem und aufwändigen Repetiersystem, das Auktionshaus erläutert dazu: "Durch das Umlegen des Ladehebels werden der Kammer Pulver und Kugel zugeführt. Gleichzeitig wird der Hahn gespannt und die Pfanne mit Zündpulver versehen." Dieses System sei vermutlich um 1680 vom Büchsenmacher Michele Lorenzoni in Florenz erfunden und von Wetschgin leicht verbessert worden. Die Waffen selbst wurden um das Jahr 1715 gefertigt. Ein ähnliches Set befindet sich in der Sammlung des Armeemuseums Ingolstadt.
Moderne Systeme: SIG P 210-7, Mauser/Koka Mod. 1884 und "Lange Pistole 08"
Natürlich kamen auch wieder Waffen mit modernen Systemen unter den Hammer und konnten sehr hohe Preise erzielen. Hier etwa eine Pistole SIG P 210-7 Sport im Kaliber .22 l.r. mit nummerngleichem Originalkarton. Mit einem Ergebnis von 12.500,- Euro konnte der Startpreis hier um fast das 10-fache gesteigert werden.
Daneben konnte auch der seltene und hier sogar nummerngleiche Kavalleriekarabiner Mauser-Koka Mod. 1884 die Bieter begeistern. Am Ende musste der neue Besitzer 18.750,- Euro bezahlen, um das sehr seltene Stück sein Eigen zu nennen. Das Besondere an dieser Waffe: Sie verfügt über ein Röhrenmagazin unter dem Lauf. Das nimmt fünf Patronen der 10,15 mm Koka Mauser auf. Die Gesamtfertigung dieses Karabiners betrug lediglich 4.000 Stück.
Dazu darf natürlich eine schon seit jeher begehrte Waffe nicht fehlen: Die "Lange Pistole 08". Das in dieser Auktion unter den Hammer gekommene Stück stammt aus dem Jahr 1915 und befindet sich in fast neuwertiger Erhaltung. Neben der Waffe gehörten zum Los auch vier nummerngleiche Magazine, ein nummerngleiches Anschlagbrett, eine dunkelbraune Rindsledertasche mit Herstellermarkierung "J.Meckart Ulm 1915", darin eingesteckt: Ein Werkzeugschlüssel mit Abnahme und ein Putzstock mit Messingspitze. Ebenfalls beiliegend waren zudem zwei braune Doppelmagazintaschen ohne Herstellerfirmierung. Klar, dass es hier ebenfalls nicht beim Startpreis von 2.500,- Euro blieb, am Ende fiel der Hammer bei 13.750,- Euro.
90. Auktion bei Hermann Historica - der Nachverkauf
Neben vielen neuen Besitzern erstklassiger, sammelwürdiger Waffen und auch den Verkäufern war zudem das Auktionshaus selbst sehr zufrieden: So teilte man mit, man freue sich über die gefühlt noch nie dagewesene, rege Teilnahme. Insbesondere über die eigene Bieterplattform.
Übrigens: Falls Sie die Auktion verpasst haben sollten, haben Sie bis zum 23. Dezember 2021 Zeit, nicht unter den Hammer gekommene Stücke im Nachverkauf zu erwerben. Alle Infos und eine Übersicht der Lose, finden Sie auf den Seiten des Auktionshauses Hermann Historica.
Das waren die Highlights der Auktion am 24. November 2021:
Die 90. Präsenzauktion des Hauses Hermann Historica am 24. November 2021 umfasst knapp 900 Lose "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten". Wie bei jeder Ausgabe sind natürlich auch bei dieser Auktion wieder echte Highlights dabei: Etwa edel verzierte Radschlosswaffen, deren Schaftverzierungen aus den Händen des "Meisters der Tierkopfranken" stammen. Dazu gesellen sich historische Arbeiten bedeutender Büchsenmacher, ebenso wie modernere Waffen: Beispielsweise wird auch eine SIG Sauer P 210-L de Luxe mit Gradlinien und Akanthus-Gravur, Teil der Auktion sein.
So können sie an der 90. Auktion von Hermann Historica teilnehmen
Interessenten haben eine Vielzahl von Möglichkeiten, an der Auktion bei Hermann Historica teilzunehmen:
- Ganz klassisch als Saalbieter live vor Ort in Grasbrunn/ München
- Schriftliche Gebote vor der Auktion abgeben
- Gebote online über die Website des Auktionshauses abgeben
- Als Telefonbieter teilnehmen
- Als Onlinebieter live in der Auktion mitbieten
Über die Details können Sie sich auf den entsprechenden Seiten bei Hermann Historica informieren.
Die Vorbesichtigung zu den "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten" findet vom 15. bis 20.11.2021 in den Auktionsräumen von Hermann Historica am Bretonischen Ring 3 in 85630 Grasbrunn / München statt. Immer von jeweils 11 bis 17 Uhr. Genauso wie bei der Teilnahme als Saalbieter gilt das Hygienekonzept des Hauses. Zudem gilt beim Erwerb von erlaubnispflichtigen Schusswaffen: Abgabe nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis. Deshalb beim persönlichen Erscheinen neben dem Personalausweis die Waffenbesitzkarte (WBK) nicht vergessen.
Der Katalog "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten" zur 90. Auktion
Wie gewohnt können Sie auch den Katalog zur akutllen Auktion bei Hermann Historica bestellen. Er hat die Abmessungen 22x22 Zentimeter und kommt in einem hochwertigen, fadengebundenen Hardcover zu Ihnen. Er enthält farbige Abbildungen zu allen 876 Losen. Auch Online ist natürlich ein Blätterkatalog verfügbar. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf die Highlights werfen:
Radschlosswaffen: "Meister der Tierkopfranken"
Die Schäfte dreier Waffen des Kataloges können dem Meister der Tierkopfranken zugeordnet werden. Die Tätigkeit des Meisters ist zwischen 1624 und 1659 nachgewiesen. Heute geht man davon aus, dass sich seine Wirkungsstätte am kaiserlichen Hof in Wien befand. Die Bedeutsamkeit seiner Arbeiten zeigt sich auch dadurch, dass sich Stücke aus seinen Händen in vielen internationalen Sammlungen befinden. Etwa in den Beständen des Metropolitan Museums in New York.
Bei einer Waffe mit der Losnummer 2054 handelt es sich um eine Luxus-Radschlossbüchse jagdlicher Art. Der reich verzierte Schaft aus ebonisiertem Holz sticht mit heimischen und exotischen Wildtiere heraus, sowie Fabelwesen, die sich sich zwischen den Blattranken verbergen. Das Kaliber der Büchse selbst ist 15,5 Millimeter. Sie kommt an der Mündung und über der Kammer mit relifierten und durchbrochen gearbeiteten Auflagen aus feuervergoldetem Messing. Schlossplatte und Kolbenfachdeckel sind ebenfalls mit fein durchbrochenen Auflagen aus vergoldetem Messing versehen. Das Schloss verfügt über ein halb innenliegendes Rad. Der Abzug kommt mit Stecher, der allerdings nicht einrastet. Die Länge der Waffe beträgt 106 Zentimeter. Das Mindestgebot liegt bei 35.000,- Euro.
Ebenfalls vom Meister der Tierkopfranken verziert kommt zudem ein Paar Luxus-Radschlosspistolen. Auch diese Waffen wurden nach der Art des Meisters mit reich geschnitztem floralem Dekor sowie Löwen und Groteskenköpfen verziert. Die Schäfte bestehen aus Nussbaumholz. Die Waffen verfügen über achtkantige Läufe, welche im Kaliber 13 Millimeter gearbeitet wurden. An Mündung und Laufansätzen ist Rankendekor graviert. Auf den Seitenplatten befinden sich ebenfalls Reste von silbertauschiertem Rankendekor. Die Schlösser kommen mit einem außenliegenden Rad. Die Länge der Pistolen beträgt je 55,5 Zentimeter. Das Los 2069 wird für 20.000,- Euro angeboten.
Die vermutlich erste, funktionierende Selbstladepistole: Borchardt C 93
Ein Highlight im modernen Bereich stellt das Los 2331 dar: Denn bei dem Modell Borchardt C93 handelt es sich um die vermutlich erste, funktionierende Selbstladepistole der Welt. Damit gilt sie auch als eine der Vorgängerinen der Luger 08. Unter den Hammer kommt hier nun eine von nur 3.500 hergestellten Pistolen aus dem Hause DWM. Für einen Startpreis von 15.000 Euro bekommt der Auktionsgewinner neben der Pistole den originalen Holzkoffer und reichlich Zubehör.
SIG Sauer P210 in absoluter Luxus-Ausführung
Noch moderner wird es mit dem Los 2397. Denn hier kommt eine P 210-L aus dem Hause SIG Sauer. Allerdings keine gewöhnliche: Das Modell ist mit einer Akanthus-Gravur mit gerade Goldverzierungen versehen.
Das Schweizer Kreuz hat man auch golden eingelegt, während alle Bedienelemente ebenfalls in Gold erstrahlen. Die dunklen Nussholzgriffschalen bilden dabei einen Kontrast zu den – ebenfalls goldenen Längsgravuren – am Griffstück. Die Pistole ist für das verbreitete Standardkaliber der Originalwaffe vorgesehen: 9 mm Luger. Die Seriennummer ist P 80040, selbstredend ist alles nummerngleich, inklusive Originalkarton. Zudem kommt die Waffe in neuer Erhaltung und natürlich blankem Lauf. Aufgrund der Bedeutsamkeit der Verzierungen liegt der P 210-L de Luxe auch eine Bescheinigung über Nichtbeschuss bei. Der Startpreis beträgt 3.000,- Euro.
Weitere Highlights der 90. Auktion von Hermann Historica
Wir bei all4shooters.com freuen uns schon auf die Auktion und werden an dieser Stelle natürlich über den Ausgang und eventuelle Nachverkäufe berichten.
Weitere Informationen über das Auktionshaus bekommen Sie auf den Seiten von Hermann Historica.