Keine Frage, Pump-Action-Flinten wie die Mossberg 500/590, Remington 870 oder Winchester 12/1200/1300 zählen zu den seit Jahrzehnten bewährten Klassikern im Glattläufer-Marktsegment, wobei interessante Neuzugänge wie beispielsweise die sehr modern anmutende Benelli Nova aus Italien durchaus eine Bereicherung darstellen.
Kurze Retrospektive zu den Pump-Action Flinten von Mossberg
In den USA zählen Slide-Action- oder Pump-Action-Flinten aufgrund ihrer Robustheit, Zuverlässigkeit, einfachen Handhabung und bezahlbaren Preise bei imposanter Zielballistik zu den "Brot & Butter"-Waffen. Sie sind für Jagd, Sport oder zur Heimverteidigung gerade in ländlichen Gegenden in vielen US-Haushalten vertreten. Das Urmodell des 1919 gegründeten US-Herstellers O.F. Mossberg & Sons aus New Haven, Connecticut, erblickte in Gestalt der Mossberg 500 vor über 60 Jahren 1961 das Licht der Welt. Schon in den 1970er Jahren wurde die Pump-Action-Flinte auch dienstlich beim US-Militär genutzt. Allerdings versagte die Flinte bei einem MIL-SPEC 3443E-Standardtest, der unter anderem 3.000 Schuss mit maximal zwei Funktionsstörungen fordert. Daraufhin wurde die M500 im Detail verbessert, was aber wiederum höhere Kosten verursachte. Um die 5.900 Flinten waren schließlich im Dienst bei der Marine und Küstenwache, bis 1987 die speziell für das Militär konzipierte Mossberg M590 auf dem Markt erschien. Aufgrund einer Navy-Anfrage wurde die M590 mit einem dickeren Lauf, einem längeren Magazinrohr sowie einem Laufmantel und einer Bajonetthalterung versehen, die als M590A1 die Standardflinte des US-Militärs wurde. Die M500/590-Serie mit beidseitigen Vorderschaftführungsschienen, doppeltem Auswerfer und Schiebesicherung besitzt zwar einen leichtgewichtigeren Aluminiumsystemkasten, doch die im Repetiervorgang beanspruchten Bauteile bestehen aus Stahl.
Hintergrund: Die neue Vorderschaftrepetierflinte Mossberg 590S
Basierend auf der Grundkonstruktion der Bestseller M500/590 erschien erst Ende 2022 die Mossberg 590S, die uns als Testwaffe zur Verfügung stand. Das Besondere an dieser Flinte ist, dass ihr Zuführsystem überarbeitet wurde, um auch die angesagte Flintenmunition mit extrem kurzen Hülsen – sogenannte "Short Shells" oder "Mini Shells" – funktionszuverlässig verdauen zu können. Diese "Shortys" von namhaften Munitionsherstellern wie beispielsweise Aguila oder Federal besitzen Hülsenlängen von nur 45 mm gegenüber konventionellen Schrotpatronen mit 67,5 mm, 70 mm, 76 mm oder Super Magnum-Patronen mit gar 89 mm langen Hülsen. Die Vorteile dieser Minipatronen ist die gesteigerte Magazinkapazität bei verringertem Rückstoß, was natürlich nicht ohne Leistungseinbußen in der zielballistischen Wirkung einhergeht. Die uns vorliegende, im Leerzustand 3.065 Gramm schwere und ein Meter lange Mossberg 590S im mattschwarzem Finish mit Kunststoffschäftung und Perlkornvisierung verfügt über einen 18,5“/470-mm-Lauf und in dem darunter befindlichen Röhrenmagazin können 9 Patronen in 12/45, 6 Patronen in 12/70 oder 5 Patronen in 12/76 geladen werden – natürlich stets plus einer weiteren Patrone im Lager. Der Systemkasten mit vier durch Kunststoffstopfen verschlossenen Gewindebohrungen ist für die Montage einer Picatinnyschiene vorbereitet. Der 47cm lange Lauf ist mit einem Zylinderchoke versehen und für Stahlschrotbeschuss gestempelt. Selbstverständlich gibt es auch die Mossberg 590S in zahlreichen Modellausführungen, beispielsweise mit 20“/510-mm-Lauf oder Ghost-Ring-Visierung. Die uns vorliegende Waffe kostet etwa 1.025 Euro,-.
Der von Ferkinghoff International vertriebene TactaLoad Flash 5-Schaft an der Mossberg 590S - was macht diese Kombi aus?
Unsere Testwaffe war mit dem patentierten Flash-5-Hinterschaft der US-Firma TactaLoad LLC aus Covington, Louisiana, mit einem internen Container für fünf Reservepatronen ausgerüstet. Bekanntermaßen existieren auf dem Nachrüst- und Tuningmarkt unzählige Haltevorrichtungen für Reserveflintenmunition aus Leichtmetall oder Kunststoff. Der gemeinsame Nenner all dieser Systemen ist es, dass sie äußerlich am Systemkasten oder dem Hinterschaft montiert werden. So sind die Patronen zum einen jeglichen Umwelteinflüssen ausgesetzt und sie ragen samt ihren Fixiervorrichtungen immer seitlich hervor, was in der Waffenhandhabung je nach Situation störend sein kann. Seitlich am Hinterschaft befestigte Patronenhalter verhindern den Schulterwechsel, was gerade das taktische Arbeiten einschränkt. Der TatctaLoad Flash-5-Schaft ermöglicht es nach Auffassung des Autors, ohne unnützen Schnickschnack und Außenanbauten an der Flinte die mitzunehmende Patronenmenge zu erhöhen und/oder Zugriff auf unterschiedliche Munitionssorten zu haben. Im Revier kann ein Wechsel von Schrot auf Buckshot oder Slugs vonnöten sein und im behördlichen Einsatz ist der Wechsel von Munitionssorten ein riesengroßer Vorteil, der sogar über Leben und Tod entscheiden kann. Daher hat uns die Lösung voll überzeugt.
Die Flinte als Multifunktionswerkzeug – Upgrade durch den bei Ferkinghoff International erhältlichen TactaLoad Flash5
Eine Flinte ist mit dem richtigen Equipment und der richtigen Munition ein "Multifunktionsgewehr", das eine flexible Arbeitsweise ermöglicht. Mit spezieller Breaching-Munition lassen sich durch Einsatzkräfte beispielsweise problemlos Türen öffnen. Je nach Einsatzszenario wird die Waffe mit Schrot vorgeladen und wenn diese einsatzbedingt nicht mehr benötigt wird, kann Slug-Munition, zum Beispiel für Ziele auf weitere Distanzen, nachgeladen werden. Aus unseren eigenen Erfahrungen sind Entfernungen auch jenseits der 50 bis 100 m mit einem Flintenlaufgeschoss kein Problem. Die Mechanik des TatcaLoad-Schaftes mit Patronenschacht, Zubringer und einer kippbaren Verriegelung, die die Patronen im Schießen rückstoßsicher an ihrem Platz hält, ist simpel konstruiert. In der Praxis erweist sich das Nachladen von jeweils einer Patrone aus dem Schaft als brauchbar. Die Patronen sollten aus unserer Sicht so in den Halter gesteckt werden, dass der Hülsenboden nach vorne zeigt. Beim Herausziehen der Patrone spürt man ein wenig den Widerstand der klappbaren Verriegelung, ein einfaches Kunststoffteil mit abgerundeter Vorderseite. Hier merkt man besonders, dass Praktiker am Werk waren, die diesen Hebel ohne störende Ecken und Kanten konstruiert haben. Zudem weist dieser Querriegel unten eine große Rille auf, die das Herausziehen der Patronen erleichtert. Vor allem bei vollgeladenem Schaftmagazin zieht sich die erste der fünf Patronen etwas schwerer aus der Halterung. Die nachfolgenden Patronen lassen sich dann leicht und zügig aus der Fixierung im Schaft befreien. Auch die Feder, die diesen Klappmechanismus immer wieder in die Ausgangsposition zurückdrückt, hat aus unserer Sicht genau die richtige Kraft, sodass man die Patronen sicher und zuverlässig aus ihrer Halterung ziehen kann. Trotzdem ist immer noch genug Federkraft auf dem Verschlussriegel, damit beim Schießen keine Patrone versehentlich verloren geht. Auf der Website des Herstellers findet man ein Werbevideo, wie dort ein erfahrener Schütze nachlädt. Er nimmt die Hand vom Griffstück und lädt mit der rechten Hand über das offene Auswurffenster nach. Das klappt offenbar.
Auf dem Schießstand hat sich für uns eine andere altbewährte Technik als praxisnäher erwiesen: Um nicht ständig die Hand vom Schaft oder Griffstück zu lösen, greifen wir als Rechtshänder mit der linken Hand die Patrone mit Daumen und Mittelfinger. So können wir die Patrone an der Bodenkappe stabil greifen und aus der Halterung ziehen, dann legen wir den Zeigefinger auf die Patronenstirnseite (mit Sternen- oder Bördelverschluss) und den kleinen Finger gegen die Bodenkappe. So liegt die Patrone zwischen Zeigefinger und kleinem Finger. Mittel- und Ringfinger halten die Patrone im Gleichgewicht und transportieren diese in das Auswurffenster. Das hört sich alles ein wenig kompliziert an, aber mit ein wenig Training ist das für uns eine der stressfesten Arbeitsweisen, um eine Patrone nachzuladen. Auch mit Handschuhen erweist sich diese Technik als sehr zuverlässig. Den TactaLoad Flash-5-Kunststoffschaft gibt es für Mossberg-Modelle 500/590 und Maverick88 sowie für die Remington 870 in Schwarz und Orange mit verschiedenen Schaftkappen und Distanzstücken, um die Schaftlänge anpassen zu können, sowie mit oder ohne Riemenbügelöse. Bei Ferkinghoff International kosten die Schäfte 189,95 Euro. Und man kann so seine Mossberg Flinte je nach persönlichen Vorlieben individuell ausstatten.
Unser Test-Fazit: Das bringt der TactaLoad Flash-5-Schaft an der Mossberg 590S
Der TactaLoad Flash-5-Schaft ist für den praktischen Flintenschützen ein sinnvolles Zubehör. Er erleichtert bei leer geschossener Waffe das schnelle Nachladen oder ermöglicht das Mitführen unterschiedlicher Munitionssorten für unterschiedliche Entfernungen und Einsatzmöglichkeiten. Von der Oberflächengestaltung und dem Material greift sich der Schaft sehr angenehm, ohne das Verhalten der Flinte im Anschlag und Schuss stark zu verändern. Der Abstand vom angedeuteten Pistolengriff zum Abzug entspricht ebenfalls der Norm und man kann mit dem Abzugsfinger frei arbeiten. Der Flash-5-Schaft mit integralem Magazin für fünf Reservepatronen fällt etwas voluminöser als der originale Schaft ab Werk aus. Vom Hersteller und Anbieter wird eine Montage durch den Büchsenmacher empfohlen. Auch das übernimmt Waffen Ferkinghoff.