Viele Schützen vertrauen auf die Qualität und Zuverlässigkeit der Beretta Bockdoppelflinten. Für viele von uns ist die Beretta SL2 eine Traumwaffe, die wir vielleicht im Waffengeschäft in die Hand nehmen, aber aufgrund ihres Preises vielleicht niemals selbst schießen können. Auch die Beretta DT11 ist für viele Hobbyschützen und Amateurwettkämpfer beinahe unerschwinglich. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, die DT11 im Vergleich zu Berettas preisgünstigerem Wettkampfmodell 694 in dem folgenden Video zu betrachten.
Video von Paul Bradley: Beretta-Modelle DT11, SL2 im Vergleich zum günstigeren Modell Beretta 694 in englischer Sprache
Die SL2, DT11 und 694 verwenden Berettas Steelium-Lauftechnologie. Ich habe gehört, dass dies von einigen als "Marketing-Gag" angesehen wird. Als regelmäßiger Schütze sowohl der DT11 als auch der 694 kann ich bestätigen, dass es sich nicht um einen Gag handelt. Das wird durch umfangreiche Tests, die bei Beretta in der Ballistikabteilung durchgeführt wurden, solide untermauert. Die Idee hinter der Steelium-Technologie von Beretta ist es, einen verlängerten Übergangskonus zu fertigen, dessen Abmessungen ideal dafür geeignet sind, um einen leichteren Rückstoß und das bestmögliche Schussbild zu erzeugen. Ich habe im Laufe der Jahre viele Flinten benutzt, von preiswerten bis hin zu sehr teuren Jagdflinten, und ich kann bestätigen, dass der Rückstoßimpuls bei der DT11 deutlich geringer ist. Natürlich ist dies zum Teil auch auf das Gewicht zurückzuführen. Zum Vergleich: meine X-Trap 30" bringt über 4 Kilo auf die Waage.
Aber ich habe schon andere schwere Trap-Flinten geschossen (eine italienische Marke, die mit "P" beginnt, fällt mir da gerade ein) und ich muss gestehen, dass die DT11 einen geringeren Rückstoß hat. Man mag sich fragen: Wie kann eine Waffe mit ähnlichem Gewicht, die mit derselben Patrone und demselben Gasdruck betrieben wird, weniger Rückstoß erzeugen? Nun, der Druck und die Gesamtenergie ändern sich nicht. Aber die Druckkurve ändert sich. Eine kurze Druckkurve, die schnell ansteigt und ebenso schnell wieder abfällt, fühlt sich wie ein harter Schlag an. Aber man kann die Druckkurve so dehnen, dass sie langsamer ansteigt und mit der Zeit ein Druckplateau erreicht, was dem Ganzen einen großen Teil des "Tretens" nimmt. Es ist dann eher ein freundlicher Stoß! Natürlich bekommt man das, wofür man bezahlt. Das Nonplusultra der Steelium-Technologie findet sich in der neuen Beretta SL2 mit ihren Steelium Pro X-Läufen (ich muss die unbedingt noch ausprobieren). Dann haben wir die DT11 mit Steelium Pro und schließlich die 694 mit Steelium Plus.
Ist die Beretta 694 so rückstoßarm wie eine DT11 oder SL2?
Nun, die 694 ist eine leichtere Waffe. Ich habe die 694 Pro mit dem TSK-Schaft. Sie ist insgesamt etwa 300 Gramm leichter, was natürlich mehr gefühlten Rückstoß bedeutet. Die Leute vergessen oft, dass eine leichtere Waffe fast immer einen höheren gefühlten Rückstoß erzeugt als ein schwereres Gegenstück. Wenn Sie einen Tennisball gegen einen beschwerten Medizinball schlagen würden, würde sich letzterer viel weniger bewegen (und wahrscheinlich die Hand verletzen!). Man kann die Gründe anhand des ersten und zweiten Newtonschen Gesetzes vertiefen, vereinfacht genügt es aber zu sagen, je schwerer das Objekt ist, desto mehr Energie ist erforderlich, um es in Bewegung zu setzen...
Im Vergleich zu vielen Waffen mit ähnlichem Gewicht weist die Beretta 694 bei gleicher Ladung einen deutlich geringeren Rückstoßimpuls auf. Andere Hersteller haben natürlich eine sehr ähnliche Technologie verwendet, aber ich glaube, Beretta würde sagen, dass sie diese perfektioniert haben, und ich bin nicht geneigt, dem zu widersprechen. Es verblüfft mich immer noch, wenn ich sehe, wie Leute mit einer leichteren Statur (meist Frauen) zu schießen beginnen. Ihnen wird gewöhnlich gesagt, sie sollten „die leichteste Waffe kaufen, die sie finden können“. Ich persönlich halte das für eine schlechte Empfehlung! Ich würde ihnen eher raten, dass sie die schwerste Waffe verwenden, die sie bequem und kompetent handhaben können. Ein sehr leichtes Gewehr wird sie so durchrütteln, dass sie vor jedem Schuss zusammenzucken oder sogar das Schießen wegen des unangenehmen und ständigen Rückstoßes ganz aufgeben. Selbst für größere Menschen − wie mich − spricht vieles dafür, dass ein leichterer Rückstoß bessere Folgeschüsse ermöglicht und mich an einem langen Wettkampftag physisch und psychisch weniger belastet. Ich würde denjenigen, die es sich leisten können, dringend empfehlen, eine Beretta DT11 auszuprobieren, allein schon wegen des weicheren Schussverhaltens, aber ich kann auch versprechen, dass sie von der 694 nicht enttäuscht sein werden.
Man muss auch die Haptik und die Ästhetik der Waffe berücksichtigen. Die DT11 ist im mittleren Bereich deutlich dicker (so wie viele von uns im mittleren Alter). Für manche ist das angenehm, und es ist wirklich eine Frage der persönlichen Vorliebe. Ein wuchtiges Gewehr mit viel Gewicht im Mittelteil kommt meinen Bedürfnissen für Trap-Disziplinen sehr entgegen. Ich mag einen gleichmäßigen, vorhersehbaren Schwung, der im Trap wichtig ist, um das Timing zu halten. Für Skeet und Parcours sowie die Jagd bevorzuge ich eine leichtere Waffe, mit der ich etwas schneller in Anschlag gehen sowie durchschwingen kann und mit der ich auch schneller die Richtung ändern kann, wenn es nötig ist. Das sagt vielleicht mehr über meinen fehlenden "Plan" aus, wenn ich auf einen sportlichen Schuss auf eine simultane Doublette abgebe! Ich bin beileibe nicht der weltbeste Schütze, wenn es ums Kaliber 12 geht, aber ich habe meine persönlichen Vorlieben. Aus diesem Grund verwende ich die DT11 nur für Trap-Disziplinen und die 694 für Skeet, Sporting und die Federwildjagd. Zudem müssen wir auch noch das Gesamtgewicht in Betracht ziehen, wenn es um unsere bevorzugte Schießsportdisziplin geht. Viele werden die leichtere Beretta 694 bevorzugen, wenn sie sie auf einem ausgedehnten Jagdparcours herumschleppen müssen. Es ist immer eine Abwägung von Vor- und Nachteilen, die es zu berücksichtigen gilt.
Sowohl die Beretta DT11 als auch die Beretta 694 gibt es in der Variante "B-Fast" - für wen ist diese Schaftverstellung interessant?
Das bedeutet, dass sie in der Lage sind, Gewicht am Kolbenende und am Lauf hinzuzufügen. Im Wesentlichen bedeutet dies, dass man die 694 kaufen und bei Bedarf Gewicht für das Trapschießen hinzufügen kann. Die beiden Flinten sind ohne Zusatzgewicht zentral ausbalanciert, so dass es Ihnen überlassen bleibt, ob Sie ein neutrales, hinten schweres oder vorne schweres Gewehr bevorzugen. Auch hier kommt es auf Ihren persönlichen Schießstil an. Der 694 fehlt der überbaute, bullige Mittelteil der DT11, aber lassen Sie sich nicht täuschen! Beide Gewehre sind extrem zuverlässig. Sie sind so gebaut, dass sie ein ganzes Leben lang Patronen von Profischützen verdauen können. Durchschnittsschützen wie wir werden wohl kaum jemals ein Problem mit einer der beiden Waffen haben. Die etwas schlankere Beretta 694 könnte schon allein deshalb Anklang finden, weil manche Leute weniger Masse an ihrer Waffe bevorzugen oder ihnen einfach die Ästhetik gefällt. Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass die Leute Waffen nicht nur wegen ihrer Funktion, sondern auch wegen ihres Aussehens kaufen. Beretta ist bekannt für seine schönen Waffen, und obwohl diese hier keine kunstvollen Gravuren aufweisen, finde ich sie beide sehr ansprechend für das Auge.
Beretta Bockflinten: Kommen wir zum letzten und wahrscheinlich wichtigsten Entscheidungskriterium − zu den Preisen.
Preislich geht's bei der Beretta DT11 mit rund 10.200 Euro los. Die 694 ist ab etwa 4.600 Euro, also etwas weniger als die Hälfte zu haben. Es gibt eine gewisse Varianz je nach Modell und Spezifikation (Trap, Skeet, Sporting, ACS, Adjustable, Pro). Für diejenigen, die nur eine fabrikneue Flinte in Betracht ziehen, bedeutet dies eine klare Entscheidung. Natürlich gibt es noch eine andere Möglichkeit: Der Markt für gebrauchte Flinten ist eine großartige Möglichkeit, Geld zu sparen, und da diese beiden Waffen so robust gebaut sind und Ersatzteile leicht erhältlich sind, ist dies keine schlechte Option. Eine gute DT11 ist für etwa 5.000 bis 6.000 Euro zu haben und liegt damit etwa auf dem Preisniveau einer neuen 694. Die 694 ist für etwa 3.000 Euro zu haben, was sie für die meisten Sportschützen erschwinglich macht. Ich würde jedem, der eine dieser Waffen in Erwägung zieht, dringend raten, sie auszuprobieren. Wahrscheinlich werden Sie in Ihrem Verein Leute treffen, die eine haben und Sie auch damit schießen lassen. Auf diese Weise können Sie sicher sein, dass Sie eine fundierte Entscheidung treffen. Egal, für welches Modell Sie sich entscheiden (oder ob Sie − wie ich − beide kaufen), ich weiß, dass Sie damit sehr glücklich sein werden und eine Waffe besitzen, die Ihnen ein Leben lang und dann auch noch der Nachwelt dienen wird.
Über den Autor:
Paul Bradley aus Großbritannien ist Ballistikexperte und erfahrener Profischütze. Er arbeitet als regionaler Vertriebs- und Portfoliodirektor für die Beretta Holding Company Hexagon, einen globalen Munitionsanbieter, mit Sitz in Budapest.