Test: Schmeisser AR15-9 S4F und AR15-9 Sport L − Was können die neuen Karabiner in 9 mm Luger?

Wenn man sich auf dem Waffenmarkt umsieht, dann wird man feststellen, dass in den letzten 2 Jahren viele neue 9-mm-Karabiner das Licht der Welt erblickt haben. Das hat seine Gründe, denn das Schießen mit diesem Waffentyp bereitet jede Menge Vergnügen und ist darüber hinaus auch noch preiswerter als mit Gewehren in .223 Remington. Der Bund Deutscher Sportschützen (BDS) bietet beispielsweise zahlreiche Disziplinen auf unterschiedlichen Distanzen an, darunter auch spaßbringende Fallplatten- oder Speed-Übungen auf 25 m. Hierfür stehen auch deutlich mehr Schießstände zur Verfügung, was ein weiterer Grund für die wachsende Beliebtheit der 9-mm-Karabiner sein dürfte, weil oftmals Anfahrtswege kürzer und Trainingsgelegenheiten besser sind.

Schmeisser AR15-9 − diese Modellvarianten sind erhältlich:

Schmeisser AR15-9 mechanische Visierung
Die Sportvarianten dürfen nicht mit Tragegriffen mit integrierten Visierungen ausgestattet werden. Aber diese mechanische Visierung ist eine erstklassige Alternative.

Nun wartet also auch Schmeisser gleich mit einem ansehnlichen Programm von 4 Modellen auf. 2 Varianten des AR15-9 sind für Sportschützen von Interesse. Einmal wird hier ein Modell Sport S mit einem 10,5"-Lauf angeboten und dann gibt es noch ein Modell Sport L mit einer Lauflänge von 16,75". Die kurze Sportliche dürfte mit Sicherheit für Schützen interessant sein, die auf der der 25-Meter-Bahn aktiv sind. Mit einem Leuchtpunktvisier ausgestattet, wie dem hier gezeigten Falke LE, ist dieser kompakte Karabiner ideal für das dynamische Schießen auf kurzen Distanzen geeignet. Etwas flexibler ist man mit der langen Variante, vor allem dann, wenn man mit unterschiedlichen Visierungen schießen will. Möchte man mit dieser Büchse einfach nur Platten umlegen, dann kommt ein Leuchtpunktvisier drauf. Möchte man sehr präzise schießen, dann können alle erdenklichen Zielfernrohre eingesetzt werden, was aufgrund der Kürze bei der 10,5“ nicht unbedingt möglich ist. Das Modell Sport L eignet sich aufgrund der langen Visierlinie auch für das Schießen mit mechanischer Visierung.

Der Feststellungsbescheid ist übrigens bereits für beide Büchsen beantragt, lag aber bis zum Redaktionsschluss nicht vor. Das es hiermit etwas länger dauern würde, war auch dem Hersteller klar. Deswegen hat man im Vorfeld nach §2 Absatz 5 einen Antrag zur Überprüfung der beiden relevanten sportlichen Versionen beantragt. Beiden Waffen wurden daraufhin die sportliche Tauglichkeit bescheinigt. Hierüber muss man sich aber keine Gedanken machen, wenn man die beiden anderen Selbstladegewehre erwerben darf. Bei gleichen Lauflängen von 10,5" und 16,75" besitzen Modelle Schiebeschäfte und Key-Mod-Handschutze aus der Schmeisser AR 223er-Serie. Deswegen heißt hier auch die kurze Variante AR15-9 S4F und die lange AR15-9 M5F. Auch wenn sich die Waffen äußerlich stark unterscheiden, haben Sie dennoch einen gemeinsamen Nenner, denn der Preis beträgt stets 2.090 Euro.

Schmeisser AR15-9 Schulterstützen Sportvarianten (oben) und S4F bzw. M5F.
Die Sportvarianten sind mit festen Schulterstützen und während die AR15-9 S4F- und M5F-Ausführungen mit ausziehbaren Schulterstützen bestückt sind.
Schmeisser AR15-9 Handschutz Sportvarianten (oben) und S4F bzw. M5F.
Die geschlossenen Leichtmetall-Handschutze der Sportvarianten im Vergleich mit den KeyMod-Handschutzen der AR15-9 S4F- und M5F-Ausführungen.

Die Technik der Schmeisser AR15-9 im Detail:

GLOCK Gen4 Magazin mit 9 mm Luger-Patronen
Gefüttert werden die Karabiner mit Glock Gen4-Magazinen.

Das eigens für die Karabiner-Baureihe entwickelte Griffstück wurde so konstruiert, dass es GLOCK Gen4 9-mm-Magazine aufnehmen kann. Sicherlich ein Vorteil, denn GLOCK-Magazine sind günstig und es gibt sie als Original sowie von unzähligen Fremdherstellern. Zudem stehen sie in unterschiedlichen Längen und Kapazitäten zur Auswahl. Normalerweise platzieren andere Hersteller die Magazinauslösung auf der rechten Seite, somit können dann auch ältere Glock-Magazine eingesetzt werden. Weil Schmeisser aber die beidseitige Magazinauslösung und auch das Design von der AR15 .223 Serie übernommen hat, ist der Haltepunkt für die Magazine auf die linke Seite gewandert. Das ist der Grund dafür, warum bei dieser 9x19-Karabiner-Linie nur Gen4-Magazine eingesetzt werden können. Sollte sich die waffenrechtliche Zukunft in Deutschland so entwickeln, dass GLOCK-Pistolenbesitzer ihre Magazine nicht mehr in einer Langwaffe verwenden dürfen, dann hat Schmeisser schon eine Alternativlösung in Gestalt einer simplen Karabinernachrüstung und eines kleinen, abgeänderten 10er-Magazins schon in der Schublade.

Schmeisser AR15-9 Verschluss und Magazin
Die 4 Schmeisser-Karabiner bauen auf einem kraftschlüssigen Masseverschluss auf,
Schmeisser AR15-9 Puffer-/Schließfedereinheit
der mit einer speziell abgestimmten Puffer-/Schließfedereinheit bestückt ist.

Viel Aufwand wurde bei der Feinabstimmung der Buffer-/Schließfedereinheit des Masseverschlusses betrieben, um höchste Funktionszuverlässigkeit bei einer großen Bandbreite an 9-mm-Luger-Fabrikmunition und ein möglichst angenehmes Schussverhalten zu erreichen. Wenn man den Schmeisser AR15-9 zum ersten Mal durchlädt, dann kann man schon feststellen, dass hier eine stärkere Feder eingebaut wurde als man es von einer .223 Remington kennt. Zwar ist der Masseverschluss ein vergleichsweise simples Funktionsprinzip, aber trotzdem besteht die Kunst darin, den Verschluss solange geschlossen zu halten, bis das Geschoss den Lauf verlassen hat. Bei der Entwicklung hat man anfangs versucht, lediglich das Gewicht des Stoßdämpfers ("Buffer") zu erhöhen, was allerdings nicht komplett von Erfolg gekrönt war. Der Erfolg stellte sich erst ein, nachdem auch die Schließfeder entsprechend stärker ausgelegt wurde. Und auf diesen Punkt wurde Wert gelegt, denn inzwischen kann jede Handykamera High-Speed-Aufnahmen mit fast 1.000 Bildern pro Sekunde machen. Somit kann heutzutage jeder feststellen, ob sein Masseverschluss richtig ausgelegt ist oder nicht. Mit der stärkeren Feder und einem neu entwickelten Buffer konnte man auf jeden Fall realisieren, dass der Verschluss lange genug kraftschlüssig geschlossen ist. Zwar hätte auch ein 170 g schwerer H3-Buffer ausgereicht, aber dann hätte man hinsichtlich der Funktionsreserven keine Luft mehr nach oben gehabt. Der neu entwickelte, stählerne Buffer wiegt knapp 190 g und kann mit Zusatzgewichten auf bis zu 270 g bis 300 g schwerer gemacht werden. Alle 4 Modelle besitzen übrigens diese Buffer-Feder-Kombination. Der einzige Unterschied ist hier ein Distanzstück in der langen Tube, um die Länge kompensieren zu können. Normalerweise gibt es beim AR-15-System 2 unterschiedliche Buffer und Federn für die Carbine und Rifle Tube. Mit der Methode, ein Distanzstück einzusetzen, geht man hier einen einfacheren Weg.

Spezielle Zuführrampe des Schmeisser AR15-9.
Spezielle Zuführrampe des AR15-9.

Doch nicht nur das Frühöffnen des Feder-Masse-Verschlusses ist bei der 9x19 nicht so einfach in den Griff zu kriegen, auch die unterschiedlichen Geschossformen/-gewichte und Geschwindigkeiten der rasanten 95 Grains- bis zu im Unterschallbereich fliegenden 158-rains-Projektile können sich mitunter als problematisch erweisen. Um hier maximale Funktionszuverlässigkeit zu erreichen, wurde in der Vorderpartie des Griffstücks eine kleine Minizuführrampe in Form einer geraden Fase eingebaut. Die reicht völlig aus, um dem hinteren Teil des Geschosses eine leichte Führung zu geben und die Patrone in die richtige Richtung zu lenken. Die Geschossform ist im Bereich des Hülsenmundes sehr ähnlich, die Geschossspitze hingegen variiert sehr stark.

Schmeisser AR15-9 Fixierbolzen des Abzugs
Die Fixierbolzen der Abzugseinheit werden gegen Wandern gesichert.

Die Entwicklung eines neuen Abzuges wurde notwendig, weil die Belastung durch das hohe Gewicht des Verschlusses und des Puffers vollkommen anders ist als bei einer .223 Remington. Doch nicht nur die Belastung ist höher, sondern anstatt des kleinen Gewehrzündhütchens muss nun ein Pistolenzündhütchen gezündet werden, das für deutlich kleinere Schlaghammerfedern ausgelegt ist. Somit mussten auch diese Federkräfte für die Zündung neu ausgelegt werden, um nicht durch das Zündhütchen durchzuschlagen. Somit wurde von Grund auf ein neuer Abzug konstruiert, bei dem man nun auch im gesicherten Zustand durchladen kann. Dieses Konstruktionsmerkmal wurde dadurch realisiert, indem die Hammerraste vom Abzugsträger getrennt wurde. Somit gibt der Hammer nach, wenn im gesicherten Zustand die Waffe durchgeladen wird. Ein bekanntes, dennoch selten auftretendes Problem von AR-"Two Stage"-Abzugseinheiten ist das Herauswandern des Hammerfixierbolzens im Dauergebrauch. Das Wandern entsteht dadurch, weil der vordere Hammerstift nur durch einen Federdraht gesichert wird, der sich im Schlaghammer befindet. Dieser kann nachgeben, vor allem nach einer längeren Zeit und einer hohen Schussbelastung und somit marschiert der Pin dann nach draußen. Im Tuningzubehör gibt es hierfür Abzugsstifte, die von außen gegen Wandern gesichert werden. Zwar funktioniert diese Methode, aber elegant ist sie mit Sicherheit nicht. Aus diesem Grund gibt es bei Schmeisser ein internes Sicherungsblech, das von innen in eine Nut eingreift, die sich in beiden Abzugspins befinden. Damit das Blech nicht nach oben abhauen kann, wird ein Schenkel von der Schlaghammerfeder dazu verwendet, um es in der unteren Position zu sichern. Eine sehr einfache aber äußerst effektive Methode, um beide Stifte zu sichern.

Die technischen Daten der Schmeisser AR15-9-Karabiner im Detail:

Modell:Schmeisser AR15-9 Sport SSchmeisser AR15-9 Sport L
Schmeisser AR15-9 S4F
Schmeisser AR15-9 M5F
Preis:2.090,- Euro2.090,- Euro2.090,- Euro
2.090,- Euro
System:MasseverschlussMasseverschluss
Masseverschluss
Masseverschluss
Lauf:10,5"/267 mm langer Lauf mit M14x1 Mündungsgewinde und einem Drall von 1-10"
16,75"/425 mm langer Lauf mit M14x1 Mündungsgewinde und einem Drall von 1-10"
10,5"/26 mm langer Lauf mit M14x1 Mündungsgewinde, montiertem "No Flash"-Mündungsfeuerdämpfer und einem Drall von 1-10"
16,75"/425 mm langer Lauf mit M14x1 Mündungsgewinde, montiertem "No Flash"-Mündungsfeuerdämpfer und einem Drall von 1-10"
Schaft:Feste Schulterstütze, Alu-Handschutz, in dem in der Unterseite KeyMod-Schienen befestigt werden können.
Feste Schulterstütze, Alu-Handschutz, in dem in der Unterseite KeyMod-Schienen befestigt werden können.
Teleskop-Schulterstütze, Alu-KeyMod-Handschutz
Teleskop-Schulterstütze, Alu-KeyMod-Handschutz
Magazin:Es können alle Glock Gen4-Magazine eingesetzt werden.
Es können alle Glock Gen4-Magazine eingesetzt werden.
Es können alle Glock Gen4-Magazine eingesetzt werden.
Es können alle Glock Gen4-Magazine eingesetzt werden.
Abzug:Two-Stage-Matchabzug, eingestellt auf 2.360 g
Two-Stage-Matchabzug, eingestellt auf 2.480 g
Two-Stage-Matchabzug, eingestellt auf 2.230 g
Two-Stage-Matchabzug, eingestellt auf 2.590 g
Länge:715 mm885 mm693 bis 769 mm863 bis 938 mm
Gewicht:3.040 g3.635 g3.040 g3.635 g

Mit Schmeisser AR15-9 Sport L und Schmeisser AR15-9 S4F auf dem Schießstand:

GECO 9 mm Luger Hohlspitz-Munition und Streukreis
Trefferbild des kurzen Karabiners mit der GECO Hohlspitz Short Barrel.

Wir konnten teilweise werksinternen Tests beiwohnen, bei denen beispielsweise 10.000 Schuss in 4 Tagen verschossen wurden. Nach 4.000 Schuss ohne Reinigung setzte sich der Schlagbolzenkanal mit so viel Dreck zu, dass es zu einem Funktionsversagen kam, weil der Schlagbolzen nicht mehr das Zündhütchen der Patrone im Lager erreichen konnte. Wir können nur empfehlen, dem 9x19-Karabiner nach spätestens 1.000 Schuss etwas Pflege zu gönnen. Unsere Testwaffen in Gestalt des kurzen AR15-9 S4F mit 10,5"-Lauf und des ausgewachsenen AR15-9 Sport L mit 16,75"-Lauf wurden mit USM-Montagen und Falke-Zielfernrohren 1-8x26 für die Präzisionstests ausgerüstet. Der Praxistest wurde aufgrund der Menge an Munition in 2 Teile aufgeteilt. An dem einen Tag ging es darum, die Waffen einzuschießen und alle Fabrikpatronen zu testen und an dem zweiten Tag wurden alle Handlaborierungen verschossen. Die achtfache Vergrößerung war absolut ausreichend, denn mit dem feinen Punkt in der Mitte konnten problemlos unsere Ziele auf der 50-m-BDS-ZF-Scheibe aufs Korn genommen werden. Den besten Streukreis mit der Fabrikmunition lieferte hier sogar die kurze Büchse ab. Hier lochte die GECO SX FMJ mit Ihrem verkapselten Vollmantelgeschoss eine der besten Gruppen in die Scheibe. Vier Schuss lagen auf 7 mm zusammen. Leider wurde diese Gruppe durch einen Schützenfehler auf 22 mm vergrößert. Mit der langen Sportausführung gelang uns ein 12 mm Streukreis mit der GECO 124 Grains Hohlspitz. Allerdings ist die Munition mit 9 Euro für 25 Patronen auch deutlich teurer als die GECO 124 Grains SX FMJ, die 12 Euro à 50 Patronen kostet. Im ersten Erprobungsteil fiel auf, dass trotz der deutlich unterschiedlichen Lauflängen teilweise keine erheblichen Geschwindigkeitssteigerungen mehr erzielt wurden. Teilweise wurden die Geschwindigkeiten sogar langsamer. Was aber auch kein Wunder ist, denn die Pulversorten sind für Pistolen mit Lauflängen von 5" oder 6" ausgelegt. Wenn der Pulverabbrand abgeschlossen ist, dann kann das Geschoss nicht mehr beschleunigt werden.

Unser Testfazit zu den neuen Schmeisser AR15-9-Karabinern:

Verarbeitung, Ausstattung, Funktion und Schussleistung der neuen Schmeisser AR15-9 aus Krefeld überzeugen. Sinnvolle, praxisnahe Konstruktionsdetails dürften den Preis von 2.090,- Euro für alle 4 Modelle "Made in Germany" rechtfertigen. Schon mit günstiger Fabrikmunition konnten gute, wettkampftaugliche Präzisionsresultate erzielt werden.


Weitere Informationen zu den AR15-9-Karabinern finden Sie auf der Webseite von Schmeisser.

In  caliber 6/2019  finden Sie den kompletten Test mit unseren umfangreichen Test-Tabellen,  den verwendeten Laborierungen und alle ermittelten Streukreise sowie Tipps zum Wiederladen der 9 mm Luger für Karabiner.

Hier kommen Sie zum E-Paper von  caliber 6/2019.