POF USA Revolution DI – führiges AR im Kaliber .308 Winchester: Eine Nummer kleiner

Schon beim ersten Auspacken merkt man, das dieses 308er-AR etwas anders ist als die anderen. Frisch ab Importeur Helmut Hofmann kam der in Arizona gefertigte Halbautomat fix und fertig montiert mit einer einteiligen Leupold-Montage, in deren Ringen steckte ein Leupold-ZF des Typs VX5 HD (1-5x24). Vom Handling her wirkte das ZF-bewehrte POF Revolution, als wäre es kaum schwerer als ein gängiges 308er AR-10 ohne Zielfernrohr. Dies sollte sich später auf der Waage noch bestätigen.

Die Technik: Das steckt in der Selbstladebüchse POF USA Revolution DI

Verschluss des POF USA Revolution DI.
Der schlanke und nur 312 g schwere POF USA Revolution DI-Verschluss mit seinem ungewöhnlich kurzen "Gas Key". Letzterer wird ausnahmsweise nur von einer statt zwei Schrauben mit dem Verschlussträger verbunden, sitzt dafür aber auch in einer seitlichen Schwalbenschwanzfräsung.

Kurz gesagt ist das Revolution DI von Patriot Ordnance ein Gasdrucklader in .308 Winchester im Stil eines AR-15. Das Grundkonzept ist typisch für ein AR-Gewehr: Zweiteiliges (in diesem Fall gefrästes) Gehäuse aus Leichtmetall, davor der über eine Laufmutter verschraubte, im Handschutz freischwingende Lauf, hinter dem Gehäuse die röhrenförmige Verschlussverlängerung (Buffer Tube), in der Verschlussfeder und Verschlussdämpfer werkeln.

Sogar das Gas-System wirkt bei der vorliegenden Version DI („Direct Impingement“: Direktes Auftreffen) ganz klassisch: An der (bei dem vorliegenden Modell verstifteten und nicht verstellbaren) Gasabnahme über dem Lauf werden im Schuss Treibmittelgase durch ein Röhrchen nach hinten zurückgeleitet, bis sie auf den „Gas Key“ des Verschlussträgers treffen und dann die Entriegelung des Drehwarzenverschlusses und den Verschlusszyklus einleiten. Wo verbirgt sich nun die namenstiftende Revolution? Gleich hier: Der Verschlusskopf sowie der Verschlussträger des Revolution sind erheblich schlanker, kürzer und leichter als ein herkömmlicher AR-10-Verschluss, wie er für diese Waffengattung in Kalibern wie 7,62 x 51 mm (.308 Winchester) üblich ist. Der Verschluss bringt gerade einmal 312 Gramm auf die Waage und über die Verriegelungswarzen gemessen beträgt die Breite des Verschlusskopfes nur knapp 19 Millimeter.

Diese Ausstattung bringt das POF USA Revolution DI mit

Der M-Lok-Handschutz des POF USA Revolution DI.
Der M-Lok-Handschutz des POF USA Revolution DI bietet eine durchgehende Top Rail nach MilStd 1913 und zusätzlich ein kurzes Schienenstück vorn auf der 6-Uhr-Position.

Beim Mündungsaufsatz hält sich POF vornehm zurück, das Gewinde schließt ein ganz gewöhnlicher A2-Feuerdämpfer ab. Und das Gasübertragungssystem ist ein Standard-DI-System, ohne Piston und ohne Verstellmöglichkeit der Gasmenge, etwa für den Einsatz eines Schalldämpfers. Ein Blick ins untere Gehäuse zeigt eine konventionelle AR-Abzugsmechanik. Davon abgesehen findet sich am Revolution so ziemlich alles, was für ein modernes AR-Gewehr gut und nützlich ist. Ein 46 mm schlanker, kräftig skelettierter Alu-Handschutz mit M-Lok-Schnittstellen? Check. Sicherung und Verschlussfang beidseitig bedienbar? Check. Leicht vergrößerter Spannhebel, ebenfalls beidseitig nutzbar? Check. Ein leichter Teleskopschaft mit einem Verrieglungssystem, das nicht versehentlich im Anschlag von der unterstützenden Hand ausgelöst werden kann? Ebenfalls mit an Bord. 

Spannhebel und der Abzugsbügel des POF USA Revolution DI.
Für eine bessere Ergonomie auch beim Einsatz mit Handschuhen wurden der Spannhebel und der Abzugsbügel des POF USA Revolution DI moderat vergrößert.

Dazu gesellen sich viele kleine Details, die den Umgang mit der Waffe in allen Lebenslagen so einfach und bequem wie möglich machen sollen. Der steile Pistolengriff, nicht zu voluminös und nur moderat angeraut, so hat man auch mit kleineren Händen die Büchse gut im Griff und kommt ergonomisch griffgünstig an den Sicherungshebel und den Abzug heran. Wohin mit dem zur Sicherheit langgestreckten Zeigefinger? POF fräst dafür rechts und links Index-Mulden in den Lower Receiver. Der Abzugsbügel ist vergrößert, das schafft Raum für den sicheren Einsatz auch dickerer Handschuhe. 

Das Finish wirkt für einen AR-Selbstlader gehoben und reflektiert den Preis: Alle Oberflächen wirken blitzsauber geschlichtet, die Bedienteile wirken hochwertig und fügen sich sauber in das Gesamtbild eines teuren AR ein. Das geringfügige Spiel des Schaftes auf den Buffer Tube ist normal für alle Schubschäfte, bei denen nicht noch ein zusätzliches Element integriert wurde, um den Hinterschaft in jeder Position bombenfest zu verriegeln. Zerrt man mit Gewalt an den Gehäusehälften, fühlt man ein leichtes Spiel, es entstehen dabei aber keine sichtbaren Spalte zwischen Upper und Lower Receiver. Ein Nullspiel beim Gehäuse ist bei AR-Büchsen mit behördlichem/militärischem Anspruch aber auch nicht üblich. 

Bedienhebel und  Bedienhebel des POF USA Revolution DI.
Beidseitig Bedienhebel gehören beim POF USA Revolution DI zum guten Ton. Der Hülsenabweiser ist mehrfach extrem tief ausgefräst, um ein paar Gramm zusätzlich einzusparen.

Auf dem Schießstand: Das kann das kompakte 308er-AR POF USA Revolution DI

POF USA Revolution DI mit Elite Tactical DMR3 von Bushnell.
Für den Präzisionstest des POF USA Revolution DI musste das kompakte Leupold-ZF einem Elite Tactical DMR3 von Bushnell seinen Platz auf der Picatinny-Schiene des Gehäuses räumen.

Durch das niedrige Gewicht und den schlanken Handschutz entspricht das Revolution DI bei vergleichbarer Lauflänge in Sachen Handling viel mehr einem AR-15 als einem typischen AR-10. Kombiniert man das wie bei der Revolution mit den modernen, ergonomisch gut durchdesignten Bedienelementen und dem steilen, nicht zu groß geratenen Pistolengriff, kommt richtig Freude auf – ein 308er Selbstlader mit der Führigkeit eines 223er Gewehrs. Für den Praxistest standen zwei Optiken zur Verfügung, jeweils befestigt auf dem Verschlussgehäuse in einteiligen, nach vorn gekröpften Montagen von Leupold. Von Leupold stammte wie bereits erwähnt auch das kompakte VX5 HD 1-5x24, das mit seinem geringen Gewicht sehr gut zum Konzept des POF-Halbautomaten  passt. Um für den reinen Präzisionstest die Schützenstreuung möglichst zu minimieren, kam ein ausgewachsenes Elite Tactical DMR3 aus dem Hause Bushnell zum Einsatz. Diese Kombination lieferte auf 100 Meter gute Trefferbilder. Den kleinsten Streukreis mit 29 mm legte die Match-Patrone mit 168 gr schwerem Hollow Point Boat Tail von Hornady vor, dies entspricht ziemlich exakt einer Winkelminute. Zöge man einen Ausreißer ab, hätte die Norma Golden Target die Nase vorn gehabt. Grundsätzlich kann das Revolution präzisionstechnisch im Mittel der Trefferbilder sicherlich noch mehr, wenn man es mit einem massiveren Wettkampfschaft oder mit einem Match-Abzug nachrüsten würde. Aber das würde dann dem Kerngedanken widersprechen, der hinter der Waffe steckt.

Was gefiel nicht ganz so gut? Der ultraleichte Teleskophinterschaft ist ein gelungener Kompromiss für ein AR, bei dem Handlichkeit an erster Stelle steht. Ein Match-Schaft ist das freilich nicht: In seiner Form ist er nicht unbedingt ein Wangenschmeichler und die schmale Schulterstütze mit ihrer dünnen Gummischaftkappe lässt sich auch nicht besonders gut in Verbindung mit einem Ohrensäckchen als Unterstützung verwenden. Dann wäre da auch der verbaute POF-Direktabzug zu erwähnen. Angenehm trocken auslösend und ohne nach dem Freigeben des Schlagstücks groß durchzufallen, machte er einen erstklassigen Eindruck für eine Militär- oder Behördenwaffe. Für den Wettkampf oder den Einsatz auf der Jagd ist der Abzugswiderstand allerdings doch von etwas (zu) schwerer Natur. 

Fairerweise muss man hier für Patriot Ordnance eine Lanze brechen: Hierzulande wird die Revolution ihre Leistung im Besitz von Jägern und Sportschützen zeigen, aber konzeptionell ist es eine Verteidigungs- und Dienstwaffe. Wo konnte das Revolution wiederum voll überzeugen? Mit der reibungslosen Funktion: Die Zuführung der Patronen und das Ausziehen der abgefeuerten Hülsen bereiteten der Testwaffe keinerlei Schwierigkeiten. Die Hülsen verließen das Auswurffenster im Vergleich zu gängigen AR-10 deutlich schwungvoller nach schräg hinten als üblich, das später aufgeklaubte Messing sah aber äußerlich völlig okay aus. Zudem reduzierte der ebenso schlichte wie funktionelle A2-Mündungsaufsatz das Mündungsfeuer einwandfrei und im Schuss traten keine Treibmittelgase störend nach hinten in Richtung Schütze aus. 

Und wie war es um den Rückstoß bestellt? Wenn technisch alles halbwegs ähnlich aufgebaut ist, schießen sich Waffen mit geringerer bewegter Verschlussmasse angenehmer als solche mit schwereren Verschlüssen. Das mag theoretisch auch bei dem POF Revolution der Fall sein, aber sie ist nun einmal insgesamt über ein Pfund leichter als ein durchschnittlich schweres AR-10 mit vergleichbarer Lauflänge − und das geringe Waffengewicht merkt man auch in der Schulter, geringe Verschlussmasse hin oder her. Das 308er Revolution ist alles andere als ein Knochenbrecher, Rückstoß und Hochschlag bleiben immer noch subjektiv in einem relativ milden Rahmen, aber es schiebt im Schuss merklich herzhafter zurück als ein AR-10 mit Normgewicht.

POF USA Revolution DI komplett von links.
Das POF USA Revolution DI kommt trotz seines starken Standardkalibers führig daher.

Technische Daten und Preis des via Helmut Hofmann erhältlichen Patriot Ordonance Revolution DI

Modell:Patriot Ordnance Revolution DI
Kaliber:.308 Winchester
Kapazität:10 + 1 Patronen
Länge:854 - 935 mm
Lauflänge:16” (405 mm)
Dralllänge:10”  (254 mm)
Abzugsgewicht:2.900 g
Gewicht:3.155 g
Links-/Rechts-Ausführung:rechts und links bedienbar
Preis:3.299,- Euro
Ausstattung:Gasdrucklader mit direkter Gasübertragung, Lauf schwarz nitriert,  Low Profile-Gasblock, M-Lok-Handschutz, Standard-Direktabzug, andere Modell-Varianten bestellbar.

Fazit: Das kann das POF USA Revolution DI

Preislich bewegt sich der Selbstlader von Patriot Ordnance Firearms bereits in einem für AR-Büchsen durchaus gehobenen Bereich. Angesichts der guten Verarbeitungsqualität, der Schussleistung und der praxisorientierten Ausstattung erscheint der Preis allerdings angemessen. Dazu gesellt sich das außergewöhnlich niedrige Gewicht des POF-Modells als Alleinstellungsmerkmal. Wem als 308er-Fan konventioneller konstruierte AR-10 immer ein bisschen zu schwer erschienen, der liegt mit dem Modell Revolution DI genau richtig.


Dieser Artikel erschien auch in der VISIER, Ausgabe 7/2024. Dort ist zusätzlich auch die Schießtabelle mit Laborierungen im Geschossgewichtsbereich zwischen 147grs  und 168 grs enthalten. Das Heft können Sie im VS Medien-Onlineshop kaufen. Dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.

Weitere Informationen zur POF Revolution erhalten Sie beim deutschen Importeur, der Helmut Hofmann GmbH. Außerdem natürlich direkt beim Hersteller.

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