Die SIG716 ist in Amerika bereits seit einigen Jahren auf dem Markt und auch hierzulande schon seit längerem im Handel zu haben. Hergestellt werden die SIG Sauer 716er in den USA. Dort offeriert der Hersteller derzeit insgesamt fünf Varianten, wobei sich die drei Patrol-Modelle nur in der Farbe voneinander unterscheiden.
In Deutschland listet SIG Sauer die SIG 716 Patrol in Schwarz oder im Farbton Flat Dark Earth (FDE). In den USA gibt es dieses Modell auch in Olivgrün. Die extrakurze Version CQB 12" SBR wird in Deutschland für den Zivilmarkt nicht angeboten. Ganz im Gegensatz zum SIG 716 DMR mit 18"-Lauf und langem Quadrail-Handschutz, das in Deutschland erhältlich ist.
Eines noch vorweg, um Fragen zu vermeiden: SIG Sauer prägt auf der SIG716 Patrol den Schriftzug "SIG716 Sport", um die Selbstladebüchse für das Sportschießen zu kennzeichnen.
Typische Details der SIG 716 Patrol von SIG Sauer
Das Kurzhub-Gaskolbensystem der SIG Sauer 716 ist in vier Positionen verstellbar. Der Gasfluss auf den Schlagbolzen kann komplett gestoppt werden, zudem bietet das System Stellungen für Schalldämpferbetrieb, die Normalstellung sowie zusätzliches Gas bei extrem verschmutzter Waffe oder ungewöhnlich schwacher Munition.
Der aus Stahl gefertigte Gasblock ist mit dem Lauf verstiftet und ebenso wie das Rohr mit 1:10-Zoll-Drall (1:254 mm) mattgrau phosphatiert. Außerdem berücksichtigt das SIG716 weitgehend die Belange von Linkshändern: Neben dem beidseitigen Sicherungsflügel bietet das 716 auch einen zusätzlichen Magazinauslöseknopf direkt unter dem Verschlussfang an der linken Seite des Gehäuses.
Der kurze Quadrail-Handschutz aus Dural ermöglicht es dem Lauf frei zu schwingen. Bei der zweiteiligen Konstruktion wird die untere, auf der Sechs-Uhr-Position angebrachte Picatinny-Schiene mit dem restlichen Handschutz verschraubt. SIG Sauer montiert ab Werk eine (demontierbare) mechanische Klappvisierung. Dabei findet das Klappkorn seinen Platz auf der Montageschiene des Gasblocks, die in ihrer Bauhöhe den Zwölf-Uhr-Schienen von Gehäuse und Handschutz entspricht.
Das Metallvisier bietet zwei Lochkimmenblätter und eine seitliche Verstellmöglichkeit via Schraubenzieher. Das Korrigieren der Treffpunktlage in der Höhe erfolgt allein über das Balkenkorn. Dieses wird seitlich von halbrunden Schutzbacken flankiert. Die Visierung bietet sowohl hoch als auch nach unten geklappt saubere Rastpunkte, lässt sich aber in keiner der beiden Positionen dauerhaft fixieren.
Auf beiden Seiten der Waffe finden sich zwei Riemenbügelösen jeweils im Handschutz und im Kolben. Der in sechs Positionen längsjustierbare SIG Sauer-Hinterschaft bietet seitliche Staufächer für Ersatzbatterien oder andere Kleinteile sowie eine rutschfest quergerillte Gummi-Schaftkappe. Bei der SIG 716 Patrol Testwaffe hatte der Kolben auf dem als Buffer Tube bekannten Pufferrohr leichtes Spiel. Anders als auf der Webseite des Herstellers abgebildet, kamen beim Testmodell weder Pistolengriff noch Schubschaft von Magpul.
Die Verarbeitung der SIG 716 Patrol Selbstladebüchse
Da gab es nur wenig auszusetzen. Allein das geringe Spiel zwischen den Gehäusehälften störte den insgesamt feinen Gesamteindruck von Passungen und Finish ein wenig. Auf Funktion oder Präzision hat dies bei der SIG716 ebenso wenig Einfluss wie bei verwandten Konstruktionen anderer Hersteller.
Mit weit über drei Kilo Abzugsgewicht und einem leichten Reiben vor dem Auslösen konnte der Trigger selbst für einen Standard-AR-Abzug nicht begeistern. Mittelprächtige Werksabzüge sind für technisch vergleichbare Systeme im AR-15-/AR-10-Bereich nicht ungewöhnlich. Aber in der gehobenen Preisklasse des SIG 716 Patrol spendieren die meisten Konkurrenzhersteller ihren AR-10-Derivaten einen deutlich besseren Abzug. Die DMR-Version kommt ab Werk nicht nur mit schwerem 18-Zoll-Matchlauf, sondern auch mit einem Wettkampfabzug von Geissele. Zusammen mit dem verstellbaren PRS-Hinterschaft von Magpul dürfte dies auch im Wesentlichen die Preisdifferenz von gut 1.000,- Euro zwischen der Patrol und der SIG Sauer 716 DMR erklären.
Was die Austauschbarkeit mit AR-10-Teilen von anderen Herstellern betrifft, so gibt es für das 716 abseits der üblichen Kleinteile nicht viel an zusätzlicher Auswahl. Die Hinterschäfte anderer Hersteller passen, ebenso Magazine nach dem Knights/DPMS-Standard. Lancer bietet einen Kohlefaser-Handschutz für das SIG716 in zwei Längen an. Auch für das Mündungsgewinde 5/8 x 24 gibt es die passenden Mündungsbremsen und Feuerdämpfer von diversen anderen Anbietern. Mit den Gehäusen anderer AR-10-Produzenten lässt sich das SIG716 allerdings nicht kombinieren. Und beim gesamten Gasabnahmesystem inklusive Gasblock und Pistongestänge ist man auch auf das firmeneigene Konzept von vornherein festgelegt.
SIG 716 Patrol Selbstladebüchse auf dem Schießstand
Wie andere AR-10-Gewehre schoss sich auch das SIG Sauer 716 Patrol in Relation zum Gesamtgewicht sehr angenehm. Dazu leistete auch der ergonomisch gut konzipierte Hinterschaft samt Gummikappe seinen Beitrag. Das beste Schussbild des Tages lieferte auf 100 m Distanz die 190-Grains-Hohlspitzpatrone von RWS mit 32 mm, gefolgt von den 168-Grains-Matchlaborierungen von Remington und Lapua. Erst kürzlich haben wir die Büchsenpatrone RWS Target Elite Plus in .308 Winchester ausgiebig getestet –RWS Matchmunition für die höchsten Ansprüche im Schießsport.
Mit einem feineren Abzug sollten sich sowohl am Best-Streukreis als auch am Durchschnitt der Trefferbilder noch einiges verbessern lassen. Für den Schießstandbesuch wurde der Halbautomat SIG 716 Patrol mit einem 3-12fach vergrößernden Jagdzielfernrohr von Bushnell ausgerüstet, montiert auf einer einteiligen Milmont-Montage von MAK.
An der Funktion der Testwaffe gab es nichts auszusetzen. Sowohl Vollmantelpatronen als auch diverse Hollowpoint-Laborierungen bereiteten der SIG 716 Patrol keine Schwierigkeiten. Die abgefeuerten Hülsen wurden schwungvoll nach vorne rechts geschleudert. Und wie für die Basiskonstruktion üblich, geht auch die SIG Sauer pfleglich mit dem Hülsenmaterial um – das wird vor allem die Wiederlader freuen.
Einzig die RWS-Matchpatrone mit extralangen 190-Grains-Geschossen verlangte nach einer Sonderbehandlung. Diese Munition füllt das mitgelieferte Magpul-Magazin der Länge nach exakt aus. Dementsprechend wurden hier stets nur fünf Patronen mit besonderer Sorgfalt geladen, um eine sichere Zuführung zu gewährleisten.
SIG716 Patrol Halbautomat von SIG Sauer - Fazit
In Verarbeitung, Funktion und im Bereich Ausstattung hinterließ das SIG 716 Patrol bei den Testern insgesamt einen guten Eindruck. Preislich bewegt sich die halbautomatische Selbstladebüchse mit rund 3.000,- Euro unter den AR-10-Derivaten eher im oberen Bereich. Das gilt allerdings auch für die hierzulande mit Pistonsystem erhältliche Konkurrenz. Große Auswahl an Umbauoptionen, Wechselsystemen oder Tuningteilen gibt es bei den SIG Sauer 716ern leider nicht. Für die Zukunft wäre es sehr wünschenswert, wenn SIG Sauer dem SIG 716 Patrol einen besseren Abzug spendieren würde.
Weitere Informationen zur SIG 716 Patrol finden Sie direkt auf der Webseite von SIG Sauer.
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