Test: Tikka T3x Compact Tactical Rifle (CTR) KKC – Universalbüchse im Kaliber .308 Winchester

Bereits 1918 wurden in der 1893 gegründeten Firma Tikkakoski Oy Waffenteile produziert. Über die Jahrzehnte erarbeitete man sich einen guten Ruf bezüglich Fertigungsqualität und Präzision. 1983 wurde die Ehe mit Sako geschlossen und die Produktion am Gründungsort aufgegeben. Seither wird am Standort von Sako in Riihimäki produziert. Beide Firmen gingen dann im Jahre 2002 an die Beretta Holding. Aus dem vielfältigen Programm von Tikka wählten wir das Modell T3 CTR (Compact Tactical Rifle) aus. Es handelt sich hierbei um eine Zylinderverschlussbüchse mit Kunststoffschaft. Zusätzlich bietet der Deutschland-Vertrieb Manfred Alberts GmbH zur Büchse einen ergonomischen Schichtholzschaft von KKC als Set an.

Die Tikka T3x CTR Universalbüchse im Detail

Beim Repetieren schiebt der Verschluss die Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager und erst da rutscht der Auszieher über den Rand der Patrone. Das System aus Stahl verriegelt mit zwei Warzen im Lauf. Die Kammer misst 17,5 Millimeter im Durchmesser. Der Ausstoßer sitzt zurückversetzt im Stoßboden. Die Patrone wird durch einen Bund umschlossen. Der Auszieher ist seitlich zwischen den Warzen eingelassen. Der 51 Zentimeter lange, an der Mündung 20 Millimeter dicke, an der Laufwurzel beachtliche 30 Millimeter messende Matchlauf schließt mit einem Gewinde 5/8"-24 ab. Eine gerändelte Schutzkappe aus Metall schützt das Gewinde zuverlässig vor Beschädigungen. Somit ist die Waffe ab Werk bereits für die Aufnahme von Schalldämpfern oder Mündungsbremsen vorbereitet. Im Kaliber .308 Win. ist eine Mündungsbremse völlig unnötig, da das Leergewicht mit 3.530 Gramm ausreichend für die Rückstoßdämpfung ist. Die Tikka T3x CTR ist außerdem in den Kalibern .223 Remington, .243 Winchester, 6,5 Creedmoor und 7 mm-08 Remington jeweils in den Lauflängen 51 Zentimeter oder 62 Zentimeter erhältlich.

Der auf seiner kompletten Länge völlig frei schwingende Lauf wurde tieflochgebohrt, gehont und anschließend gehämmert. Ein 1-11"-Rechtsdrall verleiht dem Projektil die benötigte Stabilisierung. Die Mündung wurde sauber angesenkt. Auf der Unterseite der Systemhülse befindet sich im Bereich des Hülsenkopfes eine Ausfräsung, in die der im Schaft eingelassene Rückstoßstollen greift. Sämtliche Metallteile waren ordentlich tiefschwarz seidenmatt brüniert. Auf eine zusätzliche Beschichtung wurde leider verzichtet. Der Kammerstängel mündet in einer Kugel, ermöglicht ein sicheres und schnelles Repetieren und kann gegen andere ausgetauscht werden. Das Schlösschen ist aus Metall. Piktogramme in Form von weißen und roten Punkt zeigen den Zustand an. Ist das System gespannt, ragt eine Verlängerung, ebenfalls mit einer roten Markierung versehen, unter dem Schlösschen fühl- und sichtbar hervor. Der Schlossgang war gut. Die Kammer lief gleitend in den Bahnen. Der Kammerfang sitzt als Wippentaste auf der linken Systemseite und verfügt über eine strukturierte Oberfläche, die dem Finger Halt bietet. Es muss nur die Wippe betätigt werden und schon kann der Verschluss nach hinten entnommen werden. Ein trocken eingestellter Flintenabzug mit Textur auf der Vorderseite löste ohne jeglichen Vorweg staubtrocken bei 1.295 Gramm aus. Der Abzug kann beliebig innerhalb der Bandbreite von 1,0 bis 2,0 Kilogramm eingestellt werden. Dafür ist das System allerdings auszuschäften. Optional ist auch ein Kombiabzug mit Rückstecher für 170,- Euro Aufpreis erhältlich. Noch weitere Einstellbarkeiten des Abzugs in vier Bereichen, von 75 Gramm bis 800 Gramm, ermöglicht der Atzl-Kugelfeinabzug für 370,- Euro.

Schaft und Magazin der Tikka T3x CTR Büchse

Lauf und System ruhen in einem schwarzen, einteiligen Kunststoffschaft und werden dort von zwei Zylinderschrauben gehalten. Der Schaft macht einen ordentlichen Eindruck. Die Verarbeitung ist gut, keine scharfen Ränder, keine Überstände stören. Der gerade ausgeführte Hinterschaft ist mit 355 Millimetern allerdings etwas kurz geraten. Als Zubehör gibt es vier Millimeter starke Kunststoffplatten, um den Abstand bis zum Abzug bei Bedarf zu vergrößern. Zwei dieser Platten sind ab Werk bereits montiert. Somit besteht zumindest hier die Möglichkeit bei Bedarf die Schaftlänge zu kürzen. Eine schnelle Anpassung zwischen Winteransitzwaffe und Bockansitz ist somit problemlos möglich. Den Schaftabschluss bildet eine schwarze, 25 Millimeter dicke, geschlossene Gummikappe, die die Rückstoßkräfte gut dämpft. Die Struktur am Pistolengriff und Vorderschaft bietet ausreichend Halt. Der Schaftrücken wurde erhöht ausgeführt und zugleich links und rechts soweit herunter gezogen, dass beidseitig eine Backe entstand. Da die Waffe keine offene Visierung hat und deshalb immer über eine Optik geschossen wird, ist dies eine willkommene Ergänzung. Auf der Unterseite von Vorder- und Hinterschaft wurden Riemenbügelbasen eingeschraubt. Vielleicht greift Tikka den Vorschlag auf, die Base weiter vorne am Schaft zur Befestigung eines Zweibeins anzubringen und für den Riemenbügel eine zusätzliche Base an der Stirnseite zu spendieren. Selbstverständlich liegen die Riemenbügel mit Karton bei. Ein Kipphebel vor dem Abzugsbügel gibt auf Druck das 10 Patronen fassende, einreihige Metallmagazin mit Kunststoffboden frei. Die versehentliche Betätigung des Auslösers ist bei dieser Anordnung schlichtweg unmöglich. Bei den anderen Modellen setzt Tikka hingegen auf Kunststoffmagazine. Auffällig: die beidseitig am Magazin angebrachten Nocken zum sicheren Greifen.

Ebenfalls von der Manfred Alberts GmbH: Der KCC-Schaft – fliegender Schaftwechsel

Der Wechsel zum KKC-Schaft ist binnen einer Minute vollzogen. Dieser passt "aus der Schachtel heraus" ohne Nacharbeiten. Optisch wirkt der warme Braunton des Schichtholzschaftes in Kombination zum seidenmatten Schwarz der Waffe sehr gefällig. Wer es dunkler haben will, kann auch den KKC-Schaft in grau/schwarz wählen. Das Haupt des Schützen ruht auf einer höhenverstellbaren Backe. Auch die schwarze Gummischaftkappe mit einer groben Noppenstruktur bietet zuverlässigen Halt an der Schulter und ist sowohl in der Höhe als auch in der Länge verstellbar ausgeführt. Der Pistolengriff wurde sehr üppig und voluminös gestaltet und füllt die Hand gut aus. Eine Punzierung auf dem Pistolengriff und auf dem Vorderschaft erhöht die Rutschfestigkeit. Mit trockenen Händen war diese ausreichend griffig. Wenn es feucht wird, wünscht man sich jedoch etwas mehr Grip. Für das Testschießen wurde die Waffe in eine Benchrest-Auflage gebettet. Durch den breiten Vorderschaft lag diese buchstäblich wie ein Brett im Feuer. Die Nichtschusshand konnte dank Ausschnitt perfekt unter den Hinterschaft greifen.

Montage & Zielfernrohr: Steiner Ranger 4-16x56

Auf der Hülsenbrücke und dem Hülsenkopf ist die Aufnahme für die Tikka 16,5-mm-Aufschubmontage bereits vorbereitet. Darauf wurde für das Modell CTR eine Picatinnyschiene mit fünf Schrauben und zwei Stiften befestigt. Damit kann man getrost von einer bombenfesten Verbindung sprechen. Zusätzlich stellt ein Anschlag die korrekte Position auf der Hülse sicher. Mittels Sako-Optilockmontage wurde ein mattschwarz eloxiertes Steiner-Zielfernrohr Ranger 4-16x56 mit Abs. 4A-I in der 2. Bildebene und Leuchtpunkt mit Ringen montiert. Zum Vergrößerungswechsel steht ein 18 Millimeter breiter Gummiring zur Verfügung, der sich geschmeidig verstellen lässt. Auf der Vergrößerung 8 ist fühlbar ein Nocken angebracht. Mit einer Umdrehung von 180-Grad kann von 4-fach bis auf 16-fach verstellt werden. Dabei muss man nachgreifen, weil man sich sonst die Finger zwischen Zielfernrohr und Schlösschen einklemmt. Der linke Turm beherbergt die Leuchtabsehen-Verstellung in elf Stufen (5x Tag, 6x Nacht). Zwischen den Stufen ist das Leuchtabsehen ausgeschaltet. Der Innenring ist für den Parallaxenausgleich von 50 Meter bis 500 Meter zuständig. Gut gelöst ist die Markierung mittels zwei kleiner Nocken, die die 100-Meter-Marke somit auch nachts erfühlbar machen. Sowohl die Entfernungswerte als auch die Stufen des Leuchtabsehens sind in weißer Textur aufgebracht. Die präzise Klickverstellung erlaubt einen Zentimeter pro Klick auf 100 Meter. Beide Türme können genullt werden. Der Dioptrienausgleich am Okular ist von -3 bis +2 Dioptrien möglich. Ein Gummiring schützt bei steilen Anschlägen die Augenbraue vor Verletzungen. Der Augenabstand beträgt beruhigende 90 Millimeter. Das Zielfernrohr ist 368 Millimeter lang und wiegt 720 Gramm. In Anbetracht des verwendeten Kalibers ermöglicht die 16-fache Vergrößerung eine hohe Detailerkennung auch bei weiten Schüssen. Die Schärfe ist sehr gut bis in den Randbereich. Kontrast und Bildhelligkeit überzeugen. Eine Stickstofffüllung verhindert das Beschlagen im Inneren. Der Temperaturbereich wird von -25°C bis +65°C angegeben. Bedingt durch den 30-Millimeter-Tubus ergibt sich ein sehr großer Verstellbereich von 170 Zentimetern in der Höhe und 110 Zentimetern in der Seite. Auch ohne Abdeckkappen auf den Justiertürmen bleibt das Glas bis zwei Meter Wassertiefe dicht. Durch den 56 Millimeter Objektivdurchmesser ist das Zielfernrohr ideal für den Nachtansitz, aber auch für weite Schüsse geeignet. Der Hersteller gibt die Transmission mit weit über 90% an. Preis: 1.199,- Euro.

Farbe ins triste Schwarz: Individualisierbarkeit der Tikka T3x CTR

Nicht weniger als vier verschiedene Kammergriffkugeln werden angeboten: Stainless (112,- Euro), schwarzer Kunststoff (81,- Euro), oder Holz (112,- Euro). Das Wechseln geschieht werkzeuglos durch Abziehen des Kammerstängels und kann somit von jedem selbst zuhause durchgeführt werden. Für den Kunststoffschaft gibt es zwei unterschiedliche Pistolengriffmodule mit unterschiedlichen Winkeln (flach für den freihändigen Schuss, wiegt 31 Gramm; steil für den Schießstand, wiegt 48 Gramm). Standardmäßig wird der steile Pistolengriffwinkel geliefert. Dieser ist für den Ansitz oder den Schießstand sehr gut geeignet. Für die Drückjagd, im Schießkino oder als Durchgehschütze erfüllt der flache Griffwinkel seinen Dienst im Stehendanschlag hervorragend.

Wer einen fülligen Vorderschaft (Breite 45 Millimeter, im Gegensatz zum Standardschaft mit 37 Millimetern; Mehrgewicht 85 Gramm) wünscht, der rüstet nach. Er wird einfach aufgesteckt und durch die Riemenbügelbase gesichert. Die Breiten wurden in Höhe des Riemenbügels gemessen. Der Tikka Deutschland Vertrieb, die Manfred Alberts GmbH, bietet exklusiv, neben Schwarz, vier verschiedene Farben für den Pistolengriff und den Vorderschaft an: Violett, Sand, Grün und Orange. Bei der Kundschaft liegt die Farbe Orange ganz vorne. Ganz neu sind Pistolengriff und Vorderschaft mit Softtouch-Einlage, die die Griffigkeit nochmals steigert. Die Montage kann durch den Besitzer selbst erfolgen. Ein Vorderschaft kostet, egal ob farbig oder mit Softtouch, lediglich 47,- Euro, der Pistolengriff nur 30,- Euro. Für das jagdliche Schießen oder gar den sportlichen Einsatz punktet der ergonomisch bestens gelungene KKC-Laminatholzschaft auf ganzer Länge.

Technische Daten und Preise: Tikka T3x CTR Universalbüchse 

Tikka T3x CTR: Schießstand, Preise und Fazit

Beim Testschießen blieben Zuführungsstörungen aus. Alle verwendeten Sorten führten sauber aus dem Magazin zu und zündeten einwandfrei. Im wichtigen Testkriterium Zuverlässigkeit erhielt die CTR eine sehr gute Note. Bedingt durch die geradlinige Schäftung, die den Rückstoß direkt in die Schulter leitet, sowie dem Gewicht mit dem etwas schwereren KKC-Schaft lässt sich die Büchse sehr angenehm schießen. Obwohl die Lauflänge nur 51 Zentimeter beträgt, setzt die Patrone das Pulver beinahe vollständig um. Es gab mit keiner Sorte ein Mündungsfeuer zu beobachten. Die Tikka T3x CTR mit Kunststoffschaft wechselt ab 1.825,- Euro den Besitzer. Die Büchse gibt es erfreulicherweise in allen Kalibern und allen Lauflängen auch mit echtem Linkssystem ohne Aufpreis. Als wetterfestes Modell in der Stainless-Variante sind 2.033,- Euro fällig. Der Set-Preis mit KKC-Schaft beginnt ab 2.395,- Euro, in Stainless und in der Kurzversion sind Aufpreise zu entrichten. Mit der Tikka T3 CTR ist man gut ausgestattet, sowohl bei sportlichen Wettkämpfen als auch bei der Jagd. Je nach Einsatzzweck ist der Schaft blitzschnell getauscht. Durch die geringe Gesamtlänge von knapp über einen Meter ist sie äußerst führig und auch in engen Kanzeln gut einsetzbar.

Dieser Test stammt aus der caliber 06/2021. Sie können das Heft als Digital- oder Printversion im VS Medien-Shop erwerben.

Weitere Informationen zu der Tikka T3x bekommen Sie bei der Manfred Alberts GmbH. Zudem natürlich auf den Seiten von Tikka.