Im Praxistest: Die Repetierbüchse CZ 600 MDT Grey in .308 Winchester – kann sie die 0,75 MOA-Garantie halten?

Genau genommen begann die Geschichte der CZ  600 vor fast einem halben Jahrhundert, als die damalige Firma Brno (seit 1990: Česká zbrjovka, CZ) den Repetierer CZ ZKK  600 vorstellte. Mit Mauser-System bestückt, in diversen Kalibern gehalten und in mancherlei Ausstattungen angeboten, entwickelte sich dieser Büchsentyp zu einem Jagdwaffen-Klassiker. Als das tschechische Unternehmen 2021 eine neue Repetiererreihe vorstellte, erhielt diese als Hommage den Namen CZ  600. Die Reihe umfasste die Ausführungen Range, Alpha, Lux, Ergo und Trail, bis 2024 auf SHOT Show und IWA die Versionen CZ  600 MDT Grey und CZ  600 MDT Deep Bronze hinzukamen. Beide gibt’s in 6  mm Creedmoor und .308 Winchester; letzteres ist das Standardkaliber. „MDT“ steht für Modular Driven Technologies, einen Hersteller aus Chilliwack in der kanadischen Provinz British Columbia. Im Feld der Chassis-Schaftsysteme gehört das Unternehmen zu den Weltmarktführern. Die CZ-Konstrukteure bestückten diese 600er Varianten mit je einem Alu-Chassis dieses Werks. Wir orderten beim CZ-Großhändler AKAH eine CZ  600 MDT Grey in .308, um sie technisch zu ergründen und ausgiebig zu testen. Dabei ging es auch um die Frage, ob die Testwaffe die von CZ garantierte Präzision von 0,75  MOA auf 100  Meter liefern konnte.

Lauf, Schulterstütze und Chassis-Mittelteil der CZ 600 MDT Grey

Systemunterseite der CZ 600 MDT Grey.
Die Systemunterseite zeigt die Laufaufnahme via entsprechendem Passsitz. Dieser ist geschlitzt, drei Schrauben (hier rot) klemmen die Laufwurzel radial fest.

Der Lauf  entsteht per Kaltschmiedeverfahren, hat ein rechtsdrehendes M18 x 1-Mündungsgewinde, dahinter steigt dann der Durchmesser von 22  mm nach hinten bis auf 27  mm an. Schön ist, dass CZ die Laufwurzel mit Angaben zu Kaliber, Dralllänge und Mündungsgewinde versieht. Innen übernehmen vier Züge und Felder die Geschossrotation, die Dralllänge des 24  Zoll (610  mm) langen Rohres beträgt 1:10  Zoll (1:254  mm). Die Laufaufnahme im System findet über einen entsprechenden Passsitz statt. Dieser ist geschlitzt, drei Schrauben übernehmen die radiale Klemmung der Laufwurzel im System. Das Chassis stammt aus derselben Quelle wie das der kleinkalibrigen CZ-Büchse 457  MDT. Genauer: Die CZ  600  MDT kommt in zwei Chassis-Arten. Diese unterscheiden sich vor allem durch die Schulterstütze. Die 600  MDT Deep Bronze hat eine des MDT-Typs Skeleton Rifle Stock (SRS), an der getesteten 600 MDT Grey hingeben saß ein Chassis, das der Hersteller MDT unter der Bezeichnung „Composite Carbine Stock“ (CCS) führt. „Composite“ deutet dabei auf Kunststoff an der Schulterstütze und auf Aluminium im Bereich von Systemaufnahme und Handschutz hin. „Carbine“ wiederum verrät, dass die Aufnahme der Schulterstütze am Mittelteil des Chassis über eine Art Buffer Tube im Stil der AR-Plattform ausgeführt ist.

Schulterstütze des MDT-Chassis der CZ 600 MDT.
CZ 600 MDT Grey: Die Schulterstütze des MDT-Chassis lässt sich mittels Distanzstücken in der Länge variieren, die Backe ist in der Höhe verstellbar.

Bei der recht schlichten CCS-Schulterstütze lässt sich die Schaftlänge mit Distanzstücken (Spacern) variieren. Vier Distanzstücke gehören zum Lieferumfang und verändern die Schaftlänge jeweils um ein viertel Zoll oder rund 6,3  mm. Somit ergibt sich ein Abstand zwischen Abzugszüngel und Schaftkappe (length of pull, LOP) von 330 bis 355  mm. Zu Demontage / Anbringen der Spacer muss man die zwei Schrauben der Schaftkappe lösen. Werkzeuglos dagegen geht das Verstellen der Schaftbackenhöhe. Durch Lösen zweier Messingklemmschrauben lässt sich das Wangenstück um 36 mm hinauf oder hinunter fahren. Bei ganz eingeschobener Backe zeigt sich aber das Bedienen der zwei Schrauben als fummelig. Dafür sind die aber fest genug geklemmt, so dass die Backe in der eingestellten Position weder axial noch radial Spiel hat. 

Handschutz der CZ 600 MDT Grey.
Unten hat der Handschutz der CZ 600 MDT Grey eine Arca Rail, um Zubehör (hier ein Zweibein) aufzuschieben und festzuklemmen.

Am Chassis-Mittelteil sitzt der Pistolengriff Elite von MDT, um 20  Grad aus der Vertikalen nach hinten geneigt und sehr griffig. (Bei der 600  MDT Deep Bronze steht der Pistolengriff senkrecht.) Über dem Griff findet sich der Sicherungshebel. Er ist beidseitig bedienbar, was auch mit Handschuhen gut geht. Ebenfalls beidseitig zu erreichen ist der Magazinauslöser. Bei Druck darauf fällt das Magazin frei aus dem Schacht heraus, was einer militärischen Forderung entspricht und bei dynamischem PRS-Schießen unter Zeitdruck hilft. Das 205  g schwere MDT-Stahlblechmagazin fasst 10  Patronen, konzipiert für eine maximale Patronengesamtlänge (L6)  von etwa 73,5  mm. Vorne am Magazinschacht gibt es einen „Barrier Stop“, der das Anschlagen an Barrieren ermöglicht. Wer ein Zweibein montieren will, kann das über eine 310  mm lange Arca Swiss Rail unten am Handschutz tun. Zusätzlich findet man auf 3, 6 und 9 Uhr sieben M-LOK-Montageaufnahmen. Der Rückstoßstollen für die Anbindung zwischen System und Chassis ist im Chassis-Korpus eingepasst. Die Systemunterseite trägt daher die korrespondierende Quernut. Das Chassis hat eine graue Cerakote-Beschichtung, die der Modellvariante CZ  600 MDT Grey den Namen gibt. Entsprechend ist bei der CZ  600 MDT Deep Bronze die Cerakote-Beschichtung bronzefarben gehalten. 

CZ 600 MDT: System, Verschluss und Abzug

Verschlusskopf der CZ 600 MDT Grey.
Der Verschlusskopf der CZ  600 MDT Grey zeigt sechs Warzen in zwei Reihen, unten vorn in dem Schlitz sitzt der Auszieher.

Der stählerne Verschluss ist mit 6  Warzen in 2 Reihen gefertigt. Zum Zerlegen das mitgelieferte Zerlege-Tool aus Kunststoff über das Schlösschen schieben und dann um ungefähr eine Achtelumdrehung im Uhrzeigersinn bewegen. Das entriegelt das Schlösschen, so dass es sich nach hinten aus dem Kammerrohr ziehen lässt. Drückt man nun den Ausstosser um zirka 3 bis 4 mm zum Stoßboden, kommt der Verschlusskopf frei. Er lässt sich in einer T-Nut-Führung im rechten Winkel zum Verschlussrohr entnehmen. Der Verschlusskopf ist für eine „Controlled Feed“-Zuführung ausgelegt, wie vom 98er System bekannt: Dabei wird die untere Verschlusswarze auf die Stoßbodenebene freigestellt. Vorteil: Beim Zuführen aus dem Magazin hebt sich die Patrone von unten in die offene Kulisse des Stoßbodens und wird somit gehalten. Der Auszieher muss daher nicht in die Auszieherrille der Hülse gedrückt werden, stattdessen gleitet diese Rille von unten direkt in die Kralle. Die Patrone kann folglich bei der Zuführung ins Lager nicht aus dem Auswurffenster fallen, auch wenn die Waffe verdreht gehalten wird. Das sind Waffenpositionen, die beim dynamischen PRS-Schießen oder bei der Jagd vorkommen können. 

Dann ragt der Ausstosser nicht wie im klassischen Sinne erhöht über den Stoßboden heraus. Hier ist er gesteuert. Das heißt, er liegt zum Stoßboden und muss daher beim Zuführen und Verriegeln der Kammer nicht gegen deren Federkraft eingedrückt werden. So fliegt die abgeschossene Hülse beim Öffnen des Verschlusses nicht automatisch hinaus, sobald der Hülsenmund die Vorderkante des Auswurffensters passiert. Die Hülse wird axial und gerade nach hinten geführt. Der Ausstosser wird erst vom Widerlager des Verschlussfangs angesteuert und ausgefahren, wenn der Verschluss das Magazin komplett überfahren hat. Das ist der „Patronenüberzug“. Dies spürt man durch einen leichten Widerstand auf den letzten drei bis vier Millimetern Verschlussweg. Das hat Vorteile. Erstens wird die Hülse erst dann freigegeben und fliegt raus, wenn der Verschluss ganz offen ist. Den Wiederlader freut es. So kann er die Patronenhülse entweder vorher von Hand entnehmen oder sie sanft auswerfen. Jagdlich ist dies sinnvoll, da die abgeschossene Hülse erst ins Freie geht wird, wenn sich der Verschlusskopf hinter dem Patronenboden der obersten Patrone im Magazin befindet. Bei herkömmlichen Modellen ist es technisch möglich, dass die Hülse schon ausgeworfen wird, ehe der Verschluss den Überzug erreicht hat. Dann wird keine neue Patrone zugeführt, was in manchen Jagdsituationen kritisch sein kann. Nachteil des Überzugs: Für einen ordentlichen Hülsenauswurf muss man den Verschluss mit Schwung gegen den Verschlussfang ziehen, sonst bleibt die Hülse auf dem Magazin liegen. Das Sperrelement des Verschlussfangs steckt auf 6 Uhr im System und läuft somit in der Axialnut der Kammer. Das Bedienteil des Verschlussfangs befindet sich jedoch auf 3 Uhr rechts. 

Abzugsverstellung der CZ 600 MDT Grey im Detail.
CZ 600 MDT Grey: Der Abzug lässt sich über das Element direkt davor in vier Härtegraden verstellen. Wie der kleine Punkt zeigt, steht er hier auf 6,5  Newton.

Auf dem Stahlsystem thront eine 175  mm lange Picatinny-Schiene ohne Vorneigung. Die Verriegelung findet über eine eingepasste Buchse im System statt. Die geschlitzte Systemunterseite im Bereich der Laufaufnahme verrät, dass man bei der CZ 600 den Lauf wechseln kann. Allerdings sind die drei Klemmschrauben mit Schraubensicherung und zudem der Schraubenkopf mit Siegellack versehen. Daher sollte nur ein Büchsenmacher den Lauf wechseln. Der Widerstand des Direktabzuges lässt sich mit einem kleinen, mitgelieferten Innensechskantschlüssel einstellen, indem man die entsprechende kleine Schraube jeweils um 90  Grad dreht. Insgesamt stehen vier Widerstände (6,5 - 9 - 11,5 - 14 N) zur Auswahl, laut Werk jeweils mit +/- 1  N Toleranz und markiert durch entsprechende Punkte.

Praxistest der CZ 600 MDT Grey mit dem Zielfernrohr GPO Spextra 6x 4,5-27x50i - RWS Target Elite Plus mit bester Präzision

Immer mehr Hersteller bewerben sportliche Repetierbüchsen mit Präzisionsgarantien, vor allem, wenn diese Waffen in den Bereich PSR oder Long Range fallen. Marketingtechnisch eine schöne Sache, da dem potentiellen Käufer eine Mindestpräzision garantiert wird und es somit eine prozesssichere Fertigung der Waffe vermuten lässt. So nennt auch CZ für 600er Varianten wie Alpha, American und Ergo eine Schussleistung von unter einem MOA (= Winkelminute, 29  mm auf 100 Meter) mit drei Schuss Match Grade-Fabrikmunition. Bei der 600  Range und den beiden MDT-Varianten verspricht man gar 0,75 MOA (22 mm auf 100 Meter) mit fünf Schuss Match Grade-Fabrikmunition. 

Um dieses Versprechen möglichst objektiv prüfen zu können, verblitzten die Tester über die sportlich relevanten Distanzen von 100 und 300 Metern 14  Sport-Fabrikpatronen sowie 6  Handladungen. Dazu erhielt die CZ ein passendes Zielfernrohr: Ein GPO Spectra 6x  4,5-27x50i mit beleuchtetem PLRi-Absehen und 34-mm-Mittelrohrdurchmesser. Darunter kam eine Blockmontage ohne Vorneigung. Wie üblich gingen zuerst zwei bis drei Dutzend Patronen durch die Waffe, damit sich der Lauf etwas einlief und sich eventuelle Grate abrieben  –  zum Beispiel an der Mündung. Auch konnten sich die Tester so mit der Waffe vertraut machen. Die ersten 30  Testschüsse verteilten sich auf 6  Streukreise à 5  Schuss. Es fiel auf, dass die Präzision mit steigender Schussanzahl deutlich besser wurde, wohlgemerkt bei losgleicher Testlaborierung. Daher wurde diese Einschiessphase auf 50  Patronen ausgeweitet. Das letzte Trio an 5-Schuss-Streukreisen (=  Schussnummern 36 bis 50) zeigte dann nahezu identische Werte. Somit durchlief der Lauf hier eine sogenannte „Break-In“ Periode, also die Schussbelastung, nach der sich die Präzision auf einem Niveau stabilisiert. 

AICS-Stahlblechmagazin der CZ 600 MDT Grey.
In der CZ  600 MDT Grey steckte ein lackiertes, ebenfalls von MDT produziertes AICS-Stahlblechmagazin für zehn Patronen des Kalibers .308  Winchester.

Nach den 50  Schuss wurde der Lauf per Waffenöl Addinol W18 und Bronzebürste gereinigt. Von den 14  Fabrikpatronen blieben dann über 100  Meter Distanz insgesamt 10 unter einer Winkelminute und 6 unterschritten den von CZ genannten Wert von weniger als 0,75  MOA. Die Büchse lieferte mit den schweren Geschossen der (190 grs) der RWS Target Elite Plus die beste Präzision: 10  mm oder 0,34  MOA. Mit allen 6 getesteten  Handlaborierungen gab es Sub-MOA-Präzision, 5 lagen bei 22  mm oder besser, also unter 0,75  MOA. Aus Präzisionsgründen schossen die Tester nicht aus dem Magazin, sondern luden die Patronen einzeln. Das lief wegen des sehr angenehmen Schlossgangs so glatt wie störungsfrei. Freilich waren zwei Aspekte anfangs etwas ungewohnt: Der andere Widerstand kurz vor dem Verriegeln und der gesteuerte Ausstosserstift, der zum Auswerfen ein komplettes Abfahren des Verschlussweges benötigt. Und auch das Schießen aus dem mit 10  Patronen gefüllten Stahlblechmagazin lief ohne Probleme.

Technische Daten und Preis der CZ 600 MDT Grey

Modell:CZ 600 MDT Grey
Kaliber:.308 Winchester
Kapazität:10 + 1 Patronen
Länge:1.100 - 11.25 mm
Lauflänge:610 mm
Dralllänge:254 mm (1:10“), vier Züge, Rechtsdrall
Abzugsgewicht:660 - 1.425 g (6,5 - 14 N)
Gewicht:5.270 g
Links-/Rechts-Ausführung:Sicherung und Magazinauslöser beidseitig bedienbar
Preis:
2.969,- Euro (UVP in Deutschland)
Ausstattung: sportliche Repetierbüchse mit Alu-Polymer-Chassis des Typs MDT CCS, Schaftkappe und -backe verstellbar, einstellbarer Direktabzug, Match-Lauf, Mündungsgewinde, Stahlsystemhülse mit Picatinny-Schiene.

Das Test-Fazit zur CZ 600 MDT Grey

Die Waffe ist hervorragend verarbeitet, alle Bedienelemente sind gut zu erreichen, am Schaft eingestellte Justierungen behalten die Position. Gewöhnungsbedürftig ist der Hülsenauswurf, der jedoch auch Vorteile bietet. Ansonsten störte uns bloß, dass sich die Klemmschrauben zum Verstellen der Backe im unteren Bereich nur schwer erreichen ließen. Mit stolzen 11 von 20  Testlaborierungen erbrachte die CZ  600 MDT die angegebene Schussleistung, also 22  mm oder besser auf 100  Meter. Kurz: Für knapp 3.000,-  Euro erhält der Kauf-Interessent eine vielseitige Repetierbüchse in bekannt hoher CZ-Qualität.

 Das hat uns gut gefallen: Das fanden wir weniger gut:
Das Präzisionsversprechen wird eingehalten

Etwas schwacher Hülsenauswurf

Sehr gute Verarbeitung aller Teile; Waffe kommt in einem stabilen Koffer
Verstellung der Schaftbackenhöhe
Sichere Controlled Feed-Zuführung


Dieser Test erschien auch in der VISIER, Augabe 5/2024. Hier ist zusätzlich die komplette Ergebnistabelle mit 20 Labrorierungen (14 Fabrik- und 6 Handladungen) enthalten. Sie können das Heft im VS Medien-Onlineshop kaufen. Es steht dort auch als ePaper zur Verfügung.

Mehr Informationen zu den Waffen von CZ, finden Sie auf der Webseite des Herstellers.