Auch Sabatti ist im Mekka des italienischen Waffenbaus, in Gardone Val Trompia in der Region Brescia, angesiedelt. Seit 400 Jahren wird das Büchsenmacherhandwerk in der Sabatti-Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Heute kann man mit einem durchaus eindrucksvollen Produktportfolio aufwarten, zulande werden die Gewehre von Frankonia auch unter dem Markennamen "Mercury" angeboten.
Alle Modelle werden im eigenen Hause entwickelt und produziert, wobei man sich die Schäfte teilweise zuliefern lässt, was in der Waffenindustrie keineswegs unüblich ist. Im Angebot entdeckt man Repetierer mit Leichtmetallchassis (STR, STR Sport Red, ST 18), Kunststoffschäften (Saphire Tactical Carbon, Saphire Varmint Carbon) oder Schichtholzschäften (TLD Gold, TLD Red). Hierbei bewegen sich die Preise in einem erschwinglichen Segment von 1.500,- bis 2.500,- Euro.
Sabatti TLD Red: Repetierbüchse mit Multi Radial Rifling (MRR)
Auch unsere Testwaffe in Gestalt der Sabatti TLD Red wies eine technische Besonderheit auf, die alle Repetiergewehre des Herstellers auszeichnet. Die Läufe werden auch im eigenen Hause produziert, wobei das Herstellungsverfahren des Kalthämmerns für Verschleißfestigkeit und lange Lebensdauer steht. Zusätzlich wird dieser Effekt nochmals durch das spezielle Innenprofil namens "Multi Radial Rifling" (MRR) verbessert.
Ähnlich wie bei Polygonläufen gibt es kein scharfkantiges Feld/Zug-Profil sondern nur Radien, was beispielsweise auch der Präzision bei Verwendung von Monometallgeschossen zuträglich sein soll. Beim konventionellen Lauf wird das Geschoss sehr stark in das Feld/Zug-Profil gepresst und stärker verformt. In einem Sabatti MRR-Lauf fällt die Materialverformung des Projektils geringer und die Gasdichte höher aus, woraus ein Geschwindigkeitszuwachs von bis zu zehn Prozent resultieren kann.
Zudem entstehen durch die reduzierte Verformung weniger Unwuchten am Geschoss, was wiederum präzisionssteigernde Auswirkungen haben kann. Last but not least, lässt sich der Lauf aufgrund der kantenlosen Geometrie des Innenprofils auch leichter reinigen; denn es gibt keine Ablagerungen, die sich in Kanten festsetzen könnten. Das bemerkt man bei der Waffenpflege, denn Putzstock und Patch wandern leichter durch den Lauf und man benötigt nur wenige Patches für eine gründliche Laufreinigung.
Sabatti TLD Red: langer Lauf, ungewöhnlicher Drall
Die Modellbezeichnung "Target Long Distance" (TLD) kommt nicht von ungefähr, schließlich beträgt die Lauflänge satte 710 mm und gehört damit zu den längsten Rohren, die uns im Standardkaliber .308 Winchester bisher untergekommen sind. Auch die Dralllänge von 1-11,5" erscheint zumindest auf den ersten Blick ungewöhnlich, doch schon das US-Scharfschützengewehr Remington M24 SWS war mit einem 5R-Lauf mit diesem Drall ausgerüstet, der für Geschossgewichte bis zu 175 Grains geeignet ist.
Mit einem Gewicht von 168 Grains liegt man hier also im idealen Bereich, weshalb wir uns im Praxistest auch auf dieses Gewicht konzentriert haben. Aufgrund des überlangen Laufes werden dann auch Maximalgeschwindigkeiten realisiert, sodass wir mit Fabrikmunition locker bis zu 840 m/s erreichen konnten.
Sabatti TLD Red: F-Class-inspirierter Schaft
Der auffällig lackierte Schichtholzschaft ist ein wahrer Blickfang und wurde in seiner Form an Schäfte für die anspruchsvolle F-Class Long-Range-Schießsportdisziplin angelehnt, um bei der extremen Lauflänge einen möglichst wiederholgenauen, gut kontrollierbaren Rücklaufweg im Schuss zu ermöglichen. Der Schaft der Sabatti TLD Red besitzt eine stufenlos höhenverstellbare Wangenauflage sowie einen sehr breiten Vorderschaft mit planer Unterseite, was das aufgelegte Schießen deutlich einfacher gestaltet.
In der Vorderschaftunterseite wurde eine ISSF-Leichtmetallschiene eingesetzt, wodurch ein Zweibein oder Montagezubehör/Adapter, wie in unserem Fall eine MIL-STD-1913 Picatinny-Schiene, leicht angebracht werden können. An der Unterseite des Hinterschaftes befindet sich eine leichte Schräge, die perfekt dazu genutzt werden kann, um hier leichte Höhenkorrekturen mit der Hinterschaftauflage durchzuführen.
Durch die Schräge muss allerdings auf eine wiederholbare, gleichmäßige Auflage geachtet werden. Diese schräge Kontur ist auch das einzige, was diesen Schaft von einem reinrassigen F-Class-Schaft unterscheidet, der in der Regel auch hinten komplett gerade gestaltet ist. Mittlerweile hat Sabatti diesen Punkt aber geändert, denn auf der aktuellen Homepage des Herstellers ist die TDL Red mit einem geraden Hinterschaft zu sehen.
Effiziente Systembettung der Sabatti TLD Red:
Der 28"/710-mm-Lauf sitzt in einer aus dem Vollen gefrästen Stahlsystemhülse mit aufgeschraubter Optikmontageschiene auf der Oberseite. In der Systemhülse wohnt ein hartchrombeschichteter Zylinderverschluss mit drei Verriegelungswarzen, die in der vorderen Systemhülsenbrücke verriegeln. Der Öffnungswinkel beträgt 60 Grad. Der Kammerstängel ist mit einem ergonomisch gelungenen, profilierten, kegelförmigen Bedienelement ausgestattet.
Bei der Komplettdemontage des Gewehrs in der Werkstatt fiel uns nach dem Entfernen der Systemschrauben die stramme Verbindung zwischen Systemhülse und Schichtholzschaft auf. Das großzügig dimensionierte Rückstoßgegenlager ist kein integraler, herausgefräster Bestandteil an der vorderen Partie der runden Systemhülse, sondern wurde als Extrabauteil mit der Hülse verschweißt. Dadurch wird die Fertigung wesentlich einfacher und schneller, was ein Grund für den erstaunlich günstigen Preis dieser Matchbüchse ist, ohne dass dabei Stabilität oder Schussleistungsvermögen vernachlässigt werden.
Bei passgenauen Bohrungen der Systemschrauben können Toleranzfelder zwischen System und Schaft ruhig größer ausfallen, weil sie durch Bettungsmasse ausgeglichen werden. Dies spart wiederum viele nachträgliche, teure Nacharbeiten an Metall und Holz. Letztgenanntes Naturmaterial ist dafür bekannt, dass es sich gerne einmal beim Fräsen verzieht. Gerade auf langen Flächen enge Toleranzen in Längen und Breitenmaßen einzuhalten ist mit diesem Material nicht ganz so einfach. Durch das zusätzliche Betten hat man diese Problematik komplett umgangen.
An der Systemhülsenunterseite sitzt auf gerade einmal 500 Gramm Abzugsgewicht einjustierten Direktabzug, der auch in der trockenen Charakteristik ohne Kriechen und Kratzen vollends überzeugte. Kombiniert wird er mit einer Zwei-Positionen-Sicherung auf der rechten Systemhülsenseite, die auf den Abzug wirkt. Das solide Kastenmagazin aus Stahlblech weist ein Fassungsvermögen für 3 Patronen auf.
Technische Daten und Preis - Sabatti TLD Red in .308 Winchester:
Modell | Sabatti TLD Red |
System | Zylinderverschluss mit drei Verriegelungswarzen, die vorne in der Systemhülse verriegeln |
Lauf: | 28"/710 mm langer Matchlauf mit 1-11,5"-Drall, MRR-Profil und 5/8 x24 UNF-Mündungsgewinde |
Schaft: | Lackierter Schichtholzschaft im F-Class-Design mit höhenverstellbarer Schaftbacke und breitem Vorderschaft mit ISFF-Leichtmetallschiene in der Unterseite |
Magazin: | Kastenmagazin aus Stahlblech mit einer Kapazität für 3 Patronen |
Abzug: | Direktabzug mit einem Abzugsgewicht von 520 g |
Sicherung: | Zwei-Positionen-Sicherung auf rechter Systemhülsenseite, die direkt auf den Abzug wirkt |
Länge: | 122 cm |
Gewicht: | 6,8 kg |
Preis: | 1.612,- Euro |
Die Sabatti TLD Red auf dem Schießstand: kleine Streukreise
Ausgerüstet mit einem Hawke-Zielfernrohr 8-32x56 SR Pro und einem Fortmeier-Zweibein zogen wir mit der Sabatti TLD Red im Standardkaliber .308 Winchester auf den Schießstand. Mit einem Preis von lediglich 589,- Euro passt die Optik gut zu dem erschwinglichen Repetierer aus Italien. Der Gesamtjustierumfang in Höhe und Seite beträgt allerdings nur eher bescheidene 53 MOA. Dafür befinden sich aber im Absehen verschiedene Vorhaltemarken, sodass in Kombination mit einer Hawke-Ballistik-Software der Geschossabfall auf unterschiedlichen Entfernungen kompensiert werden kann.
Bei Verwendung von acht verschiedenen Munitionssorten, die Hälfte davon Handladungen, lag nur ein Streukreis über 20 mm, alle anderen Schussgruppen bewegten sich im Bereich von 10 mm, darunter drei unterhalb dieser Marke. Das beste Einzelresultat maß 6 mm, erzielt mit einer Handlaborierung, bestehend aus 42,5 Grains Lovex D073.6 und 168 Grains Hornady BTHP-Geschoss.
Mit 7 mm nicht wirklich schlechter schnitt die Hornady Match-Fabrikpatrone ab. 9 mm realisierten wir mit der identischen Handlaborierung bei einer um ein Grains reduzierten Pulvercharge. Mit der Handlaborierung mit 42,5 Grains Lovex D073.6 und 168 Grains Hornady BTHP-Geschoss betrug die gemessene Anfangsgeschwindigkeit aufgrund des langen Laufes fast 800 m/s bei hervorragender Präzision. Die 6,8 kg schwere Präzisionsmaschine mit dem F-Class-Schaft, superleichten Abzug und langen Matchlauf tut das, was sie tun soll: kleine Streukreise in die Pappe stanzen.
Das Test-Fazit zur Sabatti TLD Red:
Mit der TLD Red hat der italienische Hersteller Sabatti einen absoluten Volltreffer gelandet. Denn aufgrund rationeller Fertigungsmethoden kann man einen vollwertigen Matchrepetierer mit attraktivem Erscheinungsbild für kleines Geld anbieten. Schließlich kostet die Sabatti TLD Red, die es übrigens auch wahlweise in den Kalibern 6,5x47 Lapua, 6,5 Creedmoor und .284 Shehane in den Lauflängen 26" oder 28" gibt, gerade einmal 1.612,- Euro. Dabei kann das Gewehr auch deutlich teureren Mitbewerbern in puncto Präzision definitiv Paroli bieten.
Weitere Informationen zur Sabatti TLD Red finden Sie auf der Homepage von Sabatti oder beim deutschen Importeur Frankonia.
Den ausführlichen Test zur Sabatti TLD mit allen Schießergebnissen finden Sie in caliber 05/2020.
Eine weitere Long-Range-Repertierbüchse von Sabatti, die Mercury ST-18 in 6,5 Creedmoor, haben wir ebenfalls auf dem Schießstand getestet.