Die "neue Ära der Hinterschaftlader" begann Ende der 1970er Jahre. Zwei wichtige europäische Militärs stellten neue Sturmgewehre im NATO-Kaliber 5,56 x 45 mm in einer Hinterschaftlader-Bauweise offiziell in Dienst: Diese waren das Steyr AUG, das vom österreichischen Heer als "StG 77" übernommen wurde sowie das französische Sturmgewehr FAMAS F1, das von der staatlichen GIAT-Gruppe hergestellt wurde.
Der wesentliche Grund für ihre Einführung war die Konzeption der modernen Infanterie als mechanisierte Streitkraft, die per Schützenpanzer oder Helikopter zum Kampfplatz gelangt. Deshalb spielte eine kompakte Größe bei Infanteriegewehren eine wichtige Rolle, sodass die Hinterschaftlader-Bauweise die logischste Lösung für kürzere Dienstwaffen war, ohne dass dabei die ballistische Leistung verschlechtert würde.
Das britische Militär zog in den 1980er Jahren mit der Einführung eines höchst umstrittenen Leichtwaffensystems mit dem Namen SA-80 nach, das aus dem L85 Sturmgewehr und der leichten L86 Unterstützungswaffe bestand. Beide sind für das NATO-Standardkaliber 5,56 mm ausgelegt.
Die deutsche Bundeswehr versuchte zu diesem Zeitpunkt aus irgendeinem Grund verzweifelt die Einführung der NATO-Standardpatrone zu umgehen. Mit dem Test des G11, ein von Heckler & Koch entwickeltes futuristisches Sturmgewehr in Hinterschaftlader-Bauweise, das für eine hülsenlose Patrone im Kaliber 4,73 x 33 mm ausgearbeitet wurde, zielte sie auf einen "Sprung nach vorne" gegenüber den anderen ab. Das äußerst komplizierte G11 sah sich zahlreichen technischen und politischen Problemen gegenüber, bevor es aufgegeben wurde: Die deutsche Bundeswehr musste aufgrund der Auflösung des Warschauer Pakts und des Endes des Kalten Krieges im Jahr 1991 neu organisiert werden.
In den vergangenen Jahren versuchten mehrere andere Länder, Hinterschaftlader im Kaliber 5,56 mm für die Infanterie zu entwickeln. Dazu gehören Belgien, Kroatien, Israel, China und Singapur. Von diesen Waffen verzeichnen die Gewehre und Karabiner der israelischen "Tavor" TAR-21 Serie bei weitem den größten Erfolg auf dem internationalen Markt. Sie wurden auf der ganzen Welt erfolgreich auf den dienstlichen und gewerblichen Märkten in zahlreichen Ländern außerhalb Israels verkauft. In Israel selbst wurde es von den Streitkräften übernommen.
Von den alleinigen Produktionszahlen ist das chinesische Norinco QBZ-95, das auch "Typ 95" genannt wird, jedoch schwer zu schlagen. Es wurde von der chinesischen Volksbefreiungsarmee in Varianten eines Sturmgewehrs, eines Karabiners, eines Scharfschützengewehrs und einer leichten Unterstützungswaffe, übernommen und in mindestens zwei verschiedenen Generationen weiterentwickelt. Die Waffen basieren alle auf der klassischen Hinterschaftlader-Bauweise.
Eine Exportversion des Waffensystems mit dem Namen QBZ-97 bzw. "Typ 97", das für das NATO-Kaliber 5,56 x 45 mm konzipiert wurde, konnte an zahlreiche südostasiatische Länder und auf Zivilmärkten als halbautomatische Version verkauft werden. Im heutigen Russland wurde das einzigartige Modell ADS ("Dual Medium Amphibious") - ein Hinterschaftlader - in begrenzter Stückzahl an Spezialkräfte der Marine verkauft.
Ein interessanter Aspekt in der Entwicklung der Hinterschaftlader: Im späten 20. Jahrhundert lösten sie eine Art "Grundsatzfrage" für und wider Maschinenpistolen aus. Das Ansehen dieser Waffen hatte in Kreisen von Militäreinheiten und Strafverfolgungsbehörden seit etwas mehr als zehn Jahren immer weiter abgenommen , da kompakte Sturmgewehre favorisiert wurden.
Der Vorreiter der Generation der "Hinterschaftlader-Maschinenpistolen" war das Steyr AUG "Para", eine Masseverschlusswaffe mit kurzem Lauf im Kaliber 9 x 19 mm als Wechselsystem des oben genannten österreichischen Hinterschaftladers. Das erste Modell seiner Art mit kommerziellem Erfolg war das unorthodoxe belgische FN P90, während das chinesische "Typ 05" das neueste Gewehr dieser Waffenfamilie ist.
Trotz der merklichen Unterschiede – die P90 ist eine nach unten auswerfende, aufschießende Feuerwaffe, dessen besonderes Magazin auf dem Kunststoffgehäuse angebracht ist, während das Typ 05 mit einem herkömmlichen Magazin ausgestattet und eine zuschießende Masseverschlusswaffe ist – verfügen die beiden Modelle über einige Gemeinsamkeiten. Insbesondere ist die Verwendung von Magazinen mit hoher Kapazität (jeweils 50 Patronen) und eigene Hochgeschwindigkeitsmunition für Kleinkaliber nennenswert. Hierzu gehören die Kaliber 5,7 x 28 mm FN für die P90 und 5,8 x 21 mm DAP-92 sowie DCV-05 für das chinesische Typ 05. Von letzterem existiert außerdem eine herkömmlichere Variante im Kaliber 9 x 19 mm für 30 Patronen unter dem Namen "JS9" bzw. "CS/LS2". Höchstwahrscheinlich ist das chinesische 5,8 x 21 mm direkt vom belgischen Pendant inspiriert.
Alle oben genannten Waffensysteme wurden von Grund auf neu entwickelt. Wenn überhaupt wurden sie nur leicht von vorher bekannten Bauweisen beeinflusst. Dies beinhaltete eine mehr oder weniger ordnungsgemäße und benutzerfreundliche Platzierung der Hebel, ein angemessenes Gleichgewicht und, noch wichtiger, besondere Aufmerksamkeit für linkshändige Schützen.
Einige der erfolgreichsten Hinterschaftlader – besonders das Steyr AUG, das französische FAMAS und das IWI "Tavor" System – verfügen über technische Vorkehrungen, durch die ein Wechsel des Auswurfs von rechts nach links möglich ist. Dies geschieht normalerweise durch Teilrückbau und Austausch einiger Bauteile, mit denen der Bedarf für linkshändige Schützen angepasst wird. Obwohl diese Lösung in einigen Situationen funktionieren kann, stellt sie sich im Kampfgebiet als äußerst unpraktisch dar. Aus diesem Grund haben schon mehrere Hersteller versucht, das Problem des fehlenden beidseitigen Auswurfs bei Hinterschaftladern auf deutlich radikalere Weise zu lösen, indem sie einzigartige Auswurfsysteme einsetzten.
Die bereits genannte FN P90 Maschinenpistole war der erste serienmäßig hergestellte Hinterschaftlader, der tatsächlich über ein beidhändiges Auswurfsystem verfügte: Die verbrauchten Hülsen fielen durch eine Rinne hinter dem Pistolengriff gerade nach unten. Ermöglicht wurde dies durch die unorthodoxe Platzierung des Magazins, das sich bei der P90 Maschinenpistole typischerweise über dem Lauf befindet und über ein drehbares Zuführungssystem verfügt, mit dem die Patronen einzeln zur Kammer geführt werden. Ansonsten werden sie senkrecht zur Laufachse platziert, um Platz zu sparen und eine höhere Kapazität zu ermöglichen.
Eine solche Lösung wäre für 5,56 x 45 mm NATO-Munition oder andere Standardgewehrmunition unpraktisch. Deshalb verfügen alle modernen Hinterschaftlader weiterhin über ein Zuführungssystem auf der Unterseite.
Tatsächlich gibt es nur zwei moderne Hinterschaftlader, die ein vollkommen beidhändiges Auswurfsystem haben: das belgische FN F2000 und das russische von KBP entwickelte A91M und ADS-Gewehr. Beide sind mit einem vorwärtsgerichteten Auswurfsystem ausgestattet - und beide haben bisher einen sehr begrenzten Markterfolg vorzuweisen. Von diesen zwei Systemen scheint das russische zuverlässiger zu sein, da die Auswurfrinne deutlich kürzer ist und jede Hülse förmlich von einem vorstehenden Bauteil des Verschlussträgers nach vorne geschoben wird. Dadurch findet ein sehr kraftvoller Auswurf statt, bei dem die Hülsen über dem Pistolengriff aus der Waffe herausgeschleudert werden.
Das belgische Gewehr ist stattdessen mit einem Auswurfrohr ausgestattet, das sich im Gehäuse und neben dem Lauf befindet. Die Hülsen müssen zunächst diesen Weg hinter sich bringen, bevor sie aus einem Auswurffenster über dem Vorderschaft fallen.
Da jede Hülse lediglich von der nachfolgenden vorwärts gedrückt wird und sie nicht durch weitere Kräfte in der Rinne angetrieben wird, ist das FN F2000 in bestimmten Situationen anfällig. Insbesondere beim aufwärtsgerichteten Feuern können Störungen eintreten. Das Konzept des vorwärtsgerichteten Auswurfs ist eigentlich eine sehr alte Idee – sie wurde erstmals in Maxim-Maschinengewehren im späten 19. Jahrhundert verwendet. Jedoch wurde das Konzept danach selten in Gewehren genutzt.
Die Hinterschaftlader-Bauweise hat bei der Konstruktion von Waffen, wo die Lauflänge eine wichtige Rolle spielt, sogar eine gewisse Wertschätzung erlangt. Insbesondere für Scharfschützengewehre, Langstreckengewehre, Anti-Wehrmaterial-Gewehre und Verteidigungsgewehre, deren Lauflänge bis zu einem Meter betragen kann. Heute sind eine Vielzahl an Langstreckengewehren und Anti-Wehrmaterial-Gewehren in Hinterschaftlader-Bauweise auf dem Markt für das Militär erhältlich. Dazu gehören die in den USA hergestellten Modelle Barett M90 und M95 im Kaliber 12,7 x 99 mm/.50-BMG, das Leader-50A1 und das Desert-Tech HTI, das russische ASVK 12,7 x 108 mm, die chinesischen M06 und LR2 (in beiden Kalibern verfügbar), das ungarische GM-6 "Lynx" und das polnische WKW "Wilk" im Kaliber .50-BMG, sowie einige andere, die sich noch in der Prototypenphase befinden, wie das Barrett XM500.
Ab den 1960er Jahren wurden einige Versuche unternommen, durch den Umbau von standardmäßigen oder herkömmlich konfigurierten Modellen Waffen mit Hinterschaftlader-Bauweise zu entwickeln und herzustellen. Die meisten dieser Versuche wurden auf dem Markt kaum angenommen und hatten nur begrenzten Erfolg. Dazu gehört die High Standard Model 10 Serie halbautomatischer Hinterschaftlader-Schrotgewehre, die von einigen lokalen Polizeidienststellen in den USA verwendet und in sehr beschränkter Stückzahl an die argentinische Marine und die mexikanische Armee verkauft wurden. In jüngerer Vergangenheit entwickelte die russische Waffenindustrie das OTs-14 "Groza" Sturmgewehr und das SVU-A Scharfschützengewehr, die beide von den russischen Polizeibehörden verwendet werden.
Ein Großteil der Hinterschaftlader-Wechselsysteme für herkömmliche Waffen war jedoch für die kommerziellen und zivilen Märkte bestimmt. Besonders erwähnenswert sind das Muzzelite Hinterschaftlader-Wechselsystem für das beliebte halbautomatische Gewehr Ruger Mini-14 und das AKU-94 Wechselsystem für AK-Gewehre. Der Verkauf war durch und durch erfolglos, vor allem aufgrund der fehlenden Benutzerfreundlichkeit für linkshändige Schützen. Deshalb versuchten einige Unternehmen, vollständig beidhändige Bedienungen und Auswurfsysteme bei zahlreichen kommerziellen Hinterschaftladern einzuführen.
Bisher hatte eigentlich nur das in Florida beheimatete Unternehmen Kel-Tec CNC Industries Erfolg bei diesem Bestreben. Es führte zwei halbautomatische Hinterschaftlader ein: das RFB-Modell im Kaliber 7,62 x 51 mm/.308 verfügt über ein vorwärtsgerichtetes Auswurfsystem mit einer Rinne und einem Auswurffenster über dem Handschutz. Die RDB- und M43-Gewehre in den Kalibern .223/5,56 mm, 6,5 mm und 7,62 x 39 mm sind mit einem freien, nach unten gerichteten Auswurffenster direkt hinter dem Magazingehäuse ausgestattet.
Das Unternehmen stellt auch eines der wenigen im Handel erhältlichen Hinterschaftlader-Schrotgewehre her, das ebenfalls ein nach unten gerichtetes Auswurfsystem hat – das KSG. Der einzige Kontrahent auf dem Markt ist das türkische UTAS UTS-15 Schrotgewehr, das über ein herkömmliches Auswurffenster an der rechten Seite verfügt. Beide basieren auf dem südafrikanischen Hinterschaftlader Neostead NS-2000 mit nach unten gerichtetem Auswurf. Alle genannten Schrotgewehre haben eine doppelte, wechselseitige oder wählbare Zuführung und werden als Verteidigungs- oder taktische Schußwaffe angeboten.
In jüngster Zeit führte ein weiteres amerikanisches Unternehmen, das oben genannte Desert-Tech, das MDR "Micro-Dynamic Rifle" Hinterschaftlader-Waffensystem ein. Das System befindet sich derzeit in der finalen Prototypenphase.
Das Desert-Tech MDR ist eine Waffe in mehreren Kalibern, die in einer zivilen halbautomatischen Version sowie in einer MIL/LE-orientierten Version mit Feuerwahl konzipiert wurde. Bei ihr kann sofort zwischen einem herkömmlichen rechten Auswurf zu einem vorwärtsgerichteten Auswurfmuster gewechselt werden. Damit stünde es in direktem Wettbewerb mit beiden Kel-Tec-Modellen, zumindest auf den zivilen Märkten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hinterschaftlader-Bauweise sich offenbar als typische Bauweise in modernen Kleinwaffen etabliert hat. Wie jede andere Konfiguration bzw. jedes System, hat sie ihre Vor- und Nachteile, Befürworter und Gegner, aber nach Meinung des Autors wird ihre Beliebtheit mit der Zeit und Weiterentwicklung steigen.