Test: Pedersoli Sharps-Büchsen Little Betsy, Overbaugh und Quigley

Die Sharps-Büchse war schon immer eine sehr vielseitige Waffe, die sich leicht an verschiedene Kaliber anpassen ließ. Diese Vielseitigkeit wird durch die sehr schlichte Einlaufbauweise erreicht, deren vertikaler Blockverschluss von der Artillerie übernommen wurde: Nachdem man die Patrone von Hand in die Kammer eingesetzt hat, wird der Abzugsbügel hochgeklappt. Dabei nimmt er ein Stahlprisma hinter der Kammer mit, das diese dann verschließt. 

Patronen
Diese Patronen haben wir für unseren Test der drei Pedersoli Sharps verwendet: von links nach rechts .357 Magnum, .45-70 und .45-120.

Nach dem Schießen (der Hahn muss manuell gespannt werden) wird das Prisma über denselben Hebel wieder nach unten bewegt. Dadurch wird der Auszieher betätigt, dieser zieht die Hülse ein paar Millimeter zurück. Niederdruckpatronen fallen bereits aus der Kammer heraus, wenn man die Mündung leicht anhebt.

Deshalb kann dieses Gewehr mit den verschiedensten Kalibern verwendet werden: von frühen Papierpatronen im Kaliber .52 bis hin zu Munition mit Messinghülsen in den Kalibern .40-90, .40-100 "Express", .44-77, .50-70 Government, .50-90 Sharps, .45-70 Government, .45-110 und .45-120 – um nur einige der alten Schätze zu nennen.

In jüngerer Zeit hat die Vielseitigkeit des Sharps weitere Möglichkeiten geschaffen: Das Gewehr lässt sich an eine noch breitere Palette an Kalibern anpassen, darunter auch kleine wie das .22 Long Rifle.

Die Büchse selbst wurde in einer ganzen Reihe von Versionen verkauft, die sich in Lauflänge, Durchmesser, Schaftformen und anderen Einzelheiten unterscheiden.

Pedersoli Sharps im Praxistest

Vor Kurzem hatten wir die Gelegenheit, drei Sharps-Gewehre zu testen. So bekamen wir einen guten Eindruck von den vielen Möglichkeiten dieser Waffe in ihren verschiedenen Ausführungen: erstens die "Little Betsy", eine leicht verkleinerte Version für das Kaliber .357 Magnum. 

Zweitens das Overbaugh im Kaliber .45-70 mit dem leichteren Gehäuse. Es wurde von dem Sharps-Vertriebsleiter und Sportschützen Charles Overbaugh entwickelt, um den Bedürfnissen amerikanischer Scheibenschützen entgegenzukommen. Diese hatten sich über das schwere Gehäuse des Modells 1874 beschwert. Zwang es sie doch zur Verwendung kürzerer Läufe, um dem NRA-Reglement mit seiner Gewichtsbeschränkung für Sportgewehre auf zehn Pfund zu genügen. Das neuere Modell 1874 erlaubte die Verwendung eines 76 cm langen Laufs, der sich für das Scheibenschießen besser eignet.

Und drittens bei uns im Test: das Modell "Q Down Under", benannt nach dem Film "Quigley Down Under".  Das ist ein grandioser Western, der in der Community der Long-Range-Schützen Kultstatus genießt und das Sharps-Gewehr sogar unter Laien bekannt gemacht hat. Diese Variante hat einen beeindruckenden 86 cm langen Oktogonlauf und verschießt Patronen im gewaltigen Kaliber .45-120. Im Film wurde eine etwas leichtere Patrone verwendet, die .45-110. Diese weicht im Grunde aber kaum von der anderen ab.

Pedersoli Sharps Little Betsy – leicht und handlich

Pedersoli Little Betsy
Das Pedersoli Sharps Litte Betsy ist im Kaliber .357 Magnum erhältlich. In historischer Hinsicht ist das Gewehr nicht ganz korrekt. Aber es macht einfach Spaß, damit zu schießen.

Die leichte Variante Little Betsy der Pedersoli Sharps liegt gut in der Hand. Sie ist aber immer noch schwer genug, dass man nicht glaubt, mit einer Spielzeugwaffe zu hantieren. Was den Rückstoß angeht, fühlt man sich fast an ein Luftgewehr erinnert. Dennoch ist der 61 cm lange Lauf für Niederwild ausreichend. Das Kaliber .357 Magnum erzeugt in diesem Gewehr kaum einen Rückstoß. 

Dank der breiten Palette verfügbarer Munition, der Möglichkeit zum einfachen Wiederladen und dem niedrigen Patronenpreis ist diese Waffe ideal für junge Leute geeignet. Oder eben auch für Anfänger, die sich dem Schießsport mit einem Gewehr nähern wollen, das Spaß macht und dabei sehr präzise ist. Der Hersteller macht bei den Läufen der Modelle Little Betsy und Quigley in puncto handwerklicher Sorgfalt keine Kompromisse. 

Das Lochgrinsel auf dem abgebildeten Exemplar ist keineswegs eine Übertreibung. Dank ihrem leichten Gewicht macht es Spaß, mit der Little Betsy frei auf Stahlplatten oder Papierzielscheiben zu schießen. Aufgelegt produziert sie sehr kompakte Trefferbilder, vor allem bei Verwendung des Rückstechers.

Schießtest Little Betsy
Pedersoli Sharps: Das Litte Betsy hat einen 617 mm langen Lauf und eine Gesamtlänge von 1.045 mm. Dabei bringt das Gewehr 3.450 g auf die Waage.

Wenn man das Gewehr nach dem Schießen öffnet, ist die Hülse nur zum Teil ausgezogen und muss von Hand entnommen werden. Das liegt an der schmalen Patronenkammer und an dem hohen Druck, der beim Abfeuern des Kalibers .357 Magnum entsteht. Sollte das Gewehr stark verschmutzt sein, gibt es einen Kniff: Man nimmt den Rand der neuen Patrone zu Hilfe, um die Hülse zu entfernen.


Das Modell Little Betsy der Pedersoli Sharps-Büchsen ist genau die richtige Wahl für Sie, wenn Sie ein präzises Gewehr mit schwachem Rückstoß suchen. Außerdem ermöglich Ihnen die Büchse mit Ihrem Budget möglichst viele Schüsse auf patronengerechte Distanzen, ohne dabei Kompromisse bei der Präzision zu machen. 

Pedersoli Sharps Overbaugh – klassische Präzision

Basküle des Pedersoli Sharps Overbaugh
Das Modell Overbaugh aus der Reihe der Pedersoli Sharps hat einen leichteren Verschluss und kommt gut mit einer Patrone im Kaliber .45-70 klar.

Die nächstgrößere Waffe ist das Modell Overbaugh. Der 76 cm lange Lauf bietet eine lange Visierlinie und sorgt so für mehr Genauigkeit. Die Sharps-Büchse von Pedersoli ist mit dem klassischen Kaliber .45-70 ausgestattet.

Eine einfache Zielvorrichtung mit Kimme und Korn könnte auf einem Gewehr zum Scheibenschießen unangemessen erscheinen. Doch das hervorragende Verhältnis zwischen der Breite des Korns und der Öffnung der Kimme sorgt für ein perfektes Zielbild. Das Lochgrinsel und die zugehörige Lochkimme sind dennoch als Extra erhältlich.

Pedersoli Overbaugh im Schießtest
Das Overbaugh hat einen 760 mm langen Lauf und eine Gesamtlänge von 1.190 mm. Es wiegt 4.150 g.

Das freihändige Schießen ist aufgrund des geringen Gewichts dieses Gewehrs sehr einfach. Wenn man es im Stehen abfeuert, zeigt die Patrone im Kaliber .45-70 alle ihre Vorzüge: Munition aus der guten alten Zeit mit viel Feuerkraft. Dabei erfährt der Schütze einem Rückstoß, den man zwar nicht schwach nennen kann, der aber auch bei langen Sessions immer noch erträglich ist – und das trotz des Kolbens aus Metall und vor allem beim Schießen mit Schwarzpulverladungen.

 

Wenn man in sitzender Position schießt, wird die Schulter allerdings arg strapaziert. Das Overbaugh erweist sich als der härteste Knochen des von uns getesteten Trios der Pedersoli Sharps-Büchsen. Dennoch handelt es sich um ein vielseitiges und präzises Gewehr in einem Kaliber, das einige Vorteile birgt. Das .45-70 ist zwar nicht so günstig wie das .357 Magnum, aber in vielen verschiedenen Ladungen erhältlich und es kann sowohl mit Schwarzpulver als auch mit rauchlosem Pulver leicht wiedergeladen werden.

Pedersoli Sharps Quigley – Nichts für Anfänger!

Pedersoli Q Down Under (Quigley)
Das Q Down Under (Quigley) verschießt Patronen in den Kalibern .45-70, .45-90, .45-110 und .45-120.

Kommen wir schließlich zum Modell Q Down Under: Mit dem 86 cm langen Lauf und einem Gewicht von 6 kg (gegenüber den 3,4 kg der Little Betsy und den 3,8 kg des Overbaugh) ist das freihändige Schießen zwar möglich, aber nicht über lange Dauer. Jedenfalls nicht, wenn es auf die Präzision ankommt. Das Quigley wurde eindeutig für das Schießen von einer Auflage konzipiert. Und so haben wir es auch getestet.

Leider war es nur ein kurzer Test, da wir lediglich sechs Patronen hatten. Diese waren werksseitig mit rauchlosem Pulver nach den CIP-Richtlinien geladen. Somit war es uns nicht möglich das volle ballistische Potenzial der Patrone auszuschöpfen. Eine einzelne Patrone mit Schwarzpulver und einem in Papier eingewickelten Geschoss hatten wir zwar zur Ansicht, aber nicht zum Verschießen.

Derartige Patronen sind nicht mit werksseitiger Ladung erhältlich. Sie können nur in einem aufwändigen Verfahren selbst geladen werden, für das es viel Erfahrung und Kenntnisse braucht. Es gibt keinen Königsweg für die Herstellung von Papierpatronen: Jeder Schütze verwendet einen anderen Papiertyp, eine andere Wickelmethode und ein anderes Schmierfett. In Büchern und im Internet findet man viele Anleitungen. Allerdings muss man dann erst einmal herausfinden, welche davon am besten zum jeweiligen Gewehr passt. Das erfordert viel Zeit, Aufwand und entsprechendes Wissen um zuverlässige Quellen.

Tom Selleck
Tom Selleck in einer Szene aus dem Film "Quigley Down Under" (Quigley der Australier), der das Sharps-Gewehr in der modernen Welt populär machte.

Auch wenn wir nicht viele Patronen abfeuern durften, kann man vorbehaltlos sagen: dieses Gewehr hat einen erstaunlich sanften Rückstoß – schwächer als der des .45-70 Overbaugh (was vielleicht auch am hohen Gewicht liegt). 

Eine Lehre kann man aus diesem Gewehr allemal ziehen: Von dieser Munition geht zwar eine große Faszination aus. Schließlich handelt es sich um eins der leistungsstärksten Vintage-Kaliber, die auf dem Markt zu bekommen sind. Sie ist sogar noch stärker als die von Tom Selleck als Quigley im Film verwendeten Patronen. Aber sie birgt ein Problem: Im Handel ist sie mit Ladung nur schwer zu finden. Das Laden von Hand – wenn man das ballistische Potenzial voll nutzen will – ist alles andere als einfach. Auch im Film muss Quigley weit laufen, um einen Handwerker zu finden, der ihm neue Patronen herstellt, als er seinen Vorrat verschossen hat. 

"Herstellen" ist hier tatsächlich das treffendere Wort als "laden". Jede einzelne Patrone im Kaliber .45-120 stellt neue Herausforderungen an Geduld, Geschicklichkeit und Präzision. Um es auf den Punkt zu bringen: Sie werden viel mehr Zeit mit der Herstellung der Patronen verbringen als damit, sie abzufeuern.

Pedersoli Sharps-Büchsen – unser Fazit

Pedersoli Quigley im Schießtest
Pedersoli Sharps: Das Modell Q Down Under hat einen 864 mm langen Oktogonlauf. Es wiegt 6 kg und sollte daher von der Auflage abgeschossen werden.

Zum Glück gibt es das Modell Q Down Under auch im Kaliber .45-70. Und da wir heutzutage nicht mehr unbedingt auf angreifende Kavallerie in meilenweiter Entfernung feuern müssen, sondern nur noch ein paar Zielscheiben durchlöchern, kann das Kaliber .45-70 eigentlich alles, was das .45-120 auch kann. Abgesehen davon kosten diese kleineren Patronen nur einen Bruchteil der großen und sind im Handel leicht zu finden (ein Vorteil, der nicht unterschätzt werden sollte): Eine 20er-Schachtel Kaliber .45-70 kostet zwischen 30,- und 40,- US-Dollar, während im Kaliber .45-120 schon die leeren Hülsen bei etwa 2,50 US-Dollar pro Stück liegen.

Wenn wir uns für das Scheibenschießen zwischen diesen drei Gewehren entscheiden müssten, dann würden wir das Q Down Under im Kaliber .45-70 nehmen. Wenn man mit Westernschießen liebäugelt oder ein Gewehr für große Distanzen zu einem bezahlbaren Preis sucht, dann ist das Modell Overbaught aber auch sehr verlockend. Die Little Betsy bietet sich für das Plinking auf große Distanz an. 


Erfahren Sie hier bei all4hunters.de mehr über die beiden Pedersoli Sharps Small Game und Little Betsy Replika-Gewehre.


Weitere Informationen zu den Sharps-Büchsen von Pedersoli finden Sie direkt auf der Webseite des italienischen Herstellers.

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