Test: Izhmash Saiga MK in 7,62x39 mm – wir waren mit der zivilen Kalaschnikow auf dem Schießstand

Früher oder später wird jeder Liebhaber von halbautomatischen Büchsen den Wunsch verspüren, eine Zivilausführung des legendären Sturmgewehrs von Michail Kalaschnikow im Originalkaliber 7,62x39 sein Eigen zu nennen. Sollte es zudem aus russischer Fertigung stammen, landet man schnell bei den Modellen Saiga aus der Waffenschmiede Izhmash. Neben der sprichwörtlichen Zuverlässigkeit und Robustheit weisen die MK-Ausführungen zweckmäßige Ausstattungsdetails auf, die den Karabiner ergonomischer und praktikabler gestalten.

Saiga MK – eine Ikone von Izhmash?

Bei unserer Testwaffe handelt es sich um eine Saiga MK 7,62x39 Version 33, eine zivile Variante der AK 104. Diese verkürzte Version weist einen innen verchromten Lauf mit einer Länge von 341 Millimetern auf. Das Schwestermodell 30 besitzt die Standardlauflänge von 415 Millimetern und ist ein Nachbau der AK 103. Die Selbstladebüchsen werden ebenso in den Kalibern .223 Rem., .308 Win. und 5,45x39 produziert. Auf Anhieb gefiel uns die hochwertige Verarbeitung – unter AK-Klonen anderer Herkunft dürfte Ebenbürtiges kaum zu finden sein. Die Modellreihe besteht aus einem lackierten Blechprägegehäuse und einem schwarzen Synthetikschaft. Der Hinterschaft aus stabilem Polymer kann linksseitig am Systemkasten eingeklappt werden.

Izhmash Saiga MK 7,62x39, Version 33 in rechter Seitenansicht
Die Saiga MK bietet zuverlässige Robustheit und einen hochwertigen Qualitätsstandard. Das optische Erscheinungsbild wirkt klassisch und modern zugleich.

Ebenfalls links am Gehäuse befindet sich die typische Aufschub-Montagebasis, um Optiken wie ein PSO-Zielfernrohr oder eine Picatinny-Rail zu montieren. Das Schiebevisier der offenen Visierung ist bis 500 Meter einstellbar und identisch mit dem der Kalaschnikow AK 104/105. Der Vorderschaft aus strapazierfähigem Kunststoff weist auf der rechten Seite und auf der Unterseite je eine MIL-STD-1913 Picatinny-Schiene auf. Praktisch, um beispielsweise ein Zweibein oder einen kurzen vertikalen Handgriff anzubringen. Falls es die nationale Gesetzeslage erlaubt, kann auch bequem eine Weißlichtlampe montiert werden. Ebenfalls ins Auge fällt der vergrößerte Sicherungshebel, der mit dem Abzugsfinger schnell und komfortabel bedient werden kann. Der werksseitige Hebel besitzt im Gegensatz zum vergrößerten Nachrüsthebel des US-Anbieters Krebs Custom glücklicherweise keine Aussparung, um den Ladehebel in geöffneter Stellung zu halten. So bleibt bei gesicherter Waffe der Spalt im Systemgehäuse vor eindringenden Fremdkörpern geschützt.

Rückstoßminderer der Izhmash Saiga MK 7,62x39, Version 33
Der AK-74 Rückstoßminderer reduziert den Hochschlag merklich und erlaubt schnelle Schussfolgen. Aufgrund des verkürzten Laufes ist er nicht demontierbar.

Nicht weniger zweckmäßig sind die inneren Modifikationen. Eine vernietete Rampe vor dem Patronenlager und der angepasste Magazinhebel gestatten die Verwendung von handelsüblichen Militärmagazinen. Bei älteren Saiga-Büchsen war dies ohne Nacharbeiten nicht möglich. Eine weitere Besonderheit ist eine werksseitig verbaute Sperre, die das entsicherte Einklappen und das Abfeuern bei eingeklapptem Schaft verhindert. Da dies in Deutschland keine waffenrechtliche Bewandtnis hat, bietet der Lieferant unserer Testwaffe die Saigas gewöhnlich mit deaktivierter Sperre an. Bei unserer getesteten Kurzversion ist die Mündungsbremse verklebt und verstiftet, um die gesetzlich geforderte Mindestlänge für Langwaffen zu gewährleisten. Martin Georg Bolte von MGBstrategic bietet obendrein unterschiedliche Mündungsaufsätze an, beispielsweise den trichterförmigen Rückstoßminderer der AK 104 im Stil AKS-74U. Der potentielle Käufer hat also bereits beim Waffenerwerb die Möglichkeit, seine "Kaschi" individuell zu gestalten. Der passionierte Schütze berät seine Kundschaft gerne und mit Leidenschaft zu allen Fragen rund um die AK. So wäre beispielsweise der nachträgliche Austausch des Pistolengriffs empfehlenswert. Durch eine Änderung von Griffwinkel und -stärke wird die Ergonomie nochmals deutlich verbessert. Zum Wechseln bieten sich die Griffe der US-Hersteller Magpul und Tango Down an. Beide sind mit einer angenehmen Textur versehen und bieten jeweils ein verschließbares Staufach im Boden. Der Magpul MOE-AK ist eher für Schützen mit kleineren Händen geeignet, der Tango Down BG-AK für größere Hände – letztendlich entscheiden persönliche Präferenzen. Als Optikmontage stand uns die preiswerte Double Rail Side Mount #987 von UTG zur Verfügung, die wir mit einem Aimpoint Micro bestückten. An der werksseitig verbauten Montagebasis der Saiga kann die Schnellspannmontage unkompliziert angebracht werden. Empfehlenswert sind auch die bewährten AK-Montagen der US-Anbieter "Ultimak" und "RS Regulate".

Technische Daten und Preis der Saiga MK:

Modell:Saiga MK 7,62x39, Version 33
Preis:1.500,- Euro
System:indirektes "Long Stroke"-Gasdrucksystem mit Drehkopfverschluss, zwei Verriegelungswarzen
Lauflänge:314 mm
Schaft:schwarzer Polymerschaft, Kolben linksseitig einklappbar, Handschutz mit zwei Picatinny-Schienen
Lieferumfang:Magpul PMag-Kastenmagazin für 10 Patronen, Ölflasche, Reinigungsset, Putzstock, Bedienungsanleitung, Zertifikat des Herstellers
Sicherung:Abzugssicherung auf der rechten Gehäuseseite, mit dem Abzugsfinger bedienbar
Optikmontage:PSO-Montagebasis auf der linken Gehäuseseite
Länge:85 cm
Gewicht:3,15 kg

Mit der zivilen Kalaschnikow auf dem Schießstand:

Izhmash Saiga MK 7,62x39, Version 33 zerlegt
Simple Architektur des Kalaschnikow-Klons: indirektes "Long Stroke" Gasdruckladesystem mit Drehkopfverschluss, Schließfeder und Gehäusedeckel.

Auf der 50-m-Bahn wurde die Saiga mit dem Rotpunktvisier Fleck eingeschossen. Dabei gelang dem Autor mit der Laborierung Barnaul 123 grs FMJ eine schöne 5-Schuss-Gruppe von 18 mm. Liegend aufgelegt konnten bei zügiger Schussfolge Streukreise auf Bierdeckelgröße reproduzierbar gehalten werden. Der Abzug entspricht weitgehend dem militärischen Vorbild und ist für eine Gebrauchswaffe auf Kalaschnikow-Basis durchaus als gut zu bezeichnen. Anschließend wurden verschiedene statische und dynamische Standardübungen absolviert. Hierbei empfanden wir das Sichern und Entsichern mit Hilfe des vergrößerten Sicherungshebels als äußerst angenehm. Zum Abschluss wurde der VTAC ½ & ½ Rifle Drill geschossen. Die anspruchsvolle Übung konnte fehlerfrei absolviert werden. Der Hochschlag war infolge der wirksamen Mündungsbremse moderat. In Kombination mit dem kurzen, knackigen Rückstellweg des Abzugs waren schnelle Folgeschüsse realisierbar. 

Sicherungshebel Izhmash Saiga MK 7,62x39, Version 33
Der Sicherungshebel ist bei der Saiga MK mit einer 15 mm breiten, geriffelten Rampe ausgestattet.

Während der Erprobung kamen Magazine von Magpul, Tapco und diverse militärische Patronenbehältnisse zum Einsatz. Erwartungsgemäß traten keinerlei Störungen auf. Der Preis unserer Testwaffe liegt bei 1.500,- Euro – für einen Selbstlader auf AK-Plattform nicht gerade ein Schnäppchen. Aufgrund der hohen Fertigungsqualität und der zeitgemäßen Ausstattung ist die Saiga jedoch jeden Euro wert.

Einziger Wermutstropfen: Die Halbautomaten sind in der hier gezeigten Ausführung nicht zum sportlichen Schießen zugelassen. Erwerbsberechtigt sind ausschließlich Jäger, Sammler und Waffensachverständige. Die sportlich zugelassenen Cugir WS1-63 und WS1-63 Short Barrel (SB) in 7,62x39 von MGBstrategic haben wir aber bereits in caliber 1/2020 vorgestellt. Ähnlich wie diese Modelle gibt es nun auch eine sportliche Saiga MK im identischen Kaliber 7,62x39 mit festem Magpul MOE-Hinterschaft und Zhukov-Handschutz. Laut Martin Georg Bolte liegt eine positive BKA-Beurteilung vor.

caliber-Fazit zum Kalaschnikow-Klon Saiga MK 7,62x39, Version 33:

Mit der Saiga MK erhält man ein Stück Waffengeschichte "Made in Russia". Der kompromisslos auf Zuverlässigkeit und Robustheit ausgelegte Selbstlader ist ein treuer Gefährte für den praxisorientierten Gebrauch. Die Modifikationen der MK-Serie bieten einen nutzbringenden Mehrwert. Zudem überzeugte der hochwertige Qualitätsstandard. Insgesamt bereitete der Karabiner von Izhmash auf der Schießbahn viel Freude. Wer mit der Anschaffung eines zivilen AK-Klassikers liebäugelt, sollte sich die Saiga genauer anschauen. Es lohnt sich!


Weitere informationen zur Saiga MK 7,62x39, Version 33 erhalten Sie beim Importeur MGBstrategic.

Viele weitere Informationen zum Kaliber 7,62x39 mm finden Sie in diesem Artikel.

Mehr über den legendären Konstrukteur Mikhail Kalaschnikow erfahren Sie hier.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: