Das neue Modell 110 High Country des US-Traditionsherstellers Savage Arms mit kannelierter Verschlusskammer, kanneliertem Lauf und "True Timber"-Kunststoffschaft mit Camouflage-Muster sowie PVD-hartstoffbeschichteten Metallteilen fällt sofort ins Auge. Dieser formschöne, moderne Repetierer für den Long-Range-Einsatz mit "AccuFit"-System zur Anpassung des Schaftes an die individuellen Körpermaße/Präferenzen des Schützen und kultivierter, justierbarer "AccuTrigger"-Abzugseinheit mit charakteristischer Sicherung in der Abzugszunge wird in den beiden Lauflängen 22"/560 mm oder 24"/610 mm angeboten. Je nach Kaliber fasst das herausnehmbare Kastenmagazin 2, 3 oder 4 Patronen.
Die Modell- und Kaliberpalette der Savage 110
Die Kaliberpalette umfasst: .243 Win., 6,5 Creedmoor (beide 22", 4+1 Patronen), 6,5 PRC (22", 3+1 Patronen), .270 Win., .280 Ackley Improved, 7 mm-08 Rem. (alle 22", +1 Patronen), 7 mm Rem. Mag. (24", 3+1 Patronen), .308 Win, .30-06 Sprg. (22", 4+1 Patronen), .300 Win. Mag. (24", 3+1 Patronen) sowie .300 WSM (24", 2+1 Patronen). Denken Sie bitte daran: die "Savage 110" ist eine komplette Serie von 27 verschiedenen Modellen. Hier finden Sie alle Savage 110-Modelle auf der Website des US-Herstellers.
Savage 110 High Country im Detail
Das Gewehr gefällt auf den ersten Blick durch das farblich abgestimmte Zusammenspiel des Synthetikschaftes und der Metallteile im Bronzeton, wobei sich das Bushnell Forge Zielfernrohr 4,5-27x50 im "Terrain"-Finish gut ins Gesamtbild einfügt. Dabei ist die PVD-Hartstoffbeschichtung nicht nur bloße Kosmetik, sondern macht den Repetierer mit kannelierter Verschlusskammer und kanneliertem 22"/560-mm-Lauf bei verbesserten Gleiteigenschaften auch extrem widerstandsfähig gegen mechanische Belastung und Umwelteinflüsse. Wir haben das Modell 110 High Country, die 110er-Baureihe gibt es übrigens bereits seit 1957, in der Werkstatt komplett demontiert, um uns einen besseren Eindruck über die Konstruktion und Verarbeitungsqualität verschaffen zu können.
Die in ausreichender Anzahl mitgelieferten Schaftwechselteile können mit einem einfachen Kreuzschlitz-Schraubendreher ausgebaut und individuell zusammengestellt werden. Lediglich zwei Schrauben werden an der Schaftkappe herausgeschraubt, um durch den Einbau einer anderen Komponente die Länge des Hinterschaftes zu variieren.Hierbei kann dann auch gleich die Wangenauflage nach hinten herausgeschoben, abgekippt und bei Bedarf gewechselt werden. Unterschiedlich lange Schrauben für die Schaftkappen sind ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Durch die Passungen und Formschlüssigen Verbindungen entsteht nach einem Schaftkomponentenwechsel keinerlei Spiel. Auch die griffigen Gummieinlagen an den Seitenflächen des Vorderschaftes gefielen uns gut. Die Systembettung befindet sich bei einem Gewehr dieser Preisklasse unserer Ansicht nach auf erstaunlich hohem Niveau. Die Systemhülse liegt auf einem akkurat gefrästen Leichtmetallblock im Synthetikschaft auf. Hierbei wurde auch das Gegenlager für das Systemhülsen-Rückstoßschild toleranzarm in die Aluminiumbettung eingearbeitet. An der Systemhülsenunterseite sitzt die charakteristische, verstellbare Abzugseinheit mit Sicherungselement in der Abzugszunge. Der war bei 1.750 g Auslösegewicht und sauberer Charakteristik ab Werk schon gut eingestellt, so dass wir uns dazu entschlossen, ihn für den Test ohne weitere Spielereien im Originalzustand zu belassen.
Die Zieloptik: Bushnell Forge 4,5-27x50
Mit ebenfalls jungen, blitzsauber aus 7075 T6-Aluminium herausgefrästen, leichtgewichtigen Leupold BackCountry-Montageringen wurde das neue Bushnell Forge Zielfernrohr 4,5-27x50 auf der Savage 110 High Country fixiert, wobei zwischen Objektivdurchmesser und Lauf nicht einmal ein Abstand von 1 mm vorhanden war. Perfekter geht’s nicht! Der Vergrößerungsbereich des Zielfernrohrs mit 6fachem Zoom und Vergrößerungsschnellwechselhebel ("Cat Tail") ist ebenso wie der feine Punkt im unbeleuchteten Deploy MOA-Absehen in der ersten Bildebene durchaus auch für Sportschützen interessant. Garantiert wird vom Hersteller eine Wasserdichtigkeit nach IPX7 wasserdicht bis 1 m Wassertiefe für bis zu 30 Minuten). Die Gläser des Linsensystems sind mehrschichtvergütet und zusätzlich mit einem "EXO Barriere"-Schutz versehen. Mit dieser Beschichtung werden Mikroporen auf der Glasoberfläche geschlossen, wodurch weder Schmutz, Öl oder Fingerabdrücke auf ihr haften bleiben können.
6,5 mm Creedmoor: Ballistischer Bestseller
Die 6,5 Creedmoor hat die Jagd- und Sportschützenwelt in der Heimat USA im Sturm erobert und es dürfte sich um das erfolgreichste neue Kaliber jüngster Vergangenheit handeln. Entwickelt wurde sie von Hornady im Jahr 2007 als moderne, reinrassige Long-Range-Sportpatrone für Schussentfernungen von bis zu 1.000 Yards/914 m, wobei sie auch schnell Einzug in die Reviere hielt. Die 6,5 mm Creedmoor mit 30-Grad- Schulterwinkel und langem Hülsenhals für den sicheren Halt und die Führung des Geschosses im .264“/6,70-mm-Diameter besitzt eine mit der .308 Winchester identische Patronenlänge von rund 72 mm, sodass sie in mittelgroße Standardsysteme (auch von Selbstladegewehren wie AR-10 oder M14) passt. Im Reich der eher in Europa beheimateten 6,5-mm-Büchsenkaliber mit Patronen wie 6,5x55 Schweden Mauser, 6,5x54 Mannlicher Schönauer, 6,5x57/6,5x57R oder auch .260 Remington und 6,5-284 Norma dürfte die 6,5 Creedmoor in der Leistung wohl am ehesten mit der zwei Jahre älteren Long-Range-Sportpatrone 6,5x47 Lapua vergleichbar sein. Die auf rund 49 mm gekürzte .308 Winchester Mutterhülse der 6,5 Creedmoor verliert nur wenig Innenvolumen, denn sie fasst 53,0 Grains Wasser im Vergleich zu 54,4 Grains Wasser einer .260 Remington mit originaler .308 Winchester Hülsenlänge von 51 mm. Im Unterschied zur europäischen 6,5x47 Lapua wird die Creedmoor fabrikmäßig in einer Vielzahl an Laborierungen angeboten. Auch hinsichtlich des Ballistischen Koeffizienten (BC-Wert) braucht sie sich nicht zu verstecken. Eine .308 Winchester/175 Grains Sierra MatchKing und eine .338 Lapua Magnum/250 Grains Scenar erreichen BC-Werte von 0,496 und 0,675, wobei sich die 6,5 Creedmoor/139 Grains Lapua Scenar mit 0,615 sehr wacker schlägt.
Die Vorteile der Savage 110 in 6,5 Creedmoor im Überblick:
- Geringerer Rückstoß
- Hohe Effizienz; aus einer relativ geringen Pulverladung wird eine optimale ballistische Leistung herausgeholt.
- Laufschonend; relativ wenig Pulver und Gase müssen durch den Hülsenhals und den Übergangskegel des Patronenlagers gedrückt werden, was die Lebensdauer des Laufes erhöht.
- Hohe Präzision aufgrund des Hülsendesigns mit "Minimum Bodytaper" (aufs Minimum reduzierter, konischer Verlauf des Hülsenkörpers), 30-Grad-Schulterwinkel und langem Hülsenhals, der das Projektil führt, bis es zentriert den Patronenlagerübergang erreicht hat.
Auf dem Schießstand mit der Savage 110 High Country
Die Savage 110 High Country in 6,5 Creedmoor wurde mit 13 verschiedenen Munitionssorten, 4 Fabrik- und 9 Handladungen, auf Präzision überprüft. Bei den Handlaborierungen arbeiteten wir mit 2 verschiedenen Treibladungsmitteln in Form des Lovex D073.6 und Hodgdon Superformance. Letztgenanntes Pulver wird auch in der gleichnamigen Fabrikmunitionslinie von Hornady verladen. Im Test kristallisierte sich schnell heraus, dass das Hodgdon Superformance "das" Pulver für die 6,5 Creedmoor ist.
Es zeigte sich im Testverlauf nicht nur als sehr konstant, sondern brachte die 6,5 Creedmoor auch richtig auf Touren. Durch seine feine Form lässt sich das Hodgdon Superformance sehr gut aus dem Pulverdosierer schütten und trotz Pulverchargen von über 40 Grains betrug die Toleranz lediglich plus/minus 0,1 Grains. Mit unserer Handlaborierung, bestehend aus 43,0 Grains Hogdon Superformance und 142 Grains Sierra MatchKing-Geschoss, konnten wir eine fantastische 7-mm-Gruppe in die Pappe stanzen, wobei leider ein schützenbedingter Ausreißer den Streukreis auf insgesamt (immer noch ansehnliche) 17 mm öffnete. Auch andere Resultate zeugten davon, dass dieses Gewehr schießen kann. Das belegen Schussgruppen von 15 mm (Handladung mit 41,0 Grains Lovex D073.6 und 123 Grains Hornady ELD Match) oder 16 mm (Hornady 143 Grains ELD-X Fabrikjagdmunition).
Test-Fazit zur Savage 110 High Country
Die Savage 110 High Country ist ein ultramodernes Jagdgewehr mit sauberer Verarbeitung, praxisnahen Ausstattungsmerkmalen und sehr guter Schussleistung. Schaft und Abzug lassen sich nach individuellen Präferenzen herrichten. Hierbei konnte uns wieder einmal mehr das junge Kaliber 6,5 Creedmoor durch seine ausgewogene Effizienz überzeugen. Doch egal, in welchem Kaliber die High Country eingerichtet sein mag, 1.599,- Euro ist für diese Büchse ein wirklich fairer Deal, bei dem man einen echten Gegenwert erhält, an dem man auch auf dem Schießstand seine Freude haben wird.
Die theoretischen Grundlagen für Long Range im jagdlichen Umfeld lesen Sie bei all4hunters.com.
Der Testbericht zur Savage 110 High Country in 6,5 mm Creedmoor mit Bushnell Forge Zielfernrohr 4,5-27x50 wurde in der caliber 04/2019 veröffentlicht. Diese und weitere Ausgaben können Sie ganz bequem im VS Medien Online-Shop bestellen.
Oder Sie gehen direkt zur digitalen Version der caliber 4/2019 .