Seit 1973 öfters verkauft und umgezogen, produziert Bushmaster heute in Huntsville im Bundesstaat Alabama. An Waffen Interessierte kennen Bushmaster vor allem für ihr reiches AR-15-Sortiment. Aber das ist nur ein Ast vom Stamm des Unternehmens-Portfolios, da sprießen quasi auch spezielle Repetierbüchsen. Darunter das BA 50 im Hammerkaliber .50 BMG, importiert durch Helmut Hofmann und nun im all4shooters-Test.
Schaft und Chassis des Bushmaster im Kaliber .50 BMG
Inspiriert vom langen AR-15-Bau, konzipierte das Bushmaster-Team die BA 50 in der Grundstruktur ähnlich. Folglich
sieht das Ergebnis bei flüchtigem Blick aus, als habe man ein AR-15 mit Anabolika gemästet:
Satte
13 kg schwer,
bei ausgezogener Schulterstütze fast 1,5 m lang, dazu ein Lauf von stolzen 770 mm.
Im Übrigen besteht die Bushmaster im Wesentlichen aus Upper (Lauf und System) und Lower (Griffstück und Hinterschaft). Die Handgriffe zum Zerlegen entsprechen dem vom AR-15 Gewohnten: Haltebolzen hinter der Abzugseinheit nach rechts aus dem Gehäuse drücken, dann Lauf samt System über den vorderen Haltebolzen abklappen. Schiebt man den vorderen Haltebolzen direkt vor dem Magazinschacht ebenfalls nach rechts heraus, kann man Upper und Lower voneinander trennen.
Für den Lower nutzt Bushmaster T6-6061-Aluminium, harteloxiert und mit einer schwarzen Oberflächenbeschichtung nach Mil-Spec-Vorgabe versehen. Der bullige Magazinschacht trägt das markante Unternehmenslogo, die Schlange mit dem stilisierten Emblem eines AR-15. Die beiden mitgelieferten Stahlblechmagazine fassen je 10 Patronen, die wiederum jeweils eine maximale Länge von 140 mm haben dürfen. Der Magazinknopf sitzt in Reichweite des rechten Zeigefingers.
Dank der AR-15-Schnittstelle lässt sich jeder beliebige Pistolengriff verwenden.
Bushmaster setzt werkseitig auf einen schwarzen Pistolengriff von Ergo de Luxe. Das Modell Tactical Deluxe hat eine gummierte Oberfläche, fasst sich angenehm an und sorgt für sicheren Halt.
Auch beim Hinterschaft passt jede x-beliebige AR-Version.
Der bei der BA 50 verbaute, weithin bekannte
Magpul
PRS-Schaft
aus der inzwischen 3. Fertigungsgeneration bietet
reichlich Einstellmöglichkeiten.
Die Wangenauflage lässt sich werkzeuglos via Stellrad um 20 mm in der Höhe verstellen. Die fast 25 mm starke Gummischaftkappe kann zum einen per Rad um 36 mm in der Länge justiert, zum anderen kann durch Lösen der zwei hinteren Inbusschrauben die Schaftkappe um 38 mm in der Höhe angepasst werden.
Rechts finden sich 2 QD-Schnittstellen für Riemenbügel, eine bereits mit starrem, eng anliegenden Bügel. An der knapp 80 mm langen M-LOK-Schiene unten am Hinterschaft kann man Monopod oder Picatinny Rail befestigen.
Das Systemgehäuse besteht wie der Lower aus T6-6061-Aluminium mit gleichem Finish. Das Besondere: Der Kammerstengel sitzt links, das Hülsenauswurffenster aber rechts. Somit lässt sich die Waffe auch von Linkshändern gut bedienen. Ob so der Kompromiss für Rechtshänder zu groß wird, gilt es später im scharfen Test zu ermitteln. Der ventilierte Handschutz reicht etwa zur Hälfte über den Lauf und spart durch die Alu-Konstruktion etwas Gewicht. Hier ist die Oberfläche nur schwarz eloxiert. Unten vorn befindet sich die Aufnahme für das mitgelieferte Zweibein. Es besteht aus 2 etwa 200 mm langen und in beide Richtungen klappbaren Beinchen. "Beinchen" deshalb, weil sie mit einem Durchmesser von nur knapp 13 mm etwas zart wirken. Da es sich aber um massiven Stahl handelt, trägt der das Waffengewicht problemlos, sieht nur arg zierlich aus. Auf Systemgehäuse und Handschutz befindet sich je eine Montageschiene nach MIL-STD 1913, also eine Picatinny Rail. Diejenige auf dem Systemgehäuse misst 331 mm, das – auffällig hoch bauende – Exemplar auf dem Handschutz 356 mm. Sie sitzen 55 mm voneinander entfernt und kommen jeweils ohne Vorneigung.
Der gewaltige .50 BMG-Lauf:
Herzstück der Bushmaster ist ihr 30 Zoll langer Lothar-Walther-Lauf: freischwingend gelagert, außen magnesiumphosphatiert und konisch im Verlauf – an der Mündung etwa 31 mm, zur Wurzel hin gut 42 mm. Vorn prangt die 2-Kammer-Mündungsbremse AAC Cyclops der US-Firma Advanced Armament Corporation (AAC). Ihre 2 abgewinkelten Prallflächen leiten den Gasdruck nach schräg hinten um. Zudem hat sie ein Gewinde zum Anschluss eines AAC Cyclops Silencers, eines Schalldämpfers, der mit über 2.200 g Gewicht und gut 400 mm Länge quasi zur Monsterklasse zählt.
Verschluss und System der Long-Range-Büchse von Bushmaster
Die bei der .50 BMG abzuleitende enorme Energie übernimmt der mit 2 sehr stabilen Warzen ausgerüstete Verschluss. Um die Kammer ins Freie zu bekommen, muss man von ihr erst den Kammerstengel abschrauben. Dann kann man den Verschlussträger nach hinten aus dem Upper ziehen. Der Verschlusskopf selbst ist fest im Verschlussträger montiert. Er gleitet im Wesentlichen auf 3 kugelgelagerten Rollen durchs Gehäuse, was das Repetieren sehr angenehm macht. Ein massiver Auswerferpin sorgt für sicheren Hülsenauswurf. Zum Reinigen lässt sich die Verschlusseinheit zerlegen, das erfordert aber wieder etwas Werkzeug. Es müssen ein Haltebolzen durchgeschoben und die Rollen abgeschraubt werden. Dann kann man Verschlusskopf und Schlagbolzen samt Feder entnehmen.
Abzug der BA 50
Auch dieses Element gleicht sehr einem AR-Abzug. Was fehlt, ist der Unterbrecher. Logisch: Diese Waffe arbeitet ja als manuell zu betätigender Repetierer, nicht als Halbautomat, da ist kein Unterbrecher vonnöten. Wuchtig und massiv ausgeführt, braucht der Hammer seine große Masse, um das mächtige Zündhütchen der .50 BMG sicher auszulösen. In Sachen Auslöseablauf handelte es sich um einen direkt arbeitenden Single Stage Trigger mit sehr hohem Abzugsgewicht von fast 4.000 g. Wer das reduzieren möchte, sollte zu einem Büchsenmacher gehen. Auf dem Zubehörmarkt fand sich jedenfalls kein passendes Austauschelement.
Alle Details zur Repetierbüchse BA 50 von Bushmaster im Überblick
Modell:
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Bushmaster Firearms International BA 50
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Preis:
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7.399,- Euro
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Kaliber:
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.50 BMG
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Kapazität:
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10 + 1 Patronen
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Länge:
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1.450 / 1.486 mm (Schulterstütze ein-/ausgeschoben; jeweils mit Bremse)
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Lauflänge:
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770 mm (ohne Feuerdämpfer)
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Dralllänge:
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Rechtsdrall, 1:15 Zoll (1:381 mm)
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Abzugsgewicht
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3.920 g / 38,5 N
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Leergewicht:
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13.090 g
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Links-/Rechtsausführung:
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Ja
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Ausstattung:
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Repetierbüchse mit Zylinderverschluss, freischwingender Lothar-Walther-Lauf mit Zwei-Kammer- Mündungsbremse, Hinterschaft mit höhenverstellbarer Wangenauflage und längenverstellbarer Schulterstütze, Picatinny-Schiene für Monopod, Zweibein, zwei Magazine und Koffer des Typs Peli Storm Case im Lieferumfang.
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Optik − Das Zielfernrohr von
Schmidt & Bender
Zum Test der BA 50 stellte Schmidt & Bender die Optik. Ein 5-20x50 PM II Ultra Short mit P4FLAbsehen sollte es werden. Erst skeptisch, was das Größenverhältnis zwischen der brachialen BA 50 und dem kleinen Glas angeht, waren die Tester überrascht. Optisch fügte sich das ZF elegant ins Waffengesamtbild ein. Und bedenkt man, dass gerade beim Militär oft mit Nachtsichtvorsätzen und Co. geschossen wird, passt das Zielfernrohr wie die Faust aufs Auge. Das von der Bundeswehr her bekannte Absehen P4FL liegt in der 1. Bildebene und ist zudem beleuchtet. Fürs Long-Range-Schießen ist es prädestiniert, da sich mit den Haltemarken eine schnelle Seiten- und Höhenkorrektur vornehmen lässt. Auch wenn das Glas kleiner ist als das Ur-PM II, steht es ihm in Bildqualität und Einstellbarkeit nicht nach. Im Gegenteil, das Bild ist auch bei Dämmerung oder diesigem Wetter sehr hell, die Parallaxe lässt sich vom Nahbereich bis zu den getesteten 1.000 m sehr gut einstellen. Das PM II Ultra Short hat die Prüfung schon mal bestanden. Die Tester sind begeistert und können eine Kaufempfehlung aussprechen. Freilich muss man sich bei einem Preis von 3.170,- Euro sicher überlegen, ob einem das den Spaßfaktor wert ist, den das Glas garantiert mitbringt.
Auf dem Schießstand: Der Test bis 1.000 m
Beim Kaliber .50 BMG überlegten die Tester nicht lange: Die Bushmaster musste auch auf der 1.000-m-Bahn zeigen, was sie kann. Um den Test zu komplettieren, ging es erst ins "Prüflabor", sprich: wieder einmal auf den Schießstand Rosenberg 1 im Erzgebirge. Hier, im Stollen der Anlage, montierten die Tester das Zielfernrohr und richteten es ein. Dabei fiel auf, dass der Kammerstengel links mit den Muttern der ERATAC-Montage kollidierte: Also vorsichtig repetieren, um der Waffe keine unnötigen Blessuren zu verpassen. Nutzt man eine Montage ohne Vorneigung, kann man sie umdrehen, so dass die Muttern nach rechts kommen. Sonst muss man sich nach einer passenden Montage umschauen. Ans linksseitige Repetieren müssen Rechtshänder sich gewöhnen. Es ist aber insofern praktisch, weil die rechte Hand die leere Hülse fangen kann. Nachdem die Tester das Gewehr mit einigen Schüssen auf 100 m angeschossen hatten, reinigten sie es nochmals gründlich. Danach begannen die Prüfungen auf 100, 300 und 500 m Distanz. Wer schon mit Waffen in .50 BMG geschossen hat, kennt den enormen Druck, der im Feuer entsteht. Um ein Vielfaches intensiver ist dieses Gefühl untertage in einem Stollen, wo der Druck nur begrenzten Raum zum Entweichen hat. Trotzdem ließ sich die BA 50 sehr angenehm schießen. Zum Ermitteln der Streukreise verzichteten die Schützen aber auf das Zweibein und platzierten die Bushmaster auf einer zweiteiligen Benchrest-Auflage. Insgesamt standen vier Laborierungen zur Verfügung, davon drei Handladungen, die sicher noch Potential aufweisen. Trotzdem erzielte das 725-Grains-Geschoss der Firma Reimer Johannsen in Kombination mit dem Schweizer Pulver RS80 auf den – in diesem Kontext kurzen – Distanzen bis 500 m sehr gute Streukreise. Auch das 750 Grains schwere A-Max-Geschoss von Hornady überzeugte. Einen Tag später verlegten die Tester zu einer Militärschießbahn im Norden. Hier nahmen sie mit den in Marienberg gewonnenen ballistischen Daten die Einstellungen für die 1.000-m-Distanz vor, dann begann der Long-Range-Test. Das Solo von Silver Mountain Targets (SMT) als elektronische Trefferanzeige übertrug die Ergebnisse nach hinten. Dank etwas Glück beim Wetter ließen sich die vier Laborierungen zügig durchschießen. Hier lag das A-Max vorn, dicht gefolgt von der Sax-Fabrikpatrone mit ihrem 600 Grains schweren Messinggeschoss.
Unterm Strich: So schlug sich die BA 50 von Bushmaster
Im Vergleich zu anderen .50-BMG-Büchsen macht die Bushmaster BA 50 einen deutlich bulligeren Eindruck. Allein das Gewicht zeigt, dass hier massiv gearbeitet wurde. Der ausgereifte Magpul-PRS-Hinterschaft und das Zweibein passen zwar von der Größe her nicht so recht ins Gesamtbild, funktionieren hier jedoch tadellos. Der Preis von knapp unter 7.400,- Euro ist bestimmt nicht niedrig, aber für ein .50-BMG-Präzisionsscharfschützengewehr der vorliegenden Klasse absolut angemessen.
Mit dem
Barrett M95
haben wir bei all4shooters.com bereits eine weitere 50er Büchse getestet. Von diesem Hersteller haben wir auch eine weitere Büchse getestet − wenn auch in kleinerem Kaliber −
die Barrett MRAD in .338 Lapua Magnum.
Wo kann Long-Range betrieben werden? Zum Beispiel
bei einem PLR-Wettkampf in Dänemark!