Das Albert Arms ALR-300 wiegt ohne Montage, Zielfernrohr und Zusatzausrüstung 7.930 Gramm.
Weil die Hauptbestandteile Griffstück und Systemgehäuse vom ALR-338 übernommen wurden, die für die größere, leistungsstärkere .338 Lapua Magnum (8,6x70 mm) mit einer Patronenlänge von 93,50 mm eingerichtet sind, besitzt das ALR-300 für die .300 Winchester Magnum (7,62x67 mm; Patronenlänge: 84,84 mm) noch massivere Wandstärken und dürfte somit hinsichtlich der Stabilität im Dauergebrauch über jeden Zweifel erhaben sein.
"Lower" und "Upper" (mit integrierter MIL-STD-1913-Montageschiene für Optiken) bestehen aus 7075er Aluminium und werden in Deutschland auf modernen CNC-Mehrachsen-Fräszentren blitzsauber heraus gearbeitet.
Markanter Unterschied im Vergleich zu konventionellen AR-10/AR-15-Konstruktionen:
Um die Verschleißerscheinungen im Dauergebrauch (auch durch häufiges Aufklappen und Zerlegen) zu minimieren, wurden Stahlbuchsen in die beiden Verbindungszapfen des Systemoberteils eingesetzt, das mit zwei Steckbolzen mit dem Griffstück verbunden wird. Pflegliche Behandlung und ab und an ein paar Tropfen Öl vorausgesetzt, dürfte so eine hohe Lebensdauer gegeben sein. Selbstverständlich ist auch das Albert Arms ALR-300 mit AR-10/AR-15-Bauteilen kompatibel, so dass ein freistehender Magpul MOE-Pistolengriff und die bewährte, justierbare Magpul PRS-Schulterstütze verbaut wurden.
Albert Arms ALR-300: Kurzhub-Gaskolbe-Gasdruckladesystem
Das ALR-300 arbeitet mit einem indirekten Kurzhub-Gaskolben-Gasdruckladesystem ("Short Stroke Piston System"), bei dem sich der Gaskolben separat vom Verschluss bewegt und einer über dem Lauf angeordneten Antriebsstange einen Impuls erteilt, die auf den Verschlussträger wirkt und den Repetiermechanismus einleitet. Der Drehkopfverschluss verriegelt mit 16 Warzen (8 Warzen in 2 Reihen) in der korrespondierenden Verriegelungskulisse des Lauffortsatzes. Allerdings liegt eine Reihe mit zwei Warzen auf dem Auszieher, so dass diese beiden Riegelelemente nicht wirklich im Gegenlager eingreifen. Umso viel Verriegelungsfläche wie möglich zu erhalten, wurde eine Ausnehmung in den Auszieher gefräst, in der sich eine Riegelwarze befindet, so dass bei korrekter Zählung insgesamt 15 Verriegelungswarzen ihre Arbeit verrichten. Der Verschlusskopf beherbergt zwei Ausstoßer und der Verschlussträger besitzt eine automatische Schlagbolzensicherung und Schlagbolzenrückholfeder, was beim Schließen des Systems das Risiko eines Kontaktes zwischen Zündstift und Zündhütchen und somit des sogenannten "Slamfire" wesentlich reduziert beziehungsweise eliminiert. "Slamfire" bedeutet, dass die Patrone mit solch einer Wucht vom Verschluss ins Patronenlager befördert wird, dass der frei fliegende Zündstift des klassischen AR-Systems eine unbeabsichtigte Schussauslösung (AD; accidental discharge) provoziert, der Schuss also bricht, ohne dass der Schütze den Abzug betätigte.
Die Gasentnahme-Einheit an der Front des gefälligen Leichtmetall-Handschutzes besitzt eine in einer Buchse vibrationsarm positionierte Gas-Düse, die ohne Handschutz-Demontage und Werkzeug simpel und schnell ausgebaut werden kann. Das verstellbare Gassystem weist drei Einstellungsstufen sowie eine Sperrstellung für manuelles Repetieren auf. Die erste Gaszufuhr-Stellung wird vom Hersteller für neue Munitionssorten beziehungsweise Laborierungswechsel empfohlen, mit der sich das ALR-300 sehr moderat im Schuss verhält, aber auch am ehesten zu etwaigen Funktionsstörungen neigt. Stufe 2 sorgt für mehr Funktionsreserve und stärker herauskatapultierten Hülsen, während Stufe 3 nur bei schwach geladenen Patronen und/oder starker Verschmutzung und kalten Witterungsbedingungen zum Einsatz kommen muss. Durch das indirekte Gasdruckladesystem strömt im Vergleich zum klassischen, direkten Gasdruckladesystem nach Stoner mit Gas-Röhre und unmittelbar in den Verschluss eingespritztem Gas weniger davon in Richtung des Gesichts des Schützen, was sich gerade bei Kalibern wie .300 WM mit großem Innenvolumen bemerkbar machen dürfte. In dem Stahlblech-Kastenmagazin werden die zehn Patronen doppelreihig gelagert und mittig ins Patronenlager zugeführt. Dies sieht im Vergleich zu einem einreihigen, weit aus dem Schacht herausragendem Magazin nicht nur gefälliger aus, sondern ermöglicht auch eine tiefere Anschlagposition bei Verwendung eines Zweibeins. Unser Vorserien-Testexemplar war mit einem 650 mm langen Lothar Walther-Lauf mit 1-10"/1-254 mm-Drall ausgestattet, an dessen 24 mm starken Mündungspartie auf einem M18x1-Gewinde die Mündungsbremse mit drei Expansionskammern aufgepflanzt wurde. Der Mündungsaufsatz kann somit bei Bedarf unkompliziert gegen eine Alternative ausgetauscht werden. Bei den ALR-300-Serienausführungen soll optional auch Heym-Laufmaterial angeboten werden.
ALR-300: AR-Abzugseinheit und Verschlussfanghebel
Aufgrund der harten "Large Rifle Magnum"-Zündhütchen der .300 Winchester Magnum geraten typische Matchabzugseinheiten hinsichtlich der Schlag- und Zündenergie bisweilen an ihre Grenzen. Somit wurde aus Gründen des Erhalts der hundertprozentigen Funktionszuverlässigkeit zumindest bei unserem Vorserienmodell eine standardmäßige AR-Abzugseinheit mit einem gemessenen Abzugsgewicht von 2.980 Gramm eingebaut. Dem Vernehmen nach sollen zukünftige Serienwaffen auch mit Matchabzügen zu haben sein, wobei Albert Arms jetzt schon Abzugsgewichte von 1.000 bis 3.500 Gramm ganz nach Kundenwunsch anbietet. Der im Bereich der Systemkasten-Vorderpartie oberhalb des Auswurffensters positionierte, klappbare Ladehebel ist beidseitig ausgeführt und lässt sich im Anschlag von links und rechts komfortabel handhaben. Er marschiert übrigens auf einer Wegstrecke von rund 40 mm im Schuss zurück, wobei er bei den ALR-300-Serienausführungen höchstwahrscheinlich festgesetzt und sich so im Schuss nicht mehr bewegen wird. Zumindest bei der vorliegenden Erprobungswaffe funktionierte der beidseitige Verschlussfanghebel etwas schwergängig, doch auch hier versprach Konstrukteur Vitali Grauer schon Modifikationen, die das Handling erleichtern sollen.
Albert Arms ALR-300 in .300 Win. Mag.: Unser Test-Fazit
Das Selbstladegewehr Albert Arms ALR-300 in .300 Winchester Magnum ist ebenso funktionstüchtig wie präzise und für Einsatzreichweiten von 300 bis zu 1.400 Meter konzipiert. Dass es angesichts des Anschaffungspreises von 7.990 Euro dabei auch hochwertig verarbeitet ist und innen wie außen durch saubere Verarbeitung und Oberflächen glänzt, versteht sich nahezu von selbst.
Albert Arms ALR-300 in .300 Win. Mag.: Schussleistung
Geschoss: Gewicht-Hersteller-Art-Dia. | Patrone / Pulver Menge-Hersteller-Serie | OAL in mm | V2 in m/s | V2-Diff. in m/s | Präzision 100m in mm | Präzision 300m in mm |
154 grs SFC MEN .308 | MEN Sniper Line Fabrikpatrone | 85,0 | 930,1 | 6,5 | 17 (7) | 56 |
168 grs HPBT Hornady .308 | 81,0 grs Ramshot Magnum | 83,5 | 908,5 | 5,6 | 27 | 65 |
168 grs HPBT Hornady .308 | 83,0 grs Ramshot Magnum | 83,5 | 920,7 | 10,0 | 25 | 61 |
168 grs HPBT Lapua .308 | 81,0 grs Ramshot Magnum | 83,5 | 905,4 | 14,3 | 30 | 76 |
168 grs HPBT Lapua .308 | 83,0 grs Ramshot Magnum | 83,5 | 921,2 | 10,8 | 26 | 88 |
180 grs SP Federal .308 | Federal Fusion Fabrikpatrone | 83,8 | 888,9 | 11,8 | 23 | 62 |
190 grs HPBT MEN .308 | MEN Sniper Line Fabrikpatrone | 84,2 | 898,5 | 12,9 | 13 | 52 (27) |
195 grs BTHP Hornady .308 | Hornady Match Fabrikpatrone | 84,4 | 861,4 | 12,1 | 26 | 69 |
(Handlaborierungen in MEN Hülsen, Trimmlänge: 66,3 mm, mit Remington Large Rifle Magnum 9,5M-Zündhütchen. Testaufbau: Sitzend aufgelegt und liegend mit vorderem Fortmeier-Zweibein und hinteren Sandsack-Auflagen. 5 Schuss auf 100 und 300 Meter. Visierung: Kahles K624-Zielfernrohr 6-24x56)
Weitere Informationen zum ALR-300 erhalten Sie bei:
Waffen Albert GmbH
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