Im Video sehen Sie den Test mit dem Pedersoli Whitworth auf der Schießanlage “Valle Duppo” in Lodrino (Italien).
Das Whitworth trägt den Namen seines Erfinders, des englischen Ingenieurs Joseph Whitworth, der es 1854 entwarf und patentieren ließ.
Die wichtigste Eigenschaft dieses Vorderladers ist der Polygonlauf – ein Konzept, das hier zum ersten Mal in der Geschichte zur Anwendung kam.
Joseph Whitworth wollte die Präzision der Ordonnanzwaffen auf große Distanzen verbessern und bot sein Gewehr der britischen Armee als Ersatz für das Pattern 1853 Enfield an, das im Krimkrieg erhebliche Schwächen bei weiten Schüssen gezeigt hatte.
1857 gelang es Sir Joseph Whitworth, der in der Zwischenzeit die Whitworth Rifle Company gegründet hatte, der britischen Armee die Waffe vorzuführen und dabei die Überlegenheit seines Gewehrs im Kaliber .451 zu demonstrieren, indem er ein Ziel aus der beeindruckenden Entfernung von 2.000 Yards (1.828 m) traf.
Die Inspekteure des Heeres waren beeindruckt von der Leistung der Waffe, verloren aber das Interesse am Whitworth-Gewehr, als sie erfuhren, dass es vier Mal so teuer sein sollte wie das Enfield.
Außerdem begünstigte der Polygonlauf – obwohl er tatsächlich für große Präzision sorgte – Ablagerungen und Ansammlungen von Verbrennungsrückständen, was bei einer Militärwaffe absolut unerwünscht war.
Geschichte des Whitworth-Gewehrs
Whitworth ließ den Mut nicht sinken, sondern wandte sich dem Ausland zu: Einige seiner Gewehre wurden vom französischen Heer gekauft, die meisten aber gingen nach Amerika, wo gerade der Bürgerkrieg tobte. Dort kaufte es die Armee der Konföderierten.
In den Händen der “Whitworth-Scharfschützen” wurde das extrem präzise britische Gewehr zur Legende. Das charakteristische Pfeifen der heransausenden Geschosse mit ihrem sechseckigen Querschnitt verbreitete Angst und Schrecken bei den Nordstaatlern.
Ausgewählte Scharfschützen der Konföderierten benutzten das Whitworth, um die Artilleristen und Offiziere des Gegners zu dezimieren.
Legendär ist der Fall des Nordstaaten-Generals John Sedgwick, der seine Soldaten in der Schlacht bei Spotsylvania beschimpfte, weil sie sich beim Heranpfeifen eines Whitworth-Projektils zu Boden geworfen hatten, und dabei selbst von einem solchen Geschoss in den Kopf getroffen wurde. Angeblich hatten seine letzten Worte gelautet: "Schämt ihr euch nicht? Auf diese Entfernung würden die noch nicht einmal einen Elefanten treffen!”
Eine andere Anekdote über die außergewöhnliche Präzision dieses Gewehrs handelt von Queen Victoria. 1860 eröffnete die britische Königin das erste Treffen der National Rifle Association in Wimbledon, indem sie den ersten Schuss des Wettkampfs aus einem aufgestützen Whitworth abgab. Sie traf die Zielscheibe auf 400 Yards (ca. 366 m) nur 5 mm unterhalb der Mitte.
Das Whitworth-Gewehr von Davide Pedersoli
Davide Pedersoli hat die Herausforderung angenommen, diese außergewöhnliche Waffe nachzubauen. Das italienische Unternehmen bietet das Whitworth mit 36 Zoll (914 mm) langem, kaltgehämmertem Polygonlauf mit sechseckigem Querschnitt an.
Die Gesamtlänge der Waffe beträgt 1.295 mm bei einem Gewicht von 4,3 kg.
Das Gewehr ist serienmäßig mit einem höhenverstellbaren Diopter ausgestattet. Für weite Schüsse ist aber auch ein Pedersoli-Diopter erhältlich.
Sie verschießt besondere Projektile mit sechseckigem Querschnitt; die Gussform dafür wird ebenfalls von Pedersoli verkauft. Die Projektile aus reinem Blei wiegen 550 Grain (36 g) und benötigen spezielle Filzpfropfen, die ebenfalls sechseckig sind.
Das Pedersoli Whitworth wird für etwa 1.700,- Euro erhältlich sein.
Für weitere Informationen besuchen Sie die Webseite von Davide Pedersoli & C.