Das UPG-1 von Unique Alpine – der Name steht für "universelles Präzisionsgewehr" – ist ein überraschend erschwingliches, leichtes Repetiergewehr auf Basis eines Aluminium Chassis mit vielen interessanten Funktionen und einem UVP von unter 2.000 Euro in der Basisversion mit festem Schaft. Der deutsche Waffenhersteller bedarf eigentlich keiner großen Worte, wenn es um die Qualität und die Präzision seiner Modelle geht. all4shooters.com hat das UPG-1 bereits in der Vergangenheit getestet und bewertet – deshalb geht es heute vor allem um Emotionen und Schießergebnisse auf längere Distanzen.
Deshalb schickt unser Tester Franco Palamaro folgenden Hinweis vorweg:
"In diesem Artikel von all4shooters.com finden Sie ausführliche technische Beschreibungen und Details sowie Tabellen mit technischen Daten. Daher werde ich das hier nicht wiederholen, sondern auf die spezifische Konfiguration eingehen, die ich für meinen Praxistest ausgewählt habe, und meine persönliche und subjektive Meinung über diese feine Waffe wiedergeben.
Speziell im Zusammenspiel mit der leistungsfähigen Optik von ZCO sowie der Premium-Munition von RWS und Norma konnte ich beeindruckende Ergebnisse erzielen. Aber sehen Sie selbst, was ich mit dieser Kombi auf 300 und 500 Meter erreicht habe."
Spezifische Konfiguration des getesteten UPG-1 von Unique Alpine
Ausgestattet mit einem 20-Zoll-Lauf (508 mm), der werkseitig mit einer TTA-Mündungsbremse versehen ist und im Kaliber .308 Winchester kam, handelt es sich um ein UPG-1 UA, das aktuell mit 2.498 Euro als UVP in der Preisliste steht. Das bedeutet, es verfügt über den firmeneigenen Klappschaft (das UA steht für den Klappschaft), der mit einer längenverstellbaren Schaftkappe und einer höhenverstellbaren Backe ausgestattet ist, komplett mit der optionalen Griff-Verlängerung für den Hinterschaft, die der anderen Hand zusätzlichen Halt bietet. Der frei gelagerte MLOK-Vorderschaft verfügt außerdem über eine praktisch platzierte untere MLOK-Picatinny-Schiene zur Montage eines Harris S-BRM-Zweibeins.
Um das Paket zu vervollständigen, haben wir ein ZC-420 Zero Compromise Optics 4-20x50 Zielfernrohr mit variabler Vergrößerung über separate EAW Picatinny-Ringe mit Schnellspannhebel montiert.
Das war meine Testmunition für das Unique Alpine UPG-1 auf 300 und 500 Meter:
- Target Elite von RWS mit einem 190-Grain-HPBT-Geschoss
- Target Elite Plus Match von RWS mit einem 168-Grain-HPBT-Geschoss
- Norma Diamond Line mit einem 168-Grain-Moly-Coated-HPBT-Geschoss
Ich machte mich auf den Weg zum ATF-Schießstand in Italien, der einen schönen Schießstand mit 300- und 500-Meter-Bahnen bietet; beide Entfernungen befinden sich auf der gleichen Schießbahn – daher ist der Kugelfang der gleiche. Den Schießstand konnten wir ganz allein nutzen, dank des Entgegenkommens des örtlichen Militärs, das den eigenen Trainingstag abgesagt hatte. Also perfekte Voraussetzungen für meinen Test.
Das Unique Alpine UPG-1 UA in der Praxis auf der Schießbahn
Das UPG-1 hatten wir gleich zu Beginn bereits mit der Norma Diamond Line auf 100 m eingeschossen. Das Gewehr schafft auf diese Entfernung mit der Diamond Line-Munition konstant 8-10 mm große Ein-Loch-Gruppen, der Wechsel zu den RWS-Ladungen macht auf diese Entfernung kaum einen Unterschied – es ist fast schon "langweilig", wie leicht ich eine gute Gruppe hinbekommen habe. Aber warten wir ab, was auf größeren Entfernungen passiert...
Die Wetterbedingungen waren ausgezeichnet, die Temperatur lag bei etwa 20 Grad Celsius, der Wind wehte in Form einer leichten Brise mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 1,2 m/s auf der Schießbahn. Ich begann mit dem Test des Gewehrs auf 300 Meter, wobei ich einen Tisch benutzte und mit dem Harris-Zweibein von der Bank aus schoss.
Ich habe hinten keine Auflage verwendet und musste die Höhe für die Patrone RWS Target Elite am ZF anpassen, da der Gewichtsunterschied und die Mündungsgeschwindigkeit dazu führten, dass das Geschoss ziemlich tief einschlug.
Nachdem ich die Höheneinstellung für jede Ladung auf einer Übungsscheibe richtig eingestellt hatte (plus ein paar Klicks für die Windrichtung), schoss ich drei Gruppen mit jeder der drei Fabrikladungen, die ich dabei hatte, auf eine Caldwell "Orange Peel"-Einschießscheibe. Sie zeigt die Treffer besonders deutlich. Der Durchmesser des Zentrums der Scheibe beträgt hier 4", also etwa 10 cm.
Francos persönliche Test-Eindrücke mit dem UPG-1 UA
Kurz gesagt: es macht einfach riesigen Spaß, mit dem UPG-1 zu schießen. Bevor ich über die Gruppen spreche, möchte ich Ihnen meine subjektiven Eindrücke schildern: Der Rückstoß ist dank der ausgezeichneten TTA-Mündungsbremse, dem Gewicht des Gewehrs (6.950 g mit Glas und Montierung, Harris-Zweibein und 5 Schuss im Magazin) und der schönen LimbSaver-Gummischaftkappe angemessen und angenehm.
Der Abzug bricht wie Glas. Er hat ein wenig Spiel, aber dafür fast kein Nachziehen nach dem Auslösen. Er ist ab Werk auf etwa 1.800 Gramm eingestellt. Ich habe ihn für meinen Test einfach so belassen, aber er kann bei Bedarf natürlich angepasst werden.
Die Zuführung der Munition war völlig problemlos, das AICS-kompatible Magazin verrichtete seine Arbeit sehr zuverlässig. Zugegeben, ich verwendete Match-Munition mit dem bestmöglichen Geschossprofil für die Zuführung in den Verschluss. Aber es gab absolut kein Hakeln beim Laden der Patrone in die Kammer und beim Verriegeln des Verschlusses. Die abgeschossene Patronenhülse wird anschließend konstruktionsbedingt schon zu Beginn der Entriegelungsbewegung aus dem Patronenlager ausgeworfen, der Drei-Warzen-Verschluss öffnet im 60-Grad-Winkel, das geht schneller und im Test auch ohne irgendwelche Mucken. Die Sicherung verfügt über die drei Stellungen: „Feuer“, „Sicher“ sowie „Sicher + Verschluss gesperrt“. Sie wirkt direkt auf den Schlagbolzen. Eine Schussabgabe durch einen Stoß oder Bruch der Abzugsklinke ist ausgeschlossen.
Ebenso beeindruckt hat mich das Zero Compromise Optics ZC-420 Zielfernrohr. Ein außergewöhnliches Glas, klar, scharf und mit einem großen Okulareinblick, plus eine ziemlich genaue seitliche Parallaxe-Einstellung per Drehrad. Die Klicks sind zuverlässig und mit ausgezeichneter Rückmeldung. Die Höhen- und Seitentrommeln besitzen eine Verriegelung und müssen zum Einstellen herausgezogen werden. Es dauert länger, dies zu beschreiben, als es tatsächlich zu tun.
Auf 300 m erzielte ich mit der Norma Diamond Line eine Gruppe von 37 mm, die weiteste Gruppe, die aber mit dem übereinstimmte, was ich auf die etwas seitlich aufgestellten Übungsziele traf. Als nächstes kam die RWS Target Elite mit ihrem schweren 190-grains-Geschoss. Leider hatte ich einen Ausreißer, der die Gruppe auf 3 cm öffnete. Die beste Gruppe erzielte ich mit der RWS Target Elite Plus Match, ich erreichte eine sehr gute 20-mm-Gruppe. Das war absolut übereinstimmend mit allen auf die Übungsziele abgefeuerten Patronen. Alle Gruppen wurden von Mitte zu Mitte der Geschosse gemessen, also eigentlich ohne den Durchmesser des Lochs. Somit lassen sich auch Streukreise unabhängig vom Geschosskaliber miteinander vergleichen.
... und dann ging es auf die lange 500-Meter-Distanz mit dem UPG-1
Zu diesem Zeitpunkt stellte ich ein paar 48-cm-Stahlplatten an der Seite des Ziels auf, um die Höheneinstellungen zu bestätigen (und ja, auch, um ein wenig Spaß zu haben), und ich ging mit meinem Beobachter zur 500-Meter-Marke. Ich musste noch ein paar Klicks zur Korrektur der Windrichtung hinzufügen, da die Projektile in einer Höhe von 15 Metern über der 300-Meter-Schießbahn vorbeiziehen, so dass ein wenig Wind über den Schießstand wehte. Ich habe zuerst die Norma Diamond Line eingeschossen und konnte die Stahlplatten auch auf diese Entfernung mit guter Konstanz treffen.
Dann wechselte ich zur RWS Target Elite Plus Match, da ich mit dieser Munition die beste Leistung und Präzision auf 300 m hatte, um die Feineinstellung vorzunehmen. Am Ende hatte ich auf den ZCO-Türmen eine Abweichung von 41 Klicks in der Höhe vom Nullpunkt, und wegen des Seitenwinds mussten wir auch noch 5 Klicks nach links korrigieren. Mein Beobachter meldete dass ich ständig die Mitte der Platte mit einem Radius von etwa 20 cm traf. Also beschloss ich, zu wechseln und auf die Papierscheibe zu schießen, die ich zuvor aufgestellt hatte. Jetzt galt's, denn die Zeit wurde knapp...
Ich ließ die Waffe etwas abkühlen und schoss die Dreiergruppe – ich konnte sie nicht durch das Zielfernrohr sehen, aber mein Beobachter sagte mir, dass ich alle drei Schuss getroffen hatte. Es war Zeit, das Ziel zu überprüfen und einzupacken.
Am Ende bekam ich eine anständige Gruppe mit 14 cm Durchmesser, nicht wirklich herausragend, da sie horizontal etwas gestreut ist. Möglicherweise habe ich den Seitenwind nicht gut gelesen, da die drei Schusslöcher eine Höhenstreuung von nur vier cm haben. Außerdem schieße ich immer noch mit Fabrikladungen, die zwar von hervorragender Premium-Qualität sind, aber immer noch Munition ab Werk. Kann ich es besser machen? Können Waffe und Munition es besser machen? Und ob!
Also, das Unique Alpine UPG-1 Präzisionsgewehr liefert ab, und es macht Spaß, damit zu schießen - im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hoffe, dass ich noch etwas mehr Zeit mit dem Gewehr verbringen kann, bevor ich es zurückschicken muss. Das Gesamtpaket, das ich heute getestet habe, übersteigt mit dem ZCO-Zielfernrohr, den Montagen und dem Zubehör leicht die 5.000-Euro-Grenze, aber ich bekomme mit dem UPG-1 den Eindruck, die Erfahrung und das Gefühl eines Präzisionsgewehrs, das doppelt so viel kostet. Würde ich dieses Gewehr empfehlen? Auf jeden Fall.
Hier unser Video (ENG): Das UPG-1 UA hat wirklich Spaß gemacht!
Weitere Infos finden Sie auf der Website: Unique Alpine.
Die Munition von RWS und Norma für den Praxistest wie auch das ZCO-Zielfernrohr lieferte RUAG Ammotec.