Diana R-22 in .22 l.r. – Comeback der Diana-Kleinkaliber-Repetierbüchse nach 30 Jahren: Test auf dem Schießstand

Bedienelemente der R-22 von Diana.
Kammerstängel und Sicherungsflügel sind
gut erreichbar, aber nur für Rechtshänder. Eine
Linkssystem-Version ist nicht vorgesehen.

Abgesehen davon, dass auch Faustkampf-Legenden wie Muhammad Ali, die Klitschko-Brüder und zuletzt Mike Tyson dieses "They never come back"-Mantra problemlos widerlegen konnten, gilt es offenbar auch nicht für andere Lebensbereiche. Etwa bei Diana, dem 1890 in Rastatt gegründeten Traditionsunternehmen, das heute unter dem Dach von German Sport Guns neue Ideen ausarbeitet und Produkte auf den Markt bringt. Denn die einst renommierte Sparte "Kleinkalibergewehre" hatte Diana leider schon 1988 aus Rationalisierungsgründen mit der KK-Modellreihe 820 schließen müssen.

Heute ist Florian Hasler bei Diana (wie bei GSG) als Geschäftsführer Technik am Ruder. Der Maschinenbau-Ingenieur und frühere erfolgreiche Großkaliber-Gewehrschütze arbeitete bereits bei Blaser, Keppeler & Fritz und dann wieder in leitenden Funktionen für die L & O-Firmengruppe, zu der neben Diana und GSG auch Blaser, Mauser und J. P. Sauer & Sohn zählen. 

Auch wenn er heute mit der Marke Diana gar nicht mehr in der "Formel Eins" der Matchwaffen mitmischen will, möchte Florian Hasler gute, verlässliche Waffen für den anspruchsvollen Freizeitschützen bauen. Sprach's und schickte zwei Exemplare der neuen Diana-Repetiergewehre R-22, die es in den Kalibern .22 l.r. (wie die Testwaffen), .22 Winchester Magnum oder .17 HMR gibt. Das sind also die ersten Diana-KK-Gewehre nach gut drei Jahrzehnten schöpferischer Pause. Die ursprüngliche Basiswaffe des R-22 wurde von GSG bereits vor Jahren für Webley & Scott produziert – eine 1790 gegründete britische Waffenfirma. Als Webley & Scott "Xocet" wurden die Repetierer damals schon in VISIER 6/2018 vorgestellt. 

"Aber wir haben jetzt für das Diana R-22 einige Schwachpunkte der Xocet beseitigt", versichert Hasler beim Vorgespräch. Lauf, System und Abzug des R-22 sind überarbeitet worden, der Vorderschaft bekam eine kurze Picatinny-Unterschiene, um dort ein Zweibein einzuklinken - insgesamt also eine vielversprechende Basis für unseren Test.

Magazin und Patronen vor der Diana R-22.
Je zehn Patronen passen ins R-22-Magazin (eins ist im Lieferumfang, Einzelpreis 39 Euro), plus eine im Lager. Von links stehend je eine Patrone der wählbaren Kaliber .22 WMR und .17 HMR und liegend die Patronen im Testwaffen-Kaliber .22 l.r..

Die Technik der neuen Diana R-22 Modelle:

Durch die auf dem Systemgehäuse sitzende Picatinny-Schiene zur Zielfernrohr-Montage ließ sich dieses Kernstück des Repetierers versteifen. Die beim schnellen Repetieren des Zehnschüssers schon mal auftretenden seitlichen Belastungen durch den Schützen werden so kompensiert, obwohl auch der Kammerstängel sehr eng anliegt und nah zur Laufachse nach hinten gezogen werden kann. Das 10-Schuss-Magazin sitzt leicht nach hinten geneigt vor dem Abzugsbügel im Schaft und rutschte im Test auch leer gut nach einem kurzen Druck auf das Magazinhebelchen heraus. In der Breite ist das Magazin bereits auf die längeren Alternativ-Kaliber .22 WMR und .17 HMR ausgelegt, die 22er Patronen werden hinten durch einen Zwischensteg gestützt.

Der Verschluss der Diana R-22

Der insgesamt nur 135 Millimeter kurze Verschluss verriegelt hinten mit der Hinterkante des Kammerstängels und einer gegenüberliegenden Warze, die in eine Nut der Systemhülse greift. Bei gespanntem Schlagbolzen ragt hinten am Schlösschen ein roter Markierring hervor. Der nach vorn schwenkbare Sicherungsflügel erhielt wie auch die Kammerstängel-Kugel eine rutschfeste Riffelung – eingefräste Linien beim Flügel, ein Kreuzmuster bei der Kugel. Zum Reinigen ließ sich der Verschluss bequem auseinandernehmen, das ist kein Metallpuzzle und bereits im ersten Versuch gut machbar.

Diana R-22 ohne Schaft.
Hinter dem Abzugszügel sitzt die Einstellschraube. Der Zylinderverschluss der Diana R-22 verriegelt hinten.

Der R-22-Druckpunktabzug

Besondere Aufmerksamkeit im Diana-Werk erhielt der R-22-Druckpunktabzug, dessen Vorgänger im Webley-Test noch wegen des zu hohen Auslösegewichts von 2,5 kg gerügt wurde. Das bisher skelettierte Kunststoffzüngel wurde durch ein weit nach hinten geschwungenes Metall-Züngel ersetzt, das auch kürzere Abzugsfinger gut erreichen. Ab Werk kommt der Abzug laut Florian Hasler mit 900 Gramm, der Abzug der Testgewehre löste bei knapp 1.000 Gramm aus und dies pulvertrocken. Eine hinter dem Züngel sitzende und bei ausgeschäftetem System erreichbare Schraube erlaubt zudem das individuelle Einstellen bis etwa 1.300 Gramm.

Mit diesem Schaft und Lauf kommt die R-22 von Diana

Der aus zwei Längshälften sauber zusammengeklebte Polymer-Allwetterschaft ist jetzt nicht mehr schwarz, sondern dem häufigsten Verwendungszweck entsprechend in "OD (Olive Dark) Green". Er passt für Rechts- wie Linkshänder und hat unter dem Hinterschaft eine eckige Aussparung, damit der Schaft im Anschlag näher an den Brustkorb kommt. Am Vorderschaft ist die Unterkante schön flach und gerade, was dem Auflageschießen entgegenkommt. Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Versionen Classic und Carbon zeigt sich beim Ausschäften (zwei 5-mm-Inbusschrauben): Der dünnere 16 Millimeter starke Classic-Lauf benötigt eine zum Schaft hin abdichtende Kunststoffeinlage, während der zylindrische Lauf der 20 Euro teureren Version mit seinem 22 Millimeter starken Durchmesser perfekt zum Schaft abschließt. Die jetzt gehämmerten Läufe tragen vorn ein Schalldämpfergewinde und darauf eine zum Laufdurchmesser passende Abschlussmutter. Im Unterschied zu Systemen mit geklemmten Rohren sind die Läufe ansonsten freischwingend. Auch der knapp 60 Gramm wiegende Carbonmantel stützt sich nur am Systemgehäuse saugend ab.

Diana R-22 mit und ohne Carbon-Laufmantel.
Bis auf die Läufe identisch: Hinten das Diana R-22 Classic, vorn liegt das R-22 Carbon mit dickerem Laufmantel.

Diana R-22: Alle technischen Daten, Varianten und Preise

Modell:Diana R-22
Preise:R-22 OD-Green Classic: 379,- Euro UVP
R-22 OD-Green Carbon: 399,- Euro UVP
Kaliber:.22 l.r. (auch .22 WMR u. .17 HMR)
Kapazität:10 + 1 Patronen
Länge:Classic: 948 mm
Carbon: 953 mm
Lauflänge:485 mm, 6 Züge
Dralllänge:1:16" (406 mm)
Abzugsgewicht:1.000 g
Gewicht:3.400 g
Links-/Rechts-Ausführung:rechts
Ausstattung:Repetierer mit Zylinderverschluss, gehämmerter Lauf, Allwetter-Polymer-Schaft in Olive Dark-Green, Gummischaftkappe. Ein 10-Schuss-Magazin. Picatinny-Schienen (Verschlussgehäuse, Vorderschaft). Laufgewinde ½" x 20 UNF mit Abschlussmutter. Die Version R-22 OD-Green Carbon mit Kohlefaser-Laufmantel.

Test: Mit der Diana R-22 auf dem Schießstand

Schütze mit der R-22 von Diana im Anschlag.
Auch mit einem Red Dot (Romeo MSR) lässt sich das R-22 problemlos und schnell
repetieren. Der Unterbau würde den Blick auf eine offene Visierung erlauben.

Den Präzisionsnachweis lieferte Diana-Technikchef Florian Hasler auch selbst, und
zwar mit aufgelegtem R-22 – umschlossen konnten 15 mm (Eley Tenex)
und 18 mm (RWS Rifle Match) von Benchrest-Stütze und mit Match-ZF auf 50 und 100 Meter geschossen werden.
Das zeigt die exzellente Präzision der R-22. 

Man kann ohnehin bei Repetierern beliebige KK-Munitionssorten verwenden, weil die Patronenenergie ja im Vergleich zu Selbstladern keine Zusatzfunktion auslöst. Das Schussverhalten im freien Anschlag, für das die all4shooters-Tester dann ein Leuchtpunkt-Zielgerät montierten, war ebenfalls ohne Tadel. Die nur knapp einen Meter langen Gewehre lassen sich bei je 2.600 Gramm Nettogewicht und einem geschätzten Kilo mehr mit Zielfernrohr schnell und sicher bewegen. Die Schaftbacken sind für den ZF- oder Dot-Einsatz erhöht, eine offene Visierung fehlt ja.

Diana hatte zwei SIG-Sauer-ZFs mitgeschickt, die aber teurer als die Grundwaffen ausfielen: Das Whiskey 3 2 – 7 x 32 mit Leuchtabsehen (UVP 249,- Euro) und das mit einem 30-mm-Rohr ausgestattete Sierra 3 BDX 4,5 – 14 x 50 (UVP 899,- Euro). Die all4shooters-eigenen Montagen, davon eine MAK Milmont-Blockmontage, ließen sich auch auf den kurzen Schienen sicher befestigen. Das schnelle Repetieren zum Schießen auf Klappscheiben verlief ohne Hakeln, die neuen Abzüge sind sicher die effektivste Verbesserung zu den Xocet-Systemen. Die Verarbeitung war ausgezeichnet, nirgendwo Arbeitsspuren an Metall oder Kunststoff – nur die Modell-Laserung auf der linken Systemgehäuse-Seite fiel etwas dünn aus.

Testfazit zum neuen R-22 Kleinkaliber-Repetierer von Diana

Für weniger als 400 Euro erhält man mit dem Diana R-22 ein ausgereiftes, zuverlässiges KK-Repetiergewehr, dessen Brüder in den eher jagdtauglichen Kalibern .22 WMR und .17 HMR wohl ebenso begeisterte Kunden finden dürften. Die Testwaffen wiederum sind auch tauglich für die sportlichen Repetierer-Disziplinen der einzelnen Verbände. Speziell dann, wenn man erst einmal ohne großen finanziellen Aufwand in den Schießsport mit Kleinkalibergewehren hineinschnuppern möchte.


Dieser Test wurde zuerst in der VISIER, Ausgabe 03/2021 veröffentlicht. Sie können das Heft im VS Medien-Onlineshop bestellen. Dort ist es auch als Digitalausgabe verfügbar.

Weitere Informationen zu den Kleinkaliber-Büchsen von Diana, finden Sie auf den Seiten der German Sport Guns GmbH.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: