Test: WALTHER KK500 Kleinkaliber-Matchgewehr

Die VISIER-Redaktion lieferte die ersten Eckdaten des neuen Hightech-Gewehrs Walther KK500, das sich mit wenigen Handgriffen für die Anschlagsarten Stehend, Kniend und Liegend umbauen lässt, bereits in einer kurzen Vorstellung (VISIER 1/2015). Um der .22er Match-Büchse wirklich gerecht zu werden, musste aber auch noch ein aussagekräftiger Präzisionstest unter möglichst optimalen Bedingungen her. Dazu reiste VISIER auf den RWS Testschießstand nach Fürth, und um sich einen Eindruck von dem Gewehr im Schießbetrieb zu verschaffen, ging es auf den hiesigen Schießstand in Bad Ems. Doch zunächst ein paar Details zum neuen Walther KK500.

Walther KK500: Zubehör und Schaft

MEC-Handstop, Insight-Out-Diopter, Centra-Korntunnel samt der dazugehörigen Visierlinienerhöhung sowie Reinigungsgerät und Werkzeug liegen gleich mit im gepolsterten Kunststoffkoffer. 

Einstellmöglichkeiten am Schaft des KK500
Expert-Hakenkappe und Wangenauflage des Walther KK500 lassen sich per Rändelschrauben nach dem Lösen der in Form der Walther-Schleife gestalteten Flügelmuttern verstellen.

Die neue Expert-Schaftkappe entstand unter Beteiligung des deutschen Top-Schützen und Weltschützen des Jahres 2013 Henri Junghaenel. Sie verfügt über alle nur erdenklichen Einstellmöglichkeiten, einen viergliedrigen Haken und eine umsteckbare Backe mit einer winkeligen und einer abgerundeten Seite. 

Um die Kappe in der Länge und die Backe in der Höhe zu verstellen, muss man jeweils eine als Walther-Schleife ausgeführte Flügelmutter lösen und jeweils an einer Rändelschraube drehen. Alle anderen Einstellungen erfordern einen Inbusschlüssel. Nach dem Lösen der Flügelmutter für die Kappe kann diese auch komplett abgenommen und gegen ein für einen anderen Anschlag vorbereitetes Exemplar getauscht werden. Eine zweite Expert-Kappe kostet 429,- Euro.

Der schon von anderen Walther-Gewehr-Modellen bekannte 3D-Griff aus blauem Schichtholz lässt sich, dank eines Kugelkopfes und einer Exzenterscheibe, in alle gewünschten Richtungen drehen und neigen sowie in Längsrichtung um rund 18 mm in einer Führungsschiene bewegen. Der Vorderschaft besteht aus dem gleichen Schichtholz wie der Griff. Fürs Stehendschießen lässt er sich in Längsrichtung verschieben. Die Handauflage kann aber auch in Höhe und Neigung justiert werden.

Walther KK500: System und Laufvarianten

Verschluss des Walther KK500
Blick auf die Unterseite des Walther KK500-Verschlusses und die der parallel angeordneten Verbindung zwischen Schaftträger und Hinterschaft, mit der die Schränkung leicht geändert werden kann.

Ambi-Action nennt Walther sein neues System, bei dem sich sowohl der Kammerstengel als auch der Hülsenauswurf von der rechten auf die linke Seite umsetzen lassen. Ersteres geht sogar werkzeuglos. Apropos: Der gerade Kammerstengel sitzt übrigens an einer der drei Warzen, mit der die Kammer in der Systemhülse verriegelt. 

Das Umsetzen des Hülsenausstoßers ist aufwändiger und sollte besser vom Büchsenmacher durchgeführt werden, da hier nach dem Ausschäften des Systems nicht nur der Abzug ausgebaut werden muss, sondern auch das Patronenführungsstück samt des federbelasteten Patronenhebers.

Verschluss des KK500
Walther KK500: Der kurze Verschluss und die weit hinten liegende Lademulde sorgen dafür, dass man im Liegendanschlag die Patrone auf das Führungstück legen kann, ohne dabei den Ellbogen anzuheben

Insgesamt fünf Inbusschrauben – allesamt vor dem Abzug angeordnet – fixieren das Systemgehäuse im Alutec-Schaft. Eine Aramidfasereinlage dient dabei als Vibrationsdämpfer zwischen Schaft und System.

An Lauflängen stehen beim KK500 zwei zur Wahl: 690 und 650 Millimeter. Die lange Variante gibt es brüniert oder als geflutete Stainless-Version, die kurze nur brüniert, aber dafür als schwere oder leichtere Version.

Walther KK500 Abzugsvarianten

Abzug des KK500
Links der mechanische Abzug des Walther KK500 und daneben der leicht am roten Züngel erkennbare E-Abzug.
Abzug und Verstellschrauben des KK500
Die Testwaffe Walther KK500 kam mit einem mechanischen Abzug. Durch den hinten offenen und zudem längsgeschlitzten Abzugsbügel lassen sich die Einstellschrauben bequem erreichen.

Walther bietet das KK500 Expert wahlweise zum Preis von 4.499,- Euro mit mechanischem Abzug oder als KK500-E Expert für 5.199,- Euro mit elektronischem Trigger an. Bei beiden Match-Abzügen lassen sich Vorzugsweg und -kraft sowie Druckpunktkraft von außen einstellen. Reizt man die Einstellbereiche in Verbindung mit dem Triggerstop aus, wird aus dem Druckpunkt- quasi ein Direktabzug. Bei der mechanischen Version kann der Abzugswiderstand von 50 bis 130 Gramm gewählt werden, bei der elektronischen beträgt der untere Wert sogar nur 30 Gramm. Auch an die Einstellung des Abzuges sollten sich nur erfahrene Schützen herantrauen, andere sollten lieber den Büchsenmacher aufsuchen. 

Die Fingeranlage des Züngels lässt sich frei in der Vertikalen drehen und der Träger kann natürlich auch, wie es bei heutigen Match-Abzügen der Standard ist, seitlich geneigt und in Längsrichtung verschoben werden.

Walther KK500 in der Praxis

Visierung des KK500
Das Walther KK 500 kommt serienmäßig mit einem Centra-Korntunnel und einer Centra-Visierlinienerhöhung.

Das gut sechs Kilo schwere Walther KK500 ließ sich recht schnell auf die körperlichen Gegebenheiten der Tester umrüsten. Dank der Skalierung an allen dafür nötigen Stellelementen, ließen sich dabei einmal gefundene Einstellungen sowohl nach einem Anschlagwechsel als auch nach einem Schützenwechsel auch leicht wiederholen. 

Durch die sehr weit hintenliegende Lademulde kann man im Liegen die Waffe bequem laden, ohne dafür den Ellbogen aus der Anschlagsposition nehmen zu müssen. Der Abzug war ab Werk bereits optimal eingestellt. Der Verschluss lief samtweich durchs Schloss und dank des Patronenhebers kamen alle Patronen wie geplant im Lager an. Auch beim Ausziehen und Auswerfen der Hülsen lief alles glatt. 

Die Top-Streukreise unter zwölf Millimetern Durchmesser oder knapp darüber sprechen für sich. Zwar schnitten die Premiumpatronen einiger Hersteller teils schlechter ab als die zweite Garde, dafür lagen die Werte verschiedener Lose der handverlesenen Premiumsorten jedoch deutlich dichter beieinander – was größere, hier nicht wiedergegebene, Kontrollgruppen deutlich belegten.

Walther KK500 - Fazit

Das Walther KK500 ist ein gelungenes und stylisch designtes KK-Matchgewehr für den Leistungsschützen. Wenn es beim KK500 überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann dieses: Zwar besitzt die Schlössschenschraube hinten eine Bohrung, durch die man aber nur beim sehr genauen Hinsehen erkennen kann, wo sich der Schlagbolzen gerade befindet. Hier wäre ein drei Millimeter längerer Bolzen oder zumindest ein roter Farbtupfer auf dem Ende des jetzigen Schlagstiftes wünschenswert. Mit seinem Preis von ab 4.499,- Euro ist das Walther KK500 Expert eine echte Kampfansage an die Mitbewerber in diesem Segment.

Das Walther KK500 mit der passenden Schießkleidung, Munition und Zielscheiben.

Hier kommen Sie zur Bildergalerie des WALTHER KK500 Matchgewehrs.


Die ausführlichen Schießergebnisse der Walther KK500 Expert aus dem Test finden Sie in der VISIER 6/2016. Hier im VS Medien Online Shop können Sie die Ausgabe bequem bestellen.

Weitere Informationen zum Kleinkaliber-Matchgewehr Walther KK500 finden Sie direkt auf der Webseite von WALTHER.

WALTHER KK500
Technische Daten

KK500-rechte-Seite



HerstellerCarl Walther GmbH
ModellKK500-M Expert
TypMatch Kleinkalibergewehr
Kaliber.22 l.r. / .22 lfB
SystemZylinderverschluss mit AMBI-Action System (Rechts- Linkssystem)
Abzug"M" mechanischer Druckpunktabzug, "E"-Version mit elektronischem Abzug möglich
Abzugsgewicht: 50-130 g
KapazitätEinzellader
Lauf690 mm Carbon-Stahl Matchlauf spannungsfrei und vibrationshemmend über Acrylatschicht im Systemgehäuse gelagert
VisierungMatchdiopter und Centra Korntunnel
Visierlänge: 640-880 mm
Abmessungen (L/H/B)1.120-1.140 mm / 215-235 mm / 80 mm
Gewicht (leer)6.000 g
Material / OberflächenfinishOberflächenvergütung "Menit V4000", EXPERT-Aluminiumschaft, Lauf aus Carbon-Stahl
AnmerkungenWahlweise mit Alutec- oder Anatomic-Schaft, inkl. MEC Handstop, Centra Visierlinienerhöhung, INSIGHT-OUT Diopter und Kunststoffkoffer
Preis4.499,- € - Walther KK500-M Expert (UVP des Herstellers inkl. MwSt.)