Test: Sabatti Tactical Evo Chrom in 6,5 Creedmoor - der Long-Range-Repetierer aus Italien im Trendkaliber

Die auf den ersten Blick auffällige Sabatti TLD Red in .308 Winchester zierte den Titel der caliber 5/2020. Zudem wurde sie hier bei all4shooters.com getestet. Die damals nur auf 100 Meter getestete Zylinderverschlussbüchse schoss erstklassige Streukreise mit einer großen Bandbreite an Munition. Auch das Verarbeitungsniveau, die Technik im Detail und Ausstattung waren angesichts des erstaunlich günstigen Preises von 1.600 Euro überzeugend. Dies veranlasste uns dazu, einer weiteren Waffe aus diesem Stall, diesmal auch auf 300 Meter, auf den Zahn zu fühlen. Bekanntermaßen werden Sabatti-Gewehre in Deutschland durch Frankonia Jagd auch unter dem Namen Mercury vertrieben. So heißt unsere Testwaffe Sabatti Tactical Evo im aktuellen Frankonia-Hauptkatalog 2020/2021 Mercury Evo. Der italienische Hersteller offeriert das Modell in den Kalibern 6,5 Creedmoor, 6,5x47 Lapua, 6,5x55 sowie .308 Winchester und .300 Winchester Magnum. Im Frankonia-Katalog entdeckt man es allerdings nur in den beiden letztgenannten Kalibern. Im Onlineshop von Frankonia sind hingegen mehr Varianten verfügbar.

Unterschiede zwischen EU- und US-Modellen bei Sabatti

Die Sabatti Tacitcal Evo mit aufgesetztem Zielfernrohr liegt in einer Benchrestaufnahme, von vorne links.
Gut aufgelegt: Die Sabatti Tactical Evo mit ihrem mächtigen 71-cm-Lauf, ruhend auf der im Test verwendeten Benchrest-Auflage.

Wir erhielten unsere Testwaffe in 6,5 Creedmoor von Frankonia. Auf der Homepage findet man insgesamt sechs verschiedene Modellausführungen der Sabatti Tactical Evo, fair aufgeteilt in drei Europa- und drei USA-Modelle. Die wesentlichen Unterschiede: Die US-Modelle werden mit AICS (Accuracy International Chassis System)-Magazinen für sieben Patronen, Aufnahmen für Schnellwechselriemenbügel und Picatinny-Montageschienen auf dem Systemkasten sowie an der Vorderschaftunterseite für die Anbringung von Optiken und Zusatzausrüstung (Zweibein, Handstopp, usw.) bestückt, während die Europa-Modelle mit dem hauseigenen Kastenmagazin für drei Patronen und ohne zusätzliche QD-Aufnahmen und Rails ausgeliefert werden. Frankonia offeriert neben den erwähnten Modellen Sabatti Tactical Evo/Mercury Evo Black und Chrom als Flaggschiff der Serie auch die Tactical Evo US Desert in den bereits erwähnten fünf Kalibern von 6,5 Creedmoor bis .300 Win. Mag. mit markantem Desert Camo Cerakote Oberflächenfinish, AICS-Magazin, QD-Aufnahmen und MILSTD-1913 Montageschienen auf dem Systemkasten und unter dem Vorderschaft für 1.799 Euro.

Langes, fettes Rohr mit MRR-Profil: Features des Sabatti-Laufes

Mündung mit Gewindeabdeckung der Sabatti Tactical Evo.
Die Mündungspartie der Sabatti Tactical Evo mit Gewinde und Abdeckblende.

Auch unsere Sabatti beziehungsweise Mercury Tactical Evo in 6,5 Creedmoor ist mit einem extrem langen, kaltgehämmerten 710-mm-Lauf mit satten 28 mm Außendurchmesser an der Mündung sowie dem typischen "Multi Radial Rifling" (MRR)-Profil im Inneren ausgestattet. Bei einem Drall von 1-8" besitzt das Innenprofil ähnlich wie bei Polygonläufen keine scharfkantigen Felder/Züge sondern nur Radien. Dadurch fällt die Materialverformung des Projektils geringer und die Gasdichte höher aus, woraus ein Geschwindigkeitszuwachs resultieren kann. Hier verspricht Frankonia im Katalog eine Leistungssteigerung um bis zu 12 Prozent. Der Lauf lässt sich aufgrund der kantenlosen Geometrie des Innenprofils auch leichter reinigen.

Rationelle Fertigungsmethoden: Preis/ Leistung der Tactical Evo

Verschluss der Sabatti Tactical Evo liegt auf dem Magazin. Davor eine Patrone im Kaliber 6,5 Creedmoor.
Der kannelierte, verchromte "Blizzard"-
Zylinderverschluss der Sabatti Tactical Evo mit drei Riegelwarzen und 60 Grad Öffnungswinkel.

Der Grund, warum die gut ausgestatteten, hervorragend schießenden Sabatti-Matchgewehre zu diesen erstaunlich günstigen Preisen angeboten werden können, offenbart sich bei der akribischen Prüfung eines demontierten Repetierers. Im Gegensatz zu vielen anderen Fabrikaten ist das Rückstoßgegenlager des Systemkastens kein integraler Bestandteil, sondern es wird im Anschluss an die spanabhebende Bearbeitung einfach an die Systemhülse angeschweißt. Diese effiziente Methode spart wertvolle CNC-Maschinenarbeitszeit und erfüllt dennoch umfänglich ihren Zweck.
Denn auch mit diesem weniger aufwändigen Verfahren wird eine stabile Konstruktion geschaffen, durch die Rückstoß- und Torsionskräfte direkt in den fiberglasverstärkten Kunststoffschaft abgeleitet werden können. Dieser vordere Systemhülsen-Auflagepunkt wird durch einen hinteren Auflagepunkt ergänzt, bei dem das System im Schaft auf einer Aluminiumhülse gebettet ist. Dadurch soll vermieden werden, dass das System Verspannungen und Vibrationen ausgesetzt ist, die die Präzision negativ beeinflussen könnten. Das System unserer Testwaffe war mit Minimaltoleranzen im Schaft eingepasst. Der "Blizzard"-Zylinderverschluss mit drei Verriegelungswarzen und 60 Grad Öffnungswinkel ist kanneliert und verchromt sowie mit einem Kammerstängel mit kegelförmigem Bedienelement ausgestattet, das auf einem Gewinde sitzt und so bei Bedarf ausgetauscht werden kann.

Komfort im Anschlag: Schaft der Long-Range-Büchse von Sabatti

Der Synthetikschaft besitzt eine mittels Stellrad stufenlos justierbare Wangenauflage mit großem Höhenverstellumfang, die auch im Winkel variiert werden kann. Hat man die perfekte Position ermittelt, kann sie mit zwei Schrauben zusätzlich gesichert werden. Die Schaftlänge kann durch optional erhältliche Zwischenlagen angepasst werden. Der breite Vorderschaft mit flacher Unterseite ist für das aufgelegte Schießen konzipiert sowie mit Bohrungen für die nachträgliche Aufrüstung mit Riemenbügelösen, Adaptern, Zweibeinen versehen. Der voluminöse Pistolengriff und der Vorderschaft sind mit einer sehr griffigen Oberflächenstruktur ausgestattet, wobei nach unserem Geschmack der Schaft mit schwarzem Grundton und weißen Venen zum attraktiven Gesamterscheinungsbild der Sabatti Tactical Evo beiträgt. Auch der sauber eingestellte, trockene Direktabzug mit einem gemessenen Abzugsgewicht von lediglich 843 Gramm trägt natürlich dazu bei, dass man die der Waffe innewohnende Präzision auch auf die Scheibe umsetzen kann.

Hinterschaft mit ausgesetzter Wangenauflage der Sabatti Tactical Evo.
Der fiberglasverstärkte Kunststoffschaft der Tactical Evo kann durch Zwischenlagen in der Länge variiert werden.
Hinterschaft der Sabatti Tactical Evo mit entnommener, verstellbarer Schaftbacke.
Die höhenverstellbare Wangenauflage mit Stellrad und zwei Fixierschrauben sorgt für Komfort beim Schießen mit Zielfernrohr.

Die Sabatti Tactical Evo: Daten, Ausstattung und Preise im Detail

Modell:Sabatti Tacitcal Evo
System:Zylinderverschluss mit drei Verriegelungswarzen, die vorne in der Systemhülse verriegeln
Lauf:28"/710 mm langer Matchlauf mit MRR-Innenprofi l, 1-8"-Drall und einem Außendurchmesser von 28 mm vor dem 5/8“x24 UNF-Mündungsgewinde
Schaft:Kunststoffschaft mit höhenverstellbarer Schaftbacke und Fiberglasbettung für den Systemkasten
Magazin:Kastenmagazin mit einer Kapazität für 3 Patronen
Abzug:Direktabzug, gemessenes Abzugsgewicht 843 Gramm
Sicherung:Zwei-Positionen-Sicherung auf rechter Systemhülsenseite, die direkt auf den Abzug wirkt
Länge:114 cm
Gewicht:6,2 kg
Preis:1.449,- Euro

Praxistest: Mit der Sabatti Tactical Evo auf dem Schießstand

Der breite Vorderschaft mit planer Unterseite schrie förmlich nach der Verwendung einer stabilen Benchrest-Auflage mit Sandsäcken, sodass mit diesem Setup der Test durchgeführt wurde. Die Sabatti Tactical Evo in 6,5 Creedmoor, ausgerüstet mit einem spottbilligen Ramshot-Zielfernrohr 8-32x50 aus eigenen Beständen, wurde mit sieben Munitionsorten, davon vier Handladungen, unter anderem mit dem jungen Hornady ATip-Matchgeschoss bestückt, auf 100 und 300 Meter auf Präzision überprüft.
Auf der Kurzbahn blieben wir mit allen Laborierungen unterhalb der 15-mm-Marke, wobei wir mit vier Patronen Streukreise unter/bis 10 mm produzieren konnten. Top waren hier: 5 mm (140 Grains Hornady ELD Match Fabrik), 6 mm (143 Grains Hornady ELD-X Fabrik) sowie 8 mm (Handlaborierung mit 37,0 Grains IMR 4166-Treibladungsmittel aus der Enduron-Serie, ähnlich dem alten Hodgdon Varget, und 135 Grains Hornady A-Tip-Projektil). Auch auf 300 Meter wusste das italienische Matchgewehr zu überzeugen, schließlich konnten wir mit drei von sieben Laborierungen Schussgruppen unter der 40-mm-Marke produzieren. Hier maßen die Spitzenstreukreise: 29 mm (37,0 Grains IMR 4166/135 Grains Hornady A-Tip), 32 mm (140 Grains Hornady ELD Match) und 37 mm (143 Grains Hornady ELD-X). Der Lauf harmonierte mit den Geschossen von Hornady auf jeden Fall optimal.

Der beste Streukreis der Sabatti Tactical Evo auf 100 Meter Entfernung.
Hervorragend auf verschiedene Enternungen: Sowohl auf die 100 Meter ...
300-Meter-Streukreis der Sabatti Tactical Evo.
... als auch auf die 300 Meter lieferte die Sabatti Tactical Evo Top-Streukreise.

Das all4shooters-Testfazit zur Sabatti Tacital Evo

Tja, was soll man nach diesen Schießstandergebnissen sagen? Die Sabatti Tactical Evo in der Ausführung mit verchromten Matchlauf ist für einen Einsteigerpreis von 1.499,- Euro (mit brüniertem Lauf nochmals 100,- Euro günstiger) zu haben, kann dabei aber problemlos in der Profiliga mitspielen. In diesem Sinne ist sie definitiv eine Kaufempfehlung wert.


Text: Michael Fischer und Stefan Perey

Dieser Test erschien mit den detaillierten Schießergebnissen zuerst in der caliber, Ausgabe 11-12/2020. Das Heft ist im VS Medien-Onlineshop zu beziehen. Dort ist es auch als e-Paper verfügbar.

Mehr Informationen du den Waffen von Sabatti finden Sie auf der Seite des Herstellers sowie auf der des deutschen Importeurs, Frankonia. Letzterer führt die italienischen Long-Range-Büchsen unter dem Markennamen "Mercury".

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