Das Mehrlader-Repetiergewehr basiert auf einem Zylinderverschlusssystem, welches sich bereits bei der älteren Ruger American Rifle bewährt hat. Auf dem Systemgehäuse ist eine Montageschiene mit 20 MOA-Vorneigung verschraubt, die im Gegensatz zu einer gefrästen Zielfernrohr-Schiene austauschbar und somit um einiges flexibler ist. Ein patentiertes Ausstattungsmerkmal der RPR ist der schnittig designte Magazinschacht, welcher M14 (AICS) und Magazine im AR-10-Stil aufnehmen kann. Standardmäßig wird das Gewehr mit zwei Magpul PMag-Magazinen mit einer Kapazität für zehn Patronen ausgeliefert.
Im Griffstück sitzt die “Ruger Marksman Adjustable Trigger“-Abzugseinheit, die in einem Bereich von etwa 1.000 bis 2.270 Gramm Abzugsgewicht justiert werden kann. Clever: Der passende Inbusschlüssel befindet sich in der Kunststoffhülse am Heck der Verschlusskammer, die wiederum auch als Werkzeug bei der Demontage des Verschlusses dient.
Individuell anpassbare Schulterstütze der Ruger Precision Rifle
Die Ruger ist mit einer MSR-Schulterstütze ausgerüstet, die nach Betätigung eines Druckknopfes nach links eingeklappt werden kann. Die Stütze ist durchdacht aufgebaut und weist alle Verstellungsmechanismen auf, die für eine individuelle Feinanpassung an den Schützen nötig sind. So ist die Länge der Schulterstütze ebenso wie die Höhen- und Längenposition der modernen, kurzen Wangenauflage variabel. Mehrere Kontaktpunkte für Schnellverschluss-Riemenbügel runden die komplett ausgestattete, klappbare Schulterstütze gelungen ab.
Ruger Precision Rifle: Schnell ausbaubarer Lauf mit top Leistung
Der freischwingende, kaltgehämmerte Medium-Kontur-Lauf verspricht maximale Verschleißfestigkeit und Lebensdauer. Gerade im Long Range-Einsatz mit rasanten “Full House“-Laborierungen und schweren VLD-Projektilen ist dies ein entscheidender Vorteil. Dieser Effekt wird durch das 5R-Zug/Feld-Innenprofil des Laufes, das in vergangenen Tests immer Topschussleistungen erbracht hat, noch unterstützt.
Der Lauf kann von einem kompetenten Büchsenmacher übrigens simpel und schnell ausgetauscht werden. Somit ist das RPR eine gute Ausgangsbasis für weitere Tuningmaßnahmen, bei dem beispielsweise auch ein neuer Matchlauf der üblichen Verdächtigen eingebaut werden könnte. Zusätzlich bietet der verbaute Samson Evolution Keymod-Handschutz aufgrund seiner Länge nicht nur viel Platz für die Montage von Zubehör, sondern auch einen sehr stabilen Anschlag.
An dieser Stelle montieren wir, wie so oft in vergangenen Tests, das ultrastabile Fortmeier-Zweibein.
Die Praxis mit 6,5 mm Creedmoor und .308 Winchester
Im Vergleich zu fast doppelt so schweren Scharfschützengewehren und Kalibern wie .300 Winchester Magnum, .338 Lapua Magnum oder .408 Cheyenne Tactical
sind die beiden getesteten RPRs in 6,5 mm Creedmoor mit 24“/61 cm-Lauf und .308 Win. mit 20“/51 cm-Lauf mit Gewichten von 4.800 beziehungsweise 4.400 Gramm relative Leichtgewichte. Dies sorgt gerade beim Verschießen von leistungsstarken Long-Range-Patronen auf 500 Meter dafür, dass man etwaige Waffenbewegungen (Rücklaufweg) durch saubere Anschlagtechnik stärker kontrollieren muss, wenn man enge Streukreise realisieren möchte.
Test der Ruger Precision Rifle auf 100 Meter
Unsere beiden Testwaffen zeigten schon in der 100-Meter-Erprobung ihr Potential. Hier wurde das RPR in 6,5 Creedmoor mit 11 Munitionssorten und das RPR in .308 Win. mit 10 Munitionssorten auf Präzision überprüft.
In 6,5 Creedmoore gelangen uns mit unseren Handlaborierungen Topstreukreise unterhalb der 10 mm-Marke. Ein ähnliches Bild zeigte sich im Standardkaliber .308 Winchester: Wir konnten Mini-Streukreise von 8 und 9 mm erzielen, diesmal allerdings mit Fabrikmunition (RWS Target Elite Plus und Remington Match).
Test der Ruger Precision Rifle auf 500 Meter
In der zweiten Erprobung stand uns dankenswerter Weise für rund drei Stunden der 500 Meter-Raum-Schießstand der Firma RUAG Ammotec in Fürth zur Verfügung. Mit dem RPR in 6,5 Creedmoor und Handladung gelang uns eine 4er-Gruppe von 45 mm, wobei die 5er-Wertungsgruppe dann letztendlich doch 70 mm maß. Die RPR in .308 Win. schnitt hier inklusive Ausreißer geringfügig besser ab.
Überhaupt offenbarte zumindest in dieser ersten Bestandsaufnahme tendenziell die .308 Winchester-Ausführung eine etwas bessere Präzision - trotz der kurzen Lauflänge auch auf 500 Meter. Als Faustregel gilt, dass man einen 70 mm-Streukreis auf dieser Distanz wohl als gelungen bezeichnen kann.
all4shooters-Resümee über die Ruger Precision Rifle
Das "Ruger Precision Rifle" (RPR) wird seinem aus den USA vorauseilendem Ruf als praxisnah konzipierter Preisbrecher mit sauberer Weitdistanz-Schussleistung definitiv gerecht. Aufgrund eines Preises von gerade einmal 1.698,- Euro ist es eine echte Empfehlung und jeden Cent wert. Wir bedanken uns bei Heinz Henke für die Bereitstellung eines "Rundum-Sorglos"-Testpaketes mit zwei RPR samt Warne-Montagen, Nightforce-Zielfernrohren und Wiederlade-Equipment (Redding-Matrizen, Norma-Hülsen im Originalkaliber, Berger-Matchgeschosse) sowie bei der Firma RUAG für die Nutzung des 500 Meter-Schießstandes.
Die detaillierte Schussleistungen und weitere Details bezüglich der ebenfalls verwendeten Selbstlader-Munition finden Sie in der caliber-Ausgabe 01/2016.
Hier können Sie die caliber 1/2016 bequem im VS Medien Online-Shop nachbestellen.
Hier finden Sie die digitale Version der caliber 01/2016.
Weitere Beiträge über Produkte von Ruger finden Sie bei all4shooters.com.
Ruger hat zum aktuellen Ruger Precision Rifle einen Sicherheitshinweis herausgegeben: einige Modelle mit bestimmten Seriennummern kommen unter Umständen zu einer ungewollten Schussabgabe. Hier erfahren Sie mehr zum Sicherheitshinweis.