Ursprünglich wurde ZEV Technologies durch einbaufertige Wettkampf-Abzüge für GLOCK-Pistolen bekannt. Heute produziert das in dem Städtchen Centralia im US-Bundesstaat Washington ansässige Unternehmen aber auch Läufe und weitere Custom-Bauteile für Pistolen von GLOCK und SIG Sauer. Mit der Baureihe O.Z-9 hat man zudem eine in Eigenregie entwickelte Pistolenserie am Start. Und jetzt eben auch das AR-15: Das beliebteste Gewehr der Vereinigten Staaten gehört nun auch zum ZEV-Programm. In Centralia werden diverse Varianten dieser AR-15 Core Elite aufgelegt, Importeur Helmut Hofmann stellte für den Test zwei (nahezu baugleiche) Versionen mit 16“-Läufen und geschmiedeten Gehäusen zur Verfügung.
ZEV AR-15 Core Elite Selbstlader – das sind die technischen Details
Das Grundgerüst der beiden vorliegenden ZEV AR-15 Modelle bildet ein geschmiedetes Gehäuse aus der Alu-Legierung 7075 T6 nach militärischen Standards. Für den Gasbetrieb sorgt ein konventionelles AR-System mit direkter Gasübertragung (DI: Direct Impingement) auf den Drehkopfverschluss. Ein H3-Puffer im Schaftrohr soll für einen besonders sanften Rückstoßimpuls des Gasdruckladers sorgen. Der mittellange 16-Zoll-Lauf sorgt für die exzellente Balance und das insgesamt relativ niedrige Gewicht der Core Elite. Den Durchmesser von 19 mm hat das Rohr nur vom zölligen Mündungsgewinde bis hinter die verstiftete, nicht verstellbare Mid Length-Gasabnahme. Dahinter verjüngt sich der Lauf zum Gehäuse hin, das spart wertvolles Gewicht ein und verhindert eine Kopflastigkeit des Halbautomaten. Nur bei der bronzefarben beschichteten Version reduziert eine Laufkannelierung vor der Gasabnahme das Gewicht nochmals um ein paar Gramm. Als Material setzt man auf 416 R, in den USA eine beliebte rostträge Legierung für Match-Läufe. Der kurze 1:7“-Drall (178 mm) ist gängiger Militärstandard für die 5,56 x 45 mm (zivil: .223 Remington), der auch besonders lange (und schwere) Geschosse zuverlässig stabilisiert. Außen schützt eine PVD-Beschichtung das Rohr vor Beschädigungen, wahlweise in Bronze oder Schwarz. Preislich liegen beide Versionen des ZEV AR-15 Core Elite mit 2.599,- Euro gleichauf.
Bedingt durch den relativ kurzen Lauf und das geringe Gewicht der Waffe liegt der Einsatzbereich des Selbstladers eher im dynamischen Bereich. Für Präzisionsdisziplinen bis 300 Meter sind Modelle mit längerem, stärker konturiertem Lauf und höherem Eigengewicht besser geeignet. Inwieweit der Halbautomat für den jagdlichen Einsatz geeignet ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Jedoch sind das Laufgewinde für Schalldämpfer und die Führigkeit durchaus Argumente, die für die Büchse sprechen. Der stark skelettierte, matt-anthrazitfarbene ZEV-Handschutz aus Leichtmetall erlaubt dem Rohr freies Schwingen. Für Anbauteile bietet der Vorderschaft mehrere Montageschienen nach bewährtem M-Lok-Muster (vier seitlich, eine unten auf 6 Uhr) sowie passend zum Gehäuse eine durchgehende Top Rail nach Picatinny-Standard oben auf 12 Uhr.
Verarbeitung und Finish: Die Qualität der ZEV AR-15 Core Elite
Was vermerkte das Testprotokoll hinsichtlich der Verarbeitung? Einer der Tester notierte: "Die Waffe fiel durch sehr saubere Verarbeitung auf, sowohl innen als auch außen. Es fanden sich fast nirgendwo Bearbeitungsspuren oder Macken durch das Montieren. Auch die Oberflächenbeschichtung kam sehr sauber daher. Umso erstaunlicher war das relativ große Spiel zwischen Upper und Lower Receiver, die beiden Baugruppen wackelten merklich. Selbst bei günstigeren AR-15-Gewehren, etwa von LuxDefTec oder Windham Weaponry, fühlt sich das anders an." Wahrscheinlich war das Spiel zwischen den Hälften des Verschlussgehäuses den "Milspec"-Abmessungen geschuldet, damit die Austauschbarkeit mit nach militärischen Vorgaben gefertigten Teilen aller anderen AR-Hersteller bei voller Kompatibilität gewährleistet bleibt. Ebenfalls etwas klappriger als erwartet: Der Schubschaft hatte etwas mehr Spiel auf der Buffer Tube als üblich, dies auch bei eingedrückter Sperrklinke. Auf die Funktion hatte das keinerlei Auswirkungen!
Technische Daten und Preis der ZEV Technologies AR-15 Core Elite
Modell: | ZEV Technologies AR-15 Core Elite |
Kaliber: | .223 Remington |
Kapazität: | 10 + 1 Patronen |
Länge: | 855 - 939 mm |
Lauflänge: | 406 mm (16“) |
Dralllänge: | 178 mm (1:7“) |
Abzugsgewicht: | 1.050 g |
Gewicht: | 3.230 g |
Links-/Rechts- Ausführung: | Sicherung und Spannhebel beidseitig |
Preis: | 2.599,- Euro (UVP ab Importeur) ohne Visierung/ZF |
Ausstattung: Gasdrucklader mit direkter Gasübertragung und Drehkopfverschluss, Stainless-Lauf mit PVD-Beschichtung, Teleskopschaft, Mündungsgewinde ½” x 28. |
ZEV AR-15 Core Elite: Ausstattung und Handhabung
Was die Bedienung angeht, lässt sich das Core Elite bei den kritischen Elementen beidseitig handhaben: Sicherungsflügel auf beiden Seiten der unteren Gehäusehälfte, auch der Spannhebel kann von beiden Seiten zurückgezogen werden. Dieser "Slide Lock" stammt aus eigener Fertigung, die "Talon"-Sicherung mit Flügeln aus Leichtmetall steuert der Hersteller Radian Weapons bei. Bei den vorliegenden Gewehren war die umbaubare 45-/90-Grad-Sicherung auf den herkömmlichen 90-Grad-Winkel zwischen "gesichert" und "entsichert" eingestellt. Ansonsten entspricht die Bedienung der eines klassischen, für Rechtshänder ausgelegten AR-15/M-16: Die Schließhilfe und den Magazinauslöser gibt es nur rechts, die Entriegelungstaste für den Verschluss nur links am Gehäuse.
Was das Handling für Rechtshänder betrifft, kann das Core Elite voll überzeugen: Der Spannhebel, designtechnisch eher eine Schwachstelle des AR-Konzepts, lässt sich von beiden Seiten gut greifen und zur Not mit dem kleinen Finger ziehen. Auch die Sicherung erscheint unter ergonomischen Gesichtspunkten clever durchkonzipiert. Die Flügel sind außen angenehm abgerundet und der rechtsseitig montierte Flügel leicht verkürzt, damit er (im Anschlag mit der rechten Hand) den Abzugsfinger nicht irritiert. Die Tastflächen der Flügel selbst sind aber wohlgeformt, leicht verbreitert, rutschfest längsgerillt und schlichtweg angenehm zu betätigen. Das wichtigste Bedienelement des ZEV-AR beherbergt der Abzugsbügel: Ein Wettkampfabzug gekapselter Bauweise der Marke American Trigger Corporation. Knapp zwei Millimeter legt das gerade, goldfarben beschichtete Züngel bei nur minimal belastetem Vorweg bis zum Druckpunkt zurück. Dann bricht der Abzug trocken wie das sprichwörtliche Glas bei knapp über einem Kilo Widerstand, der Nachzug ist als Weg kaum spürbar – einfach Klasse! Bei den Baugruppen aus Kunststoff setzt ZEV Technologies komplett auf Teile von Magpul. Sowohl der Teleskopschaft als auch der Pistolengriff, der (verstiftete) Abzugsbügel und das zehnschüssige Magazin stammen allesamt aus der Fertigung des US-Herstellers.
Test: Wie verhält sich das ZEV AR-15 Core Elite im Schuss? Wir hatten es mit dem Presidio von Sightmark und einer MAK-Montage auf dem Schießstand mit Munition von GECO, S&B und PPU
Für den Schießstand montierten die Tester auf das ZEV unter Verwendung einer Blockmontage von MAK ein Zielfernrohr von Sightmark, genauer gesagt das neue Modell Presidio 2-12x50 HDR. Für solch eine handliche, fast schon zierliche Büchse möglicherweise als Optik bereits eine Nummer zu groß, aber von den Vergrößerungswerten her durchaus sinnvoll. Das Sightmark-Glas lieferte ein scharfes Bild mit einem sehr sauberen Absehen. Egal ob mit oder ohne Leuchtpunkt ließ sich das Ziel problemlos aufnehmen. Eine wahre Freude bei jedem Schuss war der Match Trigger von ATC mit seinem kurzen Vorweg und der glasklar definierten Charakteristik. Die Waffe wurde sitzend, auf einen Sandsack aufgelegt geschossen, denn aufgrund ihrer kompakten Bauart passte sie nicht in das vorhandene Schießgestell. Dementsprechend ist in den Trefferergebnissen eine gewisse Schützenstreuung zu berücksichtigen.
Für den Test auf dem Schießstand nutzte das Team vier Laborierungen für den sportlichen Einsatz, dazu noch die GECO Express für den jagdlichen Gebrauch. Für die Wertung wurden wie üblich jeweils Fünf-Schuss-Gruppen geschossen. Der Stainless-Lauf weist einen kurzen Drall von 1:7“ auf, er ist theoretisch also optimiert für schwere Geschosse. Wie aber in der Vergangenheit schon so oft, gibt es auch hier eine Ausnahme. Das mit 52 gr eher leichte BTHP-Projektil von Sellier & Bellot lieferte mit 32 (28) mm das beste Trefferbild, dicht gefolgt von der Express-Jagdlaborierung von GECO mit 56 gr schwerem Geschoss, hier maß der Streukreis 38 (30) mm. Die Munition von PPU mochte die Testwaffe scheinbar nicht so gern, denn trotz schwerer Geschosse von 69 und 75 gr waren die Trefferbilder hier eher durchschnittlich.
Grundsätzlich zeigt das getestete Exemplar bezüglich der Trefferbilder ein etwas sensibles Verhalten, sonst in ähnlicher Form eher von Jagdwaffen mit dünnen Läufen bekannt. Zu Beginn, bei kaltem Lauf, lagen die ersten zwei bis vier Schuss eng zusammen. Dann fing das Trefferbild an zu wandern, allerdings nicht immer in dieselbe Richtung – jede Munitionssorte entwickelte ihre eigene Dynamik. Wenn der Lauf dann "richtig" auf Temperatur gebracht wurde, lagen die Gruppen eng beieinander. Um sicher zu gehen, dass der Fehler nicht am Schützen lag, wurde der Test am nächsten Tag wiederholt und zusätzlich noch ein weiterer Schütze hinzugezogen, doch die Ergebnisse blieben nahezu identisch. Um letztendlich alle Munitionssorten gleich bewerten zu können, nahmen sich die Tester die Zeit, die Waffe vor jeder Schuss-Serie auf Raumtemperatur herunterkühlen lassen. Sehr erfreulich: Das ZEV AR-15 leistete sich keine einzige Störung. Unabhängig vom Geschosstyp, der Munitionssorte und egal ob kalt oder warm, das Core Elite hat einfach nur funktioniert.
Das hat uns gut gefallen: | Das fanden wir weniger gut: |
- Spitzenmäßiger Abzug | - Gehäusehälften mit relativ viel Spiel |
- Gute Verarbeitung | - Etwas "klappriger" Sitz des Schubschaftes |
- Immer funktionssicher |
Fazit: Wie absolvierte das ZEV AR-15 Core Elite unseren Test?
Das Angebot an Halbautomaten im Stil des AR-15 ist mittlerweile kaum noch überschaubar. Wer sich für ein Core Elite von ZEV Technologies entscheidet, hat sicherlich keine schlechte Wahl getroffen. Wie bereits erwähnt, hängt es sehr stark davon ab, wofür man die Waffe einsetzen möchte – der Schwerpunkt liegt hier angesichts der kompakten Bauweise und des niedrigen Gewichts eher auf dem dynamischen Sektor beim Sportschießen..
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