Das Herzstück der S20 in den Hauptkonfigurationen "Hunter" und "Precision" ist ein auf den ersten Blick verborgenes Aluminiumchassis, das Sako schon vor mehr als drei Dekaden mit dem Scharfschützengewehr TRG-21/41 in .308 Winchester/.338 Lapua Magnum einführte. Der stählerne Systemkasten der Sako S20 mit V-förmiger Unterseite wird über seine gesamte Länge in dem Leichtmetallträger gebettet, wobei drei Systemschrauben die beiden Hauptbauteile miteinander verbinden. Auf der Oberseite des Systemkastens befinden sich zwei integrale Picatinny-Montagebasen zum Anbringen eines Zielfernrohrs. Der Systemkasten beheimatet einen Zylinderverschluss aus rostträgem Stahl mit drei Verriegelungswarzen und 60-Grad-Öffnungswinkel. Die drei Warzen sind als Dreieck mit abgerundeten Ecken und abgeflachten Seiten ausgebildet. Durch geschickte Anordnung von Auszieher und Auswerfer im Verschlusskopf werden sie an keiner Stelle geschwächt. Der Kammerstoßboden umschließt den Patronenboden vollständig. Ein gegebenenfalls durch zu hohen Gasdruck auftretender Zündhütchendurchbläser wird über eine 10 mm hinter dem Kammerstoßboden angebrachte 2,5-mm-Bohrung an der linken Seite aus dem Gesichtsfeld des Schützen ferngehalten. Der kaltgehämmerte Lauf in 20“ (510 mm) oder 24“ (610 mm) Länge steht in zwei Konturen zur Wahl: als kannelierter, leichter Jagdlauf mit 18 mm Außendurchmesser sowie als mittelschwerer, zylindrischer Matchlauf mit 20 mm Außendurchmesser. An der Mündung ist jeweils ein ein 5/8-24 UNEF-Gewinde vorhanden. Zudem kann man bei der Oberflächenbeschichtung der stählernen Hauptbauteile zwischen schwarzer Brünierung oder grauem Cerakote-Finish wählen.
Diese konstruktiven Details machen aus der Sako S20 Precision eine besonders flexibel nutzbare Repetierbüchse
Der harte Kern in Gestalt des Alu-Chassis wird von einem formschönen, modernen Schaft aus glasfaserverstärkten Polymerkunststoff umkleidet. Hierbei darf man die "weiche Schale" nur sprichwörtlich verstehen, denn der Synthetikschaft ist außerordentlich robust und widerstandsfähig. Die hintere und vordere Schaftpartie sind austauschbar, wobei der "Hunter"-Hinterschaft als Daumenlochschaft ausgestaltet ist und der "Precision"-Hinterschaft durch seinen vertikalen Pistolengriff besticht. Die Vorderschäfte unterscheiden sich vor allem dadurch, dass die "Precision"-Ausführung zusätzliche M-LOK-Schnittstellen aufweist. Die Schaftlänge (Length of Pull, LOP) kann mit Zwischenlagen variiert, die Schaftkappe auch in der Höhenposition eingestellt werden. Die Schaftbacke kann nach Betätigung einer Drucktaste einfach nach oben gezogen und so in der Höhe mit sechs Festpositionen passend justiert werden. Eine Skala zeigt die gewählte Einstellung der Wangenauflage an. Die Schäfte sind mit Buchsen für Schnellwechsel-Riemenbügel ausgestattet.
Die Abzugseinheit steht wahlweise in Direkt- oder Druckpunktabzugsausführung zur Verfügung und kann hinsichtlich des Abzugsgewichtes zwischen 1.000 bis 2.000 Gramm eingestellt werden. Zudem kann die Abzugszunge in ihrer Position um 7 mm nach hinten oder vorne verschoben werden, was eine maximale Feinabstimmung hinsichtlich des Abstandes zwischen Schaftkappe und Abzug ermöglicht. Kombiniert wird der Abzug mit einer rechts am Systemkasten gelagerten Zwei-Positionen-Schiebesicherung, die auf den Schlagbolzen wirkt. In hinterer, gesicherter Position sperrt sie den Abzug und blockiert die Kammer (Transportsicherung), in dem ein Stift nach oben fährt und sich in die Steuerkurve des Zylinderverschlusses setzt. Diese Kammersperre kann mithilfe eines Hebels unmittelbar vor der Sicherung deaktiviert werden, sodass sich die Kammer auch bei gesicherter Waffe (Schieber in der hinteren Position) öffnen lässt. Steht der Sicherungsschieber in der vorderen Position, ist die Sako S20 schussbereit.
Die doppelreihigen Kastenmagazine aus glasfaserverstärktem Kunststoff stehen in unterschiedlichen Größen zur Verfügung und fassen in den Short-Action-Standardkalibern .243 Winchester, 6,5 Creedmoor und .308 Winchester fünf oder zehn Patronen. In den Long-Action- und Magnumkalibern .270 Winchester, 6,5 PRC, .30-06 Springfield, 7 mm Remington Magnum und .300 Winchester Magnum beträgt die Magazinkapazität drei oder sieben Patronen. Die Gewehre werden standardmäßig mit den Magazinen mit der kleineren Kapazität ausgeliefert, die größeren Magazine sind optional erhältlich. Die Magazine sind so gestaltet, dass die Patronen an der Schulter gestützt und auch Laborierungen mit Patronengesamtlänge über dem CIP-Maß geladen werden können. Das dürfte Wiederlader freuen, die mit weiter herausgesetzten Geschossen und/oder langen VLD-Projektilen experimentieren möchten. Zudem schützt diese Schulterabstützung im Magazin auch die Geschosse vor etwaigen Beschädigungen im Rückstoß, die ansonsten negative Auswirkungen auf die Ballistik und Präzision haben könnten.
Der Jäger und Sportschütze in Personalunion könnte bei Bedarf seine S20 von einer "Hunter"- in eine "Precision"-Ausführung verwandeln, indem er in wenigen Minuten die Schaftteile umbaut. Es müssen nur zwei Schrauben gelöst werden und schon kann der Hinterschaft aus seiner Verzahnung mit dem Chassis gelöst und nach hinten abgezogen werden. Der Vorderschaft ist ebenso schnell ausgetauscht. Die Hunter-Schaftgarnitur mit Hinter- und Vorderschaft kostet 378,- Euro, das Precision-Schaft-Set knapp 100,- Euro mehr. Es gibt die zweiteiligen Komplettschäfte in den vier Ausführungen/Farbvarianten: Onyx Grey, Black Rock, Forest Green und True Timber Strata.
Zubehör aus dem Programm von Sako für die S20 Precision
Sako offeriert für die S20-Serie reichlich Extrazubehör wie beispielsweise ein Monopod/Hecksporn für die M-LOK-Schnittstelle (aus Alu nicht Kunststoff) an der Hinterschaftunterseite oder eine ARCA-Schiene für die Vorderschaftunterseite der S20 Precision. Darüber hinaus stehen ein vor dem Magazin platzierbarer Barrikadenstopp, eine beidseitig oberhalb am Vertikalgriff fixierbare Daumenauflage sowie eine Mündungsbremse zur Verfügung.
Abgerundet wird das Zubehörprogramm durch hauseigene Montagen für Zielfernrohre mit 25,4/30/34 und 36 mm Mittelrohrdurchmesser in drei Bauhöhen sowie durch Extra-Spacer (2x5-mm-Zwischenlagen) für die individuelle LOP-Justierung.
Testergebnisse / Präzision: Auf dem Schießstand mit der Sako S20 Precision und dem Steiner Ranger 8-Zielfernrohr in 2-16x50
Geschoss - Gewicht - Hersteller - Art - Dia | Treibladung - Menge - Hersteller - Sorte | OAL (mm) | v2 (m/s) | v2-Diff. (m/s) | Präzision 100 m (mm) |
155 grs Hornady BTHP .308 | Hornady American Gunner Fabrikpatrone | 70,5 | 791 | 14 | 27 |
165 grs GECO Express .308 | GECO Fabrikpatrone | 70,2 | 810 | 13 | 25 |
165 grs GECO Star .308 | GECO Fabikpatrone | 64,8 | 795 | 9 | 22 |
168 grs RWS Scorion .308 | RWS Fabrikpatrone | 70,6 | 782 | 10 | 17 |
168 grs SAKO HPBT .308 | SAKO Fabrikpatrone | 70,4 | 786 | 7 | 5 |
175 grs PPU FMJBT .308 | PPU Fabrikpatrone | 71,1 | 798 | 6 | 38 |
175 grs S&B HPBT .308 | Sellier & Bellot Match Fabrikpatrone | 70,0 | 789 | 14 | 18 |
180 grs S&B HPBT .308 | Sellier & Bellot Match Fabrikpatrone | 71,1 | 801 | 8 | 23 |
180 grs MEN HPBT .308 | MEN Sniper Line Fabrikpatrone | 70,6 | 783 | 3 | 22 |
(Testaufbau: Sitzend aufgelegt unter Verwendung eines vorderen B&T Industries Atlas BT10-Zweibeins und einer hinteren Sandsackauflage. 5 Schuss auf 100 Meter. Visierung: Steiner Ranger 8-Zielfernrohr 2-16x50.) |
Im Revier macht sicherlich eine S20 mit dem 51 cm kurzen, kannelierten Lauf mit schlanker Kontur eine besonders gute Figur, vor allem dann, wenn man einen montierten Schalldämpfer in konventioneller oder "Over Barrel"-Bauart dazurechnet. Unsere S20 Precision hingegen war mit dem 61 cm langen Lauf in "Semi Heavy"-Kontur ausgerüstet, wodurch nahezu alle Munitionssorten in einem Geschwindigkeitsbereich von 800 m/s angesiedelt waren. Ausgerüstet mit einem Steiner Ranger 8 Zielfernrohr 2-16x50 und einem B&T Industries Atlas BT10-Zweibein zogen wir mit unserer sportlichen Sako S20 Precision im Standardkaliber .308 Winchester auf den Schießstand.
Neun Fabrikmunitionssorten in einem Geschossgewichtsspektrum von 155 bis 180 Grains sollten zeigen, was in dem Repetierer aus Finnland steckt. Den berühmt-berüchtigten Vogel schoss der Repetierer mit der hauseigenen Sako 168 Grains HPBT-Munition ab, denn der 5er-Streukreis auf 100 m maß gerade einmal 5 mm (!). Sako garantiert mit eigener Munition eine 1-MOA-Schussgruppe (rund 29 mm) auf dieser Distanz, einen Wert, den wir sehr, sehr deutlich unterbieten konnten. Zweistellig, aber unter 20 mm, waren die Streukreiswerte von 17 mm (RWS 168 Grains Scorion HPBT) und 18 mm (Sellier & Bellot 175 Grains HPBT). Einzig und alleine mit der 175 Grains PPU FMJBT schien sich unsere Testwaffe nicht vertragen zu wollen und produzierte den schlechtesten Streukreis nahe 40 mm. Alle anderen Resultate können der Tabelle entnommen werden.
Die Sako S20 Precision gefiel uns in der Schießpraxis durch ihre gute Kontrollierbarkeit, was vor allem auch auf das sportliche Schaftdesign mit geradliniger Hinterschaftunterseite, Vertikalgriff und langem Vorderschaft mit weit vorne platziertem Zweibein zurückzuführen ist. Die Unterseite des Hinterschaftes lag optimal in unserem Sandsack ein und bot somit einen perfekten, geradlinigen Rücklaufweg. Durch die verstellbare Wangenauflage kann man zudem den Kopf ideal vor dem Zielfernrohr positionieren.
Technische Daten und Preis der Sako S20 Precision in .308 Win.
Modell: | Sako S20 Precision |
System: | Drei-Warzen-Zylinderverschluss, Verriegelung im Systemkasten |
Lauf: | 610 mm langer, kaltgehämmerter Lauf mit 1-11“-Drall, 20 mm Außendurchmesser und 5/8 x24 UNEF-Mündungsgewinde |
Schaft: | Alu-Chassis-Kern mit wechselbarem Hinterschaft mit höhenjustierbarer Wangenauflage, Vertikalgriff, M-LOK-Vorderschaft mit QD-Aufnahmen für Riemenbügel |
Magazin: | 5-Schuss-Kastenmagazin aus Kunststoff |
Abzug: | Direktabzug, gemessenes Abzugsgewicht: 1.230 g |
Sicherung: | Zwei-Positionen-Schiebesicherung, die auf Schlagbolzen wirkt sowie Abzug und Hammer sperrt |
Länge: | 1130 mm |
Gewicht: | 4.930 g (mit Montage und Optik) |
Preis: | 2.425,- Euro (UVP) |
Das all4shooters-Testfazit zur Sako S 20 Precision in .308
Die Sako S20-Serie überzeugt als durchdachtes Gesamtkonzept mit aufeinander abgestimmten Um- und Ausbaumöglichkeiten, das gleichermaßen Sportschützen und Jäger anspricht. Die wandelbare Chassis-Konstruktion überzeugt ebenso wie die Verarbeitungsqualität, Ergonomie, Handhabung, Funktion und Präzision. Der in der Mittelklasse angesiedelte Preis von 2.425,- Euro für die hier gezeigte Sako S20 Precision in .308 Winchester mit Schäftung in "Oxyd Grey" und brüniertem Oberflächenfinish geht somit unserer Meinung nach voll in Ordnung.
Weitere Informationen zur Sako S20 Precision in .308 Winchester gibt es auf den Seiten der Manfred Alberts GmbH