BENELLI Selbstladeflinten sind eine feste Größe in der Behördenwelt, schließlich wird beispielsweise die BENELLI M4 Super 90 Selbstladeflinte in 12/76 mit Gasdruckladesystem als M1014 schon seit mehr als zehn Jahren beim United States Marine Corps (USMC) geführt. Die Schießschule des populären, italienischen Herstellers ist in Terni in der Region Umbrien mitten im Herzen des Landes, rund 100 Kilometer nordöstlich von Rom, beheimatet.
Italienische Gelassenheit
Das Areal hat Einiges zu bieten, befinden sich auf drei Ebenen doch mehr als 20 Schießstände. Auf der unteren Ebene sind ein Dutzend Schießstände mit teilweise fest installierten IPSC Parcours angesiedelt. Auf der Mittelebene entdeckt man ein rund 150 Meter langes und 75 Meter breites Schießterrain, von dem nach links im Winkel von 90 Grad nochmals sechs weitere, durch vier Meter hohe Erdwälle begrenzte Schießbahnen abzweigen. Auf der höchsten Ebene sind dann nochmals drei kleine Schießbahnen positioniert.
Auf einer 25-Meter-Schießbahn suchten wir unsere Trainingsflinten aus, die uns die nächsten zwei Tage als treue Begleiter zur Verfügung stehen sollten. Alle Glattläufer waren im neuwertigen Zustand und bereits mit Extras wie vergrößerten Bedienelementen oder taktischen Vorderschäften mit Montageschienen ausgestattet. Nach der Waffenselektion starteten wir mit dem Grundlagentraining: Bereitschaftsstellungen/Ausgangspositionen in "High Ready" und "Low Ready" mit einzelnen Schüssen und schnellen Schussfolgen auf Stahlziele – unkompliziert und effektiv. Ladetechniken, Munitionswechsel, Trageweisen, Schießpositionen rundeten unser Warmup ab.
Trage- und Haltemethoden der Flinte
Schließlich beschäftigten wir uns mit verschiedenen Trage- und Haltemethoden der Flinte, die in unterschiedlichen Situationen eine schnelle Zugriffs- und Einsatzbereitschaft im Falle des Falles ermöglichen.
Die Trageweise, bei der die Flinte mit dem Lauf zum Boden geneigter Mündung dicht am linken Oberschenkel (bei Rechtshändern) positioniert ist, erwies als besonders vorteilhaft.
Laden der Flinte
Die Patrone wird zuerst mit Daumen und Mittelfinger gegriffen, dann der Zeigefinger an der gebördelten Patronenfront und der kleine Finger am metallenen Patronenboden angelegt. Auf diese Art ist die Flintenmunition fest und verlustsicher in der Hand fixiert. Sie kann nun von unten um den Systemkasten herum seitlich in das Auswurffenster reingekippt werden, so dass man nach der Verschlussfanghebel-Betätigung direkt feuerbereit ist.
Diese Methode hat den Vorteil, dass sie in der hohen und tiefen Bereitschaftsstellung unkompliziert funktioniert und ein Nachladen erlaubt, ohne dass man dafür die Waffe aus dem Anschlag oder anvisierten Ziel nehmen muss. Bei dieser Ladetätigkeit geht es um den schnellen, ersten gezielten Schuss, nachdem die Waffe leer geschossen wurde.
Teamwork
Bei einem anschließenden Teamtraining wechselten wir im gemeinsamen Vorgehen mehrfach die Schützenposition innerhalb der Gruppe. Hierbei entwickelte sich schnell ein Gefühl für die Position der Anderen, so dass man sich immer mehr auf seine eigenen Aufgaben konzentrieren konnte. Alle Mannschaftsübungen wurden im scharfen Schuss ausgeführt, wodurch der Ausbilder seinen Schülern natürlich absolute Wachsamkeit abverlangte.
Durch den ständigen Wechsel von Einzel- und Teamübungen gestaltete sich der Trainingstag sehr interessant.
Unterschiedliche Startpositionen und die daraus resultierenden Schießpositionen, die korrekt ausgeführt werden mussten, wurden sofort bewertet und kritisiert. Rückenstellung, 90 Grad zu den Zielmedien, Kniend, Liegend mit unterschiedlichen Anschlagvarianten wurde mehrfach wiederholt.
Munitionswechsel bei der Flinte
Um die Ausbildung noch anspruchsvoller zu gestalten, kamen jetzt Munitionswechsel dazu. Schrot-, Buckshot (Rehposten)- und Slug (Flintenlaufgeschoss)-Munition musste praxisorientiert genutzt werden, um in unterschiedlichen Entfernungen Ziele zu bekämpfen – und das alles unter Zeitdruck. Am Ende eines langen, ersten Trainingstages offenbarte hier jeder Kursteilnehmer nun gewisse Schwächen. Zwei Möglichkeiten des Munitionssortenwechsels standen für die halbautomatische Flinte an:
Laden über das Magazin, wenn die Möglichkeit besteht, noch eine Patrone in das Röhrenmagazin zu laden. Ist das Magazin voll, bleibt nur das Laden über das Auswurffenster.
Laden über das Auswurffenster: Man hält die Waffe mit der linken Hand. Dann zieht man mit dem Zeige-oder Mittelfinger der rechten Hand zügig und kräftig den Verschluss nach hinten. Dabei muss die im Patronenlager befindliche Munition ausgeworfen werden. Jetzt hält man mit der rechten Hand den Durchladehebel fest und fixiert seine Hand über die Visierung. So kann man die Waffe fest auf der Brust positionieren und mit der linken Hand die neue, andere Munitionssorte laden. Die linke Hand greift die Waffe, die rechte löst den Griff und der Verschluss befördert die Patrone in das Patronenlager. Man ist feuerbereit. Hört sich kompliziert an, ist aber durchaus praktikabel.
Aufgewacht & mitgemacht / Trainingstag 2
Den zweiten Trainingstag starteten wir wiederum mit Grundlagen sowie einer Auffrischung des Gelernten mit einem wiederholten Üben der schnellen Schussfolgen und Ladetätigkeiten. Eine gute Vorbereitung auf die zu absolvierende "Jungle Lane" im "ersten Obergeschoss" des Bergschießstandes. 200 Meter über den Schießständen des Vortages erwartete uns hier ein langer Parcours mit vielen Unbekannten. Die Kursteilnehmer mussten sich etwa 150 Meter durchs wild bewachsene Terrain bewegen, Ziele in unterschiedlicher Entfernung waren getarnt und zwangen dazu, Deckung aufzusuchen und die Munition blitzschnell den Verhältnissen anzupassen. Nach einer kurzen Auswertung dieser Übung ging es weiter mit dem Schießen auf bewegliche Ziele.
An einer etwa fünf Meter langen Dachlatte wurde eine braun/weiße Pappzielscheibe befestigt: braune Seite - Feuer frei, weiße Seite - nicht schießen!
Unser Ausbilder Recardo Massantini trug das Zielmedium, bewegte sich dabei hinter einem rund vier Meter hohen Erdwall und bei Erscheinen des braunen beweglichen Ziels wurde auf den "Italian Mover" geschossen. Auch diese überraschende Form der Laufscheibe wäre in Deutschland wohl ein Ding der Unmöglichkeit!
Zum Schluss noch ein Wort zu den Flinten von BENELLI:
Unbestritten liegt die Eigenpräzision der BENELLI Flinten auch auf solchen Maximalentfernungen meistens deutlich über der des Schützen. Beim letzten Special Forces Workshop begann ein befreundeter Ausbilder seinen Flintenworkshop mit den Worten: "Willkommen zum Mehrzweckgewehrkurs!" Exakt das trifft den Nagel auf den Kopf. Eine moderne Vorderschaftrepetier- oder Selbstladeflinte ist ein sehr effektives Einsatzmittel mit wahrlichen Allroundtalenten. Schrot, Buckshot, Slug, Türöffner-Spezialmunition oder selbst das spektakuläre Stoppen eines Fahrzeugs – all das ist mit ihr möglich.
Wir waren begeistert vom Training bei BENELLI und können die Academy nur empfehlen.
Kontaktinformationen zur BENELLI Tactical Shooting Academy
ACCADEMIA DI TIRO BENELLI - BERETTA
c/o Campo di Tiro CTS Marmore
05100 Terni
Website: http://www.accademiaditiro.it/