Die drei Brüder Thomas, Andreas und Benedikt Nöth geben tüchtig Gas. Neben neuen Waffen wie der Vorderschaftrepetierbüchse VRB in .223 Remington oder der Zylinderverschlussbüchse H7 Rifle System in .308 Winchester auf Remington 700-Basis hat man viel Zeit, Geld und Energie in einen neuen Unternehmensauftritt gesteckt, sodass sich der Blick auf die HERA-Arms-Homepage auf jeden Fall lohnt. Zudem hat man mit HERA Arms Nightmare Steel auch einen eigenen Wettkampf ins Leben gerufen, der jede Menge Action bietet. Wir wollen uns aber an dieser Stelle mit der erstmals auf der Enforce Tac/IWA 2019 präsentierten und nun endlich erhältlichen HERA Arms 7SIX2 im Kaliber .308 Winchester beschäftigen. Eine tolle Waffe, so viel sei vorab schon mal verraten...
Video: Wir zeigen die jagdlichste der Büchsen, das Modell 1020 von HERA im Schuss auf dem Schießstand
Diese 7SIX2 von HERA Arms gibt es bereits fix und fertig zusammengestellt oder als Alternative aus dem Konfigurator
Wie gewohnt, kann man entweder eines von den vier neuen Modellen 7SIX2 1020, 2020, 2010, 3040 in unterschiedlichen Lauflängen und Ausstattungen auswählen oder sich sein individuelles Traumgewehr auf der Homepage mit Hilfe des Konfigurators selbst zusammenstellen. Das kompakteste Modell 1020 besitzt einen 14,5"-Lauf und ist mit einer festen HRS Light-Schulterstütze versehen. Dieser 3.650 Gramm schwere Halbautomat erreicht eine Gesamtlänge von lediglich 89 Zentimetern. Preis: 2.529,- Euro. Die Modelle 2010 und 2020 sind mit 16,75"-Läufen ausgestattet. Das Modell 2010 mit fester HRS-Schulterstütze wiegt 3.985 Gramm bei einer Gesamtlänge von 101 cm. Preis: 2.589,- Euro. Das Modell 2020 ist mit der längenjustierbaren CCS-Schulterstütze ausgerüstet und bringt bei einer variablen Gesamtlänge von 94,5 Zentimetern bis 103,5 cm, 3.848 Gramm auf die Waage. Preis: 2.599,- Euro.
Diese Gewehre besitzen Kunststoff-Anbauteile aus der hauseigenen HERA-Arms-Produktion (über die hat all4shooters bereits mit Video berichtet). Das vierte und teuerste Modell 3040 hingegen ist mit der populären Magpul PRS-Schulterstütze mit längenverstellbarer Schaftkappe und höhenverstellbarer Schaftbacke ausgestattet. Das Matchgewehr besitzt einen 20"-Lauf mit Bull-Barrel- anstatt Heavy-Barrel-Laufkontur, wie die drei anderen Modelle, und bringt es bei einem Gewicht von 4.907 Gramm auf eine Gesamtlänge von 108,5 Zentimeter. Preis: 2.899,- Euro. Alle Gewehre besitzen einen Drall von 1-11", sind mit einem effektiv wirkenden Dreikammer-Kompensator ausgestattet und werden mit einem Magpul PMAG-Magazin mit einer Kapazität für 10 Patronen ausgeliefert.
Bei unserer Testwaffe handelt es sich um das Flaggschiff in Gestalt der HERA Arms 7SIX2 Modell 3040.
Die HERA Arms 7SIX2 auf AR-10-Basis im Detail analysiert
Bei dem süddeutschen Hersteller ist man zu Recht stolz darauf, dass nahezu alle AR-Baukomponenten aus eigener Produktion stammen, sodass man autonom agieren kann und kaum von Zulieferern abhängig ist. Bei der Fertigung der Gehäuseteile aus 7075-T6-Aluminium bedient man sich moderner, fünfachsiger DMG-CNC-Fräszentren, um das moderne Design umsetzen zu können. Auch hier kommt es auf die Details an. So wurde die Bohrung für den vorderen Fixierbolzen ("Pivot Pin") am Systemgehäuse nicht symmetrisch sondern außermittig gebohrt. Das ist kein Fertigungsfehler! Denn so wird verhindert, dass bei entferntem, hinterem Querstift ("Take Down Pin") und aufgeklappter Waffe das obere Systemgehäuse ("Upper Receiver") mit vollem Gewicht und viel Wucht auf dem Griffstück ("Lower Receiver") aufschlägt. Das eliminiert im Dauergebrauch unschöne Macken an Lower und Upper. Diese Hauptbauteile sind innen wie außen sehr gut verarbeitet. Um Minimaltoleranzen zu realisieren, befinden sich auf der Griffstückoberseite zwei Stiftschrauben, mit denen Unter- und Oberteil perfekt aufeinander abgestimmt werden können.
Diese Methode des Toleranzausgleiches ist heutzutage in der AR-Welt gängige Praxis, auch wenn hier die Hersteller unterschiedliche Wege einschlagen. Manche bevorzugen hier den hinteren Bereich des Take Down Pins, andere wiederum die vordere Partie des Pivot Pins. Letztendlich zählen aber nur die Ergebnisse. Bei den neuen 7SIX2-Standardmodellen sind die Bedienelement wie Verschlussfanghebel und Magazinauslöser einseitig ausgeführt. Beidseitig vorhanden ist die Sicherung mit voluminösem Hebel auf der rechten und flacherem Flügel auf der linken Griffstückseite. Die HERA Arms MPSS Gen.2-Sicherung kann in 90/45 Grad-Position montiert werden. Im Griffstück sitzt eine standardmäßige MIL-SPEC-Abzugseinheit, wobei der Direktabzug durch die eingebaute, leichtere Schlaghammerfeder ein gemessenes Abzugsgewicht von 2.100 Gramm aufwies, was für solch einen Standardabzug ein ganz passabler Wert ist.
HERA Arms 7SIX2 3040: Alle Daten, Features und Preis
Modell: | HERA Arms 7SIX2 3040 |
Kaliber: | .308 Winchester |
System: | direktes Gasdruckladesystem mit Drehkopfverschluss mit sieben Verriegelungswarzen, die direkt im Lauffortsatz (Barrel Extension) verriegeln |
Lauf: | 20"/508 mm langer Heavy-Barrel-Matchlauf mit 1-11"-Drall und 5/8 x24 UNEF-Mündungsgewinde mit Dreikammer-Kompensator |
Schaft: | voll verstellbare Magpul PRS-Schulterstütze, freistehender Pistolengriff HERA H15G, 15" langer Leichtmetall-Handschutz mit KeyMod-System für Befestigung von Zusatzausrüstung |
Magazin: | Magpul PMAG Kastenmagazin aus Kunststoff mit einem Fassungsvermögen für 10 Patronen |
Abzug: | Standardabzug, gemessenes Abzugsgewicht 2.180 Gramm |
Sicherung: | beidseitige Sicherung am Griffstück, die auf den Abzug wirkt |
Länge: | 108,5 cm |
Gewicht: | 4.907 Gramm |
Preis: | 2.899,- Euro |
Die Gasentnahme des 7SIX2 von HERA Arms
Markante Eigenheiten besitzt auch das Gassystem mit einem geraden, nicht gebogenen Gasrohr. Beim originalen AR-10-System ist das in einer einfachen MIL-SPEC-Gasentnahmeeinheit verstiftete Gasrohr oftmals nicht dicht. Das kann man gut daran erkennen, wenn man sich bei demontiertem Handschutz die Verschmutzungen rund um die Gasabnahme anschaut. Hier setzt HERA Arms auf eine Abdichtung mit Gewindeflanken. Offensichtlich mit Erfolg, denn nach ausgiebigem Schießen waren an der Gasentnahmeeinheit nur minimalste Verschmutzungen durch ausströmendes Gas festzustellen. Wie bereits erwähnt, ist der im Knopfzugverfahren hergestellte 20" lange Matchlauf aus 42CrMo4-Stahl mit einem 1-11"-Drall versehen sowie zusätzlich innen gehont. Viele andere Hersteller verwenden im Standardkaliber .308 Win. einen 1-10"-Drall. Doch der 1-11"-Drall hat sich als flexibler vor allem im Hinblick auf leichtere Geschosse von 136 bis 150 Grains erwiesen, was auch im Revier je nach Geschosskonstruktion ein wesentlicher Vorteil sein kann. In unserem späteren Praxistest konnten wir gute Ergebnisse mit Geschossen im Gewichtsbereich von bis zu 178 Grains realisieren.
Mit der 7SIX2 Selbstladebüchse 3040 in .308 Winchester zum Präzisionstest auf dem Schießstand
Wir statteten unser HERA Arms 7SIX2 3040-Modell mit einer Recknagel ERA TAC-Montage mit verstellbarer Vorneigung, einem Schmidt & Bender PM II 5-45x56 PM II High Power und einem Fortmeier-Zweibein aus. Die Schussleistungsüberprüfung erfolgte mit acht Munitionssorten auf 100 Meter. Als Bestresultat erzielten wir 16 mm mit der über jeden Zweifel erhabenen RWS 168 Grains Target Elite Plus-Fabrikmunition. Erstmals arbeiteten wir auch mit dem brandneuen RWS 168 Grains Scorion-Matchgeschoss, mit dem wir auf Anhieb gute Resultate mit unseren Handlaborierungen aus dem Halbautomaten erreichen konnten. So produzierten wir mit einer Handladung, bestehend aus 42,0 Grains IMR 4166-Treibladungsmittel und RWS Scorion eine 18-mm-Gruppe. Ein nur ein Millimeter größerer Streukreis gelang uns mit der gleichen Laborierung mit lediglich um 2,0 Grains gesteigerten Pulvercharge. Doch auch die Hornady 178 Grains Precision Hunter-Fabrikpatrone mit dem jagdlichen ELD-X-Geschoss wusste mit 19 mm zu überzeugen.
Test-Fazit: Das kann die 7SIX2 von HERA Arms
HERA Arms ist es mit der neuen 7SIX2-Familie gelungen, ein Selbstladegewehr nach unverkennbarem AR-10-Muster im leistungsstarken Kaliber .308 Winchester auf den Markt zu bringen, das bei innovativen Detaillösungen durch hohes Verarbeitungsniveau, Funktion und Schussleistung überzeugt. Wer bei den vier angebotenen Standardmodellen nicht fündig wird, kann sich nach wie vor seine Traumwaffe nach individuellen Präferenzen im Online-Konfigurator zusammenstellen. Das ist dann natürlich etwas kostspieliger und eventuell mit etwas längeren Wartezeiten verbunden. Doch die Möglichkeiten hinsichtlich der Ausstattung im Detail sind nahezu unerschöpflich. Der Preis von 2.899,- Euro für das von uns getestete Matchgewehr mit 20"-Matchlauf geht jedenfalls voll in Ordnung.
Text: Stefan Perey und Michael Fischer
Dieser Artikel erschien zuerst in der caliber, Ausgabe 10/2020. Dort sind auch die Schießergebnisse in der detaillierten Tabelle enthalten. Das Heft kann im VS Medien-Shop bestellt werden. Dort ist es auch als e-Paper verfügbar.
Weitere Informationen zu den Produkten von HERA Arms gibt es auf der Hompage des Herstellers.