Ischmasch ist Russlands bekanntester Name unter den Schusswaffenherstellern, sowohl im militärischen wie im zivilen Bereich. Auf den internationalen Märkten steht das Unternehmen nicht so gut da, Absatz und Umsatz waren in den vergangenen Jahren etwas dürr. Deshalb war die Geschäftsleitung von Ischmasch dazu gezwungen, die Zahlungsunfähigkeit zu verkünden. Die Geschäfte werden von einem Treuhänder geführt.
Die Gründe sind simpel: Mit dem Ende des Kalten Krieges kommen nun viele der ehemaligen Bundesgenossen Russlands billiger an fortschrittlichere Waffen und Ausrüstung heran. Die kommen aus den USA, Westeuropa oder sonst woher aus dem ehemaligen "nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet" (NSW). Auch kommen die ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten nun an die Techniken heran, mit denen sie solche Waffen im eigenen Land herstellen können. Auch wenn viele Staaten, Einheiten, Gruppen usw. noch Kalaschnikow-Sturmgewehre verwenden, können sie die selbst herstellen oder außerhalb Russlands kaufen.
Diese Waffen waren aber das Flaggschiff der Ischmasch-Produktpalette. Die Ausfuhr ziviler Abkömmlinge ging stark zurück; auch wenn die Saiga-Flinten und -Büchsen ein wenig Abhilfe schafften, verlassen sich doch die Sportschützen weltweit auf Konkurrenzmodelle, wenn es darum geht, mit einem echt aussehenden "Kalaschnikow-Klon" zu schießen. Die meisten Ischmasch-Selbstladebüchsen für den zivilen Markt basieren zwar auf der Kalaschnikow mit ihrem langen, fixen Gasgestänge, sind aber äußerlich stark jagdlich verwässert. Die "militärisch" aussehenden werden derweil nur in geringen Mengen ausgeführt und hauptsächlich auf dem russischen Binnenmarkt verkauft.
Ischmasch versucht nun etwas aggressiver, wieder auf den internationalen Märkten für sportlich genutzte Waffen Fuß zu fassen. Das neue Modell mit dem Namen "Saiga" Mk.107 war erstmals auf der IWA 2013 in Nürnberg zu sehen. Es basiert auf dem Kalaschnikow-System und hat trotz seines zivilen Charakters das militärische Äußere des Vorbildes beibehalten. Die Waffe stammt von den Sturmgewehren AK-107 und AK-108 ab. Die tragen zwar noch das AK-Kürzel im Namen, das an Michail Timofejewitsch Kalaschnikow erinnert. Den Antrieb besorgt aber jetzt das BORS ("Balanced-Operation Recoil System"), das Juri Alexandrow entwickelt hat und das mit zwei Pistons arbeitet. Das BORS-System entspricht im Grunde dem Kalaschnikow-System mit der Gasstange, die fest am Verschlussträger angebaut ist. Es hat aber zwei Stangen, die nebeneinader über dem Lauf liegen. Wenn die Waffe abgefeuert wird, laufen die beiden Stangen in entgegengesetze Richtungen. Die eine geht zurück und treibt den Verschlussträger zum Entriegeln an. Die andere bewegt sich gleichzeitig nach vorne. Ihre Bewegung gleicht die Summer der bewegten Massen aus.
Es ist leicht verständlich, dass das eine starke Verminderung des gefühlten Rückstoßes und des Steigens der Mündung bewirkt. Ein Sturmgewehr mit Dauerfeuereinrichtung ist so wesentlich leichter zu beherrschen. Bei einer zivilen Selbstladebüchse ohne diese Einrichtung - und das ist die "Saiga" Mk.107 - bewirkt das System eine ähnliche "Beruhigung", was bei schnelleren Schussfolgen bemerkbar sein dürfte. Wer an "3-Gun"-Wettbewerben teilnimmt, wird das zu schätzen wissen - ebenso das nichtjagdliche Äußere der Waffe.
Die "Saiga" Mk.107 enthält einige weitere Verbesserungen, wenn man sie mit den zivilen Abkömmlingen des Automat Kalaschnikow (AK) vergleicht. Augefällig ist, dass sie nicht die offene AK-Visierung, sondern eine Picatinny-Schiene obenauf hat. Dort kann man Zieloptiken oder auch eine offene Visierung anbringen. Der Handschutz aus schwarzem Kunststoff hat außerdem unten eine weitere, kurze Picatinny-Schiene. Die "Saiga" Mk.107 hat auch einen verbesserten Magazinschacht, der das Nachladen vereinfacht. Auch der Pistolengriff ist ergonomisch geformt. Den Hinterschaft kann man wie beim US-amerikanischen M-4 mit vier Positionen in der Länge einstellen. Er kommt von CAA (Command Arms Accessories) Tactical in Israel.
Die "Saiga"-Selbstladebüchse Mk.107 wird es in drei Kalibern geben: 7,62 mmx39, 5,45 mmx39 und .223 Rem.. Bei allen dreien sind die Magazine AK-spezifisch. International erhältlich wird die Waffe wohl Ende 2013 / Anfang 2014 sein. Wann der Verkauf beginnen soll, ist noch nicht heraus. Auch hat der Hersteller noch keinen Verkaufspreis genannt. Ischmasch hat aber angekündig, dass der Preis in diesem Marktsegment "konkurrenzfähig" sein soll.