In unserem vorherigen Artikel haben wir die Geschichte der frühen leichten Hinterschaftlader, beginnend mit den Gewehren von Thorneycroft und Godsal aus dem Jahr 1902, bis zu den britischen und amerikanischen Konstruktionen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs beleuchtet. Hier besprechen wir eine zweite Entwicklungsphase der Hinterschaftlader, die vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die frühen 1970er Jahre, kurz vor der offiziellen Einführung der ersten beiden serienmäßig hergestellten Hinterschaftlader, dem österreichischen Steyr AUG und dem französischen FAMAS, reicht.
Wie wir bereits zuvor erwähnt haben, setzten sich britische Ingenieure gegen Ende des Zweiten Weltkriegs vermehrt für die Entwicklung von manuell bedienten, halbautomatischen oder automatischen Hinterschaftladern ein. Es war offensichtlich, dass die britische Armee ein moderneres Gewehr benötigte, das die veralteten Lee-Enfield SMLE Repetierbüchsen mit Zylinderverschluss ersetzen sollte.
Britische Ingenieure begannen also mit der Entwicklung einer neuen, gut durchdachten Mittelpatrone, die in einem Infanteriegewehr auf bis zu 550 Meter und in einem universellen Maschinengewehr auf bis zu 900 Meter effektiv sein sollte. Dabei bliebe sie deutlich leichter und hätte einen geringeren Rückstoß als die vorhandenen Patronen für Ordonnanzgewehre, die von den Alliierten während des Zweiten Weltkriegs verwendet wurden (.303 British, .30-06 Springfield, 7,62 x 54 R).
Dank der neuen 7 x 43 mm Patrone brachte die britische Armee die Entwicklung des neuen Gewehrs wieder auf Touren. Mindestens drei einheimische Teams nahmen an dem Rennen teil, zwei von der Royal Small Arms Factory (unter Führung von Stanley Thorpe und Stefan Kenneth Janson) und eines von einer privaten Büchsenmacherei, dem legendären Unternehmen „Birmingham Small Arms“ BSA Ltd.
Von allen vorgestellten Entwürfen, die gegeneinander antraten, besaß lediglich der BSA-Prototyp eine konventionelle Bauweise. Die anderen beiden Prototypen mit den Namen EM-1 „Cobra“ und EM-2 „Mamba“ waren Hinterschaftlader.
Das Gewehr EM-1, das von Stanley Thorpes Team entwickelt wurde, orientiere sich stark an den deutschen Konstruktionen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs: Es wurden viele gestanzte Stahlelemente verwendet. Außerdem benutzte das Gewehr ein gasbetriebenes System mit Rollenverschluss, das vom Mauser StG 45 Prototyp inspiriert war.
Das EM-2, das von Stefan Jansons Team entwickelt wurde, wurde unter Anwendung eher traditioneller Technologien hergestellt und verfügte über einen gasbetriebenen Klappenverschluss, ähnlich dem, das beim erfolglosen deutschen halbautomatischen Gewehr G41 (W) oder dem bekannten leichten sowjetischen RPD-Maschinengewehr genutzt wurde.
Das EM-2 stellte sich als erfolgreichstes der drei vorgeschlagenen Konstruktionen heraus und wurde im Jahr 1951 sogar offiziell für das britische Militär als „Rifle, Automatic, caliber .280, Number 9 Mark 1“ angenommen. Die Entscheidung wurde jedoch durch Änderungen in der britischen Regierung revidiert, um die Kompatibilität der Kaliber mit den US-Streitkräften und der neu gegründeten NATO zu bewahren.
Später wurde versucht, das EM-2 Gewehr für die neue amerikanische „7,62 mm T65 Leichtgewehr-Munition“ umzubauen, die später als 7,62 x 51 mm NATO eingeführt wurde. Aus unterschiedlichen Gründen war dieser Umbau erfolglos. Etwa 1955 passte die britische Armee das traditionelle belgische FN FAL Gewehr an und produzierte es vor Ort als „7,63 mm L1A1 SLR“ Gewehr.
Erwähnenswert ist außerdem, dass einige der ersten Prototypen des FN FAL Gewehrs auf die britische 7 x 43 mm Mittelpatrone ausgelegt waren, eines davon war ein Hinterschaftlader. Die 7 mm FAL Hinterschaftlader wurden in den frühen 1950er Jahren weltweit umfassend getestet, konnten aber keinen Kunden überzeugen. Aus diesem Grund wurden alle Baureihen dieses äußerst erfolgreichen Gewehrs in traditioneller Bauweise hergestellt.
Während die britischen und belgischen Hinterschaftlader der frühen Nachkriegsjahre weitbekannt sind, ist das Wissen um ähnliche sowjetische Konstruktionen dieser Zeit sehr vage. Sowjetische Entwickler experimentierten bereits vor dem Zweiten Weltkrieg mit Hinterschaftlader-Panzerbüchsen, allerdings wurde keine von ihnen angenommen.
Während der frühen Entwicklungsphase eines Mittelkalibers für leichte Waffen (die 7,62 x 39 mm M43, die als wichtigste Patrone für die AK-47 und AKM Gewehre berühmt wurde) testete die sowjetische Armee jedoch zahlreiche Sturmgewehre in Hinterschaftlader-Bauweise.
Eines der ersten sowjetischen Sturmgewehre als Hinterschaftlader wurde von Sergey Aleksandrovich Korovin in der Tula Arms Plant (TOZ) entwickelt und 1945 für militärische Prüfungen freigegeben. Es wies eine etwas grobe Bauweise mit einem ringförmigen Gaskolben und einem Drehkopfverschluss auf.
Die Gründe für seine Ablehnung sind nicht bekannt, ein oder zwei Jahre später wurde aber ein neuer Hinterschaftlader zur nächsten Testphase zwecks der Einführung einer neuen sowjetischen Ordonnanzwaffe eingereicht. Er wurde diesmal vom talentierten, aber eher erfolglosen Entwickler Gennady Alesandrovich Korobov, einem weiteren TOZ-Mitarbeiter, konstruiert.
Unter dem Namen TKB-408 war das gasbetriebene Gewehr mit Kippverschluss mehr oder weniger auf Augenhöhe mit den britischen Konstruktionen dieser Zeit. Ein auffälliges Merkmal des TKB-408 war der Magazinauslöser, der sich direkt unter dem Pistolengriff befand. Dafür war der Gebrauch besonderer Magazine erforderlich. Wie alle anderen Kandidaten verlor das TKB-408 die Prüfungen gegen das berühmte AK-47 Sturmgewehr, einer traditionellen Konstruktion von Mikhail Timofe'evich Kalashnikov, die offiziell im Jahr 1949 als neues sowjetisches Ordonnanzgewehr übernommen wurde.
In den späten 40er Jahren arbeiteten amerikanische Konstrukteure außerdem an der Entwicklung einer neuen Gewehrgeneration. Es sollten leichte Waffen mit Feuerwahl entstehen, die eine neue, leichtere, aber weiterhin leistungsstarke Munition vom Kaliber .30/7,62 mm abfeuern.
Unter den vielen Testwaffen, deren Namen jeweils ein „T“ und eine Zahl, von T20 bis T48, enthielten, verdient der T31-Prototyp besondere Aufmerksamkeit: Dieses schlanke Gewehr, das etwa 1949 von John Cantius Garand (dem Entwickler des M1 Ordonnanzgewehrs, das von den US-Streitkräften im Zweiten Weltkrieg verwendet wurde) konstruiert wurde, verfügte über ein gasbetriebenes System und einen ringförmigen Gaskolben. Obwohl der Hinterschaftlader Garand T31 kurz getestet wurde, schaffte er es nie über die Prototypphase hinaus.
In den 1950er Jahren wurde in Frankreich weiterhin fleißig an der Entwicklung von Hinterschaftladern gearbeitet: Die lokalen Waffenhersteller wetteiferten bei der Entwicklung eines neuen Automatikgewehrs, mit dem das etwas veraltete MAS-49 Gewehr der französischen Armee ersetzt werden sollte.
Bemerkenswert ist, dass zahlreiche Modelle gleichzeitig in traditioneller Bauweise und als Hinterschaftlader entwickelt wurden.
Die staatlichen Waffenhersteller AME, MAS und Tulle Arms Factory (MAT) stellten jeweils Prototypen von Hinterschaftladern her, offensichtlich hat jedoch keines von ihnen bei der Prüfung überzeugen können. Im Jahr 1956 einigte sich das französische Verteidigungsministerium auf den Einsatz des eher konservativen, traditionellen MAS 49/56.
In den späten 1950er Jahren setzten die Armeen der NATO und des Warschauer Pakts Infanteriegewehre einer (damals) neuen Generation ein: Die NATO-Streitkräfte nutzten unter anderem Standardinfanteriegewehre vom Kaliber 7,62 x 51 mm wie das M14, das FN FAL, das Heckler & Koch G3 und die Beretta BM-59. Bei den Streitkräften des Warschauer Pakts wurden die sowjetischen AK und SKS Modelle zum Standard, diese waren auf die weniger kraftvolle aber trotzdem leistungsstarke 7,62 x 39 mm Patrone ausgelegt. Die Tschechoslowakei verwendete unterdessen das einheimische, aber ebenso erfolgreiche SA Vz. 58 Gewehr, das dieselbe Patrone nutzte.
All diese Waffen verfolgten ein traditionelles Design, die Arbeit an den Hinterschaftladern wurde jedoch fortgesetzt. Der Hauptgrund für die weitere Entwicklung von Hinterschaftladern war der Bedarf an mechanisierten und Luftlandetruppen, die in den begrenzten Räumen von Schützenpanzern oder Helikoptern in das Kriegsgebiet gelangen. Klapp- und Schubschäfte an traditionellen Gewehren boten nur eine Teillösung, während Hinterschaftlader die volle Feuerkraft in einer insgesamt deutlich kürzeren Waffe lieferten.
Trotz der relativ kompakten Größe der sowjetischen Gewehre vom Typ Kalashnikov AK und AKM und ihrer noch kompakteren Versionen mit Klappschaft unter dem Namen AKS und AKMS, arbeiteten viele sowjetische Ingenieure an der Entwicklung von Hinterschaftladern für das Kaliber 7,62 x 39 mm. Einer der beachtlichsten sowjetischen Hinterschaftlader aus den 1960er Jahren war das Versuchsmodell TKB-022, eine weitere Erfindung von Gennady Korobov, das um 1962 konstruiert wurde.
Dieser beeindruckende Prototyp verfügte über einen Kunststoffrahmen, der ein kompaktes Stahlgehäuse umschloss (mehr als zehn Jahre vor dem Steyr AUG), ein Magazin, das in einer extrem rückwärtigen Position montiert war, und nicht zuletzt, ein vorderseitiges Auswurfsystem für Patronenhülsen, das die sichere und leichte Bedienung durch linkshändige wie auch rechtshändige Schützen oder innerhalb der eingeschränkten Bewegungsfreiheit eines Schützenpanzers ermöglichte. Damit eine größtmögliche Lauflänge in einer solch kurzen Waffe behalten werden konnte, setzte Korobov einen vertikal gleitenden Verschluss, ähnlich dem „Keilverschluss“ einiger früherer Einzellader für Metallpatronen, ein.
Das Ausziehen und der Auswurf der verbrauchten Patronenhülsen sowie die Zuführung neuer Patronen wird mithilfe einer mit dem Gaskolben verbundenen U-förmigen Komponente ausgeführt. Damit konnte das Magazin (und die Kammer) so weit hinten wie möglich positioniert werden. Sobald sie die Kammer verließen, wurden verbrauchte Hülsen aus der Lauflinie heraus befördert und durch ein auf die Mündung zulaufendes Auswurfrohr vorgeschoben.
Der Prototyp für das TKB-022 Gewehr hat im Laufe der 1960er Jahre zahlreiche Anpassungen und Versionen durchlebt, die sich bis nach Mitte der 1960er Jahre erstreckten. Die endgültige Variante des TKB-022 wurde für die damalige Testmunition 5,6 x 39 mm entwickelt, die später zur 5,45 x 39 mm M1976 Patrone weiterentwickelt und die neue Standardpatrone für das Ordonnanzgewehr der meisten Armeen des Warschauer Pakts wurde und im AK-74 und seinen Varianten verwendet wurde. Das TKB-022 Gewehr selbst schaffte es nie über die Prototypenphase hinaus.
Das Unternehmen Tula Arms stellte zudem den Hinterschaftlader TKB-011 im Kaliber 7,62 x 39 mm her, der von Nikolay Mikhaylovich Afanasiev konstruiert wurde. Das Gewehr wurde etwa zur selben Zeit wie das TKB-022 entwickelt und nutzte eine ähnliche Konstruktion und ähnliche Materialien, u. a. rotbraune Kunststoffe für das äußere Gehäuse. Das TKB-011 verfügte zudem über ein „sicheres“ Auswurfsystem: Das Auswurffenster befand sich auf der rechten Seite der Waffe und war nach vorne rechts gerichtet.
Wie das Korobov Modell konnte auch das TKB-011 nie die Prototypenphase überwinden. Ein Testmodell ist heute noch im Tula Arms Museum zu finden.
Das Interesse an der damals unorthodoxen Hinterschaftlader-Bauweise schien in den sowjetischen Waffenschmieden für leichte Waffen zum damaligen Zeitpunkt recht weit verbreitet gewesen zu sein. Alexander Konstantinov, ein Ingenieur, der in einer dieser bekannten Waffenschmiede, dem Vladimir A. Degtyaryev Werk mit Hauptsitz in Kovrov, arbeitete, entwarf in den 1960er Jahren mehrere recht ungewöhnliche Hinterschaftlader.
Einer davon, mit der Bezeichnung SA-01, wurde 1963 zur Werksprüfung eingereicht: Das Hauptziel war die Entwicklung eines Gewehrs, das beim vollautomatischen Feuern aus dem Stand bestmöglich zu kontrollieren war. Hierzu wurde das SA-01 als „umgedrehter Hinterschaftlader“ konstruiert, bei dem der Pistolengriff unter dem Gehäuse lag. Diese Bauweise sollte jedoch ein wenig zu radikal erscheinen, da Konstantinov persönlich im Jahr 1965 einen veränderten Prototypen unter dem Namen SA-001 vorstellte, einen „konventionellen Hinterschaftlader“ bei dem der Pistolengriff und der Handgriff unter dem Lauf lagen. Wie die TOZ-Prototypen kamen die Hinterschaftlader von Kovrov nie über die Prototypenphase hinaus.
In den späten 1960er Jahren wurden auch in den Vereinigten Staaten Prototypen für Hinterschaftlader entwickelt. Zu dieser Zeit finanzierte die US-Armee das ambitionierte SPIW-Programm („Special Purpose Individual Weapon“), das ungeachtet des Namens Soldaten mit einer Allzweckwaffe versorgen sollte, die eine Kombination aus einem Flechette-Gewehr und einem mehrschüssigen 40 mm Granatwerfer bot.
Der von Springfield Arsenal entworfene Hinterschaftlader stellte sich im gesamten SPIW-Programm als einer der wichtigsten Bewerber heraus. Die frühen Versionen des Springfield SPIW-Gewehrs waren insbesondere aufgrund ihrer modularen Bauweise interessant. Das gewöhnliche Gehäuse, bestehend aus Lauf, Verschluss und Magazingehäuse, konnte sehr einfach von einem konventionellen Aufbau zu einem Hinterschaftlader und umgekehrt umgebaut werden. Jedoch war schnell klar, dass das SPIW-Gewehr in seinem konventionellen Aufbau zu lang und unausgeglichen ist (zu viel Gewicht vorne, vor allem bei der Ausstattung mit einem unterbauten 40 mm Granatwerfer), sodass spätere Prototypen nur noch als Hinterschaftlader hergestellt wurden.
In der endgültigen Form war das SPIW-Gewehr eine lange und kantige Waffe, die mit einem ungewöhnlichen „Reihenmagazin“ für sechzig Flechette-Patronen ausgestattet war. Aufgrund der unrealistischen Anforderungen des SPIW-Programms und zahlreichen schwerwiegenden Problemen mit der Flechette-Munition, wurde keiner der im Rahmen des Programms entwickelten Prototypen jemals in die Produktion gegeben.
Die letzte Waffe, die unseren Überblick über ein „halbes Jahrhundert der Hinterschaftladertests (1945-1970)“ abrundet, ist ein weiterer amerikanischer Prototyp, der als „Individuelle Mehrzweckwaffe“ (IMP-221) oder GUU-4/P bekannt ist und in den späten sechziger Jahren von Dale Davis im Air Force Armament Laboratory der vereinigten Staaten entwickelt wurde.
Dieser kleine gasbetriebene Hinterschaftlader im Kaliber .221 Fireball war als persönliche Verteidigungswaffe für Luftstreitkräfte gedacht, kam ohne Schulterschaft aus und konnte einhändig abgefeuert werden. Damit die Waffe beidhändig bedienbar war, konnte der Pistolengriff auf beide Seiten geschwenkt werden. Das Magazin wurde in einem Winkel zur vertikalen Ebene platziert, damit der Arm des Schützen Platz hatte.
Colt baute nur wenige Prototypen der IMP-221, da die USAF schnell das Interesse an der Entwicklung verlor. US-Militärpiloten vertrauten weiterhin auf Kurzwaffen als primäre Verteidigungswaffen, so wie es auch heute ist und in naher Zukunft sein wird.
Weitere News zu den Hinterschaftlader-Modellen finden Sie auf all4shooters.com
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