Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten, die Highlights der 102. Hermann Historica Auktion im November 2024

Das bayerische Auktionshaus Hermann Historica ruht sich auch nach der 100. Auflage nicht auf seinen Lorbeeren aus und präsentiert aktuell auf seiner Website die neuen Kataloge für Ende November 2024. Dazu gehören neben "Antike Waffen und Rüstungen aus aller Welt" auch Militaria, militärische Orden und Ehrenzeichen, ganze Sammlungen von Blankwaffen und Uniformen sowie Kunstwerke. Insgesamt wird der Verkauf die Mitarbeiter und Experten von Hermann Histrorica vom 4. November bis zum 6. Dezember 2024 beschäftigen.

Unter den Auktionen ist diejenige, die an drei Tagen, vom 20. bis 22. November, unter dem Titel "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten" stattfindet, für unsere Leser am interessantesten.

Renaissance-Armbrust der Auktion "Antike Waffen und Rüstungen aus aller Welt".
Eine außergewöhnliche Renaissance-Armbrust, die zu den Höhepunkten der Auktion "Antike Waffen und Rüstungen aus aller Welt" bei Hermann Historica am 20. November gehören wird. Startpreis: 15.000,- Euro.

Wie üblich werden wir uns auf diese Auktion konzentrieren, obwohl es auch in den vorangegangenen und nachfolgenden Auktionen keinen Mangel an außergewöhnlichen Stücken gibt. Ein Beispiel?

In der Auktion "Antike Waffen und Rüstungen aus aller Welt" steht unter der Losnummer 6449 eine außergewöhnliche Renaissance-Armbrust, wahrscheinlich aus Bayern, gebaut um 1580, komplett in Knochen eingelegt und mit Gravuren verziert, die Szenen von Bären- und Wildschweinjagden sowie mythologische Figuren darstellen, zum Verkauf.

Diese Waffe gehörte sicherlich einem mittel- oder osteuropäischen Adligen und ist in hervorragendem Zustand. Der Preis für dieses wirklich bemerkenswerte Stück beginnt bei 15.000,- Euro.

Antike und moderne Sammlerwaffen werden vom 20. bis 22. November 2024 bei Hermann Historica versteigert. Hier einige Highlights der Redaktion:

Doch kommen wir zurück zu dem, was für uns Waffenliebhaber der Höhepunkt des Monats ist, nämlich die Auktion "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten", die mit mehr als 2.000 Positionen so umfangreich ist, dass sie an drei aufeinander folgenden Tagen, am 20., 21. und 22. November, stattfindet. Wir haben den Katalog im Voraus durchgeblättert und können schon jetzt die Lose vorstellen, die unserer Meinung nach aus der Sicht von Sammler und aus technischer Sicht am vielversprechendsten oder spannendsten sind.

Savage 1907 (Los 9390) in .45 ACP.
Die Savage 1907 (Los 9390) in .45 ACP wurde bei den Versuchen der US-Armee für eine neue Pistole eingereicht, musste sich aber dem Colt 1911 geschlagen geben. Heute ist sie ein begehrtes Sammlerstück.

Eines der Highlights der Auktion ist ein Exemplar in hervorragendem Zustand der halbautomatischen Pistole Savage 1907 (Lot 9390) im Kaliber .45 ACP. Die Pistole mit der Seriennummer 39 ist eines der Exemplare, die an das 3rd Cavalry Regiment der US Army während der Erprobung zur Einführung einer neuen Dienstpistole geliefert wurden. Die Erprobungen fanden von März 1909 bis Februar 1910 und von Juli 1910 bis März 1911 statt. Mehrere Hersteller nahmen an den Versuchen teil, darunter DWM (mit der Luger) und Colt mit dem Modell 1911, das am Ende bekanntermaßen den Zuschlag erhielt. Nach dieser Entscheidung wurden die Savage-Pistolen von der gleichen Firma zurückgekauft, überarbeitet und auf dem zivilen Markt verkauft. Die Savage 1907 ist eine Pistole im Art-Déco-Design, die aus nur 34 Teilen besteht und praktisch keine Schrauben aufweist (abgesehen von denen zur Befestigung der Griffe), ein Zeugnis einer Ära, in der halbautomatische Pistolen mit äußerster Sorgfalt hergestellt wurden, obwohl sie für militärische Zwecke bestimmt waren. Die Qualität des Designs und der Verarbeitung ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Savage noch nie zuvor eine halbautomatische Pistole hergestellt hatte und dass das Projekt in sehr kurzer Zeit eigens für die Teilnahme an einer militärischen Erprobung fertiggestellt wurde. Die Savage 1907 wurde nie zu einer Dienstpistole, hatte aber einen gewissen Erfolg auf dem zivilen Markt im Kaliber .32 (7,65 Browning). Das bei Hermann Historica zur Auktion stehende Exemplar gehört zur ersten Serie, die sich durch die automatische Griffsicherung auszeichnet. Von der Savage 1907 in .45 ACP wurden insgesamt rund 280 Exemplare hergestellt, von denen nur 181 vom Hersteller zurückgekauft wurden. Der Startpreis für diese Rarität liegt bei 11.500,- Euro.

Mauser C96 "Flatside" von 1901 (Los 9581).
Diese hervorragende Mauser C96 "Flatside" von 1901 (Los 9581) gehörte ebenfalls zu einer Charge von 200 Stück, die 1901 vom deutschen Kriegsministerium zur Bewertung bestellt wurde. Sammler können Sie nun bei Hermann Historica erwerben.

Bleiben wir beim Thema halbautomatische Pistolen des frühen 20. Jahrhunderts mit Los 9581, einer prächtigen Mauser C96 "Flatside" von 1901, die als echte Rarität bezeichnet werden kann. Der Begriff "Flatside" bezieht sich auf C96-Modelle mit völlig flachen Rahmenseiten, d.h. ohne jegliche Ausfräsungen. Sie war in 7,63 Mauser ausgeführt und hatte ein internes Magazin mit einer Kapazität von zehn Schuss, das über einen Stripper-Clip gefüllt wurde. Zusammen mit der Luger gehört die Mauser C96 zu den meistgesammelten deutschen Pistolen, nicht zuletzt wegen der zahlreichen Varianten, die sie seit mehr als 120 Jahren zu einem beliebten Studienobjekt der Sammler machen. Diese prächtige Pistole hat eine tadellose Mechanik und ist in einem ausgezeichneten Zustand, mit Nussbaumgriffschalen und einem originalen Fangriemenring. Durch die Seriennummer 192 kann sie als eine der 200 Mauser-Pistolen identifiziert werden, die 1901 vom deutschen Kriegsministerium für Adoptionsversuche angekauft wurden. Diese Pistole mit ihrer faszinierenden Militärgeschichte wird von einem historischen Holster mit der Aufschrift "F Cobau, Berlin" begleitet und kann von Liebhabern ab 9.500,- Euro erworben werden.

Los 8564 bei Hermann Historica: Bittner Modell 1893.
Los 8564 bei Hermann Historica ist ein sehr seltenes Exemplar eines Bittner Modells 1893. Es handelt sich um eine Repetierpistole, war aber die Inspiration für die ersten Halbautomaten.

Noch weiter zurück in der Waffengeschichte geht es mit einer Pistole, die, obwohl sie eine Repetierwaffe ist, als direkter Vorfahre der ersten Halbautomaten gilt. Mit der Losnummer 8564 bietet Hermann Historica ein äußerst seltenes Exemplar des Bittner-Modells 1893 zur Auktion an. Diese faszinierende Pistole wurde in Böhmen vom Büchsenmacher Gustav Bittner entworfen und hergestellt. Die Pistole war für die hauseigene 7,7 Bittner, eine Randpatrone, die für kurze Zeit von RWS produziert wurde, ausgelegt. Der Ring betätigte die Zuführung und das Spannen, während der Schuss durch Ziehen des kleinen Abzugs, der sich im Ring selbst befand, ausgelöst wurde. Das wertvolle Sammlerstück hat einen Achtkantlauf, ist in ausgezeichnetem Zustand und trägt das Original-Logo. Da dieser Pistolentyp, von dem nur wenige hundert Stück hergestellt wurden, kein kommerzieller Erfolg war, ist er heute ein seltenes Exemplar. Das liegt auch daran, dass die Waffe auf den Markt kam, als sich die ersten effektiven Halbautomaten zu verbreiten begannen. Der Startpreis liegt bei 6.800,- Euro.

Pistole W+F 43 (Los 9311 bei Hermann Historica).
Ein Blick auf die Pistole W+F 43 (Los 9311 bei Hermann Historica), die in ihrer Linienführung und ihrem allgemeinen Aufbau sehr an die Browning Hi-Power erinnert.

Bei unserem nächsten Highlight handelt es sich um einen Pistolenprototyp, den die Waffenfabrik in Bern (bekannt als W+F) in den Jahren 1944-45 der Schweizer Armee zur Erprobung vorlegte, als diese auf der Suche nach einer neuen Seitenwaffe war. Diese 9-mm-Luger-Pistole, die gemeinhin als W+F 43 bezeichnet wird, erinnert an die Browning HP35, die damals sicherlich eine der modernsten und fortschrittlichsten Halbautomaten für den militärischen Einsatz war. Die bei Hermann Historica zum Verkauf stehende Pistole trägt die Seriennummer 21, die sich auf allen nummerierten Teilen wiederholt. Der Lauf ist 120 mm lang und das Doppelmagazin hat eine Kapazität von 16 Patronen, was für die damalige Zeit ein Rekord war. Trotz der hohen Magazinkapazität konnte die W+F 43 die anspruchsvollen Schweizer Kommissare nicht überzeugen, die die SIG 210 mit 8-Schuss-Einzelladermagazin bevorzugten. Die W+F 43 hat eine feste Kimme und ein seitlich verstellbares Korn und verfügt über eine deutlich von der HP35 abgeleitete Sicherung und Arretierung. Der Magazinauslöser ist stattdessen ein Schieber an der Basis des Griffstücks. Dies ist eine wenig bekannte, aber sehr wichtige Pistole für Sammler von Waffen des 20. Jahrhunderts. Die Losnummer lautet 9311, der Startpreis wurde auf 8.500,- Euro festgesetzt.

Bei den Militärgewehren möchten wir auf das Los 8194 hinweisen, ein halbautomatisches SIG AMT-Gewehr in .308 Winchester in neuwertigem Zustand, bei dem allerdings das Magazin fehlt. Es handelt sich um eine zivile Version des Schweizer Sturmgewehrs SIG 510, das für den US-Markt hergestellt wurde. Die Initialen stehen für American Match Target. Das SIG AMT gilt als eines der, wenn nicht sogar das beste Sturmgewehr, das je hergestellt wurde. Es wurde 1978 für etwa 1.700,- US-Dollar verkauft, was heute etwa 8.000 US-Dollar (oder Euro) entspricht. Es war damit schon damals eine sehr teure Waffe, von der etwa 1.500 Stück gebaut wurden. Die bei Hermann Historica zur Versteigerung stehende SIG AMT hat eine Lauflänge von 55 Zentimetern ohne Mündungsbremse und trägt die Seriennummer 16912. Schaft und Vorderschaft sind aus Holz, der Pistolengriff ist aus Kunststoff. Die Visierung besteht aus einer verstellbaren Rampenkimme und einem Korn, das am Ende eines belüfteten Laufmantels montiert ist. Der "Bierfass"-Ladegriff aus Aluminium erinnert an das Schmidt-Rubin-Ordonnanzgewehr, während sich auf der linken Seite des Gehäuses der klappbare Tragegriff befindet. Es handelt sich um eine ungewöhnliche Waffe, deren Qualität in der Welt der Militärwaffen ihresgleichen sucht und die mit einem Startpreis von 3.200,- Euro durchaus erschwinglich ist.

SIG AMT-Gewehr in .308 Winchester.
Hermann Historica-Los 8194 ist ein halbautomatisches SIG AMT-Gewehr in .308 Winchester, eine zivile US-Marktversion des SIG 510-Sturmgewehrs.

Wir bleiben in der Welt der militärischen Waffen mit Los 9630, einem weiteren Sturmgewehr, das Geschichte geschrieben hat, nämlich dem Dittrich BD 42/II, einem modernen Nachbau des deutschen Sturmgewehrs FG 42 (Fallschirmjäger Gewehr 42), das in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs an Fallschirmjäger der Luftwaffe ausgegeben wurde. Obwohl es sich um einen zeitgenössischen Nachbau handelt (das Exemplar stammt aus dem Jahr 2011), ist es eine sehr gefragte Waffe, die von der Firma Dittrich Sport Systeme gebaut wurde, die sich auf die Herstellung von zivilen Nachbauten von Sturmgewehren und Maschinengewehren spezialisiert hat. Das halbautomatische Gewehr im Kaliber 8x57 IS wird von einem 10-Schuss-Magazin gespeist und ist standardmäßig mit einem Zweibein und einem ausklappbaren Bajonett ausgestattet. Da es sich um eine Waffe für Fallschirmjäger handelt, ist das Visier klappbar, um ein Verheddern mit den Fallschirmleinen zu verhindern. Obwohl es sich bei der BD42/II nicht um eine Originalwaffe handelt, ist sie ein begehrtes Sammlerstück, das nicht leicht zu finden ist. Der Startpreis ist wiederum recht einladend: 4.500,- Euro. Zu beachten ist, dass das neue Gewehr einen Listenpreis von über 8.000,- Euro hat.

Dittrich BD 42/II (Los 9630).
Obwohl es sich um einen modernen Nachbau handelt, ist die Dittrich BD 42/II (Los 9630) eine eher seltene und durchaus teure Schusswaffe. Ein Modell kommt nun bei Hermann Historica unter den Hammer.

Das ist natürlich noch nicht alles, denn auf der Website von Hermann Historica können Sie sich buchstäblich Tausende von Stücken in allen Einzelheiten ansehen. Abschließend möchten wir Sie daran erinnern, dass die Vorverkaufsausstellung vom 29. Oktober bis zum 1. November 2024 und vom 15. bis 16. und 18. November 2024 in den Räumlichkeiten von Hermann Historica am Bretonischen Ring 3 in Grasbrunn (München) von 11 bis 17 Uhr stattfindet, wenn Sie die Waffen in natura sehen möchten.

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Katalog von Hermann Historica zu "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten" für die Auktion om 20. bis 22. November 2024.