Christensen Arms Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor & BA Tactical in .308 Winchester Repetierbüchsen im Test

Der Firmengründer Dr. Roland Christensen erhielt seinen Titel in Mechanik und Metallverarbeitung, sodass es nicht weiter verwundert, dass er als passionierter Jäger und Schütze auf die glorreiche Idee kam, in die Herstellung von High-Tech-Waffen einzusteigen. Dies war 1995 die Geburtsstunde der Firma Christensen Arms in St. George (heute Gunnison) im US-Bundesstaat Utah. Vom Start an war es sein Ansinnen, durch den Einsatz hochwertigsten Kohlenfaserstoffs aus Raumfahrt und Medizin besonders leichte Waffen zu bauen, ohne dabei die Präzision zu vernachlässigen. So verpasste er Gewehrläufen eine strenge Diät, indem er eine stählerne Laufseele mit Karbon ummantelte. 

Christensen Arms Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor & BA Tactical in .308 Winchester Repetierbüchsen im Test
Das Auswurffenster der runden Systemhülse ist sehr praxisnah gestaltet, sodass sich selbst eine komplette Patrone ohne große Fingerakrobatik bei Bedarf manuell entnehmen lässt.

Schon vor 20 Jahren konnte in der caliber 5/2000 eine Remington 700 VS Composite mit Christensen Arms Karbonlauf erprobt werden. Der namhafte US-Hersteller bot dieses serienmäßige 700er-Modell mit zugekauftem Speziallauf an, weil man sich neben der Gewichtsersparnis eine schnellere Wärmeabstrahlung sowie durch die erhöhte Laufsteifigkeit auch geringere Schwingungen und damit eine stabilere Treffpunktlage/Präzision bei langen Schussserien verspricht. 

Christensen Arms Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor & BA Tactical in .308 Winchester Repetierbüchsen im Test
Die Systembettung war bei beiden Modellen sehr akkurat und toleranzarmausgeführt.

Die ohnehin üppige Modellpalette des Unternehmens wurde vor zwei Jahren durch angesagte Leichtmetallchassis-Modelle der "Modern Precision Rifle" (MPR)-Baureihe ergänzt. Die blitzsauber verarbeiteten MPR-Präzisionsrepetierer besitzen klappbare Schulterstützen, Karbonmantelläufe und –handschutze und sind in typischen Kalibern von 6,5 Creedmoor bis .338 LM erhältlich. 

Erst 2019 erweiterte Christensen Arms die Linie durch ein Leichtmetallchassis mit einer Hartstoff-Oberflächenbeschichtung in "Desert Brown" sowie durch MPR-Gewehre im unterhaltsgünstigen, rückstoßschwachen Kaliber .223 Remington mit Short-Action-System, 16"/406 mm- und 20"/508 mm-Lauflänge und AICS-kompatiblem Kunststoff-Kastenmagazin mit einem Fassungsvermögen von 10 Patronen. Nahezu selbstredend kommen die MPR-Modelle mit einer vielversprechenden Präzisionsgarantie.

Christensen Arms Repetierbüchsen: Sechs Serien 

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Justierarbeiten an den Schäften erledigten wir behelfsmäßig mit simplen Unterlegscheiben, was in der Praxis sehr gut funktioniert.

Christensen Arms Gewehre werden aus den USA nach einem Wechsel von Firma Helmut Hofmann aus Mellrichstadt von Heinz Henke aus Werlte importiert. Henke offeriert die sechs Christensen Arms-Gewehrserien: Mesa, Mesa Long Range, Ridgeline, ELR, Modern Precision Rifle und BA Tactical. Neben unseren Testgewehren finden wir vor allem auch die MPR-Baureihe in fünf Kalibern interessant. Mit Preisen von 3.584,- Euro bis 3.739,- Euro sind diese Aluchassis-Präzisionsgewehre im Vergleich zu bekannten Mitbewerbern gar nicht mal so kostspielig. 

Doch vorerst wollen wir uns mit unseren beiden Testgewehren in Gestalt der Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor für 2.485,- Euro und der BA Tactical in .308 Winchester für 3.980,- Euro beschäftigen. Bei einem Preisunterschied von 1.500,- Euro wollten wir dann schon mal genauer wissen, wo hier die Unterschiede zu finden sind.

Christensen Arms Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor & BA Tactical in .308 Winchester Repetierbüchsen im Test
Christensen Arms Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor mit konventionellem24"-Lauf in Medium-Palma-Kontur.

Christensen Arms BA Tactical: Repetierer mit Karbonmantellauf

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Remington 700 lässt grüßen: Die kannelierten Verschlüsse mit zwei Verriegelungswarzen, M16-Auszieher und skelettiertem Kammerstängel. Oben der schwarz nitrierte Verschluss der Mesa Long Range.

Der gravierendste Unterschied zwischen den beiden Testwaffen besteht darin, dass unsere Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor mit einem konventionellen, stählernen Lauf und die BA Tactical in .308 Winchester mit einem Lauf, bestehend aus stählerner Laufseele und einem dickwandigen Mantel aus Kohlenstofffasern, ausgerüstet ist. Das macht das letztgenannte Modell zu einem Leichtgewicht, das trotz mächtiger Abmessungen nur 3,8 kg auf die Waage bringt. Das Modell Mesa Long Range wiegt bei identischer Lauflänge von 24“/610 mm mit 4,5 Kilogramm immerhin 700 Gramm mehr. 

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Trotz der unterschiedlichen Laufmaterialien und -technologien wird in der Herstellung der gleiche Maximalaufwand betrieben, denn bei beiden Gewehrmodellen werden die Patronenlager mit Minimaltoleranzen geschnitten und die Innenprofile der knopfgezogenen Läufe aus dem klassischen Laufstahl X12CrS13 (US-Norm: 416R Stainless Steel) noch zusätzlich von Hand geläppt. Beide freischwingenden Läufe sind mit einem Mündungsgewinde 5/8x24 UNEF und mit unterschiedlich gestalteten Mündungsbremsen ausgestattet. Durch das AR-10-Standardgewinde können bei Bedarf aber auch andere Mündungsaufsätze, die der Markt reichlich zu bieten hat, bequem und schnell montiert werden. 

Die Unterschiede der beiden Gewehrmodelle gehen natürlich noch weiter. Denn während die Mesa Long Range mit einem Schaftmagazin mit Klappdeckel mit einem Fassungsvermögen für vier Patronen versehen ist, wird die BA Tactical ihrer Modellbezeichnung gerecht werdend, mit einem Kastenmagazin im AICS-Stil mit einer Kapazität für zehn Patronen gefüttert. Somit ist dieses Gewehr beispielsweise auch für Wettkämpfe nach Precision Rifle Series-Vorbild bestens geeignet (hier finden Sie unseren Wettbewerbsbericht vom 2. PRM SpeedSteel Match 2020 in Philippsburg).

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Christensen Arms BA Tactical in .308 Winchester mit 24“ langem Karbonmantellauf in Target-Kontur.

Verfeinerte Remington 700-Technik bei Christensen Arms

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Beide Gewehre sind mit einem hervorragenden Triggertech-Matchabzug bestückt. Die Abzugseinheit ist von 1.100 bis 2.200 Gramm sehr leicht und bequem justierbar. Ab Werk waren beide Gewehre auf ein fast identisches Abzugsgewicht von 1.360 beziehungsweise 1.380 Gramm eingestellt, was wiederum von Qualität zeugt.

Beide Gewehre bauen auf einem System nach Remington 700-Baumuster auf und besitzen einen Zylinderverschluss mit zwei Verriegelungswarzen, die im vorderen Systemhülsenteil verriegeln. Der Verschluss mit einem Auszieher nach M16/AR-15-Vorbild ist spiralförmig kanneliert und der Kammerstängel skelettiert, was zum attraktiven Erscheinungsbild dieser Edelgewehre beiträgt. 

Auf der Systemhülse mit vergrößertem Auswurffenster wurde bei der Mesa Long Range eine Montageschiene ohne Vorneigung aufgeschraubt. Aufgrund der Remington 700-Verwandtschaft können aber auch andere Montageschienen ganz nach Belieben angebracht werden. Bei der BA Tactical hingegen ist die Montageschiene mit 20-MOA-Vorneigung ein integraler Bestandteil der Systemhülse aus 416T Stainless Steel. 

Bei beiden Gewehren wird das System mit eingeschraubtem Lauf punktuell auf Säulen gebettet. Die Säulen bestehen aber nicht aus Leichtmetall, sondern aus einer 64%-Eisen-36%-Nickel-Legierung namens "Invar" (Werkstoffnummer 1.3912) mit einem sehr geringen Wärmeausdehnungskoeffizienten. So sollen bei heißgeschossener Waffe Materialveränderungen und somit Treffpunktlageveränderungen eliminiert werden. Bei der runden Systemhülse werden die Rückstoß- und Torsionskräfte nur durch das Rückstoßgegenlager übertragen. werden. 

Als wir in der Werkstatt zur Demontage und genaueren Examinierung bei beiden Gewehren die Systemschrauben entfernten, fielen die Systeme nicht direkt aus dem Schaft. Sie mussten sehr vorsichtig nach oben herausgezogen werden, denn der Bereich um das Rückstoßgegenlager war absolut sauber und toleranzarm eingegossen, wodurch eine perfekte Verbindung zwischen Systemhülse und Schaft entstanden ist.

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Futterstelle: Schaftmagazin mit Klappdeckel für vier Patronen der Mesa Long Range und Kastenmagazin für zehn Patronen der BA Tactical. 
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Der Magazinauslöser sitzt vor dem Abzugsbügel und ist großzügig dimensioniert.

Christensen Arms Repetierer: Justierbare Kunststoffschäfte

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Unterschiedliche Hinterschaftkonturen der Mesa Long Range (oben) und BA Tactical.

Die Synthetikschäfte aus Karbonfaser-Verbundstoff mit schwarzem Grundton und grauem Spinnennetz, beide mit höhenverstellbaren Wangenauflagen ausgestattet, unterscheiden sich ebenfalls in ihrer Formgebung. So ist der Schaft der Mesa Long Range als jagdlicher Allroundschaft ausgelegt, während der Schaft der BA Tactical weitaus sportlicher daherkommt

Der geradlinige Hinterschaft bietet durch die Aussparung an der Unterseite Platz für die Unterstützungshand und der breite Vorderschaft mit planer Unterseite ist ideal für das aufgelegte Schießen. Er ist direkt ab Werk mit einer Montageschiene für die Anbringung von Zusatzausrüstung (Zweibein) ausgestattet. Während die Mesa Long Range mit klassischen Riemenbügelösen versehen ist, besitzt die BA Tactical an mehreren Positionen Buchsen für Schnellwechsel-Riemenbügel (QD: Quick Detachable). 

Leider standen uns keine Zwischenlagen des Herstellers zur Verfügung, um den Schaft der BA Tactical in Länge und Höhe sowie der Mesa Long Range in der Höhe besser anzupassen. Doch aufgrund der geraden Trennflächen konnten wir uns auch mit Unterlegscheiben behelfen. Wir benötigten bei beiden Schäften einige Unterlegscheiben, um ein optimales Resultat zu erreichen. Die eingesetzten Schrauben des Herstellers sind lang genug, um selbst extreme Höhen- und Längenveränderungen zu realisieren. Mit dieser Methode kann man die Gewehre sehr genau an individuelle Präferenzen anpassen.

Christensen Arms Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor & BA Tactical in .308 Winchester Repetierbüchsen im Test
Die BA Tactical kam ab Werk mit einer montierten Schiene an der Vorderschaftunterseite für die Anbringung eines Zweibeins. 
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Wir montierten eine ähnliche Rail am Vorderschaft der Mesa Long Range, um auch hier mit einem identischen Zweibein arbeiten zu können.

Auf dem Schießstand mit den Christensen Arms Repetierbüchsen

Mit den mit Sightron-Zielfernrohren ausgerüsteten Christensen Arms-Gewehren zogen wir auf den 100-Meter-Schießstand, um die Präzision mit drei Fabrikmunitionssorten und vier Handladungen in 6,5 Creedmoor sowie vier Fabrik- und vier Handlaborierungen in .308 Winchester zu überprüfen. Der Hersteller gibt eine vorsichtig formulierte Präzisionsgarantie von etwa 30 Millimeter bei drei Schuss auf 100 Meter. Es war vorauszusehen, dass wir angesichts des hohen Verarbeitungsniveaus diese Garantie auch bei Fünf-Schuss-Serien unterschreiten würden. So maß das Bestschussbild der sehr angenehm zu schießenden Mesa Long Range in 6,5 mm Creedmoor gerade einmal 9 Millimeter, erzielt mit der Hornady 140 Grains BTHP American Gunner. 

Mit der BA Tactical in .308 Win. gelangen uns zwei Topstreukreise von 10 Millimeter, realisiert mit der Sellier & Bellot-Fabrikmunition mit 168 Grains Sierra HPBT-Geschoss sowie unserer Handlaborierung, bestehend aus 42,0 Grains Lovex D07.6 und 167 Grains Lapua Scenar-Projektil.

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Perfektion im Detail: Der absolut nahtlose Übergang von Lauf und Mündungsbremse. Die Bremse sitzt auf einem 5/8x24 UNEF-Gewinde und kann abgeschraubt werden.
Christensen Arms Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor & BA Tactical in .308 Winchester Repetierbüchsen im Test
Auf der Oberseite des Kompensators der BA Tactical sitzen vier Stiftschrauben in den Gasentlastungsbohrungen, die je nach herausgenommener Anzahl das Schussverhalten (Mündungsauslenkung) beeinflussen sollen.

Technische Daten der Christensen Arms-Gewehre

Modell:
Mesa Long Range 6,5 Creedmoor
BA Tactical .308 Win.
System:
Zylinderverschluss mit zwei Verriegelungswarzen, die vorne in der Systemhülse verriegeln
Zylinderverschluss mit zwei Verriegelungswarzen, die vorne in der Systemhülse verriegeln
Lauf:
610 mm langer, freischwingender Matchlauf mit 1-8“ Drall, 5/8x24 UNEF Mündungsgewinde und Mündungsbremse610 mm langer, freischwingender Matchlauf mit stählerner Laufseele und Karbonmantel, 1-10“ Drall, 5/8x24 UNEF Mündungsgewinde und Mündungsbremse
Schaft:
Karbonfaser-Verbundmaterial, mit Distanzstücken in der Höhe justierbare Wangenauflage, Riemenbügelösen für GewehrriemenKarbonfaser-Verbundmaterial, mit Distanzstücken in der Höhe justierbare Wangenauflage und Hinterschaftlänge, Montageschiene an Vorderschaft-Unterseite, QD-Buchsen für Gewehrriemen
Magazin:
Schaftmagazin mit Kapazität für 4 Patronen
AICS-kompatibles Kastenmagazin mit Kapazität für 10 Patronen
Abzug:
Triggertech-Matchabzug, eingestellt auf 1.380 GrammTriggertech-Matchabzug, eingestellt auf 1.360 Gramm
Sicherung:
2 Stufensicherung auf dem Kolbenhals die direkt auf den Abzug wirkt.
2 Stufensicherung auf dem Kolbenhals die direkt auf den Abzug wirkt.
Länge:
118 Zentimeter
115 Zentimeter
Gewicht:
4,5 Kilogramm
3,8 Kilogramm
Preis:
2.485,- Euro3.980,- Euro
Christensen Arms Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor & BA Tactical in .308 Winchester Repetierbüchsen im Test
Tier One Brückenmontage und Sightron 8-32x56 SIII Long Range Target Zielfernrohr auf der BA Tactical in .308 Winchester.
Christensen Arms Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor & BA Tactical in .308 Winchester Repetierbüchsen im Test
Tier One Montageschiene, Nightforce Ultralight Medium-Montageringen und Sightron-Zielfernrohr 4-20x50 auf der Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor.

Fazit: Christensen Arms Mesa Long Range in 6,5 Creedmoor und BA Tactical in .308 Winchester

Christensen Arms offeriert ein sehr breites Portfolio an unterschiedlichen Repetiergewehren, deren gemeinsame Nenner hohe Verarbeitungsqualität, Topausstattung sowie hervorragende Funktion und Präzision sind. Ob man sich dabei für ein Gewehr in Leichtbauweise mit Karbonmantellauf oder für eine klassischere Alternative mit konventionellem Stahllauf entscheidet, ist eine Frage der persönlichen Präferenzen. Angesichts der Leistungsfähigkeit geben die Preise von 2.485,- Euro für die Mesa Long Range respektive 3.980,- Euro für die BA Tactical unserer Meinung nach in Ordnung


Weitere Informationen zu den Long-Range-Repetierern finden Sie auf der Herstellerseite www.christensenarms.com.

Dieser Test erschien zuerst in der caliber 2/2020. Das Heft kann im VS Medien-Onlineshop erworben werden. Es ist auch als e-Paper verfügbar. In beiden Ausgaben finden Sie auch Tabellen mit den Schießergebnissen der beiden Long-Range-Büchsen im Detail.