Winchester Selbstladeflinte Super X3 Red Performance 12M in 12/76

Rote Rakete: Die Winchester Selbstladeflinte Super X3 Red Performance 12M in 12/76 überzeugte in unseren umfangreichen Erprobungen durch beste Funktion und Schussleistung.

Die Super X3 von Winchester ist schon ein paar Jahre auf dem Markt und in verschiedenen Ausführungen und Kalibern erhältlich, wobei die meisten Modelle für die Jagd ausgelegt sind. Das Sportmodell "Red Performance 12M" ist von Werk ab leider nur mit einer Magazinkapazität von 4+1 im Programm zu finden und somit für die meisten Flintendisziplinen bei uns nicht tauglich.

Inspiriert durch die Videos von Patrick Flanigan (Extreme Sport Shooter) und seiner "gepimpten" SX3 nahm der Autor auf der IWA 2011 Kontakt mit der Firma Browning International S.A. auf, die Winchester Produkte vertreibt. Im Gespräch wurde mitgeteilt, dass für Flanigan, der damals Werksschütze bei Winchester war, zwei Prototypen der Red Performance Super X3 mit langem Magazinrohr gefertigt wurden. Die Prototypen hatten eine Kapazität von insgesamt 12 Schuss. Flanigan verschoss damals in der Traumzeit von 1,442 Sekunden alle 12 Patronen. 

Winchester bezeichnet die Super X3 als schnellste Flinte der Welt. Flanigan ist Inhaber verschiedener Rekorde im Flintenschießen und hat z. B. 11 selbst geworfene Wurfscheiben und 9 Wurfscheiben aus der Hüfte vom Himmel geholt. Einige Videos sind unter www.winchesterint.com, www.patrickflanigan.com und, wie sollte es anders sein, auch auf YouTube abrufbar.

Die geringe Magazinkapazität war auch der Knackpunkt, warum sich der Autor bis jetzt noch keine Red Performance zugelegt hatte. Beim Ausleihen verschiedenster Selbstladeflinten gab es bei Wettkämpfen in der Vergangenheit regelmäßig Funktionsstörungen. Seine Ergebnisse in der Disziplin SF2 beim BDMP e.V. waren dementsprechend schlecht. Also musste eine Flinte gefunden werden, die eine zuverlässige Funktion an den Tag legt und keine Probleme macht.

Als einziges Modell mit 7+1 Magazinkapazität wird von Winchester das Modell "Compositive" angeboten. Nach einem überaus netten und fachlichen Gespräch mit den Vertretern von Browning konnte der Autor unter Hinzuziehung des Direktvertreibers Waffen Rödter eine Red Performance nach seinen Wünschen modifiziert in Auftrag geben.

Die Sonderbestellung war somit perfekt und Browning sicherte eine Lieferzeit von nur zwei Wochen nach der IWA zu. In der Hoffnung, dass diese eingehalten wird, wurde gespannt auf das Paket gewartet. Das Sportgerät wurde sehr zur Freude des neuen Besitzers innerhalb von weniger als zwei Wochen an den Händler ausgeliefert.


Üppiges Komplettpaket

Als erstes wurde der robuste Kunststoffkoffer geleert und das umfangreiche Zubehör begutachtet. Geliefert wurde die Flinte mit einem grünen Leuchtkorn von TRUGLO und 9 zusätzlichen austauschbaren Lichtleitfasern in Gelb, Grün und Orange. Das Set der Red Performance enthält fünf 62 mm lange Signature Invector-Plus Wechselchokes welche von Briley entwickelt wurden und zwei verschiedene Gaskolben.

Es stehen Cylinder, Improved Cylinder (1/4), Modified (1/2), Improved Modifed (3/4) und Full Choke samt Chokeschlüssel zur Verfügung.

Neben zwei Zwischenstücken für die Anpassung der Schaftlänge von 363 mm bis 377 mm, wobei eines schon montiert war, kann man den Schaft mit weiteren fünf Zwischenstücken für Senkung und Schränkung verändern. Somit kann sich jeder das Sportgerät für seine Körpermaße optimal anpassen. 

Ebenfalls waren noch zwei Riemenbügel mit Befestigungsteilen beigelegt. Der Systemkasten und der Magazinverschluss (Montagemutter) sind aus Aluminium und rot eloxiert.

Lauf und Magazinrohr erstrahlen in metallgrauer "Ultra Tough Cote" Lackierung, die Winchester als äußerst widerstandsfähig und korrosionsbeständig bezeichnet. 

Es wurde eine Lauflänge von 71 cm gewählt, wobei auch 76 cm Läufe erhältlich sind. 

Die Läufe werden in Belgien bei FN HERSTAL hergestellt und sind mit der "Back Bore"-Technologie ausgestattet. Nach Herstellerangaben erzielt man dadurch eine höhere Geschwindigkeit der Ladung, wobei auf die Ladung selbst weniger Reibung beziehungsweise Druck ausgeübt wird. Dadurch wird die ballistische Eigenschaft der Deckung noch verbessert. 

Eine Reduzierung des Rückstoßes wird mit 6% angeben. Es können auch Stahlschrote verschossen werden. 

Der Lauf hat zusätzlich zum Leuchtkorn in der Mitte noch ein kleines weiß lackiertes Perlkorn montiert. Schaft und Vorderschaft sind aus synthetischem Verbundmaterial gefertigt. 

Als Abschluss des Schafts kommt eine Pachmayr Decelerator Schaftkappe zum Einsatz, die den Rückstoß deutlich reduzieren soll. Der Vorderschaft ist mit Entlüftungskanälen ausgestattet, die von Winchester wiederum als "Quadra-Vent"-System bezeichnet werden. Diese sollen die heißen Verbrennungsgase besser abführen.

Kolbenwechsel

Der Gasdrucklader kann mit zwei verschiedenen Gaskolben bestückt werden, die Teile der Verbrennungsenergie nutzen und in die Selbstladefunktion umsetzen. Egal welche Patronen verwendet werden, es sind keine Einstellungen am Gaskolben notwendig.

Für leichte Ladungen empfiehlt der Hersteller den Gaskolben "SPORTING CLAYS 1 1/8 OZ. AND LESS" – umgerechnet entspricht das weniger als 31,89 Gramm. Verwendet man Schrotmunition unter 32 Gramm, wäre also dieser Gaskolben zu verwenden. Die Beschriftung ist auf den Gaskolben lasergraviert. Zudem erkennt man diesen Gaskolben an einem rot eloxierten Aluminiumring, welcher die innen eingebaute Feder fixiert. 

Für schwerere Ladungen "1 1/4 OZ AND HEAVIER" (umgerechnet 35,44 Gramm) wird der zweite Gaskolben empfohlen. Dieser hat zur Fixierung der Innenfeder einen schwarzen Aluminiumring. Sollten die Gaskolben einmal richtig verschmutzt sein, ist eine Unterscheidung durch die beiden Farben recht einfach.

Die Gaskolben sind mit einem internen "Active Valve" ausgestattet. Dieses aktive Ventil arbeitet unabhängig vom Gaskolben und steuert die benötigte Menge der Gase für den Selbstladevorgang. Da beide Systeme getrennt voneinander arbeiten, wird weniger Druck auf den Gaskolben ausgeübt. Der einfach aufgebaute Verschluss ist zuschießend konstruiert und benötigt keine Drehfunktion zur Ver- und Entriegelung.


In der Praxis

Die Flinte ist mit wenigen Handgriffen schnell zerlegt. Die gesicherte Waffe wird gespannt, der Verschluss in die vorderste Stellung gebracht und dann die Montagemutter abgeschraubt. Nachdem Vorderschaft und Lauf abgenommen sind, können Gaskolben, Spannmanschette und die Rückholfeder ebenfalls abgenommen werden. Dann den Bedienhebel seitlich aus dem Verschluss ziehen und den zweiteiligen Verschluss einfach nach vorn aus dem Gehäuse nehmen. 

Nur für die Abzugsgruppe, welche separat entnommen werden kann, wird ein Werkzeug benötigt. Die beiden Stifte müssen mit einem geeigneten Durchschlag seitlich aus dem Gehäuse getrieben werden. Hierfür verwendet der Autor ein Glock Demontagewerkzeug.

Jetzt steht einer Reinigung nichts mehr im Weg. Das Zusammensetzen erfolgt in umgekehrter Reihenfolge, wobei darauf zu achten ist, dass das Zwischenglied des Verschlusses in das Ende der Stange im System eingeführt wird. Dies ist in senkrechter Position am einfachsten möglich. Die Abzugsgruppe sollte zum Einbau zuerst mit dem vorderen Bolzen fixiert werden. 

Für Linksschützen kann die Sicherung, die sehr leichtgängig und gut zu erreichen ist, bei ausgebauter Abzugsgruppe innerhalb kürzester Zeit umgebaut werden. 

Dazu muss die Feder des Sicherungsdrückers entnommen werden. Anschließend den Bolzen des Abzugs auf eine Seite rausdrücken, bis der Abzug nicht mehr gehalten wird. Der Bolzen sollte aber noch von der Abzugsgruppe gehalten werden, das spart Zeit und verloren gehen kann er so auch nicht. Hierzu ist das Glock Tool ebenfalls bestens geeignet. 

Den Abzug etwas nach vorne ziehen und schon kann der Sicherungsknopf entnommen werden. Jetzt ist nur noch der kleine Stift, der durch die Feder den Druck auf den Sicherungsknopf ausübt, zu entnehmen. Der Stift wird auf der anderen Seite des Abzugsgehäuses, vor dem seitenverkehrten Einlegen des Sicherungsknopfes, in die Bohrung eingesetzt. 

Jetzt kann der Abzug wieder mit dem Bolzen fixiert werden. Es ist darauf zu achten, dass sich der Sicherungsknopf in der richtigen Stellung befindet, sonst lässt sich der Bolzen nicht zurückdrücken. Nun die Feder wieder einsetzen und das war es auch schon. Die Leuchtstäbe der Visierung lassen sich ebenfalls leicht austauschen. Zur Schaftanpassung ist dann etwas mehr Werkzeug notwendig.

An der Verarbeitung der Waffe ist nichts zu bemängeln. Der lange Vorderschaft sollte für alle Armlängen ausreichend sein. Die Hälfte des Vorderschafts und die Seiten des Griffs sind aufgeraut, was einen besseren Halt gewährt. 

Das Nachladen kann durch den ergonomischen Ladelöffel und die bereits abgerundete Ladeöffnung im System schnell erfolgen und bedarf eigentlich keiner Nacharbeit. Mit den Wechselchokes ist man ebenfalls bestens ausgestattet, um sich die Flinte individuell für die verschiedensten Disziplinen anzupassen, dazu später mehr. 

Von Werk ab lag die Flinte so gut im Anschlag, dass der Autor weder Schaftlänge noch Schränkung verändern musste. Dies stellte der Autor wie folgt fest: Im Anschlag vor dem Spiegel stehend, zeigte das Korn exakt unter das Führungsauge des Schützen.

Durch die gute Gewichtsverteilung sind schnelle Zielwechsel jederzeit möglich. Vor Beginn der Testserie wurde der Gaskolben für die schweren Ladungen eingebaut und die ersten 100 Schuss Schrotmunition verschiedener Hersteller mit nur 24 Gramm Vorlage verschossen. Dies verdaute die Flinte ohne Probleme, obwohl vom Hersteller der andere Gaskolben empfohlen wird. 

Nun kamen 28 Gramm Schrotpatronen zum Einsatz, ebenfalls ohne jede Störung. Ein erstes Reinigen fand nach 150 Schuss statt. Nach weiteren 450 Schrotpatronen und 50 Slugs wurde nochmals gereinigt und der Gaskolben getauscht.

Ab jetzt wurde nur noch mit dem für die leichten Ladungen unter 32 Gramm empfohlenen Gaskolben getestet. Hierbei kam es zu zwei Störungen, die aber der Selbstladeflinte nicht angelastet werden können. Es handelte sich um zwei Patronen von Rio, welche bei der Produktion nicht richtig gebördelt waren und aus diesem Grund nicht zugeführt werden konnten. 

Resultierend daraus überprüft der Autor jetzt jede einzelne Patrone vor den Wettkämpfen. 

Nach weiteren Trainingsschießen und Wettbewerben wurden mittlerweile etwas über 1.500 Schuss, davon ca. 350 Slugs, störungsfrei verschossen. Es wurden Schrotpatronen mit Vorlage von 24 bis 36 Gramm der Hersteller B&P, Rio, Rottweil, S&B, SK Schönebeck und Winchester verschossen.

Die Geschwindigkeit des Selbstladevorgangs ist wie in der Werbung von Winchester dargestellt äußerst schnell und erfreulicherweise zuverlässig. Dies wurde auch durch andere Schützen in der Praxis bestätigt. Die Waffe lässt sich sehr angenehm schießen und die "Back-Bore"-Technologie inklusive der Schaftkappe erfüllt ihre angekündigte Wirkung. 

Wie schnell man die Flinte aber wirklich schießen kann, sollte ein Test zeigen, bei dem nur die Zeit der abgegebenen Schüsse gestoppt wird. Dass man die Zeit vom Profischützen Flanigan nicht erreichen kann, war bereits vorher klar.

Aber wie schnell kriegt man denn die Super X3 leer?

Nach einigen Versuchen und mehreren leeren Schrotschachteln kam der Autor auf 1,37 Sekunden, wobei 7 Schrotpatronen mit 24 Gramm Vorlage verschossen wurden. Die Flinte wurde mit verschiedenen Chokes beim Trap und Jagdparcours ebenfalls erfolgreich eingesetzt. Neben viel Spaß beim Wurfscheibenschießen konnte man noch eine magnetische Wirkung auf manche Waidmänner verzeichnen. Ob das an den rot eloxierten Aluminiumteilen lag sei mal dahin gestellt.

Zur Überprüfung der Schussleistung wurden mit verschiedenen Schrotmunitionen und Flintenlaufgeschossen noch einige Serien abgegeben. Beschichtete Slugs von S&B waren leider nicht verfügbar, wären aber als Vergleichsmunition zu den Brenneke KO CleanSpeed Short wünschenswert gewesen. 

Von den kurzen Slugs können nämlich 7+1 Patronen geladen werden und mit 8 Patronen kann man ohne Nachteile auch in der Disziplin SF1 und SF3 des BDMP an den Start gehen. 

Durch die größere Magazinkapazität des Sondermodells kann man aber auch beim BDS in verschiedenen Disziplinen am Wettkampf teilnehmen. Practical Slugs von SAGA wurde nach dem zweiten Schuss aus der Wertung genommen. 

Bei diesen Patronen löste sich das zweiteilige Zwischenmittel bereits nach 2 Metern so weit vom Geschoss, dass der Rahmen des Messgeräts  getroffen wurde.

Auch empfiehlt es sich nicht die B&P Big Game durch einen Messrahmen zu schießen. 

Das Zwischenmittel besteht bei diesen Patronen aus Granulat. Diese Munition streut dermaßen stark, das nach 2 Metern etwa eine Deckung von über 30 cm mit dem Granulat erzielt wird, wovon das Messgerät ebenfalls nicht verschont wurde. Einzelne Granulate der merklich härtesten Munition im Test durchschlugen die Kartonscheibe sogar noch auf 25 Metern. 

Hier geht ohne Schutzbrille gar nichts. Auch flogen bei dieser Munition ungewöhnlich viele nicht verbrannte Pulverpartikel aus dem Auswurffenster. 

Mit jedem Choke wurde ein Schuss Winchester Shooter Line X2/28 Gramm auf je ein Shoot-N-C Target von Birchwood Casey abgegeben. Mit allen Chokes wurden noch vier verschiedene Schrotpatronen, je zwei mit 24 Gramm und 28 Gramm Vorlage, auf 15 Metern geschossen, um die Deckung zu ermitteln.


Fazit

Die Red Performance Super X3 12M zeigte sich in der getesteten Version als eine überaus zuverlässige und wettkampftaugliche Selbstladeflinte, die zu einem moderaten Preis angeboten wird. Durch die verschiedensten Anpassungsmöglichkeiten mit Zwischenstücken und Wechselchokes bietet das Sportgerät eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten. 

Das mitgelieferte Zubehör ermöglicht es, die Flinte für verschiedene Disziplinen ganz individuell zusammenzustellen. Sie funktioniert störungsfrei und lässt sich sehr angenehm schießen, wobei schnelle Schussfolgen kein Problem darstellen. Schützen, die eine Optik bevorzugen, können optional eine Montageschiene montieren. Der Preis der Sonderbestellung lag bei 1.500 Euro.

Die mit 126,5 cm ausgewachsene Flinte besitzt im Anschlag eine ausgewogene Balance.
Die Flinte von der anderen Seite aus betrachtet.

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